Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Skizzen aus unserm heutigen Volksleben seite: xdsFnedon ng, xoäclös dort Äussut Mr ckrelrunäort ^g.r in asu aonto unä Der Herr Oberprediger löste den Streifen, der als Rücken einer alten Hebe- Man sah sich mit etwas zweifelnden Blicken an. Die Stadt war doch sicher Ein guter Gedanke ist wie ein Samenkorn, das gepflanzt wird. Ein solches Unser Herr Bürgermeister erfreut sich wegen seiner jovialen Art und seiner Skizzen aus unserm heutigen Volksleben seite: xdsFnedon ng, xoäclös dort Äussut Mr ckrelrunäort ^g.r in asu aonto unä Der Herr Oberprediger löste den Streifen, der als Rücken einer alten Hebe- Man sah sich mit etwas zweifelnden Blicken an. Die Stadt war doch sicher Ein guter Gedanke ist wie ein Samenkorn, das gepflanzt wird. Ein solches Unser Herr Bürgermeister erfreut sich wegen seiner jovialen Art und seiner <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0235" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231405"/> <fw type="header" place="top"> Skizzen aus unserm heutigen Volksleben</fw><lb/> <p xml:id="ID_741" prev="#ID_740"> seite: xdsFnedon ng, xoäclös dort Äussut Mr ckrelrunäort ^g.r in asu aonto unä<lb/> ne!F0lit>NS8den M-«z in Wild«z Uarivn U^ggölMön avonäe. Der Herr Oberprediger<lb/> erkannte mit dem ihm eignen Scharfblick den eminenten Wert dieser Urkunde, denn<lb/> hier wurde der Name unsrer Stadt Schmnlzlebeu und das Datum 1398 genannt.<lb/> Die älteste bis jetzt bekannte Jahreszahl stand auf einem Steine, der von der<lb/> Siechenkapelle stammte und jetzt in einem Winkel des Natsarchivs aufbewahrt wurde.<lb/> Diese Zahl wies aber ans das Ende des folgenden Jahrhunderts. Hier war nun<lb/> die Jahreszahl 1393 urkundlich festgestellt.</p><lb/> <p xml:id="ID_742"> Der Herr Oberprediger löste den Streifen, der als Rücken einer alten Hebe-<lb/> listc gedient hatte, los und nahm ihn mit in den Bürgergarden, wo sich die Hono¬<lb/> ratioren der Stadt beim Bier zu versammeln pflegten. Der Fund erregte das größte<lb/> Aufsehen und gab Anlaß zu eingehenden historischen Erörterungen, bei denen fest¬<lb/> gestellt wurde, daß es noch vor einigen Jahrzehnten einen alten Andreas Emmer<lb/> gegeben habe, und daß die Stelle zwischen der alten Stadtmauer und dem Siechen¬<lb/> hofe noch heute im Volksmnnde „hinter den Schweineställen" genannt werde. Die<lb/> Urkunde war also unanfechtbar. Der Herr Bürgermeister hatte sich an der Diskussion<lb/> «icht beteiligt, sondern war seinen eignen Gedanken nachgegangen, nnn aber seufzte<lb/> er tief ans und sprach: Meine Herren, Sie ahnen nicht, von wie großer Bedeutung<lb/> der Fund des Herrn Oberpredigers ist. Er giebt uns Anlaß, ein Jubiläum zu<lb/> feiern, das Fest des fünfhundertjnhrigen Bestehens unsrer Stadt.</p><lb/> <p xml:id="ID_743"> Man sah sich mit etwas zweifelnden Blicken an. Die Stadt war doch sicher<lb/> älter als Hanns Emmern syn Swynstall; aber der Herr Bürgermeister wies nach,<lb/> daß alle Städtejubiläen auf ähnlichen Nachrichten gefußt haben wie vorliegendes<lb/> Dokument, und daß, wenn später ein noch älteres Dokument bekannt werden sollte,<lb/> nichts im Wege stehe, das Jubiläum zu wiederholen. Dieser letzte Grund leuchtete<lb/> ein, und die Versammlung machte sich mit dem Gedanken vertraut, im Jahre 1893<lb/> ein „noch nie dagewesenes" Fest zu feiern.</p><lb/> <p xml:id="ID_744"> Ein guter Gedanke ist wie ein Samenkorn, das gepflanzt wird. Ein solches<lb/> Korn bedarf zum Aufgehn auch eines guten Bodens. Und dieser war für den<lb/> Gedanken des Herrn Bürgermeisters vorhanden. Schmalzlebeu ist eine aufstrebende<lb/> Stadt. sind doch in den letzten zehn Jahren nicht weniger als drei neue Häuser<lb/> am Marktplatz entstanden. Die Reihe von Scheunen, die sonst den Eingang zur<lb/> Stadt verunzierten, ist weggebrochen worden. Sogar einen Fabrikschornstein weist<lb/> unsre Stadt auf. Und regsam ist unsre Bürgerschaft, das muß man sagen. Wenn<lb/> es irgend ein Unternehmen gilt, einen Gedenktag oder ein Vergnügen, so zeigt sich<lb/> der städtische Gemeinsinn. Keiner bleibt zurück. Ja, wer für eine solche wirklich<lb/> gute Sache an den Opfersinn der Bürgerschaft appelliert, kann gewiß sein, nicht<lb/> im Stiche gelassen zu werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_745" next="#ID_746"> Unser Herr Bürgermeister erfreut sich wegen seiner jovialen Art und seiner<lb/> Fertigkeit, jeder Sache ihre feuchte Seite abzugewinnen, einer ungewöhnlichen Be¬<lb/> liebtheit. Selbst die Herren Stadtverordneten schlagen ihm so leicht nichts ab.<lb/> Wir sind stolz auf unsern Herrn Bürgermeister. Seit er das Szepter führt, und<lb/> seit die Stadt durch die Sekuudärbahn rin der Hanpteisenbahnstrecke verbunden<lb/> ist, hat sich der Handelsumsatz der Stadt, zum Beispiel ihr Bierkonsum, sichtlich ge¬<lb/> hoben. Auch die Kvmmunalstenern haben sich vermehrt, aber das gehört zu einer<lb/> aufstrebenden Stadt, und dafür haben wir auch neues Pflaster, neue Laternen und<lb/> einen uniformierten Polizeidiener erhalten. Und schließlich, Geld ist ja da. Wenn<lb/> jetzt der Herr Bürgermeister ein Stadtjubiläum plante, durch das die aufstrebende<lb/> Stadt verherrlicht, und wodurch deu Handwerkern, Kaufleuten und Wirten Ver-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0235]
Skizzen aus unserm heutigen Volksleben
seite: xdsFnedon ng, xoäclös dort Äussut Mr ckrelrunäort ^g.r in asu aonto unä
ne!F0lit>NS8den M-«z in Wild«z Uarivn U^ggölMön avonäe. Der Herr Oberprediger
erkannte mit dem ihm eignen Scharfblick den eminenten Wert dieser Urkunde, denn
hier wurde der Name unsrer Stadt Schmnlzlebeu und das Datum 1398 genannt.
Die älteste bis jetzt bekannte Jahreszahl stand auf einem Steine, der von der
Siechenkapelle stammte und jetzt in einem Winkel des Natsarchivs aufbewahrt wurde.
Diese Zahl wies aber ans das Ende des folgenden Jahrhunderts. Hier war nun
die Jahreszahl 1393 urkundlich festgestellt.
Der Herr Oberprediger löste den Streifen, der als Rücken einer alten Hebe-
listc gedient hatte, los und nahm ihn mit in den Bürgergarden, wo sich die Hono¬
ratioren der Stadt beim Bier zu versammeln pflegten. Der Fund erregte das größte
Aufsehen und gab Anlaß zu eingehenden historischen Erörterungen, bei denen fest¬
gestellt wurde, daß es noch vor einigen Jahrzehnten einen alten Andreas Emmer
gegeben habe, und daß die Stelle zwischen der alten Stadtmauer und dem Siechen¬
hofe noch heute im Volksmnnde „hinter den Schweineställen" genannt werde. Die
Urkunde war also unanfechtbar. Der Herr Bürgermeister hatte sich an der Diskussion
«icht beteiligt, sondern war seinen eignen Gedanken nachgegangen, nnn aber seufzte
er tief ans und sprach: Meine Herren, Sie ahnen nicht, von wie großer Bedeutung
der Fund des Herrn Oberpredigers ist. Er giebt uns Anlaß, ein Jubiläum zu
feiern, das Fest des fünfhundertjnhrigen Bestehens unsrer Stadt.
Man sah sich mit etwas zweifelnden Blicken an. Die Stadt war doch sicher
älter als Hanns Emmern syn Swynstall; aber der Herr Bürgermeister wies nach,
daß alle Städtejubiläen auf ähnlichen Nachrichten gefußt haben wie vorliegendes
Dokument, und daß, wenn später ein noch älteres Dokument bekannt werden sollte,
nichts im Wege stehe, das Jubiläum zu wiederholen. Dieser letzte Grund leuchtete
ein, und die Versammlung machte sich mit dem Gedanken vertraut, im Jahre 1893
ein „noch nie dagewesenes" Fest zu feiern.
Ein guter Gedanke ist wie ein Samenkorn, das gepflanzt wird. Ein solches
Korn bedarf zum Aufgehn auch eines guten Bodens. Und dieser war für den
Gedanken des Herrn Bürgermeisters vorhanden. Schmalzlebeu ist eine aufstrebende
Stadt. sind doch in den letzten zehn Jahren nicht weniger als drei neue Häuser
am Marktplatz entstanden. Die Reihe von Scheunen, die sonst den Eingang zur
Stadt verunzierten, ist weggebrochen worden. Sogar einen Fabrikschornstein weist
unsre Stadt auf. Und regsam ist unsre Bürgerschaft, das muß man sagen. Wenn
es irgend ein Unternehmen gilt, einen Gedenktag oder ein Vergnügen, so zeigt sich
der städtische Gemeinsinn. Keiner bleibt zurück. Ja, wer für eine solche wirklich
gute Sache an den Opfersinn der Bürgerschaft appelliert, kann gewiß sein, nicht
im Stiche gelassen zu werden.
Unser Herr Bürgermeister erfreut sich wegen seiner jovialen Art und seiner
Fertigkeit, jeder Sache ihre feuchte Seite abzugewinnen, einer ungewöhnlichen Be¬
liebtheit. Selbst die Herren Stadtverordneten schlagen ihm so leicht nichts ab.
Wir sind stolz auf unsern Herrn Bürgermeister. Seit er das Szepter führt, und
seit die Stadt durch die Sekuudärbahn rin der Hanpteisenbahnstrecke verbunden
ist, hat sich der Handelsumsatz der Stadt, zum Beispiel ihr Bierkonsum, sichtlich ge¬
hoben. Auch die Kvmmunalstenern haben sich vermehrt, aber das gehört zu einer
aufstrebenden Stadt, und dafür haben wir auch neues Pflaster, neue Laternen und
einen uniformierten Polizeidiener erhalten. Und schließlich, Geld ist ja da. Wenn
jetzt der Herr Bürgermeister ein Stadtjubiläum plante, durch das die aufstrebende
Stadt verherrlicht, und wodurch deu Handwerkern, Kaufleuten und Wirten Ver-
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