le so tief gehende und heute von allen Patrioten als berechtigt anerkannte Kolonialbewegung wird hoffentlich anch dahin führen, daß man uns Deutsche in Australien nicht ganz vergißt. Seit der Erwerbung halb Neuguineas, des Bismarckarchipels, der Kiautschoubncht in China und der spanischen Südseeinseln sind wir Deutschaustralier den politischen Interessen unsers Vaterlands näher ge¬ rückt. Außerdem hat der Handelsverkehr zwischen Deutschland und Australien derartig zugenommen, daß von Hamburg uach Fremantle eine besondre Fracht¬ dampferlinie eröffnet worden ist; und der Bremer Llohd, der Fremantle eben- salls zur ersten und letzten Haltestelle in Australien gemacht hat, sendet außer den sechstausend Tonnen aufnehmenden Postdampfern jetzt auch solche von elf- tnuseud Tonnen Ladungskraft zu uus.
Dies beweist, daß unser schöner Kontinent des Südens trotz seiner noch so geringen Bevölkerung für den Welthandel immer wichtiger wird. Gold und Silber, Holz, Wolle, Felle und eine große Zahl landwirtschaftlicher Pro¬ dukte sind die australischen Ausfuhrartikel. Dagegen steht die hiesige Industrie uoch auf sehr schwachen Füßen, sodaß wir mit vielen Bedürfnissen dieser Art für Jahrzehnte noch auf das Ausland angewiesen bleiben. Oum, ^raro "g-Ils gesprochen, steht Australien erst auf der Wirtschaftsstufe, die das Amerika der Vereinigten Staaten etwa vor fünfzig Jahren einnahm. Eine wirtschaftliche Konföderation der sieben australischen Kolonien wird zwar angestrebt, ist wieder¬ holt auch schon beraten worden, doch in diesem Jahrhundert wird sie kaum verwirklicht werden. Derartig weitgreifende Regieruugsbeschlüsse bedürfen, um Gesetz zu werden, der nachfolgenden Zustimmung durch das Volk, und der Par- tikularismus in Australien ist womöglich noch zäher als der in Deutschland.
Die schwache Bevölkerung und der uoch so geringe Export zwingen jede
Grenzboten III 1899 25
Australien und die deutsche Kolonialbewegung
le so tief gehende und heute von allen Patrioten als berechtigt anerkannte Kolonialbewegung wird hoffentlich anch dahin führen, daß man uns Deutsche in Australien nicht ganz vergißt. Seit der Erwerbung halb Neuguineas, des Bismarckarchipels, der Kiautschoubncht in China und der spanischen Südseeinseln sind wir Deutschaustralier den politischen Interessen unsers Vaterlands näher ge¬ rückt. Außerdem hat der Handelsverkehr zwischen Deutschland und Australien derartig zugenommen, daß von Hamburg uach Fremantle eine besondre Fracht¬ dampferlinie eröffnet worden ist; und der Bremer Llohd, der Fremantle eben- salls zur ersten und letzten Haltestelle in Australien gemacht hat, sendet außer den sechstausend Tonnen aufnehmenden Postdampfern jetzt auch solche von elf- tnuseud Tonnen Ladungskraft zu uus.
Dies beweist, daß unser schöner Kontinent des Südens trotz seiner noch so geringen Bevölkerung für den Welthandel immer wichtiger wird. Gold und Silber, Holz, Wolle, Felle und eine große Zahl landwirtschaftlicher Pro¬ dukte sind die australischen Ausfuhrartikel. Dagegen steht die hiesige Industrie uoch auf sehr schwachen Füßen, sodaß wir mit vielen Bedürfnissen dieser Art für Jahrzehnte noch auf das Ausland angewiesen bleiben. Oum, ^raro «g-Ils gesprochen, steht Australien erst auf der Wirtschaftsstufe, die das Amerika der Vereinigten Staaten etwa vor fünfzig Jahren einnahm. Eine wirtschaftliche Konföderation der sieben australischen Kolonien wird zwar angestrebt, ist wieder¬ holt auch schon beraten worden, doch in diesem Jahrhundert wird sie kaum verwirklicht werden. Derartig weitgreifende Regieruugsbeschlüsse bedürfen, um Gesetz zu werden, der nachfolgenden Zustimmung durch das Volk, und der Par- tikularismus in Australien ist womöglich noch zäher als der in Deutschland.
Die schwache Bevölkerung und der uoch so geringe Export zwingen jede
Grenzboten III 1899 25
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Australien und die deutsche Kolonialbewegung
le so tief gehende und heute von allen Patrioten als berechtigt
anerkannte Kolonialbewegung wird hoffentlich anch dahin führen,
daß man uns Deutsche in Australien nicht ganz vergißt. Seit
der Erwerbung halb Neuguineas, des Bismarckarchipels, der
Kiautschoubncht in China und der spanischen Südseeinseln sind
wir Deutschaustralier den politischen Interessen unsers Vaterlands näher ge¬
rückt. Außerdem hat der Handelsverkehr zwischen Deutschland und Australien
derartig zugenommen, daß von Hamburg uach Fremantle eine besondre Fracht¬
dampferlinie eröffnet worden ist; und der Bremer Llohd, der Fremantle eben-
salls zur ersten und letzten Haltestelle in Australien gemacht hat, sendet außer
den sechstausend Tonnen aufnehmenden Postdampfern jetzt auch solche von elf-
tnuseud Tonnen Ladungskraft zu uus.
Dies beweist, daß unser schöner Kontinent des Südens trotz seiner noch
so geringen Bevölkerung für den Welthandel immer wichtiger wird. Gold
und Silber, Holz, Wolle, Felle und eine große Zahl landwirtschaftlicher Pro¬
dukte sind die australischen Ausfuhrartikel. Dagegen steht die hiesige Industrie
uoch auf sehr schwachen Füßen, sodaß wir mit vielen Bedürfnissen dieser Art
für Jahrzehnte noch auf das Ausland angewiesen bleiben. Oum, ^raro «g-Ils
gesprochen, steht Australien erst auf der Wirtschaftsstufe, die das Amerika der
Vereinigten Staaten etwa vor fünfzig Jahren einnahm. Eine wirtschaftliche
Konföderation der sieben australischen Kolonien wird zwar angestrebt, ist wieder¬
holt auch schon beraten worden, doch in diesem Jahrhundert wird sie kaum
verwirklicht werden. Derartig weitgreifende Regieruugsbeschlüsse bedürfen, um
Gesetz zu werden, der nachfolgenden Zustimmung durch das Volk, und der Par-
tikularismus in Australien ist womöglich noch zäher als der in Deutschland.
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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_231169/201>, abgerufen am 23.01.2025.
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