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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.

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Die Zusammensetzung der Bevölkerung des Deutschen Reichs

worden ist. Das führt zu 5482151 selbständigen und 13430279 Hilfs¬
personen, von denen 621827 solche höherer Stellung sind. Danach fällt auf
die ersten ein reichliches Viertel, 28,0, auf die höhern Gehilfen 3,3 und auf
die große Menge der übrigen 67,7 Prozent. Unter diesen niedern Hilss-
personen ragen entschieden am meisten -- mit 6021641 Köpfen oder 31,8 Pro¬
zent der Erwerbthätigen der drei Abteilungen -- die "gelernten," also durch
einen wie immer gearteten Lehrgang berufsmüßig vorgebildeten und darum
meist auch besser gelohnten überwiegend der Industrie angehörenden Arbeiter
hervor. Dagegen entfallen auf die mehr für einfachere, gröbere Verrichtungen
gedungnen "ungelernten" Arbeiter 4725326 oder 25 Prozent. Den dritten
Bestandteil geben mit 2069 585 Köpfen oder 10,9 Prozent die im Betriebe
der selbständigen mithelfenden Familienglieder ob. Sie, die vorzugsweise in
der Landwirtschaft ihren Wirkungskreis haben, bestehen zum größern Teile
aus Frauen. Etwas anders als 1895 war die Verteilung der selb¬
ständigen und Abhängigen im Jahre 1882. Damals betrugen die ersten
5190587 oder 32,0, die höhern Hilfspersvnen 307268 oder 1,9 und die
niedern 10705324 oder 66,0 Prozent der Erwerbthätigen. Das bedeutet also
eine nicht geringe Verschiebung zu Gunsten der selbständigen. Auch die
-- an Zahl allerdings unbedeutenden -- höhern Hilfspersvnen sind auf das
doppelte gewachsen. Innerhalb der drei Abteilungen war freilich die Entwick¬
lung recht verschieden, wie hier denn auch die Zusammensetzung abweichend
ist. Es kommen nämlich auf die:



Die Abstände sind demnach nicht unbeträchtlich. Am niedrigsten ist der
Anteil der selbständigen und ebenso der höhern HilfsPersonen in der Land¬
wirtschaft, am bedeutendsten im Handel und Verkehr. Dort kommt auf die ersten
ein reichliches Viertel, hier über zwei Fünftel. Zwischen beide schiebt sich mit
einem Drittel die Industrie ein. Während aber die Zahl der selbständigen
in der Landwirtschaft verhältnismäßig gestiegen ist, zeigt sie in den andern
beiden Abteilungen eine recht wahrnehmbare Verringerung. Dagegen ist dann
der Anteil der Gehilfen im ersten Falle zurückgegangen, im andern gewachsen,
wenigstens bei den niedern Gehilfen. Nun wird, wie einleuchtet, durch das
Zahlenverhältnis der Hilfspersonen zu den selbständigen die gesellschaftlich
bedeutsame Aussicht jener, in eine selbständige Stellung, wenigstens desselben
Berufs, auszurücken, von vornherein bestimmt; es bedeutet gemeinhin ein nie¬
driges Verhältnis der selbständigen, ein hohes der Hilfspersonen eine ungünstige
Lage für diese und umgekehrt. Danach müßten sich also die Aussichten der
niedern Arbeiter in der Industrie und vollends im Handel und Verkehr, wo
nicht viel an einer Verdoppelung ihrer Zahl fehlt, verschlechtert haben. Das


Die Zusammensetzung der Bevölkerung des Deutschen Reichs

worden ist. Das führt zu 5482151 selbständigen und 13430279 Hilfs¬
personen, von denen 621827 solche höherer Stellung sind. Danach fällt auf
die ersten ein reichliches Viertel, 28,0, auf die höhern Gehilfen 3,3 und auf
die große Menge der übrigen 67,7 Prozent. Unter diesen niedern Hilss-
personen ragen entschieden am meisten — mit 6021641 Köpfen oder 31,8 Pro¬
zent der Erwerbthätigen der drei Abteilungen — die „gelernten," also durch
einen wie immer gearteten Lehrgang berufsmüßig vorgebildeten und darum
meist auch besser gelohnten überwiegend der Industrie angehörenden Arbeiter
hervor. Dagegen entfallen auf die mehr für einfachere, gröbere Verrichtungen
gedungnen „ungelernten" Arbeiter 4725326 oder 25 Prozent. Den dritten
Bestandteil geben mit 2069 585 Köpfen oder 10,9 Prozent die im Betriebe
der selbständigen mithelfenden Familienglieder ob. Sie, die vorzugsweise in
der Landwirtschaft ihren Wirkungskreis haben, bestehen zum größern Teile
aus Frauen. Etwas anders als 1895 war die Verteilung der selb¬
ständigen und Abhängigen im Jahre 1882. Damals betrugen die ersten
5190587 oder 32,0, die höhern Hilfspersvnen 307268 oder 1,9 und die
niedern 10705324 oder 66,0 Prozent der Erwerbthätigen. Das bedeutet also
eine nicht geringe Verschiebung zu Gunsten der selbständigen. Auch die
— an Zahl allerdings unbedeutenden — höhern Hilfspersvnen sind auf das
doppelte gewachsen. Innerhalb der drei Abteilungen war freilich die Entwick¬
lung recht verschieden, wie hier denn auch die Zusammensetzung abweichend
ist. Es kommen nämlich auf die:



Die Abstände sind demnach nicht unbeträchtlich. Am niedrigsten ist der
Anteil der selbständigen und ebenso der höhern HilfsPersonen in der Land¬
wirtschaft, am bedeutendsten im Handel und Verkehr. Dort kommt auf die ersten
ein reichliches Viertel, hier über zwei Fünftel. Zwischen beide schiebt sich mit
einem Drittel die Industrie ein. Während aber die Zahl der selbständigen
in der Landwirtschaft verhältnismäßig gestiegen ist, zeigt sie in den andern
beiden Abteilungen eine recht wahrnehmbare Verringerung. Dagegen ist dann
der Anteil der Gehilfen im ersten Falle zurückgegangen, im andern gewachsen,
wenigstens bei den niedern Gehilfen. Nun wird, wie einleuchtet, durch das
Zahlenverhältnis der Hilfspersonen zu den selbständigen die gesellschaftlich
bedeutsame Aussicht jener, in eine selbständige Stellung, wenigstens desselben
Berufs, auszurücken, von vornherein bestimmt; es bedeutet gemeinhin ein nie¬
driges Verhältnis der selbständigen, ein hohes der Hilfspersonen eine ungünstige
Lage für diese und umgekehrt. Danach müßten sich also die Aussichten der
niedern Arbeiter in der Industrie und vollends im Handel und Verkehr, wo
nicht viel an einer Verdoppelung ihrer Zahl fehlt, verschlechtert haben. Das


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[0140] Die Zusammensetzung der Bevölkerung des Deutschen Reichs worden ist. Das führt zu 5482151 selbständigen und 13430279 Hilfs¬ personen, von denen 621827 solche höherer Stellung sind. Danach fällt auf die ersten ein reichliches Viertel, 28,0, auf die höhern Gehilfen 3,3 und auf die große Menge der übrigen 67,7 Prozent. Unter diesen niedern Hilss- personen ragen entschieden am meisten — mit 6021641 Köpfen oder 31,8 Pro¬ zent der Erwerbthätigen der drei Abteilungen — die „gelernten," also durch einen wie immer gearteten Lehrgang berufsmüßig vorgebildeten und darum meist auch besser gelohnten überwiegend der Industrie angehörenden Arbeiter hervor. Dagegen entfallen auf die mehr für einfachere, gröbere Verrichtungen gedungnen „ungelernten" Arbeiter 4725326 oder 25 Prozent. Den dritten Bestandteil geben mit 2069 585 Köpfen oder 10,9 Prozent die im Betriebe der selbständigen mithelfenden Familienglieder ob. Sie, die vorzugsweise in der Landwirtschaft ihren Wirkungskreis haben, bestehen zum größern Teile aus Frauen. Etwas anders als 1895 war die Verteilung der selb¬ ständigen und Abhängigen im Jahre 1882. Damals betrugen die ersten 5190587 oder 32,0, die höhern Hilfspersvnen 307268 oder 1,9 und die niedern 10705324 oder 66,0 Prozent der Erwerbthätigen. Das bedeutet also eine nicht geringe Verschiebung zu Gunsten der selbständigen. Auch die — an Zahl allerdings unbedeutenden — höhern Hilfspersvnen sind auf das doppelte gewachsen. Innerhalb der drei Abteilungen war freilich die Entwick¬ lung recht verschieden, wie hier denn auch die Zusammensetzung abweichend ist. Es kommen nämlich auf die: inselbständigenhöhern Gehilfenniedern Gehilfen AnzahlProz.AnzahlProz.AnzahlProz. Landwirtschaft in, ^ . . «1895 Industrie-c,, , r «1895 Handel ze, , , -^^g2576 726 2288033 2061870 2201146 843556 70150831,1 27,8 24,9 34,4 36,1 44,796173 66 644 263 747 99076 261907 1415481,2 0,8 3,2 1,6 11,2 9,05619 794 5881819 5955618 4096243 1233045 727 26107,7 71,4 71,9 04,0 52,7 40,3 Die Abstände sind demnach nicht unbeträchtlich. Am niedrigsten ist der Anteil der selbständigen und ebenso der höhern HilfsPersonen in der Land¬ wirtschaft, am bedeutendsten im Handel und Verkehr. Dort kommt auf die ersten ein reichliches Viertel, hier über zwei Fünftel. Zwischen beide schiebt sich mit einem Drittel die Industrie ein. Während aber die Zahl der selbständigen in der Landwirtschaft verhältnismäßig gestiegen ist, zeigt sie in den andern beiden Abteilungen eine recht wahrnehmbare Verringerung. Dagegen ist dann der Anteil der Gehilfen im ersten Falle zurückgegangen, im andern gewachsen, wenigstens bei den niedern Gehilfen. Nun wird, wie einleuchtet, durch das Zahlenverhältnis der Hilfspersonen zu den selbständigen die gesellschaftlich bedeutsame Aussicht jener, in eine selbständige Stellung, wenigstens desselben Berufs, auszurücken, von vornherein bestimmt; es bedeutet gemeinhin ein nie¬ driges Verhältnis der selbständigen, ein hohes der Hilfspersonen eine ungünstige Lage für diese und umgekehrt. Danach müßten sich also die Aussichten der niedern Arbeiter in der Industrie und vollends im Handel und Verkehr, wo nicht viel an einer Verdoppelung ihrer Zahl fehlt, verschlechtert haben. Das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_231169/140>, abgerufen am 15.01.2025.