Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Die Zusammensetzung der Bevölkerung des Deutschen Reichs Raum gebraucht und dieser sich ihr mit zunehmender Volksdichtigkeit verkürzt, Nicht so regelmäßig wie bei der Landwirtschaft und dem Handel ist die Ab¬ Auch in der Verteilung über die Ortsgruppen haben sich seit 1882 Ver¬ Geben die vorstehenden Nachweise einen allgemeinen Aufschluß über den Die Zusammensetzung der Bevölkerung des Deutschen Reichs Raum gebraucht und dieser sich ihr mit zunehmender Volksdichtigkeit verkürzt, Nicht so regelmäßig wie bei der Landwirtschaft und dem Handel ist die Ab¬ Auch in der Verteilung über die Ortsgruppen haben sich seit 1882 Ver¬ Geben die vorstehenden Nachweise einen allgemeinen Aufschluß über den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0134" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231304"/> <fw type="header" place="top"> Die Zusammensetzung der Bevölkerung des Deutschen Reichs</fw><lb/> <p xml:id="ID_379" prev="#ID_378"> Raum gebraucht und dieser sich ihr mit zunehmender Volksdichtigkeit verkürzt,<lb/> nehmen Handel und Verkehr von selbst durch die vermehrte Ansammlung von<lb/> Menschen und die damit gegebnen innigern Verkehrsbeziehungen zu. Immerhin<lb/> ist es nicht unwichtig zu sehen, in welchem Maße der Dichtigkeitsgrad die<lb/> Art der Berufsvertretung mit sich sührt. In Beziehung auf die Landwirtschaft<lb/> ist es demgemäß einleuchtend, daß sie in den Großstädten schwach besetzt ist<lb/> und selbst auffällig, daß sie dort noch so, wie die Zahlen es belegen, vorkommt.<lb/> Es wird sich dabei aber meistens weniger um eigentlichen landwirtschaftlichen<lb/> als um gärtnerischen Betrieb handeln. Auch in den Mittelstädten ist es nicht<lb/> viel anders. Dagegen nimmt die landwirtschaftliche Bevölkerung schon fast<lb/> ein Zehntel in den Klein- und beinahe dreimal soviel in den Landstädten ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_380"> Nicht so regelmäßig wie bei der Landwirtschaft und dem Handel ist die Ab¬<lb/> stufung bei der Industrie. Sie hebt sich über die Groß- und über die Land¬<lb/> städte in den dazwischen liegenden Mittel- und Kleinstädter verhältnismäßig<lb/> ein wenig empor, doch sind hier im ganzen die Abweichungen am geringsten<lb/> fühlbar. Ja selbst auf dem platten Lande nimmt sie. wenn auch nur die<lb/> Hälfte von dem der Städte, so doch immer noch ein Viertel ein. Dagegen<lb/> sind die berufslosen Personen, der öffentliche Dienst und die freien Berufsarten<lb/> wieder um so zahlreicher vorhanden, je dichter die Bevölkerungsanhünfung ist,<lb/> allerdings im letztern Falle mit der geringen Abweichung, daß die Mitlei-<lb/> den Großstädten um einen kleinen Teil überlegen sind, was sich wohl daraus<lb/> erklären und noch aus weitern Belegen erkennen lassen wird, daß das Militär<lb/> gerade in den Großstädten, schon wegen der kostspieligem Unterbringung,<lb/> im Vergleich zur Volksmenge mehr als in den Mittelstädten zurücktritt. Daß<lb/> sich aber der Anteil der berufslosen Personen mit der fallenden Dichtigkeit<lb/> ermäßigt, hängt damit zusammen, daß die Anstaltinsassen ein breiter Be¬<lb/> standteil der Abteilung sind, die Anstalten aber und damit die Ausdehnung<lb/> der Insassen seltner in den weniger volkreichen Orten angetroffen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_381"> Auch in der Verteilung über die Ortsgruppen haben sich seit 1882 Ver¬<lb/> änderungen herausgestellt. Die bemerkenswertesten betreffen die Industrie und<lb/> die Landwirtschaft. Diese hat gerade da eingebüßt, wo sie ihre wesentlichsten<lb/> Standorte hat, auf dem Platten Lande und in den Land- und Kleinstädter,<lb/> während sie in den Mittelstädten etwas verbreiteter geworden ist. Die Industrie<lb/> bekundet ein Wachstum namentlich in den Kleinstädter, doch sind auch die<lb/> Groß- und Mittelstädte entschieden davon berührt worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_382" next="#ID_383"> Geben die vorstehenden Nachweise einen allgemeinen Aufschluß über den<lb/> Umfang, wie die Bevölkerung aus den verschiednen Erwerbsquellen ihren Unter¬<lb/> halt schöpft, so lassen sie jedoch nicht schon das Verhältnis erkennen, worin<lb/> die Einzelnen zu jenen Erwerbsquellen stehen, den Anteil, den sie an der Be¬<lb/> schaffung des Unterhalts haben. Nun setzt sich aber bekanntlich wie im ganzen<lb/> so innerhalb der einzelnen Berufs- und Erwerbszweige die Bevölkerung aus<lb/> zwei ihrem Wesen und ihren Aufgaben nach durchaus verschiednen Bestand¬<lb/> teilen zusammen: aus dem Teil, der dnrch die eigne Ausübung eines Berufs-<lb/> zweigcs wirklich um Erwerbe mitwirkt, und aus dem, der lediglich aus der<lb/> Wirksamkeit andrer erhalten wird, mit andern Worten: aus Ernährenden und<lb/> Ernährten oder, wie es die amtliche Statistik ausdrückt, aus Erwerbthätigen<lb/> und nicht unmittelbar erwerbend thätigen Hanshaltungsangehörigen oder kurzweg<lb/> Angehörigen. Bei dieser Unterscheidung pflegt man das nicht zu gewerbliche»<lb/> Zwecken verwandte, also das reine Hausgesinde, weil es nicht in den volks¬<lb/> wirtschaftlichen Betrieb unmittelbar eingreift und lediglich hauswirtschaftliche</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0134]
Die Zusammensetzung der Bevölkerung des Deutschen Reichs
Raum gebraucht und dieser sich ihr mit zunehmender Volksdichtigkeit verkürzt,
nehmen Handel und Verkehr von selbst durch die vermehrte Ansammlung von
Menschen und die damit gegebnen innigern Verkehrsbeziehungen zu. Immerhin
ist es nicht unwichtig zu sehen, in welchem Maße der Dichtigkeitsgrad die
Art der Berufsvertretung mit sich sührt. In Beziehung auf die Landwirtschaft
ist es demgemäß einleuchtend, daß sie in den Großstädten schwach besetzt ist
und selbst auffällig, daß sie dort noch so, wie die Zahlen es belegen, vorkommt.
Es wird sich dabei aber meistens weniger um eigentlichen landwirtschaftlichen
als um gärtnerischen Betrieb handeln. Auch in den Mittelstädten ist es nicht
viel anders. Dagegen nimmt die landwirtschaftliche Bevölkerung schon fast
ein Zehntel in den Klein- und beinahe dreimal soviel in den Landstädten ein.
Nicht so regelmäßig wie bei der Landwirtschaft und dem Handel ist die Ab¬
stufung bei der Industrie. Sie hebt sich über die Groß- und über die Land¬
städte in den dazwischen liegenden Mittel- und Kleinstädter verhältnismäßig
ein wenig empor, doch sind hier im ganzen die Abweichungen am geringsten
fühlbar. Ja selbst auf dem platten Lande nimmt sie. wenn auch nur die
Hälfte von dem der Städte, so doch immer noch ein Viertel ein. Dagegen
sind die berufslosen Personen, der öffentliche Dienst und die freien Berufsarten
wieder um so zahlreicher vorhanden, je dichter die Bevölkerungsanhünfung ist,
allerdings im letztern Falle mit der geringen Abweichung, daß die Mitlei-
den Großstädten um einen kleinen Teil überlegen sind, was sich wohl daraus
erklären und noch aus weitern Belegen erkennen lassen wird, daß das Militär
gerade in den Großstädten, schon wegen der kostspieligem Unterbringung,
im Vergleich zur Volksmenge mehr als in den Mittelstädten zurücktritt. Daß
sich aber der Anteil der berufslosen Personen mit der fallenden Dichtigkeit
ermäßigt, hängt damit zusammen, daß die Anstaltinsassen ein breiter Be¬
standteil der Abteilung sind, die Anstalten aber und damit die Ausdehnung
der Insassen seltner in den weniger volkreichen Orten angetroffen werden.
Auch in der Verteilung über die Ortsgruppen haben sich seit 1882 Ver¬
änderungen herausgestellt. Die bemerkenswertesten betreffen die Industrie und
die Landwirtschaft. Diese hat gerade da eingebüßt, wo sie ihre wesentlichsten
Standorte hat, auf dem Platten Lande und in den Land- und Kleinstädter,
während sie in den Mittelstädten etwas verbreiteter geworden ist. Die Industrie
bekundet ein Wachstum namentlich in den Kleinstädter, doch sind auch die
Groß- und Mittelstädte entschieden davon berührt worden.
Geben die vorstehenden Nachweise einen allgemeinen Aufschluß über den
Umfang, wie die Bevölkerung aus den verschiednen Erwerbsquellen ihren Unter¬
halt schöpft, so lassen sie jedoch nicht schon das Verhältnis erkennen, worin
die Einzelnen zu jenen Erwerbsquellen stehen, den Anteil, den sie an der Be¬
schaffung des Unterhalts haben. Nun setzt sich aber bekanntlich wie im ganzen
so innerhalb der einzelnen Berufs- und Erwerbszweige die Bevölkerung aus
zwei ihrem Wesen und ihren Aufgaben nach durchaus verschiednen Bestand¬
teilen zusammen: aus dem Teil, der dnrch die eigne Ausübung eines Berufs-
zweigcs wirklich um Erwerbe mitwirkt, und aus dem, der lediglich aus der
Wirksamkeit andrer erhalten wird, mit andern Worten: aus Ernährenden und
Ernährten oder, wie es die amtliche Statistik ausdrückt, aus Erwerbthätigen
und nicht unmittelbar erwerbend thätigen Hanshaltungsangehörigen oder kurzweg
Angehörigen. Bei dieser Unterscheidung pflegt man das nicht zu gewerbliche»
Zwecken verwandte, also das reine Hausgesinde, weil es nicht in den volks¬
wirtschaftlichen Betrieb unmittelbar eingreift und lediglich hauswirtschaftliche
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