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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.

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Die Erfolge der Palästinafahrt unsers Kaisers

land wohl vermöge, seine katholischen Unterthanen und deren Einrichtungen
zu schirme". Wie viel machtvoller der deutsche Aar sei und wie viel mehr
er für die Katholiken zu erreichen vermöge als die französische Schntzherrschaft,
bewies aber vor aller Augen die hochherzige Schenkung der Begräbnisstätte
der Mutter Maria. Die patriotische Autwort des deutsch-katholische" Redners,
des Pater Schmidt, gab zu erkennen, daß die deutschen Katholiken Palästinas
auch treue Söhne ihres ruhmreichen Vaterlands heißen wollen.

Auch der ganze christliche Name wurde durch das machtvolle Auftreten
unsers Kaisers zu Ansehen gebracht, denn leider stand bisher der Christenname
bei den Muslims nur in geringer Achtung. Die Türken hatten nur immer
gesehen, wie sich Lateiner, Griechen und Armenier an den heiligsten Stätten
blutig befehdeten, und schon deshalb brachten sie ihnen wenig Achtung ent¬
gegen. Schon der äußerliche Umstand, daß mau in Konstantinopel während
der Kaisertage auf allen Türmen die deutsche Mnrineflagge mit dem Kreuz
neben dem Halbmond wehen sah, wie auch das friedliche Nebeneinander von
Kreuz und Halbmond an der Ehrenpforte der Jafastraße zu Jerusalem mußte
dem Strenggläubige" anzeigen, daß in Zukunft der Christeuuame höher zu be¬
werten sei. Monsignvre Piavi, der Patriarch von Jerusalem, hob gerade auch
diese Bedeutung der Reise in seiner Ansprache an unsern Kaiser hervor. In
es ist vielleicht zu hoffen, daß der Hader zwischen den christlichen Bekenntnissen
einschläft; wenigstens ermahnte unser Kaiser in freudiger Zuversicht "zur ge-
meinsamen Arbeit, die alle Christen über Konfessionen und Nationen im apo¬
stolischen Glauben eint." Und nicht allein für das Morgenland hoffen wir
dies als Folge der Kaiserreise, sondern anch für unser eignes deutsches Vater¬
land! Mochten doch die mannigfachen freudigen Kundgebungen der deutscheu
Katholiken über die hochherzige Schenkung unsers Kaisers nicht vorübergehende
Regungen sein, sondern möchte endlich das alte Mißtrauen schwinden, das sie
dem evangelischen Kaiser bisher entgegengebracht haben!

Diesen moralischen Erfolgen der Kaiserreise schließen sich aber auch wirk¬
liche, thatsächliche Ergebnisse an. Vor allem nützte die Reise den schon in
Palästina lebenden Deutschen. Sie brachte den schwäbischen Kolonisten Haifas,
wo das Kaiserpaar zuerst das heilige Land betrat, eine steinerne Landungs¬
brücke, die 75 Meter lang und 6 Meter breit ist. An der 10 Meter breiten
Landungstreppe beträgt die Meerestiefe 2,5 Meter, sodaß hier in Zukunft
kleine Dampfer anlegen können. Es wird deshalb nicht mehr nötig fein, sich
wie bisher von der Barke aus auf dem Rücken von Lastträgern ans Land
tragen zu lassen. Dieses stattliche Bauwerk hat der deutsche Ingenieur
Dr. Schumacher aufgeführt. Des Kaiserbesuchs wegen wurde die Straße von
Halfa durch die fruchtbare Ebene Jesreel nach Nazareth und weiter bis zum
Berge Tnbor von der türkischen Negierung vortrefflich hergestellt. Ebenso
wurde von Halfa nach Jafa, der wichtigsten und blühendsten deutschen Kolonie-
stadt, eine neue Straße gebant, und über die dortigen Wasserläufe wurden


Die Erfolge der Palästinafahrt unsers Kaisers

land wohl vermöge, seine katholischen Unterthanen und deren Einrichtungen
zu schirme». Wie viel machtvoller der deutsche Aar sei und wie viel mehr
er für die Katholiken zu erreichen vermöge als die französische Schntzherrschaft,
bewies aber vor aller Augen die hochherzige Schenkung der Begräbnisstätte
der Mutter Maria. Die patriotische Autwort des deutsch-katholische« Redners,
des Pater Schmidt, gab zu erkennen, daß die deutschen Katholiken Palästinas
auch treue Söhne ihres ruhmreichen Vaterlands heißen wollen.

Auch der ganze christliche Name wurde durch das machtvolle Auftreten
unsers Kaisers zu Ansehen gebracht, denn leider stand bisher der Christenname
bei den Muslims nur in geringer Achtung. Die Türken hatten nur immer
gesehen, wie sich Lateiner, Griechen und Armenier an den heiligsten Stätten
blutig befehdeten, und schon deshalb brachten sie ihnen wenig Achtung ent¬
gegen. Schon der äußerliche Umstand, daß mau in Konstantinopel während
der Kaisertage auf allen Türmen die deutsche Mnrineflagge mit dem Kreuz
neben dem Halbmond wehen sah, wie auch das friedliche Nebeneinander von
Kreuz und Halbmond an der Ehrenpforte der Jafastraße zu Jerusalem mußte
dem Strenggläubige« anzeigen, daß in Zukunft der Christeuuame höher zu be¬
werten sei. Monsignvre Piavi, der Patriarch von Jerusalem, hob gerade auch
diese Bedeutung der Reise in seiner Ansprache an unsern Kaiser hervor. In
es ist vielleicht zu hoffen, daß der Hader zwischen den christlichen Bekenntnissen
einschläft; wenigstens ermahnte unser Kaiser in freudiger Zuversicht „zur ge-
meinsamen Arbeit, die alle Christen über Konfessionen und Nationen im apo¬
stolischen Glauben eint." Und nicht allein für das Morgenland hoffen wir
dies als Folge der Kaiserreise, sondern anch für unser eignes deutsches Vater¬
land! Mochten doch die mannigfachen freudigen Kundgebungen der deutscheu
Katholiken über die hochherzige Schenkung unsers Kaisers nicht vorübergehende
Regungen sein, sondern möchte endlich das alte Mißtrauen schwinden, das sie
dem evangelischen Kaiser bisher entgegengebracht haben!

Diesen moralischen Erfolgen der Kaiserreise schließen sich aber auch wirk¬
liche, thatsächliche Ergebnisse an. Vor allem nützte die Reise den schon in
Palästina lebenden Deutschen. Sie brachte den schwäbischen Kolonisten Haifas,
wo das Kaiserpaar zuerst das heilige Land betrat, eine steinerne Landungs¬
brücke, die 75 Meter lang und 6 Meter breit ist. An der 10 Meter breiten
Landungstreppe beträgt die Meerestiefe 2,5 Meter, sodaß hier in Zukunft
kleine Dampfer anlegen können. Es wird deshalb nicht mehr nötig fein, sich
wie bisher von der Barke aus auf dem Rücken von Lastträgern ans Land
tragen zu lassen. Dieses stattliche Bauwerk hat der deutsche Ingenieur
Dr. Schumacher aufgeführt. Des Kaiserbesuchs wegen wurde die Straße von
Halfa durch die fruchtbare Ebene Jesreel nach Nazareth und weiter bis zum
Berge Tnbor von der türkischen Negierung vortrefflich hergestellt. Ebenso
wurde von Halfa nach Jafa, der wichtigsten und blühendsten deutschen Kolonie-
stadt, eine neue Straße gebant, und über die dortigen Wasserläufe wurden


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[0067] Die Erfolge der Palästinafahrt unsers Kaisers land wohl vermöge, seine katholischen Unterthanen und deren Einrichtungen zu schirme». Wie viel machtvoller der deutsche Aar sei und wie viel mehr er für die Katholiken zu erreichen vermöge als die französische Schntzherrschaft, bewies aber vor aller Augen die hochherzige Schenkung der Begräbnisstätte der Mutter Maria. Die patriotische Autwort des deutsch-katholische« Redners, des Pater Schmidt, gab zu erkennen, daß die deutschen Katholiken Palästinas auch treue Söhne ihres ruhmreichen Vaterlands heißen wollen. Auch der ganze christliche Name wurde durch das machtvolle Auftreten unsers Kaisers zu Ansehen gebracht, denn leider stand bisher der Christenname bei den Muslims nur in geringer Achtung. Die Türken hatten nur immer gesehen, wie sich Lateiner, Griechen und Armenier an den heiligsten Stätten blutig befehdeten, und schon deshalb brachten sie ihnen wenig Achtung ent¬ gegen. Schon der äußerliche Umstand, daß mau in Konstantinopel während der Kaisertage auf allen Türmen die deutsche Mnrineflagge mit dem Kreuz neben dem Halbmond wehen sah, wie auch das friedliche Nebeneinander von Kreuz und Halbmond an der Ehrenpforte der Jafastraße zu Jerusalem mußte dem Strenggläubige« anzeigen, daß in Zukunft der Christeuuame höher zu be¬ werten sei. Monsignvre Piavi, der Patriarch von Jerusalem, hob gerade auch diese Bedeutung der Reise in seiner Ansprache an unsern Kaiser hervor. In es ist vielleicht zu hoffen, daß der Hader zwischen den christlichen Bekenntnissen einschläft; wenigstens ermahnte unser Kaiser in freudiger Zuversicht „zur ge- meinsamen Arbeit, die alle Christen über Konfessionen und Nationen im apo¬ stolischen Glauben eint." Und nicht allein für das Morgenland hoffen wir dies als Folge der Kaiserreise, sondern anch für unser eignes deutsches Vater¬ land! Mochten doch die mannigfachen freudigen Kundgebungen der deutscheu Katholiken über die hochherzige Schenkung unsers Kaisers nicht vorübergehende Regungen sein, sondern möchte endlich das alte Mißtrauen schwinden, das sie dem evangelischen Kaiser bisher entgegengebracht haben! Diesen moralischen Erfolgen der Kaiserreise schließen sich aber auch wirk¬ liche, thatsächliche Ergebnisse an. Vor allem nützte die Reise den schon in Palästina lebenden Deutschen. Sie brachte den schwäbischen Kolonisten Haifas, wo das Kaiserpaar zuerst das heilige Land betrat, eine steinerne Landungs¬ brücke, die 75 Meter lang und 6 Meter breit ist. An der 10 Meter breiten Landungstreppe beträgt die Meerestiefe 2,5 Meter, sodaß hier in Zukunft kleine Dampfer anlegen können. Es wird deshalb nicht mehr nötig fein, sich wie bisher von der Barke aus auf dem Rücken von Lastträgern ans Land tragen zu lassen. Dieses stattliche Bauwerk hat der deutsche Ingenieur Dr. Schumacher aufgeführt. Des Kaiserbesuchs wegen wurde die Straße von Halfa durch die fruchtbare Ebene Jesreel nach Nazareth und weiter bis zum Berge Tnbor von der türkischen Negierung vortrefflich hergestellt. Ebenso wurde von Halfa nach Jafa, der wichtigsten und blühendsten deutschen Kolonie- stadt, eine neue Straße gebant, und über die dortigen Wasserläufe wurden

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/67>, abgerufen am 28.09.2024.