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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

über die Zuverlässigkeit von Busch urteilt Herr Delbrück ganz anders als die
"Bismarckpfaffen," übereinstimmend mit der historischen Kritik: "Es wird wenig
memoirenhafte Aufzeichnungen geben, die in dem Thatsächlichen für so zuverlässig
gelten dürfen." Doch in seinem Urteil über den Menschen Busch bleibt er hinter
den ärgsten Schimpfreden der so hart getadelten Bismarckpresse nicht zurück, nur
mit dem Unterschiede, daß diese die Entschuldigung des blinden Fanatismus für sich
hat, Herr Delbrück nicht, denu von Bismarckbegeisterung ist an ihm seit langen
Jahren nichts zu spüren gewesen. Nun, als Mensch hat Busch auch sür manchen
andern Kritiker manches Unsympathische, aber bei dem, was ihm Herr Delbrück
vorwirft, "da hört sich doch alles ans," wie sie in Mecklenburg sagen. Die einzig
richtige Antwort auf solche Beschimpfungen bestünde in einer Beleidigungsklage des
Beschimpften, und eine solche erwartet Herr Delbrück, der einige Erfahrung darin
hat, jedenfalls, denn er kann nicht gewußt haben (obwohl es die Vorbemerkung der
Herausgeber ziemlich deutlich sagt), daß Busch, ein alter kontrakter Mann von ncht-
undsiebzig Jahren, persönlich wehrlos ist, sonst würde ihm das einfachste mensch¬
liche Gefühl solche Worte verboten haben. Aber unwidersprochen wenigstens sollen
sie nicht bleiben, auch um der Herausgeber willen, denn mit dem Werke eines
Menschen, wie Busch hier geschildert wird, hätten sie sich nicht befaßt.

Zunächst zwei thatsächliche Berichtigungen. Nach Herrn Delbrück "eröffnet
Busch insofern eine neue Phase der Bismarckhistoriographie," als er die Verteidi¬
gung des alten populär-patriotischen Standpunkts, der Legende -- forthin aus¬
schließt." Ist das wahr, so hat Busch diese neue "Phase" nicht erst 1898/99,
sondern schon 1873 eröffnet, denn fast die Hälfte der Tagebuchblätter besteht aus
dem damals zuerst erschienenen (jetzt nur vielfach ergänzten) Werke "Graf Bismarck
und seine Leute." Sodann ist es ganz falsch, Busch im Verhältnis zu den "Bis-
marckpfaffen" als "einen der ihrigen" zu bezeichnen; er war das nie, er hat nie
versucht, eiuen Heiligen aus seinem Helden zu machen, wie sie; sie sind ihm viel¬
mehr immer herzlich zuwider gewesen, er hat sich nie zu ihrem "Lager" gerechnet.
Dann die Anklagen. Nur aus "Geschäftssinn" soll Busch die Wahrheit erstrebt
und gesammelt haben, fast ein Vierteljahrhundert lang! Nun, er hat seine Kriegs¬
tagebücher, von einzelnen Aufsätzen abgesehen, sieben Jahre im Pulte gehalten und
vieles Interessante ans ihnen auch 1878 nicht veröffentlicht; er hat sein zweites Werk
"Unser Reichskanzler" erst 1881 herausgegeben, die spätern Tagebuchblätter ans der
Zeit nach 1371 sogar erst 1898/99 publiziert! Wie viele Journalisten mit der
Verwertung eines unter allen Umständen höchst interessanten Materials so lange ge¬
wartet hätten, das wird Herr Delbrück als Journalist selbst am besten zu beurteilen
wissen. Und der Gewinn? Nun, Busch lebt nach einem Leben voll angestreng¬
tester Arbeit noch heute in den bescheidensten Verhältnissen, er hat kein Vermögen
gemacht, und weder er noch sein Verleger kann seinen "Gewinn" im entferntesten
vergleichen mit den für deutsche Verhältnisse riesigen Summen, die Fürst Bismarcks
Gedanken und Erinnerungen ihrem Verleger gebracht haben, ohne daß diesem sein
..Geschäftssinn" zum Vorwurf gemacht würde. Überdies: Busch lebte von seiner
Feder; wer in solcher Lage kann auf die Aussicht eines Gewinns verzichten, wenn
er die ehrenhafte Möglichkeit dazu hat? Aber er ist nicht nur ein Geschäftsmann,
sondern auch ein "Ganner"; er hat 1373 durch die verhüllte Drohung, seine
Tagebücher zu veröffentlichen, dem Fürsten eine große Summe (50 000 oder
100 000 Thaler) erpressen wollen und ihm eine Pension von 1200 Thalern
wirklich abgepreßt. Diese Auseinandersetzung ist ein Meisterstück historischer Gründ¬
lichkeit und psychologischen Scharfblicks. Dieselben Tagebücher, vor denen Fürst


Maßgebliches und Unmaßgebliches

über die Zuverlässigkeit von Busch urteilt Herr Delbrück ganz anders als die
„Bismarckpfaffen," übereinstimmend mit der historischen Kritik: „Es wird wenig
memoirenhafte Aufzeichnungen geben, die in dem Thatsächlichen für so zuverlässig
gelten dürfen." Doch in seinem Urteil über den Menschen Busch bleibt er hinter
den ärgsten Schimpfreden der so hart getadelten Bismarckpresse nicht zurück, nur
mit dem Unterschiede, daß diese die Entschuldigung des blinden Fanatismus für sich
hat, Herr Delbrück nicht, denu von Bismarckbegeisterung ist an ihm seit langen
Jahren nichts zu spüren gewesen. Nun, als Mensch hat Busch auch sür manchen
andern Kritiker manches Unsympathische, aber bei dem, was ihm Herr Delbrück
vorwirft, „da hört sich doch alles ans," wie sie in Mecklenburg sagen. Die einzig
richtige Antwort auf solche Beschimpfungen bestünde in einer Beleidigungsklage des
Beschimpften, und eine solche erwartet Herr Delbrück, der einige Erfahrung darin
hat, jedenfalls, denn er kann nicht gewußt haben (obwohl es die Vorbemerkung der
Herausgeber ziemlich deutlich sagt), daß Busch, ein alter kontrakter Mann von ncht-
undsiebzig Jahren, persönlich wehrlos ist, sonst würde ihm das einfachste mensch¬
liche Gefühl solche Worte verboten haben. Aber unwidersprochen wenigstens sollen
sie nicht bleiben, auch um der Herausgeber willen, denn mit dem Werke eines
Menschen, wie Busch hier geschildert wird, hätten sie sich nicht befaßt.

Zunächst zwei thatsächliche Berichtigungen. Nach Herrn Delbrück „eröffnet
Busch insofern eine neue Phase der Bismarckhistoriographie," als er die Verteidi¬
gung des alten populär-patriotischen Standpunkts, der Legende — forthin aus¬
schließt." Ist das wahr, so hat Busch diese neue „Phase" nicht erst 1898/99,
sondern schon 1873 eröffnet, denn fast die Hälfte der Tagebuchblätter besteht aus
dem damals zuerst erschienenen (jetzt nur vielfach ergänzten) Werke „Graf Bismarck
und seine Leute." Sodann ist es ganz falsch, Busch im Verhältnis zu den „Bis-
marckpfaffen" als „einen der ihrigen" zu bezeichnen; er war das nie, er hat nie
versucht, eiuen Heiligen aus seinem Helden zu machen, wie sie; sie sind ihm viel¬
mehr immer herzlich zuwider gewesen, er hat sich nie zu ihrem „Lager" gerechnet.
Dann die Anklagen. Nur aus „Geschäftssinn" soll Busch die Wahrheit erstrebt
und gesammelt haben, fast ein Vierteljahrhundert lang! Nun, er hat seine Kriegs¬
tagebücher, von einzelnen Aufsätzen abgesehen, sieben Jahre im Pulte gehalten und
vieles Interessante ans ihnen auch 1878 nicht veröffentlicht; er hat sein zweites Werk
„Unser Reichskanzler" erst 1881 herausgegeben, die spätern Tagebuchblätter ans der
Zeit nach 1371 sogar erst 1898/99 publiziert! Wie viele Journalisten mit der
Verwertung eines unter allen Umständen höchst interessanten Materials so lange ge¬
wartet hätten, das wird Herr Delbrück als Journalist selbst am besten zu beurteilen
wissen. Und der Gewinn? Nun, Busch lebt nach einem Leben voll angestreng¬
tester Arbeit noch heute in den bescheidensten Verhältnissen, er hat kein Vermögen
gemacht, und weder er noch sein Verleger kann seinen „Gewinn" im entferntesten
vergleichen mit den für deutsche Verhältnisse riesigen Summen, die Fürst Bismarcks
Gedanken und Erinnerungen ihrem Verleger gebracht haben, ohne daß diesem sein
..Geschäftssinn" zum Vorwurf gemacht würde. Überdies: Busch lebte von seiner
Feder; wer in solcher Lage kann auf die Aussicht eines Gewinns verzichten, wenn
er die ehrenhafte Möglichkeit dazu hat? Aber er ist nicht nur ein Geschäftsmann,
sondern auch ein „Ganner"; er hat 1373 durch die verhüllte Drohung, seine
Tagebücher zu veröffentlichen, dem Fürsten eine große Summe (50 000 oder
100 000 Thaler) erpressen wollen und ihm eine Pension von 1200 Thalern
wirklich abgepreßt. Diese Auseinandersetzung ist ein Meisterstück historischer Gründ¬
lichkeit und psychologischen Scharfblicks. Dieselben Tagebücher, vor denen Fürst


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[0621] Maßgebliches und Unmaßgebliches über die Zuverlässigkeit von Busch urteilt Herr Delbrück ganz anders als die „Bismarckpfaffen," übereinstimmend mit der historischen Kritik: „Es wird wenig memoirenhafte Aufzeichnungen geben, die in dem Thatsächlichen für so zuverlässig gelten dürfen." Doch in seinem Urteil über den Menschen Busch bleibt er hinter den ärgsten Schimpfreden der so hart getadelten Bismarckpresse nicht zurück, nur mit dem Unterschiede, daß diese die Entschuldigung des blinden Fanatismus für sich hat, Herr Delbrück nicht, denu von Bismarckbegeisterung ist an ihm seit langen Jahren nichts zu spüren gewesen. Nun, als Mensch hat Busch auch sür manchen andern Kritiker manches Unsympathische, aber bei dem, was ihm Herr Delbrück vorwirft, „da hört sich doch alles ans," wie sie in Mecklenburg sagen. Die einzig richtige Antwort auf solche Beschimpfungen bestünde in einer Beleidigungsklage des Beschimpften, und eine solche erwartet Herr Delbrück, der einige Erfahrung darin hat, jedenfalls, denn er kann nicht gewußt haben (obwohl es die Vorbemerkung der Herausgeber ziemlich deutlich sagt), daß Busch, ein alter kontrakter Mann von ncht- undsiebzig Jahren, persönlich wehrlos ist, sonst würde ihm das einfachste mensch¬ liche Gefühl solche Worte verboten haben. Aber unwidersprochen wenigstens sollen sie nicht bleiben, auch um der Herausgeber willen, denn mit dem Werke eines Menschen, wie Busch hier geschildert wird, hätten sie sich nicht befaßt. Zunächst zwei thatsächliche Berichtigungen. Nach Herrn Delbrück „eröffnet Busch insofern eine neue Phase der Bismarckhistoriographie," als er die Verteidi¬ gung des alten populär-patriotischen Standpunkts, der Legende — forthin aus¬ schließt." Ist das wahr, so hat Busch diese neue „Phase" nicht erst 1898/99, sondern schon 1873 eröffnet, denn fast die Hälfte der Tagebuchblätter besteht aus dem damals zuerst erschienenen (jetzt nur vielfach ergänzten) Werke „Graf Bismarck und seine Leute." Sodann ist es ganz falsch, Busch im Verhältnis zu den „Bis- marckpfaffen" als „einen der ihrigen" zu bezeichnen; er war das nie, er hat nie versucht, eiuen Heiligen aus seinem Helden zu machen, wie sie; sie sind ihm viel¬ mehr immer herzlich zuwider gewesen, er hat sich nie zu ihrem „Lager" gerechnet. Dann die Anklagen. Nur aus „Geschäftssinn" soll Busch die Wahrheit erstrebt und gesammelt haben, fast ein Vierteljahrhundert lang! Nun, er hat seine Kriegs¬ tagebücher, von einzelnen Aufsätzen abgesehen, sieben Jahre im Pulte gehalten und vieles Interessante ans ihnen auch 1878 nicht veröffentlicht; er hat sein zweites Werk „Unser Reichskanzler" erst 1881 herausgegeben, die spätern Tagebuchblätter ans der Zeit nach 1371 sogar erst 1898/99 publiziert! Wie viele Journalisten mit der Verwertung eines unter allen Umständen höchst interessanten Materials so lange ge¬ wartet hätten, das wird Herr Delbrück als Journalist selbst am besten zu beurteilen wissen. Und der Gewinn? Nun, Busch lebt nach einem Leben voll angestreng¬ tester Arbeit noch heute in den bescheidensten Verhältnissen, er hat kein Vermögen gemacht, und weder er noch sein Verleger kann seinen „Gewinn" im entferntesten vergleichen mit den für deutsche Verhältnisse riesigen Summen, die Fürst Bismarcks Gedanken und Erinnerungen ihrem Verleger gebracht haben, ohne daß diesem sein ..Geschäftssinn" zum Vorwurf gemacht würde. Überdies: Busch lebte von seiner Feder; wer in solcher Lage kann auf die Aussicht eines Gewinns verzichten, wenn er die ehrenhafte Möglichkeit dazu hat? Aber er ist nicht nur ein Geschäftsmann, sondern auch ein „Ganner"; er hat 1373 durch die verhüllte Drohung, seine Tagebücher zu veröffentlichen, dem Fürsten eine große Summe (50 000 oder 100 000 Thaler) erpressen wollen und ihm eine Pension von 1200 Thalern wirklich abgepreßt. Diese Auseinandersetzung ist ein Meisterstück historischer Gründ¬ lichkeit und psychologischen Scharfblicks. Dieselben Tagebücher, vor denen Fürst

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/621>, abgerufen am 28.09.2024.