Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches wird. Unter unteren wird die Ableitung des Wertes "deutsch" mehrfach besprochen. Grenzboten II 1899 7
Maßgebliches und Unmaßgebliches wird. Unter unteren wird die Ableitung des Wertes „deutsch" mehrfach besprochen. Grenzboten II 1899 7
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Maßgebliches und Unmaßgebliches
wird. Unter unteren wird die Ableitung des Wertes „deutsch" mehrfach besprochen.
Da vermisse ich denn die Erwähnung einer Thatsache, die mir nicht unwichtig er¬
scheint. So viel ich weiß, wird das gotische Stammwort zum erstenmale von
Ulsila gebraucht und zwar Galater 2 für ein Wort, das hente in den prote¬
stantischen wie in den katholischen Bibeln mit „Heiden" übersetzt wird. Paulus
erzählt da, wie er den Petrus öffentlich getadelt habe, weil er, nachdem er schon
mit den Heiden heidnisch gelebt hatte, ans Furcht vor deu Anhängern des Jakobus
heuchelte, sich von den Heiden zurückzog und wieder nach jüdischer Sitte lebte.
Darin liegt offenbar eine doppelte Weissagung, daß nämlich eben die Deutschen die
„Heiden" sein würden, denen die Zukunft und das Christentum gehörte, und daß
ihr Christentum ein geistiges und nicht ein jüdischer Gesetzes- und Zeremoniendienst
sein werde. Sehr zu loben ist, daß Kirchhofs von den „deutschen Landschaften und
Stämmen" Österreich und die Österreicher nicht nnsgeschlvsscn hat. Daß Österreich
geographisch zu Deutschland gehört, lehrt nichts deutlicher als ein Blick ans Natzels
Kärtchen, wo man sieht, wie die Alpen die natürliche Grundmauer des ganzen
Baues sind; was aber das ethnographische anlangt, so ist es doch nur ein schon
öfter dagewesenes, also vorübergehendes historisches Unglück, daß die natürliche
Akropolis Deutschlands, Böhmen, gerade jetzt wieder einmal in den Händen eines
Slawenstammes ist, der sie auf die Dauer nicht wird behaupten können. — Die
Ermittlung dessen, was eigentlich deutsch sei, macht darum so große Schwierigkeiten,
weil eben die Universalität das eigentlich deutsche ist, wie am schönsten Whchgram
klar macht, indem er die gegen Goethe und Schiller wegen ihres Antikisierens er-
hobnen Vorwürfe zurückweist. Ich würde deshalb folgende Sätze Mehers etwas
anders geschrieben haben: „Was wäre die deutsche Kultur ohne die organisch ins
deutsche Gemüts- und Gedankenleben aufgenommnen Teile des Christentums und
der griechischen Kultur! Aber was hat auch das deutsche Volkstum aus Christen¬
tum und Griechentum gemacht; wie anders nehmen sich beide in der deutschen Um¬
wandlung ans, als z. B. in der französisch-romanischen!" Die Sache verhält sich
doch wohl nicht so, daß die verschiednen Voltstümer als einander innerlich fremde,
wenn much teilweise verwandte Wesen neben einander stünden, und daß nun die
Deutschen, weil sie am begabtesten sind und außerdem in der Mitte wohne», von
allen etwas, natürlich jedesmal das Verwandte, angenommen, das durchaus Fremde
aber abgelehnt oder much vergeblichen Vcrdanungsversuchen wieder ausgestoßen
hätten, obwohl natürlich diese beiden Umstände: die hohe Begabung und der zen¬
trale Wohnplatz, von höchster Wichtigkeit sind. Sondern die arische Art ist in allen
arischen Völkern dieselbe, hat sich aber nur bei den Hellenen in ihrer Reinheit,
nnr bei den Deutschen in ihrer Fülle verkörpert, wahrend sie in den übrigen euro¬
päischen Völkern teils durch starke Blutmischung verunreinigt, teils durch die Ab-
gelegenheit oder Abgeschlossenheit oder gewisse Besonderheiten des Wohnplatzes ein¬
seitig geworden ist. Das Hellcnentnm ist daher für uus Deutsche in keinem Sinn
ein fremdes Element, sondern unser eigenstes Wesen in einer einfachen und klaren
Erscheinungsform, die von Zeit zu Zeit zu betrachten uns Not thut, damit wir
uns uicht in der verwirrenden Fülle moderner Kulturerscheinungen verlieren. Man
betrachte die beiden Köpfe: Germaneujnugfran und Germanenjüngling, deren Ab¬
bildungen im dritten Bande von Spamers Weltgeschichte Seite 6 und 7 wieder¬
gegeben sind, und suche nach einem Unterschiede zwischen dem Germanenthpus und
dem Hellenentypns; man wird schwerlich einen finden. Das Christentum aber ist
die arische Religion nach Überwindung des kindlichen Wahnes von menschenähn¬
lichen Göttern, wie sie nach und nach von den griechischen Dichtern und Denkern
Grenzboten II 1899 7
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