Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.Fürst Bismarcks Gedanken und Erinnerungen Verantwortlichkeit mache, und weil es sin Varzin und Friedrich sruU an Als Busch, einer Aufforderung des Fürsten folgend, am 18. März 1891 Mit den Denkwürdigkeiten nahm es auch nachher nicht den gewünschten Fürst Bismarcks Gedanken und Erinnerungen Verantwortlichkeit mache, und weil es sin Varzin und Friedrich sruU an Als Busch, einer Aufforderung des Fürsten folgend, am 18. März 1891 Mit den Denkwürdigkeiten nahm es auch nachher nicht den gewünschten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0012" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/230444"/> <fw type="header" place="top"> Fürst Bismarcks Gedanken und Erinnerungen</fw><lb/> <p xml:id="ID_7" prev="#ID_6"> Verantwortlichkeit mache, und weil es sin Varzin und Friedrich sruU an<lb/> Büchern zum Nachschlagen und Vergleichen fehle (305 ff.).</p><lb/> <p xml:id="ID_8"> Als Busch, einer Aufforderung des Fürsten folgend, am 18. März 1891<lb/> in Friedrichsruh eintraf, zeigte ihm Bucher einen „ganzen Haufen von Dik¬<lb/> taten, aus dem stenographischen übertragen, wohl sechzig Druckbogen nach<lb/> seiner Schätzung" (310), wobei er übrigens von den durch Busch 1888 ge¬<lb/> ordneten Schriftstücken noch wenig zu Gesicht bekommen habe, und gab ihm<lb/> „ein schweres Paket" mit der Aufschrift „Nikolsburg" zur Durchsicht. Dieses<lb/> enthielt also den Kern des 20. Kapitels in den „Gedanken und Erinnerungen,"<lb/> aber nach der ziemlich genauen Inhaltsangabe, die Busch über das Paket<lb/> III, 312 giebt, daneben noch eine Menge von Abschweifungen in Erzählungen<lb/> früherer Vorgänge und in Betrachtungen über die zukünftige Politik, aus denen<lb/> dann in dem nun vorliegenden Werke selbständige Kapitel (so 5. 6. 10. 12)<lb/> ganz oder teilweise hervorgegangen sind. Gesichtet und umgearbeitet war<lb/> damals überhaupt noch nichts, der Fürst hatte vielmehr „noch keine Zeile<lb/> davon wieder angesehen"; ja Bucher meinte, „schwerlich werde aus der Sache<lb/> noch etwas werden, jedenfalls sei er sich noch nicht klar darüber, ob es schon<lb/> bei Lebzeiten oder erst posthum zu veröffentlichen sei." Dies bestätigte der<lb/> Fürst ein paar Tage später Busch selbst: „Es wird wahrscheinlich zuletzt nichts<lb/> daraus werden. Ich habe keine Akten, und wenn ich mich auch an die Haupt¬<lb/> sachen erinnere — sehr deutlich —, so kann man doch die Einzelheiten seiner<lb/> Erlebnisse und Erfahrungen im Laufe von dreißig Jahren nicht im Gedächtnis<lb/> behalten." Von einer Veröffentlichung bei Lebzeiten aber halte ihn das mo¬<lb/> narchische Prinzip ab, das er von 1847 an immer vertreten und hochgehalten<lb/> habe wie eine Fahne, und verschweigen dürfte er doch ebenso wenig. Wenn<lb/> das Buch aber nach seinem Tode herauskäme, da würde es heißen: „Da habt<lb/> ihrs, noch aus dem Grabe heraus — welch ein abscheulicher alter Kerl!"<lb/> (310. 314). Busch zu der Arbeit heranzuziehn, daran dachte Bismcirck damals<lb/> offenbar nicht mehr, aber er setzte voraus, daß dieser einmal nach seinem Tode<lb/> „eine innere Geschichte unsrer Zeit nach guten Quellen schreiben" werde (315).<lb/> Er gab ihm denn auch einige Papiere zum Abschreiben und Abdrucken mit<lb/> (316. 317. 319).</p><lb/> <p xml:id="ID_9" next="#ID_10"> Mit den Denkwürdigkeiten nahm es auch nachher nicht den gewünschten<lb/> Fortgang. Am 26. Juni 1891 schrieb Bucher verdrießlich: „Wenn ich den<lb/> Stein ein Stück bergauf gewälzt habe, so rollt er wieder hinunter" (322).<lb/> Busch nahm daraus die Anregung, auf das Angebot Kröners vom 23. Juni,<lb/> ihm eine größere Biographie Bismarcks zu schreiben, einzugehn, zumal da der<lb/> Fürst auf eine Anfrage Buchers diesem deshalb geantwortet hatte: „Ich habe<lb/> gar nichts dagegen. Ich habe doch zuweilen das Gefühl, daß es einmal schnell<lb/> mit mir zu Ende geht. Es ist mir lieb, noch manche Irrtümer vivg. voos be¬<lb/> richtigen zu können. Busch hat viel Material" (322). Busch wollte aber die<lb/> Biographie (die natürlich nicht mit seinen Tagebuchblättern zu verwechseln ist)</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0012]
Fürst Bismarcks Gedanken und Erinnerungen
Verantwortlichkeit mache, und weil es sin Varzin und Friedrich sruU an
Büchern zum Nachschlagen und Vergleichen fehle (305 ff.).
Als Busch, einer Aufforderung des Fürsten folgend, am 18. März 1891
in Friedrichsruh eintraf, zeigte ihm Bucher einen „ganzen Haufen von Dik¬
taten, aus dem stenographischen übertragen, wohl sechzig Druckbogen nach
seiner Schätzung" (310), wobei er übrigens von den durch Busch 1888 ge¬
ordneten Schriftstücken noch wenig zu Gesicht bekommen habe, und gab ihm
„ein schweres Paket" mit der Aufschrift „Nikolsburg" zur Durchsicht. Dieses
enthielt also den Kern des 20. Kapitels in den „Gedanken und Erinnerungen,"
aber nach der ziemlich genauen Inhaltsangabe, die Busch über das Paket
III, 312 giebt, daneben noch eine Menge von Abschweifungen in Erzählungen
früherer Vorgänge und in Betrachtungen über die zukünftige Politik, aus denen
dann in dem nun vorliegenden Werke selbständige Kapitel (so 5. 6. 10. 12)
ganz oder teilweise hervorgegangen sind. Gesichtet und umgearbeitet war
damals überhaupt noch nichts, der Fürst hatte vielmehr „noch keine Zeile
davon wieder angesehen"; ja Bucher meinte, „schwerlich werde aus der Sache
noch etwas werden, jedenfalls sei er sich noch nicht klar darüber, ob es schon
bei Lebzeiten oder erst posthum zu veröffentlichen sei." Dies bestätigte der
Fürst ein paar Tage später Busch selbst: „Es wird wahrscheinlich zuletzt nichts
daraus werden. Ich habe keine Akten, und wenn ich mich auch an die Haupt¬
sachen erinnere — sehr deutlich —, so kann man doch die Einzelheiten seiner
Erlebnisse und Erfahrungen im Laufe von dreißig Jahren nicht im Gedächtnis
behalten." Von einer Veröffentlichung bei Lebzeiten aber halte ihn das mo¬
narchische Prinzip ab, das er von 1847 an immer vertreten und hochgehalten
habe wie eine Fahne, und verschweigen dürfte er doch ebenso wenig. Wenn
das Buch aber nach seinem Tode herauskäme, da würde es heißen: „Da habt
ihrs, noch aus dem Grabe heraus — welch ein abscheulicher alter Kerl!"
(310. 314). Busch zu der Arbeit heranzuziehn, daran dachte Bismcirck damals
offenbar nicht mehr, aber er setzte voraus, daß dieser einmal nach seinem Tode
„eine innere Geschichte unsrer Zeit nach guten Quellen schreiben" werde (315).
Er gab ihm denn auch einige Papiere zum Abschreiben und Abdrucken mit
(316. 317. 319).
Mit den Denkwürdigkeiten nahm es auch nachher nicht den gewünschten
Fortgang. Am 26. Juni 1891 schrieb Bucher verdrießlich: „Wenn ich den
Stein ein Stück bergauf gewälzt habe, so rollt er wieder hinunter" (322).
Busch nahm daraus die Anregung, auf das Angebot Kröners vom 23. Juni,
ihm eine größere Biographie Bismarcks zu schreiben, einzugehn, zumal da der
Fürst auf eine Anfrage Buchers diesem deshalb geantwortet hatte: „Ich habe
gar nichts dagegen. Ich habe doch zuweilen das Gefühl, daß es einmal schnell
mit mir zu Ende geht. Es ist mir lieb, noch manche Irrtümer vivg. voos be¬
richtigen zu können. Busch hat viel Material" (322). Busch wollte aber die
Biographie (die natürlich nicht mit seinen Tagebuchblättern zu verwechseln ist)
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