Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Nicht weniger lehrreich sind noch folgende Zahlen über drei weitere Gro߬
betriebe im Posenschen.

Ein Gut von 240V Morgen mit einem Grundstenerreinertrage von 7365 Mark,
dessen "jetziger Verkaufswert" nach Backhaus ans 530 000 Mark berechnet wird,
wies als "Reinertrag inklusive Verzinsung" auf!

1861/62 1S3S0 Mark 1893/94 29427 Mark
1871/72 Is 606 " 1894/95 21426 "
1881/82 30 584 " 1895/96 24759 "
1891/92 53316 " 1896/97 23186 "
1892/93 23310 " 1897/98 57687 "

Ein Gut Von 1700 Morgen mit 3598 Mark Grundsteuerreinertrag und
einem jetzigen Verkaufswert vou 355 000 Mark ergab als Reinertrag einschließlich
Verzinsung:

1871/72 6000 Mark 1893/94 7039 Mark
1881/82 35873 " 1894/95 12529 "
1891/92 9435 " 1896/97 16583 "
1892/93 13598 " 1897/98 19000 "

Der Reinertrag für 1395/96 ist nicht berechnet.

Ein Gut endlich von 4000 Morgen mit einem Grundstenerreinertrage von
8453 Mark und einem jetzigen Verkaufswert von 550 000 Mark brachte als Rein¬
ertrag einschließlich Verzinsung:

1884,854000 Mark1891/9245556 Mark
1885/864227 "1892/9330442
1893/951886/8738358 "32 612 "
1894/951887/8819748 "33804 "
1888/8942300 "1895/9631671 "
1889/9043 601 "1896/9754370 "
1890/9161218 "1897/9850051 "

Natürlich weisen bei weitem nicht alle Güter solche Reinertrage auf, vollends
nicht im Verhältnis zu dem Verkanfswert, wie ihn die Besitzer verlangen zu können
glauben. Immerhin, sagt Backhaus ausdrücklich, zeigen die Zahlen, daß auch
"unter heutigen Verhältnissen" in der Landwirtschaft Posens eine "befriedigende
Rente" zu erzielen möglich sei. Man könne sich leicht aus ihnen berechnen, daß,
wenn der Grund und Boden nicht übermäßig derer erkauft worden sei, und wenn
der persönliche Verbrauch der Besitzer ein den Verhältnissen entsprechender bleibe,
der "Vermögenszuwachs ein recht beträchtlicher" sein müsse.

Wirklich stichhaltige Gründe dafür, daß das nur für die Landwirtschaft in
Posen, nicht auch für die der übrigen Ostprovinzen zu gelten hätte, wird Backhaus
schwerlich anführen können. Wenn nicht übermäßige Ankaufspreise bewilligt werden
und die Besitzer sich nach der Decke strecken, werden sie auch anderwärts vorwärts
kommen können bei rationeller Wirtschaft. Wie es scheint, hält Backhaus zur Zeit
gerade in Posen die Gelegenheit für günstig, zu nicht übermäßigen Preisen Güter
zu kaufen. Teilweise trifft das in der That auch sicher zu, und zwar deshalb,
weil deutsche Großlandwirte mit einigen Mitteln leider noch viel zu sehr dem Vor¬
urteil huldigen, ein gebildeter Mann könne es im Posenschen und vollends auf
dem Lande gar nicht aushalten, und deshalb lieber in Mitteldeutschland unver¬
nünftige Preise zahlen als im Osten vernünftige. Es ist sehr verdienstlich, daß


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Nicht weniger lehrreich sind noch folgende Zahlen über drei weitere Gro߬
betriebe im Posenschen.

Ein Gut von 240V Morgen mit einem Grundstenerreinertrage von 7365 Mark,
dessen „jetziger Verkaufswert" nach Backhaus ans 530 000 Mark berechnet wird,
wies als „Reinertrag inklusive Verzinsung" auf!

1861/62 1S3S0 Mark 1893/94 29427 Mark
1871/72 Is 606 „ 1894/95 21426 „
1881/82 30 584 „ 1895/96 24759 „
1891/92 53316 „ 1896/97 23186 „
1892/93 23310 „ 1897/98 57687 „

Ein Gut Von 1700 Morgen mit 3598 Mark Grundsteuerreinertrag und
einem jetzigen Verkaufswert vou 355 000 Mark ergab als Reinertrag einschließlich
Verzinsung:

1871/72 6000 Mark 1893/94 7039 Mark
1881/82 35873 „ 1894/95 12529 „
1891/92 9435 „ 1896/97 16583 „
1892/93 13598 „ 1897/98 19000 „

Der Reinertrag für 1395/96 ist nicht berechnet.

Ein Gut endlich von 4000 Morgen mit einem Grundstenerreinertrage von
8453 Mark und einem jetzigen Verkaufswert von 550 000 Mark brachte als Rein¬
ertrag einschließlich Verzinsung:

1884,854000 Mark1891/9245556 Mark
1885/864227 „1892/9330442
1893/951886/8738358 „32 612 „
1894/951887/8819748 „33804 „
1888/8942300 „1895/9631671 „
1889/9043 601 „1896/9754370 „
1890/9161218 „1897/9850051 „

Natürlich weisen bei weitem nicht alle Güter solche Reinertrage auf, vollends
nicht im Verhältnis zu dem Verkanfswert, wie ihn die Besitzer verlangen zu können
glauben. Immerhin, sagt Backhaus ausdrücklich, zeigen die Zahlen, daß auch
„unter heutigen Verhältnissen" in der Landwirtschaft Posens eine „befriedigende
Rente" zu erzielen möglich sei. Man könne sich leicht aus ihnen berechnen, daß,
wenn der Grund und Boden nicht übermäßig derer erkauft worden sei, und wenn
der persönliche Verbrauch der Besitzer ein den Verhältnissen entsprechender bleibe,
der „Vermögenszuwachs ein recht beträchtlicher" sein müsse.

Wirklich stichhaltige Gründe dafür, daß das nur für die Landwirtschaft in
Posen, nicht auch für die der übrigen Ostprovinzen zu gelten hätte, wird Backhaus
schwerlich anführen können. Wenn nicht übermäßige Ankaufspreise bewilligt werden
und die Besitzer sich nach der Decke strecken, werden sie auch anderwärts vorwärts
kommen können bei rationeller Wirtschaft. Wie es scheint, hält Backhaus zur Zeit
gerade in Posen die Gelegenheit für günstig, zu nicht übermäßigen Preisen Güter
zu kaufen. Teilweise trifft das in der That auch sicher zu, und zwar deshalb,
weil deutsche Großlandwirte mit einigen Mitteln leider noch viel zu sehr dem Vor¬
urteil huldigen, ein gebildeter Mann könne es im Posenschen und vollends auf
dem Lande gar nicht aushalten, und deshalb lieber in Mitteldeutschland unver¬
nünftige Preise zahlen als im Osten vernünftige. Es ist sehr verdienstlich, daß


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0117" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/230549"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_379" prev="#ID_378"> Nicht weniger lehrreich sind noch folgende Zahlen über drei weitere Gro߬<lb/>
betriebe im Posenschen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_380"> Ein Gut von 240V Morgen mit einem Grundstenerreinertrage von 7365 Mark,<lb/>
dessen &#x201E;jetziger Verkaufswert" nach Backhaus ans 530 000 Mark berechnet wird,<lb/>
wies als &#x201E;Reinertrag inklusive Verzinsung" auf!</p><lb/>
            <list>
              <item> 1861/62 1S3S0 Mark 1893/94 29427 Mark</item>
              <item> 1871/72 Is 606  &#x201E; 1894/95 21426 &#x201E;</item>
              <item> 1881/82 30 584  &#x201E; 1895/96 24759 &#x201E;</item>
              <item> 1891/92 53316  &#x201E; 1896/97 23186 &#x201E;</item>
              <item> 1892/93 23310  &#x201E; 1897/98 57687 &#x201E;</item>
            </list><lb/>
            <p xml:id="ID_381" next="#ID_382"> Ein Gut Von 1700 Morgen mit 3598 Mark Grundsteuerreinertrag und<lb/>
einem jetzigen Verkaufswert vou 355 000 Mark ergab als Reinertrag einschließlich<lb/>
Verzinsung:</p><lb/>
            <list>
              <item> 1871/72     6000 Mark       1893/94 7039 Mark</item>
              <item> 1881/82    35873  &#x201E;        1894/95 12529 &#x201E;</item>
              <item> 1891/92    9435  &#x201E;        1896/97 16583 &#x201E;</item>
              <item> 1892/93    13598  &#x201E;        1897/98 19000 &#x201E;</item>
            </list><lb/>
            <p xml:id="ID_382" prev="#ID_381"> Der Reinertrag für 1395/96 ist nicht berechnet.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_383"> Ein Gut endlich von 4000 Morgen mit einem Grundstenerreinertrage von<lb/>
8453 Mark und einem jetzigen Verkaufswert von 550 000 Mark brachte als Rein¬<lb/>
ertrag einschließlich Verzinsung:</p><lb/>
            <list>
              <item> 1884,854000 Mark1891/9245556 Mark</item>
              <item> 1885/864227 &#x201E;1892/9330442</item>
              <item> 1893/951886/8738358 &#x201E;32 612 &#x201E;</item>
              <item> 1894/951887/8819748 &#x201E;33804 &#x201E;</item>
              <item> 1888/8942300 &#x201E;1895/9631671 &#x201E;</item>
              <item> 1889/9043 601 &#x201E;1896/9754370 &#x201E;</item>
              <item> 1890/9161218 &#x201E;1897/9850051 &#x201E;</item>
            </list><lb/>
            <p xml:id="ID_384"> Natürlich weisen bei weitem nicht alle Güter solche Reinertrage auf, vollends<lb/>
nicht im Verhältnis zu dem Verkanfswert, wie ihn die Besitzer verlangen zu können<lb/>
glauben. Immerhin, sagt Backhaus ausdrücklich, zeigen die Zahlen, daß auch<lb/>
&#x201E;unter heutigen Verhältnissen" in der Landwirtschaft Posens eine &#x201E;befriedigende<lb/>
Rente" zu erzielen möglich sei. Man könne sich leicht aus ihnen berechnen, daß,<lb/>
wenn der Grund und Boden nicht übermäßig derer erkauft worden sei, und wenn<lb/>
der persönliche Verbrauch der Besitzer ein den Verhältnissen entsprechender bleibe,<lb/>
der &#x201E;Vermögenszuwachs ein recht beträchtlicher" sein müsse.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_385" next="#ID_386"> Wirklich stichhaltige Gründe dafür, daß das nur für die Landwirtschaft in<lb/>
Posen, nicht auch für die der übrigen Ostprovinzen zu gelten hätte, wird Backhaus<lb/>
schwerlich anführen können. Wenn nicht übermäßige Ankaufspreise bewilligt werden<lb/>
und die Besitzer sich nach der Decke strecken, werden sie auch anderwärts vorwärts<lb/>
kommen können bei rationeller Wirtschaft. Wie es scheint, hält Backhaus zur Zeit<lb/>
gerade in Posen die Gelegenheit für günstig, zu nicht übermäßigen Preisen Güter<lb/>
zu kaufen. Teilweise trifft das in der That auch sicher zu, und zwar deshalb,<lb/>
weil deutsche Großlandwirte mit einigen Mitteln leider noch viel zu sehr dem Vor¬<lb/>
urteil huldigen, ein gebildeter Mann könne es im Posenschen und vollends auf<lb/>
dem Lande gar nicht aushalten, und deshalb lieber in Mitteldeutschland unver¬<lb/>
nünftige Preise zahlen als im Osten vernünftige.  Es ist sehr verdienstlich, daß</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0117] Maßgebliches und Unmaßgebliches Nicht weniger lehrreich sind noch folgende Zahlen über drei weitere Gro߬ betriebe im Posenschen. Ein Gut von 240V Morgen mit einem Grundstenerreinertrage von 7365 Mark, dessen „jetziger Verkaufswert" nach Backhaus ans 530 000 Mark berechnet wird, wies als „Reinertrag inklusive Verzinsung" auf! 1861/62 1S3S0 Mark 1893/94 29427 Mark 1871/72 Is 606 „ 1894/95 21426 „ 1881/82 30 584 „ 1895/96 24759 „ 1891/92 53316 „ 1896/97 23186 „ 1892/93 23310 „ 1897/98 57687 „ Ein Gut Von 1700 Morgen mit 3598 Mark Grundsteuerreinertrag und einem jetzigen Verkaufswert vou 355 000 Mark ergab als Reinertrag einschließlich Verzinsung: 1871/72 6000 Mark 1893/94 7039 Mark 1881/82 35873 „ 1894/95 12529 „ 1891/92 9435 „ 1896/97 16583 „ 1892/93 13598 „ 1897/98 19000 „ Der Reinertrag für 1395/96 ist nicht berechnet. Ein Gut endlich von 4000 Morgen mit einem Grundstenerreinertrage von 8453 Mark und einem jetzigen Verkaufswert von 550 000 Mark brachte als Rein¬ ertrag einschließlich Verzinsung: 1884,854000 Mark1891/9245556 Mark 1885/864227 „1892/9330442 1893/951886/8738358 „32 612 „ 1894/951887/8819748 „33804 „ 1888/8942300 „1895/9631671 „ 1889/9043 601 „1896/9754370 „ 1890/9161218 „1897/9850051 „ Natürlich weisen bei weitem nicht alle Güter solche Reinertrage auf, vollends nicht im Verhältnis zu dem Verkanfswert, wie ihn die Besitzer verlangen zu können glauben. Immerhin, sagt Backhaus ausdrücklich, zeigen die Zahlen, daß auch „unter heutigen Verhältnissen" in der Landwirtschaft Posens eine „befriedigende Rente" zu erzielen möglich sei. Man könne sich leicht aus ihnen berechnen, daß, wenn der Grund und Boden nicht übermäßig derer erkauft worden sei, und wenn der persönliche Verbrauch der Besitzer ein den Verhältnissen entsprechender bleibe, der „Vermögenszuwachs ein recht beträchtlicher" sein müsse. Wirklich stichhaltige Gründe dafür, daß das nur für die Landwirtschaft in Posen, nicht auch für die der übrigen Ostprovinzen zu gelten hätte, wird Backhaus schwerlich anführen können. Wenn nicht übermäßige Ankaufspreise bewilligt werden und die Besitzer sich nach der Decke strecken, werden sie auch anderwärts vorwärts kommen können bei rationeller Wirtschaft. Wie es scheint, hält Backhaus zur Zeit gerade in Posen die Gelegenheit für günstig, zu nicht übermäßigen Preisen Güter zu kaufen. Teilweise trifft das in der That auch sicher zu, und zwar deshalb, weil deutsche Großlandwirte mit einigen Mitteln leider noch viel zu sehr dem Vor¬ urteil huldigen, ein gebildeter Mann könne es im Posenschen und vollends auf dem Lande gar nicht aushalten, und deshalb lieber in Mitteldeutschland unver¬ nünftige Preise zahlen als im Osten vernünftige. Es ist sehr verdienstlich, daß

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/117
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/117>, abgerufen am 28.09.2024.