Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die imperialistische Bewegung in Lngland

dadurch, daß sie die Förderung auf den jährlichen Bedarf der Welt an Dia¬
manten beschränkte, in den Stand, den Preis zu regeln und hochzuhalten.

Diese große Finanzoperation, die ein Mann von geringerer Energie kaum
erfolgreich hätte zu Eude führen können, nahm jedoch Rhodes nicht ganz in
Anspruch. Von 1876 bis 1881 teilt er seine Zeit zwischen Oxford und Süd¬
afrika. Während der "Termine" ist er in Oxford, wo er mit Bürschchen, die
ein halbes Dutzend Jahre jünger sind als er, die Schulbank drückt; die großen
Ferien verbringt er jedes Jahr auf den Diamantfeldern, mit der Ausführung
seiner großen Pläne beschäftigt. Im Jahre 1881 erwirbt er in Oxford den
akademischen Grad.

Man erkennt schon hieraus, daß man in Rhodes nicht einen bloßen Finanz¬
mann großen Stils sehen darf. Mehr noch zeigt sich dies in seiner Stellung
zum Gelde. Nie sucht er dies um seiner selbst willen oder um es in Luxus
und Verschwendung zu verbrauchen. Am Sammeln seiner Reichtümer lockt
ihn zunächst die Freude am Erfolg, dann das Bewußtsein, welches gewaltige
Werkzeug zur Verwirklichung seiner Ideen er sich dadurch schafft. Bezeich¬
nend für seinen Standpunkt ist die folgende gut beglaubigte Anekdote.*) Im
Beginn der achtziger Jahre waren General Gordon, der später bei Khartum
fiel, und Rhodes an einer offiziellen Mission bei den Basutos beteiligt. Der
junge selbstbewußte Mann, der dem ältern ruhen- und erfolggekrönten Soldaten
gegenüber immer eigensinnig auf seinem Kopfe bestand, scheint diesem sehr
imponiert zu haben. Wenigstens suchte ihn Gordon, wenn auch vergebens,
sowohl in Südafrika wie später bei dem Zuge uach Khartum zu seinem Mit¬
arbeiter zu gewinnen. Bei einer Gelegenheit erzählte Gordon, daß die chine¬
sische Regierung ihm nach der Niederwerfung des Tai-ping-Aufstandes eine
ganze Stube voll Gold angeboten habe. "Was thaten Sie?" fragte Rhodes.
"Ich wies es natürlich zurück," sagte Gordon. "Und was hätten Sie gethan?"
"Ich hätte es genommen, sagte Rhodes, und so viele weitere Stuben voll
Gold, als sie mir gegeben hätten. Es nützt uns nichts, riesige Ideen zu
haben, wenn wir nicht das Geld besitzen, sie auszuführen."

Demgemäß sehen wir Rhodes auch später, als er sich der Politik zu¬
wandte, sich noch immer an allen großen finanziellen Unternehmungen in
Südafrika beteiligen, so namentlich nach der Entdeckung der Goldfelder des
Rand bei der Gründung der Aolclliötcls c>1 Loutn-^drinn, die mehrfach 125 Pro¬
zent Dividenden zahlten. Nach dem Reichtum war politische Macht das nächste,
was Rhodes erstrebte. Im Jahre 1882 trat er als Mitglied für Barkly West
in das Kapparlament, wo er bald eine führende Stellung einnahm. Er wurde
Mitglied zweier Ministerien und 1890 Premierminister. Er war so zu gleicher



") o<M Rlxxlv". 1)^ Impoi'is>Il"t, vieil kersoual RsminisoöQOW Dr. .Imnvslm.
I.cincto", 1897.
Die imperialistische Bewegung in Lngland

dadurch, daß sie die Förderung auf den jährlichen Bedarf der Welt an Dia¬
manten beschränkte, in den Stand, den Preis zu regeln und hochzuhalten.

Diese große Finanzoperation, die ein Mann von geringerer Energie kaum
erfolgreich hätte zu Eude führen können, nahm jedoch Rhodes nicht ganz in
Anspruch. Von 1876 bis 1881 teilt er seine Zeit zwischen Oxford und Süd¬
afrika. Während der „Termine" ist er in Oxford, wo er mit Bürschchen, die
ein halbes Dutzend Jahre jünger sind als er, die Schulbank drückt; die großen
Ferien verbringt er jedes Jahr auf den Diamantfeldern, mit der Ausführung
seiner großen Pläne beschäftigt. Im Jahre 1881 erwirbt er in Oxford den
akademischen Grad.

Man erkennt schon hieraus, daß man in Rhodes nicht einen bloßen Finanz¬
mann großen Stils sehen darf. Mehr noch zeigt sich dies in seiner Stellung
zum Gelde. Nie sucht er dies um seiner selbst willen oder um es in Luxus
und Verschwendung zu verbrauchen. Am Sammeln seiner Reichtümer lockt
ihn zunächst die Freude am Erfolg, dann das Bewußtsein, welches gewaltige
Werkzeug zur Verwirklichung seiner Ideen er sich dadurch schafft. Bezeich¬
nend für seinen Standpunkt ist die folgende gut beglaubigte Anekdote.*) Im
Beginn der achtziger Jahre waren General Gordon, der später bei Khartum
fiel, und Rhodes an einer offiziellen Mission bei den Basutos beteiligt. Der
junge selbstbewußte Mann, der dem ältern ruhen- und erfolggekrönten Soldaten
gegenüber immer eigensinnig auf seinem Kopfe bestand, scheint diesem sehr
imponiert zu haben. Wenigstens suchte ihn Gordon, wenn auch vergebens,
sowohl in Südafrika wie später bei dem Zuge uach Khartum zu seinem Mit¬
arbeiter zu gewinnen. Bei einer Gelegenheit erzählte Gordon, daß die chine¬
sische Regierung ihm nach der Niederwerfung des Tai-ping-Aufstandes eine
ganze Stube voll Gold angeboten habe. „Was thaten Sie?" fragte Rhodes.
„Ich wies es natürlich zurück," sagte Gordon. „Und was hätten Sie gethan?"
„Ich hätte es genommen, sagte Rhodes, und so viele weitere Stuben voll
Gold, als sie mir gegeben hätten. Es nützt uns nichts, riesige Ideen zu
haben, wenn wir nicht das Geld besitzen, sie auszuführen."

Demgemäß sehen wir Rhodes auch später, als er sich der Politik zu¬
wandte, sich noch immer an allen großen finanziellen Unternehmungen in
Südafrika beteiligen, so namentlich nach der Entdeckung der Goldfelder des
Rand bei der Gründung der Aolclliötcls c>1 Loutn-^drinn, die mehrfach 125 Pro¬
zent Dividenden zahlten. Nach dem Reichtum war politische Macht das nächste,
was Rhodes erstrebte. Im Jahre 1882 trat er als Mitglied für Barkly West
in das Kapparlament, wo er bald eine führende Stellung einnahm. Er wurde
Mitglied zweier Ministerien und 1890 Premierminister. Er war so zu gleicher



») o<M Rlxxlv». 1)^ Impoi'is>Il»t, vieil kersoual RsminisoöQOW Dr. .Imnvslm.
I.cincto», 1897.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0090" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/229776"/>
            <fw type="header" place="top"> Die imperialistische Bewegung in Lngland</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_330" prev="#ID_329"> dadurch, daß sie die Förderung auf den jährlichen Bedarf der Welt an Dia¬<lb/>
manten beschränkte, in den Stand, den Preis zu regeln und hochzuhalten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_331"> Diese große Finanzoperation, die ein Mann von geringerer Energie kaum<lb/>
erfolgreich hätte zu Eude führen können, nahm jedoch Rhodes nicht ganz in<lb/>
Anspruch. Von 1876 bis 1881 teilt er seine Zeit zwischen Oxford und Süd¬<lb/>
afrika. Während der &#x201E;Termine" ist er in Oxford, wo er mit Bürschchen, die<lb/>
ein halbes Dutzend Jahre jünger sind als er, die Schulbank drückt; die großen<lb/>
Ferien verbringt er jedes Jahr auf den Diamantfeldern, mit der Ausführung<lb/>
seiner großen Pläne beschäftigt. Im Jahre 1881 erwirbt er in Oxford den<lb/>
akademischen Grad.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_332"> Man erkennt schon hieraus, daß man in Rhodes nicht einen bloßen Finanz¬<lb/>
mann großen Stils sehen darf. Mehr noch zeigt sich dies in seiner Stellung<lb/>
zum Gelde. Nie sucht er dies um seiner selbst willen oder um es in Luxus<lb/>
und Verschwendung zu verbrauchen. Am Sammeln seiner Reichtümer lockt<lb/>
ihn zunächst die Freude am Erfolg, dann das Bewußtsein, welches gewaltige<lb/>
Werkzeug zur Verwirklichung seiner Ideen er sich dadurch schafft. Bezeich¬<lb/>
nend für seinen Standpunkt ist die folgende gut beglaubigte Anekdote.*) Im<lb/>
Beginn der achtziger Jahre waren General Gordon, der später bei Khartum<lb/>
fiel, und Rhodes an einer offiziellen Mission bei den Basutos beteiligt. Der<lb/>
junge selbstbewußte Mann, der dem ältern ruhen- und erfolggekrönten Soldaten<lb/>
gegenüber immer eigensinnig auf seinem Kopfe bestand, scheint diesem sehr<lb/>
imponiert zu haben. Wenigstens suchte ihn Gordon, wenn auch vergebens,<lb/>
sowohl in Südafrika wie später bei dem Zuge uach Khartum zu seinem Mit¬<lb/>
arbeiter zu gewinnen. Bei einer Gelegenheit erzählte Gordon, daß die chine¬<lb/>
sische Regierung ihm nach der Niederwerfung des Tai-ping-Aufstandes eine<lb/>
ganze Stube voll Gold angeboten habe. &#x201E;Was thaten Sie?" fragte Rhodes.<lb/>
&#x201E;Ich wies es natürlich zurück," sagte Gordon. &#x201E;Und was hätten Sie gethan?"<lb/>
&#x201E;Ich hätte es genommen, sagte Rhodes, und so viele weitere Stuben voll<lb/>
Gold, als sie mir gegeben hätten. Es nützt uns nichts, riesige Ideen zu<lb/>
haben, wenn wir nicht das Geld besitzen, sie auszuführen."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_333" next="#ID_334"> Demgemäß sehen wir Rhodes auch später, als er sich der Politik zu¬<lb/>
wandte, sich noch immer an allen großen finanziellen Unternehmungen in<lb/>
Südafrika beteiligen, so namentlich nach der Entdeckung der Goldfelder des<lb/>
Rand bei der Gründung der Aolclliötcls c&gt;1 Loutn-^drinn, die mehrfach 125 Pro¬<lb/>
zent Dividenden zahlten. Nach dem Reichtum war politische Macht das nächste,<lb/>
was Rhodes erstrebte. Im Jahre 1882 trat er als Mitglied für Barkly West<lb/>
in das Kapparlament, wo er bald eine führende Stellung einnahm. Er wurde<lb/>
Mitglied zweier Ministerien und 1890 Premierminister. Er war so zu gleicher</p><lb/>
            <note xml:id="FID_22" place="foot"> ») o&lt;M Rlxxlv». 1)^ Impoi'is&gt;Il»t, vieil kersoual RsminisoöQOW   Dr. .Imnvslm.<lb/>
I.cincto», 1897.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0090] Die imperialistische Bewegung in Lngland dadurch, daß sie die Förderung auf den jährlichen Bedarf der Welt an Dia¬ manten beschränkte, in den Stand, den Preis zu regeln und hochzuhalten. Diese große Finanzoperation, die ein Mann von geringerer Energie kaum erfolgreich hätte zu Eude führen können, nahm jedoch Rhodes nicht ganz in Anspruch. Von 1876 bis 1881 teilt er seine Zeit zwischen Oxford und Süd¬ afrika. Während der „Termine" ist er in Oxford, wo er mit Bürschchen, die ein halbes Dutzend Jahre jünger sind als er, die Schulbank drückt; die großen Ferien verbringt er jedes Jahr auf den Diamantfeldern, mit der Ausführung seiner großen Pläne beschäftigt. Im Jahre 1881 erwirbt er in Oxford den akademischen Grad. Man erkennt schon hieraus, daß man in Rhodes nicht einen bloßen Finanz¬ mann großen Stils sehen darf. Mehr noch zeigt sich dies in seiner Stellung zum Gelde. Nie sucht er dies um seiner selbst willen oder um es in Luxus und Verschwendung zu verbrauchen. Am Sammeln seiner Reichtümer lockt ihn zunächst die Freude am Erfolg, dann das Bewußtsein, welches gewaltige Werkzeug zur Verwirklichung seiner Ideen er sich dadurch schafft. Bezeich¬ nend für seinen Standpunkt ist die folgende gut beglaubigte Anekdote.*) Im Beginn der achtziger Jahre waren General Gordon, der später bei Khartum fiel, und Rhodes an einer offiziellen Mission bei den Basutos beteiligt. Der junge selbstbewußte Mann, der dem ältern ruhen- und erfolggekrönten Soldaten gegenüber immer eigensinnig auf seinem Kopfe bestand, scheint diesem sehr imponiert zu haben. Wenigstens suchte ihn Gordon, wenn auch vergebens, sowohl in Südafrika wie später bei dem Zuge uach Khartum zu seinem Mit¬ arbeiter zu gewinnen. Bei einer Gelegenheit erzählte Gordon, daß die chine¬ sische Regierung ihm nach der Niederwerfung des Tai-ping-Aufstandes eine ganze Stube voll Gold angeboten habe. „Was thaten Sie?" fragte Rhodes. „Ich wies es natürlich zurück," sagte Gordon. „Und was hätten Sie gethan?" „Ich hätte es genommen, sagte Rhodes, und so viele weitere Stuben voll Gold, als sie mir gegeben hätten. Es nützt uns nichts, riesige Ideen zu haben, wenn wir nicht das Geld besitzen, sie auszuführen." Demgemäß sehen wir Rhodes auch später, als er sich der Politik zu¬ wandte, sich noch immer an allen großen finanziellen Unternehmungen in Südafrika beteiligen, so namentlich nach der Entdeckung der Goldfelder des Rand bei der Gründung der Aolclliötcls c>1 Loutn-^drinn, die mehrfach 125 Pro¬ zent Dividenden zahlten. Nach dem Reichtum war politische Macht das nächste, was Rhodes erstrebte. Im Jahre 1882 trat er als Mitglied für Barkly West in das Kapparlament, wo er bald eine führende Stellung einnahm. Er wurde Mitglied zweier Ministerien und 1890 Premierminister. Er war so zu gleicher ») o<M Rlxxlv». 1)^ Impoi'is>Il»t, vieil kersoual RsminisoöQOW Dr. .Imnvslm. I.cincto», 1897.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_229685
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_229685/90
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_229685/90>, abgerufen am 23.07.2024.