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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.

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Nochmals die Fürsorge für die entlassenen Strafgefangnen

Wochen über Wasser zu halten. Es sind ja doch bei jedem Verein Leute mit Praktischer
Lebenserfahrung, die einen vollendeten Unsinn gewiß nicht mitmachen würden. Wie
ich glaube, wäre es aber überhaupt am besten, wenn die Arbeitsvermittlung für die
Entlassener der Zweig eines wenigstens in den großen Städten zu schaffenden all¬
gemeinen Arbeitsnachweises werden würde. Dann würden manche Dinge viel leichter
und geschäftsmäßiger erledigt werden können, und jedenfalls würden die Klagen über
die Bevorzugung der Sträflinge endlich einmal aufhören. Die Vereine hätten aber
immer uoch genug Arbeit, ihre Thätigkeit vollzöge sich jedoch mehr auf sittlichem
Gebiete, ohne allen büreaukratischen Schematismus. Howard sagt- Mache die Leute
fleißig, und du wirst sie ehrlich machen. Das ist ein sehr schöner Ausspruch, aber er
ist, wie alle Weisheitssprüche, auch nur euw gra.no s-rliZ zu nehmen. Es giebt auch
sehr fleißige Halunken! Der Jurist wird als Hauptkmnpfmittel gegen das Verbrechen
die Strafe ansehen, der Arzt wird daneben hygienische Maßregeln empfehlen, der
Volkswirt wird sich von der Regelung der Arbeitsverhältnisse und Abstellung gewisser
sozialer Mißstände den größten Nutze" versprechen. Der Pädagoge und Theologe wird
die Erziehung von Charakteren und zwar religiösen Charakteren betonen. Obwohl um
Reinkulturen von Juristen, Medizinern, Politikern, Theologen und Pädagogen heut¬
zutage kaum uoch vorkommen, vielmehr jeder über seinen Zaun hinwegsieht und bei
dem andern zu lernen sucht, so wird man doch in der Regel das am meisten schätzen,
was der eignen Berufsthätigkeit am nächsten liegt, und so möchte ich auch, ein altes
Wort entsprechend verändernd, sagen: Die Seele der Fürsorge ist die Fürsorge für
die Seele. Deal das ist mich ganz meine Meinung, und darin stimme ich dem Ver¬
fasser des von mir augefochtnen Aufsatzes vollkommen bei, daß wirkliche Nut mir
selten die Ursache der Verschuldung des Gefangnen gewesen ist, wenigstens bei
weitem nicht die einzige Ursache, man wird sogar da, wo die Not zweifellos des
Menschen besseres Ich überwältigt hatte, fast immer finden, daß die eigentliche Ur¬
sache in dem Leichtsinn, der Glaubenslosigkeit, im mangelnden Rechtsgefühl des
Gefangnen zu suchen ist. Es giebt sehr arme Menschen, die sich eher den kleine"
Finger abbissen, als daß sie unredlich handelten, ihre Religion, ihr Ehrgefühl, ihr
Rechtsbewußtsein hindert sie daran. Darum möchte ich es als eine Hauptaufgabe
der Fürsorge ansehen, dem Entlassener wieder zu einem religiösen und sittlichen
Halt zu verhelfen. Vielleicht haben ähnliche Gedanken es veranlaßt, daß die Geist¬
lichen und Gemeindekircheiiräte für die Fürsorge mobil gemacht worden sind; einmal
bedeutet das eine starke Vermehrung der Arbeitskräfte, zumal an Orten, wo ein
Verein mehr als überflüssig wäre, dann aber kann man es auch vou der Kirche
und ihre" Organen wohl erwarten, daß sie ihre Aufgabe uicht lediglich materiell
auffassen. Für außerordentlich heilsam würde ich es ferner ansehen, wenn die Ent¬
lassener, falls nicht andre Gründe dagegen sprechen, gezwungen werden könnten, in
ihre Heimat zurückzukehren. Davor hoben sie freilich vielfach eine heillose Scheu,
sie möchten nicht als räudige Schafe heimziehen, und doch habe ich gefunden, daß
die, die sich freiwillig dazu bewege" ließen, es nur selten bereut haben. Die heimat¬
liche Luft enthält wundersame Heilkräfte, die nur nicht unbenutzt lassen dürfe",
dort ist auch die Einwirkung von Mensch zu Menschen noch am vollkommensten
zu erreichen. Freilich steht dem das Freizügigkeitsgesetz entgegen, an das niemand
gern rührt, aus Furcht, an die Wand gemalt zu werden. Wenn es aber geht,
gewisse Orden in ihrem Wohnsitz zu beschränken, so müßte es anch bei Verbrechern
möglich sein, da sie ja mindestens keine geringere Gefahr für die Sicherheit des
Landes vorstellen.

An Stelle der Fürsorgevereiue werden in dem Aufsatze die Arbeiterkolouien
dem allgemeinen Wohlwollen empfohlen, ja der Verfasser möchte ihnen sogar den


Nochmals die Fürsorge für die entlassenen Strafgefangnen

Wochen über Wasser zu halten. Es sind ja doch bei jedem Verein Leute mit Praktischer
Lebenserfahrung, die einen vollendeten Unsinn gewiß nicht mitmachen würden. Wie
ich glaube, wäre es aber überhaupt am besten, wenn die Arbeitsvermittlung für die
Entlassener der Zweig eines wenigstens in den großen Städten zu schaffenden all¬
gemeinen Arbeitsnachweises werden würde. Dann würden manche Dinge viel leichter
und geschäftsmäßiger erledigt werden können, und jedenfalls würden die Klagen über
die Bevorzugung der Sträflinge endlich einmal aufhören. Die Vereine hätten aber
immer uoch genug Arbeit, ihre Thätigkeit vollzöge sich jedoch mehr auf sittlichem
Gebiete, ohne allen büreaukratischen Schematismus. Howard sagt- Mache die Leute
fleißig, und du wirst sie ehrlich machen. Das ist ein sehr schöner Ausspruch, aber er
ist, wie alle Weisheitssprüche, auch nur euw gra.no s-rliZ zu nehmen. Es giebt auch
sehr fleißige Halunken! Der Jurist wird als Hauptkmnpfmittel gegen das Verbrechen
die Strafe ansehen, der Arzt wird daneben hygienische Maßregeln empfehlen, der
Volkswirt wird sich von der Regelung der Arbeitsverhältnisse und Abstellung gewisser
sozialer Mißstände den größten Nutze» versprechen. Der Pädagoge und Theologe wird
die Erziehung von Charakteren und zwar religiösen Charakteren betonen. Obwohl um
Reinkulturen von Juristen, Medizinern, Politikern, Theologen und Pädagogen heut¬
zutage kaum uoch vorkommen, vielmehr jeder über seinen Zaun hinwegsieht und bei
dem andern zu lernen sucht, so wird man doch in der Regel das am meisten schätzen,
was der eignen Berufsthätigkeit am nächsten liegt, und so möchte ich auch, ein altes
Wort entsprechend verändernd, sagen: Die Seele der Fürsorge ist die Fürsorge für
die Seele. Deal das ist mich ganz meine Meinung, und darin stimme ich dem Ver¬
fasser des von mir augefochtnen Aufsatzes vollkommen bei, daß wirkliche Nut mir
selten die Ursache der Verschuldung des Gefangnen gewesen ist, wenigstens bei
weitem nicht die einzige Ursache, man wird sogar da, wo die Not zweifellos des
Menschen besseres Ich überwältigt hatte, fast immer finden, daß die eigentliche Ur¬
sache in dem Leichtsinn, der Glaubenslosigkeit, im mangelnden Rechtsgefühl des
Gefangnen zu suchen ist. Es giebt sehr arme Menschen, die sich eher den kleine«
Finger abbissen, als daß sie unredlich handelten, ihre Religion, ihr Ehrgefühl, ihr
Rechtsbewußtsein hindert sie daran. Darum möchte ich es als eine Hauptaufgabe
der Fürsorge ansehen, dem Entlassener wieder zu einem religiösen und sittlichen
Halt zu verhelfen. Vielleicht haben ähnliche Gedanken es veranlaßt, daß die Geist¬
lichen und Gemeindekircheiiräte für die Fürsorge mobil gemacht worden sind; einmal
bedeutet das eine starke Vermehrung der Arbeitskräfte, zumal an Orten, wo ein
Verein mehr als überflüssig wäre, dann aber kann man es auch vou der Kirche
und ihre» Organen wohl erwarten, daß sie ihre Aufgabe uicht lediglich materiell
auffassen. Für außerordentlich heilsam würde ich es ferner ansehen, wenn die Ent¬
lassener, falls nicht andre Gründe dagegen sprechen, gezwungen werden könnten, in
ihre Heimat zurückzukehren. Davor hoben sie freilich vielfach eine heillose Scheu,
sie möchten nicht als räudige Schafe heimziehen, und doch habe ich gefunden, daß
die, die sich freiwillig dazu bewege» ließen, es nur selten bereut haben. Die heimat¬
liche Luft enthält wundersame Heilkräfte, die nur nicht unbenutzt lassen dürfe«,
dort ist auch die Einwirkung von Mensch zu Menschen noch am vollkommensten
zu erreichen. Freilich steht dem das Freizügigkeitsgesetz entgegen, an das niemand
gern rührt, aus Furcht, an die Wand gemalt zu werden. Wenn es aber geht,
gewisse Orden in ihrem Wohnsitz zu beschränken, so müßte es anch bei Verbrechern
möglich sein, da sie ja mindestens keine geringere Gefahr für die Sicherheit des
Landes vorstellen.

An Stelle der Fürsorgevereiue werden in dem Aufsatze die Arbeiterkolouien
dem allgemeinen Wohlwollen empfohlen, ja der Verfasser möchte ihnen sogar den


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[0608] Nochmals die Fürsorge für die entlassenen Strafgefangnen Wochen über Wasser zu halten. Es sind ja doch bei jedem Verein Leute mit Praktischer Lebenserfahrung, die einen vollendeten Unsinn gewiß nicht mitmachen würden. Wie ich glaube, wäre es aber überhaupt am besten, wenn die Arbeitsvermittlung für die Entlassener der Zweig eines wenigstens in den großen Städten zu schaffenden all¬ gemeinen Arbeitsnachweises werden würde. Dann würden manche Dinge viel leichter und geschäftsmäßiger erledigt werden können, und jedenfalls würden die Klagen über die Bevorzugung der Sträflinge endlich einmal aufhören. Die Vereine hätten aber immer uoch genug Arbeit, ihre Thätigkeit vollzöge sich jedoch mehr auf sittlichem Gebiete, ohne allen büreaukratischen Schematismus. Howard sagt- Mache die Leute fleißig, und du wirst sie ehrlich machen. Das ist ein sehr schöner Ausspruch, aber er ist, wie alle Weisheitssprüche, auch nur euw gra.no s-rliZ zu nehmen. Es giebt auch sehr fleißige Halunken! Der Jurist wird als Hauptkmnpfmittel gegen das Verbrechen die Strafe ansehen, der Arzt wird daneben hygienische Maßregeln empfehlen, der Volkswirt wird sich von der Regelung der Arbeitsverhältnisse und Abstellung gewisser sozialer Mißstände den größten Nutze» versprechen. Der Pädagoge und Theologe wird die Erziehung von Charakteren und zwar religiösen Charakteren betonen. Obwohl um Reinkulturen von Juristen, Medizinern, Politikern, Theologen und Pädagogen heut¬ zutage kaum uoch vorkommen, vielmehr jeder über seinen Zaun hinwegsieht und bei dem andern zu lernen sucht, so wird man doch in der Regel das am meisten schätzen, was der eignen Berufsthätigkeit am nächsten liegt, und so möchte ich auch, ein altes Wort entsprechend verändernd, sagen: Die Seele der Fürsorge ist die Fürsorge für die Seele. Deal das ist mich ganz meine Meinung, und darin stimme ich dem Ver¬ fasser des von mir augefochtnen Aufsatzes vollkommen bei, daß wirkliche Nut mir selten die Ursache der Verschuldung des Gefangnen gewesen ist, wenigstens bei weitem nicht die einzige Ursache, man wird sogar da, wo die Not zweifellos des Menschen besseres Ich überwältigt hatte, fast immer finden, daß die eigentliche Ur¬ sache in dem Leichtsinn, der Glaubenslosigkeit, im mangelnden Rechtsgefühl des Gefangnen zu suchen ist. Es giebt sehr arme Menschen, die sich eher den kleine« Finger abbissen, als daß sie unredlich handelten, ihre Religion, ihr Ehrgefühl, ihr Rechtsbewußtsein hindert sie daran. Darum möchte ich es als eine Hauptaufgabe der Fürsorge ansehen, dem Entlassener wieder zu einem religiösen und sittlichen Halt zu verhelfen. Vielleicht haben ähnliche Gedanken es veranlaßt, daß die Geist¬ lichen und Gemeindekircheiiräte für die Fürsorge mobil gemacht worden sind; einmal bedeutet das eine starke Vermehrung der Arbeitskräfte, zumal an Orten, wo ein Verein mehr als überflüssig wäre, dann aber kann man es auch vou der Kirche und ihre» Organen wohl erwarten, daß sie ihre Aufgabe uicht lediglich materiell auffassen. Für außerordentlich heilsam würde ich es ferner ansehen, wenn die Ent¬ lassener, falls nicht andre Gründe dagegen sprechen, gezwungen werden könnten, in ihre Heimat zurückzukehren. Davor hoben sie freilich vielfach eine heillose Scheu, sie möchten nicht als räudige Schafe heimziehen, und doch habe ich gefunden, daß die, die sich freiwillig dazu bewege» ließen, es nur selten bereut haben. Die heimat¬ liche Luft enthält wundersame Heilkräfte, die nur nicht unbenutzt lassen dürfe«, dort ist auch die Einwirkung von Mensch zu Menschen noch am vollkommensten zu erreichen. Freilich steht dem das Freizügigkeitsgesetz entgegen, an das niemand gern rührt, aus Furcht, an die Wand gemalt zu werden. Wenn es aber geht, gewisse Orden in ihrem Wohnsitz zu beschränken, so müßte es anch bei Verbrechern möglich sein, da sie ja mindestens keine geringere Gefahr für die Sicherheit des Landes vorstellen. An Stelle der Fürsorgevereiue werden in dem Aufsatze die Arbeiterkolouien dem allgemeinen Wohlwollen empfohlen, ja der Verfasser möchte ihnen sogar den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_229685/608>, abgerufen am 23.07.2024.