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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.

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Zur Reform des Personentarifs der preußischen Eisenbahnen

Antrag, am besten nach vorgeschriebnen Formular, an die nächste Aus¬
gabestelle für Fahrscheinhefte gestellt werden. Diese ist nicht in Geldern,
sondern in Krefeld. Das ausgefüllte Formular muß enthalten: die Fahr¬
scheinstrecken des amtlichen Verzeichnisses, die auf der Reise befahren werden
sollen, ihre Ordnungsnummer in dem amtlichen Verzeichnisse, ferner die so¬
genannte Reihenzahl, die Kilometerzahl und das Fahrgeld, alles nach dem
amtlichen Verzeichnisse, das man sich zu diesem Zwecke für 60 Pfennige
-- mit der unentbehrlichen Übersichtskarte für 75 Pfennige -- kaufen muß.
Die Verwaltung gestattet zwar auch ein weniger förmliches Verfahren. Man
kann das Fahrscheinheft auch brieflich ohne Formular bestellen, aber in dem
Briefe muß der Reiseweg genau angegeben werden, und wer in dieser Be¬
ziehung sicher gehn will, der thut in seinem eignen Interesse gut, das For¬
mular zu benutzen und in allen Punkten genau auszufüllen. Dabei kann er
merkwürdige Entdeckungen machen. In unserm Falle z. B. die, daß der Name
Geldern in dem Fahrscheiiwerzeichnisse gar nicht vorkommt. Eine von Geldern
ausgehende Fahrscheinstrecke giebt es nicht. Der Reisende muß von Krefeld
ausgehn und hat folgende Strecken zu verzeichnen: Krefeld-Duisburg, Duis-
burg-Hamm, Hamm-Hannover, Hannover-Berlin, Berlin-Hannover. Hannover-
Hamm, Hamm-Duisburg, Duisburg-Krefeld. Von Geldern nach Krefeld und
von Krefeld nach Geldern muß er auf einfache Karte fahren. Die Zahl der
zusammenzustellenden Fahrscheine ist in diesem Falle noch verhältnismäßig
klein, weil zwischen Hannover und Berlin ein Fahrschein genügt.

Vergegenwärtigen wir uns nun, was man zu thun hat, um ein zusammen¬
stellbares Fahrscheinheft für eine Reise von Geldern nach Berlin zu erhalten.
Mindestens acht Tage vor dem Antritt der Reise besorgt man sich das amt¬
liche Verzeichnis der Fahrscheinstrecken mit der Übersichtskarte für 75 Pfennige.
Mau muß so zeitig daran gehn, weil die Station Geldern möglicherweise das
Verzeichnis nicht vorrätig hat, sondern erst kommen lassen muß. Ist mau im
Besitze des Verzeichnisses, so sucht man die oben angegebnen Fahrscheinstrecken
auf. trägt sie nebst Ordnungsnummer, Reihenzahl, Kilometerzahl und Fahr¬
preis in das Formular ein, summiert am Schlüsse die Zahlen und sendet oder
trägt das auch sonst säuberlich ausgefüllte Formular an die Fahrkartenausgabe
in Geldern. Diese kann zwar das Fahrscheinheft nicht zusammenstellen, sondern
muß den Antrag nach Krefeld weiter geben; aber die Ordnung will es so.
Da aber der Ausgabenstelle in Krefeld mindestens sechs Stunden Zeit gelassen
werden muß -- sie wird ja das Heft in der Regel schneller zusammenstellen,
ist aber dazu uicht verpflichtet und bei großem Andrange vielleicht nicht im¬
stande --, so thut der Reiselustige gut, wenn er seine Reise am 10. Juli in
aller Frühe antreten will, den Antrag schon am 7. Juli der Fahrkarten¬
ausgabe Geldern einzureichen, denn nur dann kann er sicher sein, daß der
Antrag am 8. Juli nach Krefeld gelaugt, und daß das bestellte Fahrscheinheft


Zur Reform des Personentarifs der preußischen Eisenbahnen

Antrag, am besten nach vorgeschriebnen Formular, an die nächste Aus¬
gabestelle für Fahrscheinhefte gestellt werden. Diese ist nicht in Geldern,
sondern in Krefeld. Das ausgefüllte Formular muß enthalten: die Fahr¬
scheinstrecken des amtlichen Verzeichnisses, die auf der Reise befahren werden
sollen, ihre Ordnungsnummer in dem amtlichen Verzeichnisse, ferner die so¬
genannte Reihenzahl, die Kilometerzahl und das Fahrgeld, alles nach dem
amtlichen Verzeichnisse, das man sich zu diesem Zwecke für 60 Pfennige
— mit der unentbehrlichen Übersichtskarte für 75 Pfennige — kaufen muß.
Die Verwaltung gestattet zwar auch ein weniger förmliches Verfahren. Man
kann das Fahrscheinheft auch brieflich ohne Formular bestellen, aber in dem
Briefe muß der Reiseweg genau angegeben werden, und wer in dieser Be¬
ziehung sicher gehn will, der thut in seinem eignen Interesse gut, das For¬
mular zu benutzen und in allen Punkten genau auszufüllen. Dabei kann er
merkwürdige Entdeckungen machen. In unserm Falle z. B. die, daß der Name
Geldern in dem Fahrscheiiwerzeichnisse gar nicht vorkommt. Eine von Geldern
ausgehende Fahrscheinstrecke giebt es nicht. Der Reisende muß von Krefeld
ausgehn und hat folgende Strecken zu verzeichnen: Krefeld-Duisburg, Duis-
burg-Hamm, Hamm-Hannover, Hannover-Berlin, Berlin-Hannover. Hannover-
Hamm, Hamm-Duisburg, Duisburg-Krefeld. Von Geldern nach Krefeld und
von Krefeld nach Geldern muß er auf einfache Karte fahren. Die Zahl der
zusammenzustellenden Fahrscheine ist in diesem Falle noch verhältnismäßig
klein, weil zwischen Hannover und Berlin ein Fahrschein genügt.

Vergegenwärtigen wir uns nun, was man zu thun hat, um ein zusammen¬
stellbares Fahrscheinheft für eine Reise von Geldern nach Berlin zu erhalten.
Mindestens acht Tage vor dem Antritt der Reise besorgt man sich das amt¬
liche Verzeichnis der Fahrscheinstrecken mit der Übersichtskarte für 75 Pfennige.
Mau muß so zeitig daran gehn, weil die Station Geldern möglicherweise das
Verzeichnis nicht vorrätig hat, sondern erst kommen lassen muß. Ist mau im
Besitze des Verzeichnisses, so sucht man die oben angegebnen Fahrscheinstrecken
auf. trägt sie nebst Ordnungsnummer, Reihenzahl, Kilometerzahl und Fahr¬
preis in das Formular ein, summiert am Schlüsse die Zahlen und sendet oder
trägt das auch sonst säuberlich ausgefüllte Formular an die Fahrkartenausgabe
in Geldern. Diese kann zwar das Fahrscheinheft nicht zusammenstellen, sondern
muß den Antrag nach Krefeld weiter geben; aber die Ordnung will es so.
Da aber der Ausgabenstelle in Krefeld mindestens sechs Stunden Zeit gelassen
werden muß — sie wird ja das Heft in der Regel schneller zusammenstellen,
ist aber dazu uicht verpflichtet und bei großem Andrange vielleicht nicht im¬
stande —, so thut der Reiselustige gut, wenn er seine Reise am 10. Juli in
aller Frühe antreten will, den Antrag schon am 7. Juli der Fahrkarten¬
ausgabe Geldern einzureichen, denn nur dann kann er sicher sein, daß der
Antrag am 8. Juli nach Krefeld gelaugt, und daß das bestellte Fahrscheinheft


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[0371] Zur Reform des Personentarifs der preußischen Eisenbahnen Antrag, am besten nach vorgeschriebnen Formular, an die nächste Aus¬ gabestelle für Fahrscheinhefte gestellt werden. Diese ist nicht in Geldern, sondern in Krefeld. Das ausgefüllte Formular muß enthalten: die Fahr¬ scheinstrecken des amtlichen Verzeichnisses, die auf der Reise befahren werden sollen, ihre Ordnungsnummer in dem amtlichen Verzeichnisse, ferner die so¬ genannte Reihenzahl, die Kilometerzahl und das Fahrgeld, alles nach dem amtlichen Verzeichnisse, das man sich zu diesem Zwecke für 60 Pfennige — mit der unentbehrlichen Übersichtskarte für 75 Pfennige — kaufen muß. Die Verwaltung gestattet zwar auch ein weniger förmliches Verfahren. Man kann das Fahrscheinheft auch brieflich ohne Formular bestellen, aber in dem Briefe muß der Reiseweg genau angegeben werden, und wer in dieser Be¬ ziehung sicher gehn will, der thut in seinem eignen Interesse gut, das For¬ mular zu benutzen und in allen Punkten genau auszufüllen. Dabei kann er merkwürdige Entdeckungen machen. In unserm Falle z. B. die, daß der Name Geldern in dem Fahrscheiiwerzeichnisse gar nicht vorkommt. Eine von Geldern ausgehende Fahrscheinstrecke giebt es nicht. Der Reisende muß von Krefeld ausgehn und hat folgende Strecken zu verzeichnen: Krefeld-Duisburg, Duis- burg-Hamm, Hamm-Hannover, Hannover-Berlin, Berlin-Hannover. Hannover- Hamm, Hamm-Duisburg, Duisburg-Krefeld. Von Geldern nach Krefeld und von Krefeld nach Geldern muß er auf einfache Karte fahren. Die Zahl der zusammenzustellenden Fahrscheine ist in diesem Falle noch verhältnismäßig klein, weil zwischen Hannover und Berlin ein Fahrschein genügt. Vergegenwärtigen wir uns nun, was man zu thun hat, um ein zusammen¬ stellbares Fahrscheinheft für eine Reise von Geldern nach Berlin zu erhalten. Mindestens acht Tage vor dem Antritt der Reise besorgt man sich das amt¬ liche Verzeichnis der Fahrscheinstrecken mit der Übersichtskarte für 75 Pfennige. Mau muß so zeitig daran gehn, weil die Station Geldern möglicherweise das Verzeichnis nicht vorrätig hat, sondern erst kommen lassen muß. Ist mau im Besitze des Verzeichnisses, so sucht man die oben angegebnen Fahrscheinstrecken auf. trägt sie nebst Ordnungsnummer, Reihenzahl, Kilometerzahl und Fahr¬ preis in das Formular ein, summiert am Schlüsse die Zahlen und sendet oder trägt das auch sonst säuberlich ausgefüllte Formular an die Fahrkartenausgabe in Geldern. Diese kann zwar das Fahrscheinheft nicht zusammenstellen, sondern muß den Antrag nach Krefeld weiter geben; aber die Ordnung will es so. Da aber der Ausgabenstelle in Krefeld mindestens sechs Stunden Zeit gelassen werden muß — sie wird ja das Heft in der Regel schneller zusammenstellen, ist aber dazu uicht verpflichtet und bei großem Andrange vielleicht nicht im¬ stande —, so thut der Reiselustige gut, wenn er seine Reise am 10. Juli in aller Frühe antreten will, den Antrag schon am 7. Juli der Fahrkarten¬ ausgabe Geldern einzureichen, denn nur dann kann er sicher sein, daß der Antrag am 8. Juli nach Krefeld gelaugt, und daß das bestellte Fahrscheinheft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_229685/371>, abgerufen am 23.07.2024.