Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.Zur Reform des Personentarifs der preußischen Eisenbahnen Eroberungskriege, nicht aber von allgemeinen Kulturbestrebungen; hier schon (Schluß folgt) Zur Reform des jDersonentarifs der preußischen Eisenbahnen (Schluß) ni jemand, um ein beliebiges Beispiel herauszugreifen, von Zur Reform des Personentarifs der preußischen Eisenbahnen Eroberungskriege, nicht aber von allgemeinen Kulturbestrebungen; hier schon (Schluß folgt) Zur Reform des jDersonentarifs der preußischen Eisenbahnen (Schluß) ni jemand, um ein beliebiges Beispiel herauszugreifen, von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0370" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/230056"/> <fw type="header" place="top"> Zur Reform des Personentarifs der preußischen Eisenbahnen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1515" prev="#ID_1514"> Eroberungskriege, nicht aber von allgemeinen Kulturbestrebungen; hier schon<lb/> darum nicht, weil niemand im voraus wissen kann, was in Zukunft möglich<lb/> sein wird. Der fatalistische Satz: Die Welt ist, wie sie ist, und kann nicht<lb/> geändert werden, mag er auf Allah oder auf den Pessimismus gestützt werden,<lb/> führt in türkische Wirtschaft hinein; wenn wir unsern Zustand mit dem<lb/> türkischen vergleichen, so erkennen wir, daß die vielen kleinen Verbesserungen<lb/> zusammen genommen doch eine große Wirkung darstellen. Einen Wegebau¬<lb/> meister hörte ich einmal entrüstet rufen: „Diese Menschen, er meinte einige<lb/> Kollegen, haben kein Herz für die Straße!" Das klang mir sehr lächerlich,<lb/> später aber sagte ich mir, daß es gut um Staat und Gesellschaft stehen<lb/> würde, wenn alle, vom Könige bis zum Maschinenpntzer und zum Kloakcn-<lb/> reiniger, ihr Amt so ernst nähmen und für das allerwichtigste hielten.<lb/> Ein Amt aber, zu dem es gehört, die ersprießlichsten Formen für das Ver¬<lb/> hältnis zwischen Unternehmern und Arbeitern, für die Regelung des Geld- und<lb/> Kreditverkehrs, für die Bebauung städtischer Grundstücke, für die Verteilung<lb/> des ländlichen Grundbesitzes usw. ausfindig zu machen, scheint mir denn doch<lb/> noch wichtiger zu sein als das eines Wegebaumeisters. Wenn die Professoren<lb/> ihre Amtsthätigkeit nicht hoch anschlagen, meinetwegen überschützen, werden sie<lb/> nichts ordentliches leisten, und wenn sie nichts leisten, wird der Negierung im<lb/> entscheidenden Augenblick die Grundlage für ihre Entschließungen fehlen. Hätte<lb/> vielleicht die preußische Regierung nach 1806 auf das Ergebnis des Macht¬<lb/> kampfes warten, d. h. darauf warten sollen, daß die Bauern und Bürger die<lb/> Edelleute totschlagen würden wie in Frankreich? Und hätte sie Reformgesetze<lb/> ausarbeiten lassen können, wenn es keine Theoretiker gegeben hätte, die die<lb/> Agrarverhältnisse studiert hatten?</p><lb/> <p xml:id="ID_1516"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zur Reform des jDersonentarifs der preußischen<lb/> Eisenbahnen<lb/> (Schluß) </head><lb/> <p xml:id="ID_1517" next="#ID_1518"> ni jemand, um ein beliebiges Beispiel herauszugreifen, von<lb/> Geldern nach Berlin fahren und dort einige Wochen bleiben,<lb/> so darf er nicht glauben, er könne eine halbe Stunde vor Ab¬<lb/> gang seines Zuges an der Fahrkartenausgabe des Bahnhofs<lb/> Geldern ein Fahrscheinheft nach Berlin über Krefeld, Duisburg,<lb/> Hannover fordern. So einfach ist die Sache nicht. Es muß ein schriftlicheri^H/</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0370]
Zur Reform des Personentarifs der preußischen Eisenbahnen
Eroberungskriege, nicht aber von allgemeinen Kulturbestrebungen; hier schon
darum nicht, weil niemand im voraus wissen kann, was in Zukunft möglich
sein wird. Der fatalistische Satz: Die Welt ist, wie sie ist, und kann nicht
geändert werden, mag er auf Allah oder auf den Pessimismus gestützt werden,
führt in türkische Wirtschaft hinein; wenn wir unsern Zustand mit dem
türkischen vergleichen, so erkennen wir, daß die vielen kleinen Verbesserungen
zusammen genommen doch eine große Wirkung darstellen. Einen Wegebau¬
meister hörte ich einmal entrüstet rufen: „Diese Menschen, er meinte einige
Kollegen, haben kein Herz für die Straße!" Das klang mir sehr lächerlich,
später aber sagte ich mir, daß es gut um Staat und Gesellschaft stehen
würde, wenn alle, vom Könige bis zum Maschinenpntzer und zum Kloakcn-
reiniger, ihr Amt so ernst nähmen und für das allerwichtigste hielten.
Ein Amt aber, zu dem es gehört, die ersprießlichsten Formen für das Ver¬
hältnis zwischen Unternehmern und Arbeitern, für die Regelung des Geld- und
Kreditverkehrs, für die Bebauung städtischer Grundstücke, für die Verteilung
des ländlichen Grundbesitzes usw. ausfindig zu machen, scheint mir denn doch
noch wichtiger zu sein als das eines Wegebaumeisters. Wenn die Professoren
ihre Amtsthätigkeit nicht hoch anschlagen, meinetwegen überschützen, werden sie
nichts ordentliches leisten, und wenn sie nichts leisten, wird der Negierung im
entscheidenden Augenblick die Grundlage für ihre Entschließungen fehlen. Hätte
vielleicht die preußische Regierung nach 1806 auf das Ergebnis des Macht¬
kampfes warten, d. h. darauf warten sollen, daß die Bauern und Bürger die
Edelleute totschlagen würden wie in Frankreich? Und hätte sie Reformgesetze
ausarbeiten lassen können, wenn es keine Theoretiker gegeben hätte, die die
Agrarverhältnisse studiert hatten?
(Schluß folgt)
Zur Reform des jDersonentarifs der preußischen
Eisenbahnen
(Schluß)
ni jemand, um ein beliebiges Beispiel herauszugreifen, von
Geldern nach Berlin fahren und dort einige Wochen bleiben,
so darf er nicht glauben, er könne eine halbe Stunde vor Ab¬
gang seines Zuges an der Fahrkartenausgabe des Bahnhofs
Geldern ein Fahrscheinheft nach Berlin über Krefeld, Duisburg,
Hannover fordern. So einfach ist die Sache nicht. Es muß ein schriftlicheri^H/
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