Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.Die imperialistische Bewegung in England der außerordentliche Erfolg von Seeleys ^xx-msion ok LnAlaml, das wie kein Vielfach wurde auch der imperialistischen Idee etwas Mystisches beigemischt. Die imperialistische Bewegung in England der außerordentliche Erfolg von Seeleys ^xx-msion ok LnAlaml, das wie kein Vielfach wurde auch der imperialistischen Idee etwas Mystisches beigemischt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0204" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/229890"/> <fw type="header" place="top"> Die imperialistische Bewegung in England</fw><lb/> <p xml:id="ID_844" prev="#ID_843"> der außerordentliche Erfolg von Seeleys ^xx-msion ok LnAlaml, das wie kein<lb/> Buch der letzten Jahre das politische Denken der jüngern Generation beeinflußt<lb/> hat. Zu dem nun, was Seeley theoretisch entwickelte, stellte sich Rhodes Wirken<lb/> als die praktische Ergänzung dar. Und es zeigte sich auch hier wieder, daß<lb/> ein großes Volk auf die Dauer nicht teilnahmlos gegen das sein kann, was<lb/> seine Zukunft und seinen Bestand angeht. Die beiden großen Parteien Eng¬<lb/> lands machten damals eine Wandlung durch; bei der Unklarheit, die darum<lb/> im Innern herrschte, mußte das öffentliche Interesse um so bereiter sein, nach<lb/> neuen Gegenständen zu suchen, die es fesseln könnten. Als ein solcher bot sich<lb/> Cecil Rhodes dar, der auch dem Gegner Achtung einflößen mußte durch die<lb/> Größe der Opfer, die er brachte, und der Verantwortungen, die er übernahm.<lb/> Seit seinem Eintritt in das Kapparlament sah man in ihm daheim den be¬<lb/> deutendsten Vorkämpfer der britischen Machtstellung. Auch haben seine journa¬<lb/> listischen Freunde allen seinen Handlungen immer eine nationale Seite abzu¬<lb/> gewinnen gewußt. Überhaupt ist, seitdem es eine Presse giebt, kaum je der<lb/> Ruhm eines Mannes und seiner Schöpfung so geschickt und eindringlich ver¬<lb/> kündet worden wie der von Rhodes und der Lüuu'tsrsä Oomxem/. Mr. Staat<lb/> sandte kaum eine Nummer seiner lisvisv ok lisvievs in die Welt, ohne seinen<lb/> Lesern von einer neuen Äußerung der politischen Weisheit des „großen Reiche¬<lb/> stifters" (Linxirs-builäör), des Mannes, „der über Kontinente nachsinnt" (Mo<lb/> tninlcs 0Q eoiitiliönts), zu berichten. Achtungswerte Leistungen in Rhodesia,<lb/> wie der Zug der zweihundert Wegebauer von der Küste durch schwieriges<lb/> Terrain und zum Teil feindliche Stämme nach Salisbury, oder die Nieder¬<lb/> werfung eines Negerhäuptlings durch Jameson wurden zu Thaten ausgebauscht,<lb/> die in der Kolonialgeschichte nicht ihresgleichen hatten: jener Zug wurde<lb/> auf eine Stufe mit dem Zuge der Zehntausend gestellt, und Jameson wurde<lb/> nicht nur als ein tapfrer, entschlossener und umsichtiger Mann, sondern als<lb/> einer der größten Helden und Führer aller Zeiten gefeiert: man weiß, wie<lb/> schwer sich das bestraft hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_845" next="#ID_846"> Vielfach wurde auch der imperialistischen Idee etwas Mystisches beigemischt.<lb/> Seitdem den Engländern der größte Teil des Kolonialbesitzes von Spanien,<lb/> Holland und Frankreich zugefallen ist, ist es ein ihnen geläufiger und lieber<lb/> Gedanke, daß eigentlich die ganze Welt ihnen gehöre — zum Herrschen und<lb/> Ausbeuten. Dieser Gedanke wird um auf einmal religiös gewandt und da¬<lb/> durch der breiten Masse des englischen Volkes, die auch noch heute „biblisch"<lb/> ist, wie damals, als Stendhal sie so bezeichnete, erst mundgerecht gemacht.<lb/> Die englische Rasse, verkündet man, vertritt Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden,<lb/> sie ist darum das auserlesene Volk Gottes, berufen, die Welt zu beherrschen<lb/> und zu verbessern. Bemerkenswert ist, daß durch diese Wendung des Ge¬<lb/> dankens an Stelle des englischen Volkes als politische Macht auf einmal die<lb/> englische Sprachgemeinschaft tritt, die durch dieselben Gesetze, Grundsätze und<lb/> Sitten verbunden ist. Es soll nicht untersucht werden, was alles noch zu der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0204]
Die imperialistische Bewegung in England
der außerordentliche Erfolg von Seeleys ^xx-msion ok LnAlaml, das wie kein
Buch der letzten Jahre das politische Denken der jüngern Generation beeinflußt
hat. Zu dem nun, was Seeley theoretisch entwickelte, stellte sich Rhodes Wirken
als die praktische Ergänzung dar. Und es zeigte sich auch hier wieder, daß
ein großes Volk auf die Dauer nicht teilnahmlos gegen das sein kann, was
seine Zukunft und seinen Bestand angeht. Die beiden großen Parteien Eng¬
lands machten damals eine Wandlung durch; bei der Unklarheit, die darum
im Innern herrschte, mußte das öffentliche Interesse um so bereiter sein, nach
neuen Gegenständen zu suchen, die es fesseln könnten. Als ein solcher bot sich
Cecil Rhodes dar, der auch dem Gegner Achtung einflößen mußte durch die
Größe der Opfer, die er brachte, und der Verantwortungen, die er übernahm.
Seit seinem Eintritt in das Kapparlament sah man in ihm daheim den be¬
deutendsten Vorkämpfer der britischen Machtstellung. Auch haben seine journa¬
listischen Freunde allen seinen Handlungen immer eine nationale Seite abzu¬
gewinnen gewußt. Überhaupt ist, seitdem es eine Presse giebt, kaum je der
Ruhm eines Mannes und seiner Schöpfung so geschickt und eindringlich ver¬
kündet worden wie der von Rhodes und der Lüuu'tsrsä Oomxem/. Mr. Staat
sandte kaum eine Nummer seiner lisvisv ok lisvievs in die Welt, ohne seinen
Lesern von einer neuen Äußerung der politischen Weisheit des „großen Reiche¬
stifters" (Linxirs-builäör), des Mannes, „der über Kontinente nachsinnt" (Mo
tninlcs 0Q eoiitiliönts), zu berichten. Achtungswerte Leistungen in Rhodesia,
wie der Zug der zweihundert Wegebauer von der Küste durch schwieriges
Terrain und zum Teil feindliche Stämme nach Salisbury, oder die Nieder¬
werfung eines Negerhäuptlings durch Jameson wurden zu Thaten ausgebauscht,
die in der Kolonialgeschichte nicht ihresgleichen hatten: jener Zug wurde
auf eine Stufe mit dem Zuge der Zehntausend gestellt, und Jameson wurde
nicht nur als ein tapfrer, entschlossener und umsichtiger Mann, sondern als
einer der größten Helden und Führer aller Zeiten gefeiert: man weiß, wie
schwer sich das bestraft hat.
Vielfach wurde auch der imperialistischen Idee etwas Mystisches beigemischt.
Seitdem den Engländern der größte Teil des Kolonialbesitzes von Spanien,
Holland und Frankreich zugefallen ist, ist es ein ihnen geläufiger und lieber
Gedanke, daß eigentlich die ganze Welt ihnen gehöre — zum Herrschen und
Ausbeuten. Dieser Gedanke wird um auf einmal religiös gewandt und da¬
durch der breiten Masse des englischen Volkes, die auch noch heute „biblisch"
ist, wie damals, als Stendhal sie so bezeichnete, erst mundgerecht gemacht.
Die englische Rasse, verkündet man, vertritt Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden,
sie ist darum das auserlesene Volk Gottes, berufen, die Welt zu beherrschen
und zu verbessern. Bemerkenswert ist, daß durch diese Wendung des Ge¬
dankens an Stelle des englischen Volkes als politische Macht auf einmal die
englische Sprachgemeinschaft tritt, die durch dieselben Gesetze, Grundsätze und
Sitten verbunden ist. Es soll nicht untersucht werden, was alles noch zu der
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |