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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.

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brachte am Abend der Besuch eines Bierhauses, wo, in geringer Entfernung vom
Dome, nach Landessitte Chorus gesungen wurde, und zwar gleich nach dem "Wirts¬
haus an der Lahn" das Spottlied auf die Freifrau von Droste-Vischering, die 1844
vor dem heiligen Rocke von ihrer Gicht geheilt worden war. Die Wahrheit eines
solchen Erlebnisses einer hysterischen Person würden wir hente nicht in Zweifel
ziehen, damals betrachteten alle, die nicht wunderglänbig waren, es als Hokuspokns,
aber dieser Auffassung eben in Trier zu begegnen, hätte ich nicht erwartet. Dann
wunderte es mich schon weniger, daß ein Cigarrenhändler neckend aufgefordert
wurde, mich eine von seinen "Angerührten" versuchen zu lassen. Vor vier Jahren
hatten sich nämlich Hunderte an die Reliquie gedrängt, um Abbildungen des Rockes
oder andre Gegenstände mit ihr in flüchtige Berührung zu bringen.

Im übrigen staken Gläubige und Ungläubige mitten im Karnevals- oder
..Faasnachts" treiben, und der Ernst, mit dem die Vereine die Sache betrieben, rief
das Sprüchlein "wenig Witz und viel Behagen" ins Gedächtnis. Indessen ver¬
nahm ich auch von einer Abendgesellschaft ehrsamer Philister, genannt das Rutil,
wo die Rollen für die erwartete Revolution schon verteilt sein sollten. In der
That kamen bald die aufregenden Neuigkeiten aus Paris, und die Nachricht, daß
eine Diligence mit der Bezeichnung röxnbiieg.ins anstatt roMs an der Grenze an¬
gekommen sei, ließ keinen Zweifel an dem Umsturz des Julikönigtums zu. Nun
mußte auch diesseits alles anders werden, die Schlngwörter Revolution, Republik,
Kaisertum schwirrten bunt dnrch die Luft; ein feuriger Jüngling forderte ans offner
Straße die Wiedereinsetzung "unsrer alten Herzöge" und ließ sich uicht beirren
durch die Frage, wann denn Herzöge von Trier geherrscht hätten. Zunächst ver¬
schwände" die schwarzweißen Schlagbäume und die Tafeln mit dem preußischen
Adler. Das war eine Hauptsache, nun war man befreit von den "Binnen," wor¬
unter preußische Soldaten, preußische Beamte und Protestanten zu verstehen waren.
Von der unerträglichen preußischen Tyrannei wurden sonderbare Geschichten erzählt,
z. B. daß die Frau eines Regierungspräsidenten, der längst in eine hohe Stellung
in Berlin vorgerückt war, für alles ihr Widerwärtige den stehenden Ausdruck gehabt
habe: "Das ist zum Kathvlischwerdcn!" Doch habe ich Hinneigung zu Frankreich
nicht wahrgenommen. Alle Welt wurde durch Volksversammlungen und Wahl¬
agitationen in Anspruch genommen; ein Assessor, der bis vor kurzem die Preßzensur
besorgt hatte, wurde Mitbegründer eines demokratischen Vereins, die allgemeine
Volksbewaffnung wurde durch Umschnallen von Säbeln bewerkstelligt, bis sie als
Bürgerwehr geordnetere Formen annahm. Auch ich versah mich mit "Kuhfuß,"
leinener Bluse und Wachstuchkappe, obwohl die strenge Observanz eigentlich mir
"Trierer Jungen" als echte Vaterlandsverteidiger anerkennen wollte, und ich machte
auch einen denkwürdigen Kriegszug mit. An einem herrlichen Sonntage wurde
unser Zug nach einem Winzerdorfe beordert, das in offner Empörung sein sollte.
In voller Mittagsglut schleppten wir unsre Gewehre auf schattenlosen Wege hin,
bei jeder Abzweigung erinnerte sich der eine oder der andre eines Geschäfts in der
Nähe, sodaß unsre Heldenschnr immer dünner wurde; und auch mir rannte ein gut¬
mütiger Kamerad zu, ich möge doch lieber nach Hanse gehen, bevor die Suppe kalt
werde. Gegen eine solche Fahnenflucht empörte sich jedoch mein Pflichtgefühl, ich
schwitzte tapfer weiter und genoß als Lohn den Anblick der erstaunten Gesichter der
Bauern, die von keinen Unordnungen etwas wußten und uns nicht einmal durch
"me" Trunk "Viez," Apfelwein, erquickten. An das Verspritzen des Schweißes fürs
Vaterland auf ähnlichen Übnngsmärschen hatte ich mich zum Glück schon während
der Kartoffelkrawalle im Jahre vorher gewöhnt.


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brachte am Abend der Besuch eines Bierhauses, wo, in geringer Entfernung vom
Dome, nach Landessitte Chorus gesungen wurde, und zwar gleich nach dem „Wirts¬
haus an der Lahn" das Spottlied auf die Freifrau von Droste-Vischering, die 1844
vor dem heiligen Rocke von ihrer Gicht geheilt worden war. Die Wahrheit eines
solchen Erlebnisses einer hysterischen Person würden wir hente nicht in Zweifel
ziehen, damals betrachteten alle, die nicht wunderglänbig waren, es als Hokuspokns,
aber dieser Auffassung eben in Trier zu begegnen, hätte ich nicht erwartet. Dann
wunderte es mich schon weniger, daß ein Cigarrenhändler neckend aufgefordert
wurde, mich eine von seinen „Angerührten" versuchen zu lassen. Vor vier Jahren
hatten sich nämlich Hunderte an die Reliquie gedrängt, um Abbildungen des Rockes
oder andre Gegenstände mit ihr in flüchtige Berührung zu bringen.

Im übrigen staken Gläubige und Ungläubige mitten im Karnevals- oder
..Faasnachts" treiben, und der Ernst, mit dem die Vereine die Sache betrieben, rief
das Sprüchlein „wenig Witz und viel Behagen" ins Gedächtnis. Indessen ver¬
nahm ich auch von einer Abendgesellschaft ehrsamer Philister, genannt das Rutil,
wo die Rollen für die erwartete Revolution schon verteilt sein sollten. In der
That kamen bald die aufregenden Neuigkeiten aus Paris, und die Nachricht, daß
eine Diligence mit der Bezeichnung röxnbiieg.ins anstatt roMs an der Grenze an¬
gekommen sei, ließ keinen Zweifel an dem Umsturz des Julikönigtums zu. Nun
mußte auch diesseits alles anders werden, die Schlngwörter Revolution, Republik,
Kaisertum schwirrten bunt dnrch die Luft; ein feuriger Jüngling forderte ans offner
Straße die Wiedereinsetzung „unsrer alten Herzöge" und ließ sich uicht beirren
durch die Frage, wann denn Herzöge von Trier geherrscht hätten. Zunächst ver¬
schwände« die schwarzweißen Schlagbäume und die Tafeln mit dem preußischen
Adler. Das war eine Hauptsache, nun war man befreit von den „Binnen," wor¬
unter preußische Soldaten, preußische Beamte und Protestanten zu verstehen waren.
Von der unerträglichen preußischen Tyrannei wurden sonderbare Geschichten erzählt,
z. B. daß die Frau eines Regierungspräsidenten, der längst in eine hohe Stellung
in Berlin vorgerückt war, für alles ihr Widerwärtige den stehenden Ausdruck gehabt
habe: „Das ist zum Kathvlischwerdcn!" Doch habe ich Hinneigung zu Frankreich
nicht wahrgenommen. Alle Welt wurde durch Volksversammlungen und Wahl¬
agitationen in Anspruch genommen; ein Assessor, der bis vor kurzem die Preßzensur
besorgt hatte, wurde Mitbegründer eines demokratischen Vereins, die allgemeine
Volksbewaffnung wurde durch Umschnallen von Säbeln bewerkstelligt, bis sie als
Bürgerwehr geordnetere Formen annahm. Auch ich versah mich mit „Kuhfuß,"
leinener Bluse und Wachstuchkappe, obwohl die strenge Observanz eigentlich mir
„Trierer Jungen" als echte Vaterlandsverteidiger anerkennen wollte, und ich machte
auch einen denkwürdigen Kriegszug mit. An einem herrlichen Sonntage wurde
unser Zug nach einem Winzerdorfe beordert, das in offner Empörung sein sollte.
In voller Mittagsglut schleppten wir unsre Gewehre auf schattenlosen Wege hin,
bei jeder Abzweigung erinnerte sich der eine oder der andre eines Geschäfts in der
Nähe, sodaß unsre Heldenschnr immer dünner wurde; und auch mir rannte ein gut¬
mütiger Kamerad zu, ich möge doch lieber nach Hanse gehen, bevor die Suppe kalt
werde. Gegen eine solche Fahnenflucht empörte sich jedoch mein Pflichtgefühl, ich
schwitzte tapfer weiter und genoß als Lohn den Anblick der erstaunten Gesichter der
Bauern, die von keinen Unordnungen etwas wußten und uns nicht einmal durch
«me» Trunk „Viez," Apfelwein, erquickten. An das Verspritzen des Schweißes fürs
Vaterland auf ähnlichen Übnngsmärschen hatte ich mich zum Glück schon während
der Kartoffelkrawalle im Jahre vorher gewöhnt.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_229685/112>, abgerufen am 23.07.2024.