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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.

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Unsre Zukunft liegt auf dem Wasser

Daß weder ein Hinweis auf den etwas mehr gesteigerten Exportwert der
Fabrikate im Vergleich zum Gesamtexport noch die verhältnismüßig weit
größere Steigerung der Exportmengen uns berechtigt, die Augen vor dieser
unerfreulichen Thatsache zu verschließen, darüber klärt uns die Statistik hin¬
reichend auf.

Bei dem Vergleich der Zunahme der Personen- und der Exportziffern
für einzelne Gewerbsarten berechnet die Statistik des Deutschen Reichs die
Ausfuhrmengen und die Ausfuhrwerte, wie folgt:

189S 1882 1895 gegen 1882
Ausfuhrmengen . 23329658 Tonnen 17208956 Tonnen 38,4 Prozent
Ausfuhrwerte. . 3424076000 Mark 3179 921000 Mark -f- 4,4 "

Auch hier sind Fabrikate und Rohstoffe zusammen als gewerbliche Pro¬
dukte behandelt. Die Ausfuhrmcngen weisen eine Zunahme auf, die rein
Zufällig der Zunahme der im ganzen Gewerbe thätigen Personen annähernd
entspricht.

Wie diese Ausfuhrmengen und ihre Zunahme sich zusammensetzen, darüber
geben zunächst die vier mit den bei weitem größten Mengen vertretenen Industrie¬
zweige, für die eine Vergleichung oben bezeichneter Art möglich war, lehrreichen
Aufschluß:

Ausfuhrmengen ^ ^
in sonnen
1895 1382absolut in Prozent
Steinkohlenbergwerke10360838 7631617-4- 2 729221 -4- 35,8
Eisenerzbergwerke ,2480136 1621182-s-858954--53,0
Verkokungsanstalten2293328 478351-j-1814977--379,4
Rübenzuckerfnl'rikntion894048 348897545151 156,2
Zusammen . .16028350 10U8V047-j- 5948 303 59.0

Diese vier Industriezweige zusammen stellten sonach 1895 von der ganzen
oben nachgewiesenen Exportmenge nicht weniger als 67,3 Prozent und von
der Gesamtzunahme seit 1882 6620702 Tonnen) rund 90 Prozent. Aber
ist das überhaupt eine gesunde Exportindustrie und ein erfreulicher Export
von Jndustrieprodukten? Nimmermehr. Die so angewachsene Ausfuhr der
wichtigsten Roh- und Hilfsstoffe des deutschen Gewerbfleißes - von dem
Wert der Rübenzuckerausfuhr brauchen wir gar nicht zu reden - bei einem
Jahr für Jahr ganz von selbst kostspieliger oder gefährlicher werdenden Bergbau
'se vielmehr ein Symptom ungesunder Zustände, ein Anzeichen der Ver¬
kümmerung und Vernachlässigung der Exportindustrie, die wir brauchen.

An diesem Gesamtergebnis ändert es natürlich gar nichts, daß einzelne
Industriezweige neben einer vermehrten Personenzahl auch eine Zunahme der
Ausfuhrmengen und der Ausfuhrwerte aufweisen. Es haben sich unter anderm
von 1882 bis 1895 vermehrt die


Unsre Zukunft liegt auf dem Wasser

Daß weder ein Hinweis auf den etwas mehr gesteigerten Exportwert der
Fabrikate im Vergleich zum Gesamtexport noch die verhältnismüßig weit
größere Steigerung der Exportmengen uns berechtigt, die Augen vor dieser
unerfreulichen Thatsache zu verschließen, darüber klärt uns die Statistik hin¬
reichend auf.

Bei dem Vergleich der Zunahme der Personen- und der Exportziffern
für einzelne Gewerbsarten berechnet die Statistik des Deutschen Reichs die
Ausfuhrmengen und die Ausfuhrwerte, wie folgt:

189S 1882 1895 gegen 1882
Ausfuhrmengen . 23329658 Tonnen 17208956 Tonnen 38,4 Prozent
Ausfuhrwerte. . 3424076000 Mark 3179 921000 Mark -f- 4,4 „

Auch hier sind Fabrikate und Rohstoffe zusammen als gewerbliche Pro¬
dukte behandelt. Die Ausfuhrmcngen weisen eine Zunahme auf, die rein
Zufällig der Zunahme der im ganzen Gewerbe thätigen Personen annähernd
entspricht.

Wie diese Ausfuhrmengen und ihre Zunahme sich zusammensetzen, darüber
geben zunächst die vier mit den bei weitem größten Mengen vertretenen Industrie¬
zweige, für die eine Vergleichung oben bezeichneter Art möglich war, lehrreichen
Aufschluß:

Ausfuhrmengen ^ ^
in sonnen
1895 1382absolut in Prozent
Steinkohlenbergwerke10360838 7631617-4- 2 729221 -4- 35,8
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Diese vier Industriezweige zusammen stellten sonach 1895 von der ganzen
oben nachgewiesenen Exportmenge nicht weniger als 67,3 Prozent und von
der Gesamtzunahme seit 1882 6620702 Tonnen) rund 90 Prozent. Aber
ist das überhaupt eine gesunde Exportindustrie und ein erfreulicher Export
von Jndustrieprodukten? Nimmermehr. Die so angewachsene Ausfuhr der
wichtigsten Roh- und Hilfsstoffe des deutschen Gewerbfleißes - von dem
Wert der Rübenzuckerausfuhr brauchen wir gar nicht zu reden - bei einem
Jahr für Jahr ganz von selbst kostspieliger oder gefährlicher werdenden Bergbau
'se vielmehr ein Symptom ungesunder Zustände, ein Anzeichen der Ver¬
kümmerung und Vernachlässigung der Exportindustrie, die wir brauchen.

An diesem Gesamtergebnis ändert es natürlich gar nichts, daß einzelne
Industriezweige neben einer vermehrten Personenzahl auch eine Zunahme der
Ausfuhrmengen und der Ausfuhrwerte aufweisen. Es haben sich unter anderm
von 1882 bis 1895 vermehrt die


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[0568] Unsre Zukunft liegt auf dem Wasser Daß weder ein Hinweis auf den etwas mehr gesteigerten Exportwert der Fabrikate im Vergleich zum Gesamtexport noch die verhältnismüßig weit größere Steigerung der Exportmengen uns berechtigt, die Augen vor dieser unerfreulichen Thatsache zu verschließen, darüber klärt uns die Statistik hin¬ reichend auf. Bei dem Vergleich der Zunahme der Personen- und der Exportziffern für einzelne Gewerbsarten berechnet die Statistik des Deutschen Reichs die Ausfuhrmengen und die Ausfuhrwerte, wie folgt: 189S 1882 1895 gegen 1882 Ausfuhrmengen . 23329658 Tonnen 17208956 Tonnen 38,4 Prozent Ausfuhrwerte. . 3424076000 Mark 3179 921000 Mark -f- 4,4 „ Auch hier sind Fabrikate und Rohstoffe zusammen als gewerbliche Pro¬ dukte behandelt. Die Ausfuhrmcngen weisen eine Zunahme auf, die rein Zufällig der Zunahme der im ganzen Gewerbe thätigen Personen annähernd entspricht. Wie diese Ausfuhrmengen und ihre Zunahme sich zusammensetzen, darüber geben zunächst die vier mit den bei weitem größten Mengen vertretenen Industrie¬ zweige, für die eine Vergleichung oben bezeichneter Art möglich war, lehrreichen Aufschluß: Ausfuhrmengen ^ ^ in sonnen 1895 1382absolut in Prozent Steinkohlenbergwerke10360838 7631617-4- 2 729221 -4- 35,8 Eisenerzbergwerke ,2480136 1621182-s-858954--53,0 Verkokungsanstalten2293328 478351-j-1814977--379,4 Rübenzuckerfnl'rikntion894048 348897545151 156,2 Zusammen . .16028350 10U8V047-j- 5948 303 59.0 Diese vier Industriezweige zusammen stellten sonach 1895 von der ganzen oben nachgewiesenen Exportmenge nicht weniger als 67,3 Prozent und von der Gesamtzunahme seit 1882 6620702 Tonnen) rund 90 Prozent. Aber ist das überhaupt eine gesunde Exportindustrie und ein erfreulicher Export von Jndustrieprodukten? Nimmermehr. Die so angewachsene Ausfuhr der wichtigsten Roh- und Hilfsstoffe des deutschen Gewerbfleißes - von dem Wert der Rübenzuckerausfuhr brauchen wir gar nicht zu reden - bei einem Jahr für Jahr ganz von selbst kostspieliger oder gefährlicher werdenden Bergbau 'se vielmehr ein Symptom ungesunder Zustände, ein Anzeichen der Ver¬ kümmerung und Vernachlässigung der Exportindustrie, die wir brauchen. An diesem Gesamtergebnis ändert es natürlich gar nichts, daß einzelne Industriezweige neben einer vermehrten Personenzahl auch eine Zunahme der Ausfuhrmengen und der Ausfuhrwerte aufweisen. Es haben sich unter anderm von 1882 bis 1895 vermehrt die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228947/568>, abgerufen am 24.07.2024.