Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.Spuren im Schnee krachte. -- Ich mag eigentlich um liebsten Gravensteiner, nicht die ganz reifen, Zwei Prinzenäpfel wurden verzehrt, und dann wurde dasselbe Verfahren in Plötzlich zeigten sich hier unter dem weißen Putz deutliche Spuren von Heller, Hurra! rief der Leutnant, und Hurra! rief Ellen. Ja, aber was nun? fragte sie. Jetzt brauchen wir ja nur noch ausfindig zu machen, wo das Mciunskript ein¬ So, also weiter nichts! -- Ja, aber wo finden wir es? Ganz einfach: wir klopfen jeder mit einem Hammer an die Mauer, bis wir Das ist außerordentlich spannend, sagte Ellen und lief hin, um noch einen Was jetzt? fragte Ellen und ließ die Arme ermüdet sinken. Ja, entweder ist da noch eine blaue Kammer gewesen, oder auch -- Oder was? Oder auch, es ist nur ein Irrtum von Anders Sörensen Vedel. Von wem? Von dem, der auf den Zettel geschrieben hat, daß -- Das meinen Sie doch nicht wirklich, Herr Leutnant! rief Ellen und sah ihn Gut! Dann ist da noch eine blaue Kaminer gewesen, und gefunden werden Ja, das soll sie! Aber jetzt müssen wir uns ein wenig verschnaufen. Der Leutnant und Ellen gingen ins Haus und setzten sich in das Wohn¬ Es muß großartig sein, in Kopenhagen zu wohnen! sagte sie. Ja, Harriet Und der Leutnant erzählte von der Garde und von dem Amalienborger Würden Sie bange davor sein, in den Krieg zu gehen? fragte Ellen plötzlich. Nein, sagte der Leutnant lachend, das würde ich nicht sein. Ja, ich auch nicht! Mir träumte einmal, unser Schloß wurde von Türken Nein, im Jahre 90 war ich Rekrut in Frederieia! Fräulein Harriet, die in diesem Augenblick durch das Zimmer ging, blieb un¬ Spuren im Schnee krachte. — Ich mag eigentlich um liebsten Gravensteiner, nicht die ganz reifen, Zwei Prinzenäpfel wurden verzehrt, und dann wurde dasselbe Verfahren in Plötzlich zeigten sich hier unter dem weißen Putz deutliche Spuren von Heller, Hurra! rief der Leutnant, und Hurra! rief Ellen. Ja, aber was nun? fragte sie. Jetzt brauchen wir ja nur noch ausfindig zu machen, wo das Mciunskript ein¬ So, also weiter nichts! — Ja, aber wo finden wir es? Ganz einfach: wir klopfen jeder mit einem Hammer an die Mauer, bis wir Das ist außerordentlich spannend, sagte Ellen und lief hin, um noch einen Was jetzt? fragte Ellen und ließ die Arme ermüdet sinken. Ja, entweder ist da noch eine blaue Kammer gewesen, oder auch — Oder was? Oder auch, es ist nur ein Irrtum von Anders Sörensen Vedel. Von wem? Von dem, der auf den Zettel geschrieben hat, daß — Das meinen Sie doch nicht wirklich, Herr Leutnant! rief Ellen und sah ihn Gut! Dann ist da noch eine blaue Kaminer gewesen, und gefunden werden Ja, das soll sie! Aber jetzt müssen wir uns ein wenig verschnaufen. Der Leutnant und Ellen gingen ins Haus und setzten sich in das Wohn¬ Es muß großartig sein, in Kopenhagen zu wohnen! sagte sie. Ja, Harriet Und der Leutnant erzählte von der Garde und von dem Amalienborger Würden Sie bange davor sein, in den Krieg zu gehen? fragte Ellen plötzlich. Nein, sagte der Leutnant lachend, das würde ich nicht sein. Ja, ich auch nicht! Mir träumte einmal, unser Schloß wurde von Türken Nein, im Jahre 90 war ich Rekrut in Frederieia! Fräulein Harriet, die in diesem Augenblick durch das Zimmer ging, blieb un¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0551" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/229500"/> <fw type="header" place="top"> Spuren im Schnee</fw><lb/> <p xml:id="ID_1647" prev="#ID_1646"> krachte. — Ich mag eigentlich um liebsten Gravensteiner, nicht die ganz reifen,<lb/> sondern solche, die man. sich des Morgens, ehe noch jemand aufgestanden ist, selbst<lb/> vom Baume pflückt — ach, wenn man so fühlt, wie der Saft herausläuft, wenn<lb/> man hineinbeißt — das ist großartig!</p><lb/> <p xml:id="ID_1648"> Zwei Prinzenäpfel wurden verzehrt, und dann wurde dasselbe Verfahren in<lb/> Anwendung gebracht wie unten in der Geschirrkammer.</p><lb/> <p xml:id="ID_1649"> Plötzlich zeigten sich hier unter dem weißen Putz deutliche Spuren von Heller,<lb/> himmelblauer Farbe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1650"> Hurra! rief der Leutnant, und Hurra! rief Ellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1651"> Ja, aber was nun? fragte sie.</p><lb/> <p xml:id="ID_1652"> Jetzt brauchen wir ja nur noch ausfindig zu machen, wo das Mciunskript ein¬<lb/> gemauert ist, das ist das Ganze.</p><lb/> <p xml:id="ID_1653"> So, also weiter nichts! — Ja, aber wo finden wir es?</p><lb/> <p xml:id="ID_1654"> Ganz einfach: wir klopfen jeder mit einem Hammer an die Mauer, bis wir<lb/> hören, daß es hohl klingt, und dann schlagen wir ein Loch in die Wand.</p><lb/> <p xml:id="ID_1655"> Das ist außerordentlich spannend, sagte Ellen und lief hin, um noch einen<lb/> Hammer zu holen. Der Leutnant brachte eine Trittleiter herbei, auf deren oberster<lb/> Stufe er sich selber anbrachte, um den obern Teil des Zimmers zu untersuchen,<lb/> Ellen operirte unten, und eine Stunde lang hörte man ein ununterbrochnes<lb/> Klopfen — dann war jeder Fleck des Raumes untersucht, nirgends aber war ein<lb/> hohler Raum.</p><lb/> <p xml:id="ID_1656"> Was jetzt? fragte Ellen und ließ die Arme ermüdet sinken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1657"> Ja, entweder ist da noch eine blaue Kammer gewesen, oder auch —</p><lb/> <p xml:id="ID_1658"> Oder was?</p><lb/> <p xml:id="ID_1659"> Oder auch, es ist nur ein Irrtum von Anders Sörensen Vedel.</p><lb/> <p xml:id="ID_1660"> Von wem?</p><lb/> <p xml:id="ID_1661"> Von dem, der auf den Zettel geschrieben hat, daß —</p><lb/> <p xml:id="ID_1662"> Das meinen Sie doch nicht wirklich, Herr Leutnant! rief Ellen und sah ihn<lb/> verwundert an. Sollte das Ganze —</p><lb/> <p xml:id="ID_1663"> Gut! Dann ist da noch eine blaue Kaminer gewesen, und gefunden werden<lb/> soll sie!</p><lb/> <p xml:id="ID_1664"> Ja, das soll sie! Aber jetzt müssen wir uns ein wenig verschnaufen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1665"> Der Leutnant und Ellen gingen ins Haus und setzten sich in das Wohn¬<lb/> zimmer und redeten wie alte Bekannte mit einander. Der Jägermeister ließ sich<lb/> uoch nicht blicken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1666"> Es muß großartig sein, in Kopenhagen zu wohnen! sagte sie. Ja, Harriet<lb/> ist dort gewesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1667"> Und der Leutnant erzählte von der Garde und von dem Amalienborger<lb/> Schloß, voir Fredensborg und den Kantonnementsübungen und den Kameraden,<lb/> und Ellen lauschte, als erzähle er ein buntes Märchen von Feen und Prinzessinnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1668"> Würden Sie bange davor sein, in den Krieg zu gehen? fragte Ellen plötzlich.</p><lb/> <p xml:id="ID_1669"> Nein, sagte der Leutnant lachend, das würde ich nicht sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1670"> Ja, ich auch nicht! Mir träumte einmal, unser Schloß wurde von Türken<lb/> belagert, und ich goß dem Sultan oder dem Großvezier oder wer es war, kochendes<lb/> Wasser auf den Kopf, und ich war gar nicht bange! — Haben Sie immer bei der<lb/> Garde gestanden?</p><lb/> <p xml:id="ID_1671"> Nein, im Jahre 90 war ich Rekrut in Frederieia!</p><lb/> <p xml:id="ID_1672"> Fräulein Harriet, die in diesem Augenblick durch das Zimmer ging, blieb un¬<lb/> willkürlich stehen, und einen Augenblick war es, als wolle sie etwas sagen oder<lb/> nach etwas fragen, aber sie besann sich und ging wieder hinaus.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0551]
Spuren im Schnee
krachte. — Ich mag eigentlich um liebsten Gravensteiner, nicht die ganz reifen,
sondern solche, die man. sich des Morgens, ehe noch jemand aufgestanden ist, selbst
vom Baume pflückt — ach, wenn man so fühlt, wie der Saft herausläuft, wenn
man hineinbeißt — das ist großartig!
Zwei Prinzenäpfel wurden verzehrt, und dann wurde dasselbe Verfahren in
Anwendung gebracht wie unten in der Geschirrkammer.
Plötzlich zeigten sich hier unter dem weißen Putz deutliche Spuren von Heller,
himmelblauer Farbe.
Hurra! rief der Leutnant, und Hurra! rief Ellen.
Ja, aber was nun? fragte sie.
Jetzt brauchen wir ja nur noch ausfindig zu machen, wo das Mciunskript ein¬
gemauert ist, das ist das Ganze.
So, also weiter nichts! — Ja, aber wo finden wir es?
Ganz einfach: wir klopfen jeder mit einem Hammer an die Mauer, bis wir
hören, daß es hohl klingt, und dann schlagen wir ein Loch in die Wand.
Das ist außerordentlich spannend, sagte Ellen und lief hin, um noch einen
Hammer zu holen. Der Leutnant brachte eine Trittleiter herbei, auf deren oberster
Stufe er sich selber anbrachte, um den obern Teil des Zimmers zu untersuchen,
Ellen operirte unten, und eine Stunde lang hörte man ein ununterbrochnes
Klopfen — dann war jeder Fleck des Raumes untersucht, nirgends aber war ein
hohler Raum.
Was jetzt? fragte Ellen und ließ die Arme ermüdet sinken.
Ja, entweder ist da noch eine blaue Kammer gewesen, oder auch —
Oder was?
Oder auch, es ist nur ein Irrtum von Anders Sörensen Vedel.
Von wem?
Von dem, der auf den Zettel geschrieben hat, daß —
Das meinen Sie doch nicht wirklich, Herr Leutnant! rief Ellen und sah ihn
verwundert an. Sollte das Ganze —
Gut! Dann ist da noch eine blaue Kaminer gewesen, und gefunden werden
soll sie!
Ja, das soll sie! Aber jetzt müssen wir uns ein wenig verschnaufen.
Der Leutnant und Ellen gingen ins Haus und setzten sich in das Wohn¬
zimmer und redeten wie alte Bekannte mit einander. Der Jägermeister ließ sich
uoch nicht blicken.
Es muß großartig sein, in Kopenhagen zu wohnen! sagte sie. Ja, Harriet
ist dort gewesen.
Und der Leutnant erzählte von der Garde und von dem Amalienborger
Schloß, voir Fredensborg und den Kantonnementsübungen und den Kameraden,
und Ellen lauschte, als erzähle er ein buntes Märchen von Feen und Prinzessinnen.
Würden Sie bange davor sein, in den Krieg zu gehen? fragte Ellen plötzlich.
Nein, sagte der Leutnant lachend, das würde ich nicht sein.
Ja, ich auch nicht! Mir träumte einmal, unser Schloß wurde von Türken
belagert, und ich goß dem Sultan oder dem Großvezier oder wer es war, kochendes
Wasser auf den Kopf, und ich war gar nicht bange! — Haben Sie immer bei der
Garde gestanden?
Nein, im Jahre 90 war ich Rekrut in Frederieia!
Fräulein Harriet, die in diesem Augenblick durch das Zimmer ging, blieb un¬
willkürlich stehen, und einen Augenblick war es, als wolle sie etwas sagen oder
nach etwas fragen, aber sie besann sich und ging wieder hinaus.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |