Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.Judentum und Revolution so begann dem Handwerksmann, dem Schneider, dem Schuster, dem Klempner Weiß nicht; ich laß es eben schnell sich mehren. In Berlin kam noch ein besondrer Umstand hinzu. Hier bildete die Es würde zu weit führen, im einzelnen nachweisen zu wollen, wie der Grenzboten IV 1898 5)8
Judentum und Revolution so begann dem Handwerksmann, dem Schneider, dem Schuster, dem Klempner Weiß nicht; ich laß es eben schnell sich mehren. In Berlin kam noch ein besondrer Umstand hinzu. Hier bildete die Es würde zu weit führen, im einzelnen nachweisen zu wollen, wie der Grenzboten IV 1898 5)8
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Judentum und Revolution
so begann dem Handwerksmann, dem Schneider, dem Schuster, dem Klempner
das Bewußtsein aufzudämmern, daß das weltstädtische Wesen doch auch That¬
sachen in sich schließe, die durchaus nicht geeignet seien, zu seinem Behagen
beizutragen. Die sich in den großen Verkehrsstraßen immer zahlreicher an
einander reisenden Konfektionsgeschäfte, die glänzenden Läden mit modischen
Schuhwarcn und Lampen in jeder Größe und Form zogen ja immer mehr
Kunden an, die sonst beim Handwerker auf Bestellung hatten arbeiten lassen.
Der Handwerksmeister sah sich in Notwehr versetzt gegen die Fabrik und noch
mehr gegen den Händler, der einerseits einer immer größern Ausdehnung des
Fnbrikbetriebs Vorschub leistete, andrerseits einen großen Teil der selbständigen
Handwerker in ein schwer lastendes Abhängigkeitsverhältnis hinabdrückte. Wenn
nun der nicht zu vermeidende wirtschaftliche Jnteressenkcnnpf vielfach einen
lärmend antisemitischen Charakter annahm, so lag die Ursache durchaus nicht
allem in einer auf trübe Leidenschaften spekulirenden Agitation, sondern in
weitem Umfang war die Hervorhebung und Kennzeichnung des Juden als des
eigentlichen Feindes der Kleingewerbetreibenden durch die Thatsachen legitimirt.
Mit dem Cynismus des aus der Fremde gekommnen siegreichen Freibeuters
Proklamirte der jüdische Händler den Grundsatz, daß im wirtschaftlichen Inter-
essenkampf alle Vorteile gälten, daß demnach alle geschäftlichen Kniffe und
Pfiffe, auch wenn sie für das sittliche Bewußtsein des deutschen Bürgertums
die Merkmale betrügerischer Täuschung an sich trugen, durchaus als erlaubt
""zusehen seien, wenn man es eben nur verstehe, durch die weiten Maschen
des Strafgesetzes glatt hindurchzuschlüpfen. Mit der gesetzlichen Einführung
unbeschränkter Erwerbsfreiheit war für den Juden die Stunde gekommen, wo
^ in vollster Ungebundenheit die Fähigkeiten zur Geltung bringen konnte, die
er ans der harten mittelalterlichen Schule und Lehrzeit in die Gegenwart
herübergebracht hatte. Shylok sah sich durch keinerlei staatliche Schranke mehr
gehemmt; an eine sittliche Selbstbeschränkung zu denken, konnte ihm nicht bei-
kommen, da er ja dem Gemeinwesen, aus dessen Wirtschaft er seine Nahrung
^g. innerlich nicht verbunden war. Unbefangner als je antwortete er auf die
6rage, ob er denn jeden aus dem Kapitalbesitz gezogne» Gewinn für berechtigt
halte, mit den zu Antonio gesprochnen Worten:
Weiß nicht; ich laß es eben schnell sich mehren.
In Berlin kam noch ein besondrer Umstand hinzu. Hier bildete die
jüdische Einwohnergruppe ein natürliches Syndikat, das jeden einigermaßen
befähigten jungen Hebräer durch Ausstattung mit Kapital und Förderung aller
-tre zum unbarmherzigen, rücksichtslosen Kampf ausrüstete für die Macht und
das soziale Ansehen des Hauses Israel.
Es würde zu weit führen, im einzelnen nachweisen zu wollen, wie der
energisch geführte Kampf der deutschen Arbeit gegen das jüdische Händlertum
Grenzboten IV 1898 5)8
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