Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.Litteratur Drohungen, daß sich die "Räuber" seines Durchmarschs durch Herenthals erinnern (Schluß folgt) Litteratur Volkswirtschaftliche Schriften. Die schon stark angeschwollne Litteratur Litteratur Drohungen, daß sich die „Räuber" seines Durchmarschs durch Herenthals erinnern (Schluß folgt) Litteratur Volkswirtschaftliche Schriften. Die schon stark angeschwollne Litteratur <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0335" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/229284"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_915" prev="#ID_914"> Drohungen, daß sich die „Räuber" seines Durchmarschs durch Herenthals erinnern<lb/> sollten. Er befahl, die Häuser in Brand zu stecken und keine lebende Seele daraus<lb/> entschlüpfen zu lassen. Kurze Zeit darauf stiegen die Flammen aus mehr als sechzig<lb/> Häusern auf; schwarze Rauchwolken verfinsterten das Tageslicht und verbreiteten<lb/> sich in dicken Massen über die Stadt. Bet dem Brande hörte man zwischen dem<lb/> Prasseln der Flammen und dem Krachen der einstürzenden Stockwerke das schauder¬<lb/> hafte Geschrei der Unglücklichen, die sich an den Fenstern und auf den Dächern<lb/> zeigten, um dem Feuertode zu entfliehen. Aber von allen Seiten zielten die Ge¬<lb/> wehre der Soldaten auf sie, und wer den Flammen entkommen wollte, wurde<lb/> durch die Kugeln getötet. Die Bauern ließen sechshundert Tote, zahlreiche Ge¬<lb/> fangne und zwei Fahnen zurück. Aber auch die Franzosen hatten schwere Verluste.</p><lb/> <p xml:id="ID_916"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Litteratur</head><lb/> <div n="2"> <head> Volkswirtschaftliche Schriften.</head> <p xml:id="ID_917" next="#ID_918"> Die schon stark angeschwollne Litteratur<lb/> über die industriellen Kartelle und Syndikate ist neuerdings um zwei Bände be¬<lb/> reichert worden, die besser zur Orientirung dienen können, als ältere umfangreichere<lb/> Arbeiten: Die Unternehmerverbände von R. Liefmann (1. Heft der von<lb/> Fuchs und Herkner herausgegebnen volkswirtschaftlichen Abhandlungen der badischen<lb/> Hochschulen; Freiburg i. B., bei I. C. B. Mohr. 1897) und: Die Kartelle der<lb/> gewerblichen Unternehmer. Eine Studie über die großindustriellen Organi¬<lb/> sationsformen der Gegenwart von Dr. L. Pohle, Privatdozenten an der Univer¬<lb/> sität Leipzig (Leipzig, Veit u. Comp., 1898). Liefmann bemüht sich um genaue<lb/> Begriffsbestimmungen, scharfe Unterscheidungen (der Verbünde von Gesellschaften,<lb/> Genossenschaften, Vereinen, Ringen, Corners, Fusionen), um übersichtliche Einteilung,<lb/> liefert eine vollständige Statistik, beschreibt die einzelnen Verbände und wägt die<lb/> Vorteile dieser neuen Unternehmungsformen gegen die Nachteile ab, wobei er zu<lb/> dem Ergebnis kommt, daß vorläufig die Vorteile für die Unternehmer wie für<lb/> das Volk im ganzen noch überwiegen und die Arbeiter wenigstens nicht geschädigt<lb/> werden. Pohle berichtigt Liefmann in einzelnen Punkten und legt das Hauptgewicht<lb/> auf die entwicklungsgeschichtliche Bedeutung der neuen Einrichtung. Diese Verbände<lb/> gehören zu den interessantesten und wichtigsten Erscheinungen unsrer Zeit. Einer¬<lb/> seits sind sie offenbar sozialistische Gebilde. Die „Nachfragekontingentirungen"<lb/> z. B., wie Liefmanu die eine Art nennt, beseitigen vollständig die Konkurrenz;<lb/> der Käufer ist nicht in der Lage, sich von den vier oberschlesischen Zementfabriken<lb/> die auszusuchen, bei der er bestellen will, etwa auf dem Wege der Submission;<lb/> das Kartell übernimmt alle Aufträge und verteilt sie unter die vier Fabriken in<lb/> der Weise, daß Groschowitz vier Zwölftel, Gruudmann und Schottländer je drei,<lb/> Giesel zwei Zwölftel bekommt. Bei den Eisenbahnbedarfskartellen wird jeder Auf¬<lb/> trag einem einzigen Verbandsmitgliede zugewiesen. Und die Unternehmer verlieren<lb/> ihre Selbständigkeit, sie sinken zu Beamten des Verbandes herab; ja in den meisten<lb/> Fällen sind sie auch das nicht einmal, sondern die Leitung ruht in den Händen<lb/> von besoldeten Beamten, und sie selbst sind nur noch Renten- oder Dividenden¬<lb/> empfänger, die sich bei der ihnen vom Verbände zugesicherten Dividende bescheiden.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0335]
Litteratur
Drohungen, daß sich die „Räuber" seines Durchmarschs durch Herenthals erinnern
sollten. Er befahl, die Häuser in Brand zu stecken und keine lebende Seele daraus
entschlüpfen zu lassen. Kurze Zeit darauf stiegen die Flammen aus mehr als sechzig
Häusern auf; schwarze Rauchwolken verfinsterten das Tageslicht und verbreiteten
sich in dicken Massen über die Stadt. Bet dem Brande hörte man zwischen dem
Prasseln der Flammen und dem Krachen der einstürzenden Stockwerke das schauder¬
hafte Geschrei der Unglücklichen, die sich an den Fenstern und auf den Dächern
zeigten, um dem Feuertode zu entfliehen. Aber von allen Seiten zielten die Ge¬
wehre der Soldaten auf sie, und wer den Flammen entkommen wollte, wurde
durch die Kugeln getötet. Die Bauern ließen sechshundert Tote, zahlreiche Ge¬
fangne und zwei Fahnen zurück. Aber auch die Franzosen hatten schwere Verluste.
(Schluß folgt)
Litteratur
Volkswirtschaftliche Schriften. Die schon stark angeschwollne Litteratur
über die industriellen Kartelle und Syndikate ist neuerdings um zwei Bände be¬
reichert worden, die besser zur Orientirung dienen können, als ältere umfangreichere
Arbeiten: Die Unternehmerverbände von R. Liefmann (1. Heft der von
Fuchs und Herkner herausgegebnen volkswirtschaftlichen Abhandlungen der badischen
Hochschulen; Freiburg i. B., bei I. C. B. Mohr. 1897) und: Die Kartelle der
gewerblichen Unternehmer. Eine Studie über die großindustriellen Organi¬
sationsformen der Gegenwart von Dr. L. Pohle, Privatdozenten an der Univer¬
sität Leipzig (Leipzig, Veit u. Comp., 1898). Liefmann bemüht sich um genaue
Begriffsbestimmungen, scharfe Unterscheidungen (der Verbünde von Gesellschaften,
Genossenschaften, Vereinen, Ringen, Corners, Fusionen), um übersichtliche Einteilung,
liefert eine vollständige Statistik, beschreibt die einzelnen Verbände und wägt die
Vorteile dieser neuen Unternehmungsformen gegen die Nachteile ab, wobei er zu
dem Ergebnis kommt, daß vorläufig die Vorteile für die Unternehmer wie für
das Volk im ganzen noch überwiegen und die Arbeiter wenigstens nicht geschädigt
werden. Pohle berichtigt Liefmann in einzelnen Punkten und legt das Hauptgewicht
auf die entwicklungsgeschichtliche Bedeutung der neuen Einrichtung. Diese Verbände
gehören zu den interessantesten und wichtigsten Erscheinungen unsrer Zeit. Einer¬
seits sind sie offenbar sozialistische Gebilde. Die „Nachfragekontingentirungen"
z. B., wie Liefmanu die eine Art nennt, beseitigen vollständig die Konkurrenz;
der Käufer ist nicht in der Lage, sich von den vier oberschlesischen Zementfabriken
die auszusuchen, bei der er bestellen will, etwa auf dem Wege der Submission;
das Kartell übernimmt alle Aufträge und verteilt sie unter die vier Fabriken in
der Weise, daß Groschowitz vier Zwölftel, Gruudmann und Schottländer je drei,
Giesel zwei Zwölftel bekommt. Bei den Eisenbahnbedarfskartellen wird jeder Auf¬
trag einem einzigen Verbandsmitgliede zugewiesen. Und die Unternehmer verlieren
ihre Selbständigkeit, sie sinken zu Beamten des Verbandes herab; ja in den meisten
Fällen sind sie auch das nicht einmal, sondern die Leitung ruht in den Händen
von besoldeten Beamten, und sie selbst sind nur noch Renten- oder Dividenden¬
empfänger, die sich bei der ihnen vom Verbände zugesicherten Dividende bescheiden.
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