Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.Zwei Zuschriften über die Ariegervereine ratungen sucht man, durch erfahrnen Rat in allen den Verein betreffenden Je mehr wir uns endlich von der großen Zeit des deutsch-französischen Kaiser Wilhelmdnnk, Verein der Soldatenfreunde. Berlin ^V. so, Leivzigcrstrasze 4.
Zwei Zuschriften über die Ariegervereine ratungen sucht man, durch erfahrnen Rat in allen den Verein betreffenden Je mehr wir uns endlich von der großen Zeit des deutsch-französischen Kaiser Wilhelmdnnk, Verein der Soldatenfreunde. Berlin ^V. so, Leivzigcrstrasze 4.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0146" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/229095"/> <fw type="header" place="top"> Zwei Zuschriften über die Ariegervereine</fw><lb/> <p xml:id="ID_362" prev="#ID_361"> ratungen sucht man, durch erfahrnen Rat in allen den Verein betreffenden<lb/> wichtigen Angelegenheiten Einfluß und Vertrauen zu gewinnen. Das Vereins¬<lb/> leben spielt sich heutzutage, ohne zu übertreiben, im großen und ganzen derart<lb/> ab, daß allmonatlich in einer Versammlung geschäftliche Angelegenheiten ver¬<lb/> handelt werden, dann findet vielleicht noch eine Beratung über die Beteiligung<lb/> an einer in Aussicht stehenden Festlichkeit statt und schließt mit einer mehr<lb/> oder weniger farblosen Unterhaltung über Kirchturminteressen. Bei den Fest¬<lb/> lichkeiten selbst werden nach dem üblichen Umzüge und nach der Parade Reden<lb/> von berufnen und unberufner Leuten gehalten, deren Eindruck meist nicht<lb/> weiter reicht als die Dauer des Festes, weil sie mehr oder weniger über<lb/> einen Leisten geschlagen sind. Es wird immer dasselbe Futter vorgesetzt, und<lb/> dies stumpft den Geschmack ab. Im Gegensatze hierzu müssen diese Feste<lb/> eine besondre Bedeutung dadurch erhalten, daß das Bewußtsein für Ehre und<lb/> Pflicht immer wieder aufs neue geweckt und die militärischen Erinnerungen<lb/> wieder wachgerufen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_363" next="#ID_364"> Je mehr wir uns endlich von der großen Zeit des deutsch-französischen<lb/> Krieges entfernen, je geringer die Zahl der Kriegsteilnehmer wird, umso mehr<lb/> schwinden die unmittelbaren Überlieferungen, die die Mitkämpfer durch ihre<lb/> persönlichen Schilderungen gegeben haben. Umso mehr müssen die Ereignisse<lb/> jener Zeit dem Nachwuchs durch Wort und Schrift erhalten bleiben. Vor<lb/> allem sei darauf hingewiesen, daß sich vor einiger Zeit in Berlin eine Ver¬<lb/> einigung gebildet hat, die es sich zur Aufgabe macht, an Kriegervereine, Ver¬<lb/> bünde usw. Büchereien gegen müßige Entschädigungen abzulassen.") Dann muß<lb/> in den Vereinsversammlungen der geistig Höherstehende durch belehrenden Bor¬<lb/> trag und anregende Unterhaltung den einfachen Mann zu sich emporheben.<lb/> Er muß hinuntersteigen in das Dunkel und die Verwirrung der Anschauungen,<lb/> um Klarheit und Licht zu verbreiten. Die hier errungnen Erfolge heben und<lb/> festigen das moralische Bewußtsein mehr, als tausende von Festreden. Es ist<lb/> keine Frage, daß nach dieser Richtung schon vieles besser geworden ist,<lb/> namentlich auf dem Lande und an kleinern Orten. In den größern Städten<lb/> herrscht jedoch z. V. unter den höhern Staatsbeamten, die Offiziere des Be¬<lb/> urlaubtenstandes sind und waren, noch große Gleichgültigkeit. Diese Herren<lb/> begnügen sich entweder mit der Zahlung ihres Beitrags oder gehören dem be¬<lb/> züglichen Ortsvereine gar nicht einmal an. Große Vereine von vierhundert und<lb/> mehr Personen werden oft von Leuten geleitet, die ja durchaus achtbare, ehren¬<lb/> werte, königstreue Männer sind, aber doch nicht auf der geistigen Höhe stehen,<lb/> daß sie an erster Stelle wirken könnten. In diesem Sinne also bedarf das<lb/> Kriegervereinswesen einer fortgesetzten Pflege und Aufmerksamkeit unter der<lb/> treuen und aufopfernde» Mitwirkung aller Stunde. Keiner darf sich zu hoch</p><lb/> <note xml:id="FID_17" place="foot"> Kaiser Wilhelmdnnk, Verein der Soldatenfreunde. Berlin ^V. so, Leivzigcrstrasze 4.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0146]
Zwei Zuschriften über die Ariegervereine
ratungen sucht man, durch erfahrnen Rat in allen den Verein betreffenden
wichtigen Angelegenheiten Einfluß und Vertrauen zu gewinnen. Das Vereins¬
leben spielt sich heutzutage, ohne zu übertreiben, im großen und ganzen derart
ab, daß allmonatlich in einer Versammlung geschäftliche Angelegenheiten ver¬
handelt werden, dann findet vielleicht noch eine Beratung über die Beteiligung
an einer in Aussicht stehenden Festlichkeit statt und schließt mit einer mehr
oder weniger farblosen Unterhaltung über Kirchturminteressen. Bei den Fest¬
lichkeiten selbst werden nach dem üblichen Umzüge und nach der Parade Reden
von berufnen und unberufner Leuten gehalten, deren Eindruck meist nicht
weiter reicht als die Dauer des Festes, weil sie mehr oder weniger über
einen Leisten geschlagen sind. Es wird immer dasselbe Futter vorgesetzt, und
dies stumpft den Geschmack ab. Im Gegensatze hierzu müssen diese Feste
eine besondre Bedeutung dadurch erhalten, daß das Bewußtsein für Ehre und
Pflicht immer wieder aufs neue geweckt und die militärischen Erinnerungen
wieder wachgerufen werden.
Je mehr wir uns endlich von der großen Zeit des deutsch-französischen
Krieges entfernen, je geringer die Zahl der Kriegsteilnehmer wird, umso mehr
schwinden die unmittelbaren Überlieferungen, die die Mitkämpfer durch ihre
persönlichen Schilderungen gegeben haben. Umso mehr müssen die Ereignisse
jener Zeit dem Nachwuchs durch Wort und Schrift erhalten bleiben. Vor
allem sei darauf hingewiesen, daß sich vor einiger Zeit in Berlin eine Ver¬
einigung gebildet hat, die es sich zur Aufgabe macht, an Kriegervereine, Ver¬
bünde usw. Büchereien gegen müßige Entschädigungen abzulassen.") Dann muß
in den Vereinsversammlungen der geistig Höherstehende durch belehrenden Bor¬
trag und anregende Unterhaltung den einfachen Mann zu sich emporheben.
Er muß hinuntersteigen in das Dunkel und die Verwirrung der Anschauungen,
um Klarheit und Licht zu verbreiten. Die hier errungnen Erfolge heben und
festigen das moralische Bewußtsein mehr, als tausende von Festreden. Es ist
keine Frage, daß nach dieser Richtung schon vieles besser geworden ist,
namentlich auf dem Lande und an kleinern Orten. In den größern Städten
herrscht jedoch z. V. unter den höhern Staatsbeamten, die Offiziere des Be¬
urlaubtenstandes sind und waren, noch große Gleichgültigkeit. Diese Herren
begnügen sich entweder mit der Zahlung ihres Beitrags oder gehören dem be¬
züglichen Ortsvereine gar nicht einmal an. Große Vereine von vierhundert und
mehr Personen werden oft von Leuten geleitet, die ja durchaus achtbare, ehren¬
werte, königstreue Männer sind, aber doch nicht auf der geistigen Höhe stehen,
daß sie an erster Stelle wirken könnten. In diesem Sinne also bedarf das
Kriegervereinswesen einer fortgesetzten Pflege und Aufmerksamkeit unter der
treuen und aufopfernde» Mitwirkung aller Stunde. Keiner darf sich zu hoch
Kaiser Wilhelmdnnk, Verein der Soldatenfreunde. Berlin ^V. so, Leivzigcrstrasze 4.
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