Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.Gin mittelstaatlicher Minister in der Zeit der Reichsgründung Gelo Aaemmel von l Grenzboten IV 1898 1
Gin mittelstaatlicher Minister in der Zeit der Reichsgründung Gelo Aaemmel von l Grenzboten IV 1898 1
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[Abbildung]
Gin mittelstaatlicher Minister
in der Zeit der Reichsgründung
Gelo Aaemmel von
l
e deutschen Mittelstaaten gehören zu den eigentümlichsten poli¬
tischen Bildungen der deutschen Geschichte. Obwohl sie in ihren
Ursprüngen bis tief in die Zeiten des alten Reichs zurückreichen,
so wurden sie zu einer besondern Gruppe doch erst seit der Ent¬
stehung der beiden Großmächte und vollendeten ihre Entwicklung
erst mit dem großen Rechtsbrüche von 1803, der ihnen zahlreiche mediatisirte
Gebiete einverleibte, und mit dem Zusammenbruche des alten Reichs 1806,
der ihnen als ein Geschenk der Fremdherrschaft, nicht als ein Ergebnis
eigner Anstrengung die formelle Souveränität eintrug. Sie sind nicht rein
dynastische Gebilde wie die Kleinstaaten, sondern teilweise die wiederhergestellten
alten Stammesstaaten, deren Zerstörung eine der größten und folgereichsten
Thaten des alten Kaisertums war, obwohl sie nirgends deren alten Umfang
erreichten. Dies gilt vor allem von Bayern, dem einzigen deutschen Staate,
der nicht nur den alten Stammesnamen noch führt, sondern auch den Kern
des Stammes noch enthält, von Württemberg, dem schwäbischen, von Hessen,
dem fränkisch-hessischen, von Hannover, dem niedersächsischen Kernlande.
Sachsen, die alte Mark Meißen, ist Kolonialland, umfaßt aber eine ziemlich
geschlossene, im wesentlichen thüringische Bevölkerung. Gerade darauf beruht
die innere Stärke dieser Staaten. Zu schwach, in einer Zeit vorherrschender
politischer wie wirtschaftlicher Großstaatbildung ganz auf eignen Füßen zu
stehen, also Staaten im vollen modernen Sinne des Wortes sein zu können,
aber stark genug, die innerpolitischen Aufgaben der neuen Zeit bis zu einem
gewissen Grade selbständig zu lösen, also zu stark, ohne weiteres in einem
Grenzboten IV 1898 1
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