Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
ökizzen aus unserm heutigen Volksleben

Der Herr Subrektor hatte recht. Der Herr Bürgermeister war über die An¬
zapfung des Oberpfarrers keineswegs erfreut. Er hatte glücklich seine wohl studirte
Rede auf die Ehrengäste vom Stapel gelassen und sollte jetzt unvorbereitet noch
einmal loslegeu, das gefiel ihm gar nicht. Aber was konnte es helfen, die Rede
des Oberpredigers durfte nicht unerwidert bleiben, und fo klopfte er denu in Gottes
Namen ans Glas, räusperte sich nachdrücklich und begann:

Meine Herren, unsre Stadt, die sich von jeher durch ihren wahrhaft kirchlichen
Sinn ausgezeichnet hat (Beifall. Zuruf: Nu! Na!), betrachtet es als eine besondre
Aufgabe, ihren Mitbürgern neben dem Lichte, das eine vorzüglich geleitete Gas¬
anstalt spendet, auch das Licht des Evangeliums zu bieten. Insonderheit wird die
städtische Berwnltung nicht müde, die Pflege der kirchlichen Angelegenheiten zu
ihren besondern Obliegenheiten zu rechne". (Subrektor halblaut: Aber in die
Kirche kommt keiner von den Duckmäusern.) Der städtische Etat setzt eine Summe
M,n -- der städtische Etat, meine Herren, setzt eine erhebliche Summe für kirchliche
Zwecke ein. -- Meine Herren, wir haben aus dem Munde unsers Oberpredigcrs
gehört, daß die Mönkebergcr schlechte Christen seien. (Oberprediger: Habe ich
nicht gesagt. Scharfe Ecke: Es stimmt aber. Zuruf: Still, keine Beleidigungen.)
Ich hoffe, daß, nachdem der Mönkeberg in die Stndtgemeinde Qnakenborn inkom-
munalisirt worden ist, die Mönkeberger sich bestreben werden, an Bürgersinn und
Gottvertrauen allen andern gleich zu stehen. Meine Herren, die Religion ist das
Fundament der bürgerliche" Gesellschaft und des bürgerlichen Wohlstandes. Wie
unser hochseliger großer Kaiser gesagt hat: Ich Will, daß dem Volke die Religion
erhalten bleibe. Meine Herren, das Volk muß Religion haben. (Der Subrektor:
Kinder, schenkt mir schnell einmal ein, jetzt wird der Bürgermeister fromm, darauf
muß ich erst einmal trinken.) Meine Herren, nur müssen die Kirche unterstützen,
ja, meine Herren, wir müssen, wenn es not thut, auch Kirchen bauen. (Zuruf:
Aber nicht gleich.) Qnakenborn, das durch Jnkommuualisiruug des Mönkeberges
seiner zukünftigen Größe und Bedeutung erheblich näher gekommen ist, Qnakenborn,
das damit an Steuerkraft mächtig gewonnen hat, es wird sich der Verpflichtung
nicht entziehen können, wenn es von der Behörde gefordert wird, auch neue Kirchcn-
spiele zu gründen. Qnakenborn, die Stadt des Gewerbfleißes, des Bürgersinnes
und der Gottesfurcht lebe hoch!

Nachdem sich der frohe Aufruhr, deu diese Worte hervorgerufen hatten, gelegt
hatte, und nachdem sich der Herr Bürgermeister anerkennende Worte beim Herrn
Regierungsrat eingeholt hatte° erklang das Redesignal aus einer Region der Fest¬
tafel, aus der sonst selten Propheten hervorzutreten pflegten, und es erhob sich
Herr Doktor Blütgen, der Archäolog und Kunstverständige des Ortes. Meine
Herren, sagte er, es ist der Wunsch ausgesprochen worden, daß auf dem Mönkebcrge
eine Kirche gebaut werden möchte. Gestatten Sie mir auf eine Thatsache, die
ziemlich unbekannt zu sein scheint, hinzuweisen, daß nämlich der Mönkeberg schon
eine Kirche hat. (Zuruf: Jawohl, die Spittelkirche.) Nein, außerdem eine wirkliche
Kirche, eine Kapelle, eine Perle frühgotischer Bankunst. Sie wissen, daß sich der
Rote Hof, gegenwärtig eine königliche Domäne, aber bis zum Jahre 1729 ein
Ursuliueriuncnklvster, an den Mönkeberg anschließt. Die südliche, gegenwärtig nicht
mehr benutzte Scheune der Domäne, die wie gesagt vom Mönkeberge nur durch
das sogenannte Dreckloch getrennt ist, ist in ihrem Innern eine völlig wohl er¬
haltene Kirche. Wenn es nun gelingt, daß diese Kirche von der Domäne abgetrennt
wird, wenn die Kapelle freigelegt und in würdiger Weise wiederhergestellt wird,
wenn anch ein Kirchweg um das Dreckloch herum gelegt wird, so hat der Monte-


ökizzen aus unserm heutigen Volksleben

Der Herr Subrektor hatte recht. Der Herr Bürgermeister war über die An¬
zapfung des Oberpfarrers keineswegs erfreut. Er hatte glücklich seine wohl studirte
Rede auf die Ehrengäste vom Stapel gelassen und sollte jetzt unvorbereitet noch
einmal loslegeu, das gefiel ihm gar nicht. Aber was konnte es helfen, die Rede
des Oberpredigers durfte nicht unerwidert bleiben, und fo klopfte er denu in Gottes
Namen ans Glas, räusperte sich nachdrücklich und begann:

Meine Herren, unsre Stadt, die sich von jeher durch ihren wahrhaft kirchlichen
Sinn ausgezeichnet hat (Beifall. Zuruf: Nu! Na!), betrachtet es als eine besondre
Aufgabe, ihren Mitbürgern neben dem Lichte, das eine vorzüglich geleitete Gas¬
anstalt spendet, auch das Licht des Evangeliums zu bieten. Insonderheit wird die
städtische Berwnltung nicht müde, die Pflege der kirchlichen Angelegenheiten zu
ihren besondern Obliegenheiten zu rechne». (Subrektor halblaut: Aber in die
Kirche kommt keiner von den Duckmäusern.) Der städtische Etat setzt eine Summe
M,n — der städtische Etat, meine Herren, setzt eine erhebliche Summe für kirchliche
Zwecke ein. — Meine Herren, wir haben aus dem Munde unsers Oberpredigcrs
gehört, daß die Mönkebergcr schlechte Christen seien. (Oberprediger: Habe ich
nicht gesagt. Scharfe Ecke: Es stimmt aber. Zuruf: Still, keine Beleidigungen.)
Ich hoffe, daß, nachdem der Mönkeberg in die Stndtgemeinde Qnakenborn inkom-
munalisirt worden ist, die Mönkeberger sich bestreben werden, an Bürgersinn und
Gottvertrauen allen andern gleich zu stehen. Meine Herren, die Religion ist das
Fundament der bürgerliche» Gesellschaft und des bürgerlichen Wohlstandes. Wie
unser hochseliger großer Kaiser gesagt hat: Ich Will, daß dem Volke die Religion
erhalten bleibe. Meine Herren, das Volk muß Religion haben. (Der Subrektor:
Kinder, schenkt mir schnell einmal ein, jetzt wird der Bürgermeister fromm, darauf
muß ich erst einmal trinken.) Meine Herren, nur müssen die Kirche unterstützen,
ja, meine Herren, wir müssen, wenn es not thut, auch Kirchen bauen. (Zuruf:
Aber nicht gleich.) Qnakenborn, das durch Jnkommuualisiruug des Mönkeberges
seiner zukünftigen Größe und Bedeutung erheblich näher gekommen ist, Qnakenborn,
das damit an Steuerkraft mächtig gewonnen hat, es wird sich der Verpflichtung
nicht entziehen können, wenn es von der Behörde gefordert wird, auch neue Kirchcn-
spiele zu gründen. Qnakenborn, die Stadt des Gewerbfleißes, des Bürgersinnes
und der Gottesfurcht lebe hoch!

Nachdem sich der frohe Aufruhr, deu diese Worte hervorgerufen hatten, gelegt
hatte, und nachdem sich der Herr Bürgermeister anerkennende Worte beim Herrn
Regierungsrat eingeholt hatte° erklang das Redesignal aus einer Region der Fest¬
tafel, aus der sonst selten Propheten hervorzutreten pflegten, und es erhob sich
Herr Doktor Blütgen, der Archäolog und Kunstverständige des Ortes. Meine
Herren, sagte er, es ist der Wunsch ausgesprochen worden, daß auf dem Mönkebcrge
eine Kirche gebaut werden möchte. Gestatten Sie mir auf eine Thatsache, die
ziemlich unbekannt zu sein scheint, hinzuweisen, daß nämlich der Mönkeberg schon
eine Kirche hat. (Zuruf: Jawohl, die Spittelkirche.) Nein, außerdem eine wirkliche
Kirche, eine Kapelle, eine Perle frühgotischer Bankunst. Sie wissen, daß sich der
Rote Hof, gegenwärtig eine königliche Domäne, aber bis zum Jahre 1729 ein
Ursuliueriuncnklvster, an den Mönkeberg anschließt. Die südliche, gegenwärtig nicht
mehr benutzte Scheune der Domäne, die wie gesagt vom Mönkeberge nur durch
das sogenannte Dreckloch getrennt ist, ist in ihrem Innern eine völlig wohl er¬
haltene Kirche. Wenn es nun gelingt, daß diese Kirche von der Domäne abgetrennt
wird, wenn die Kapelle freigelegt und in würdiger Weise wiederhergestellt wird,
wenn anch ein Kirchweg um das Dreckloch herum gelegt wird, so hat der Monte-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0477" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/228779"/>
          <fw type="header" place="top"> ökizzen aus unserm heutigen Volksleben</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1631"> Der Herr Subrektor hatte recht. Der Herr Bürgermeister war über die An¬<lb/>
zapfung des Oberpfarrers keineswegs erfreut. Er hatte glücklich seine wohl studirte<lb/>
Rede auf die Ehrengäste vom Stapel gelassen und sollte jetzt unvorbereitet noch<lb/>
einmal loslegeu, das gefiel ihm gar nicht. Aber was konnte es helfen, die Rede<lb/>
des Oberpredigers durfte nicht unerwidert bleiben, und fo klopfte er denu in Gottes<lb/>
Namen ans Glas, räusperte sich nachdrücklich und begann:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1632"> Meine Herren, unsre Stadt, die sich von jeher durch ihren wahrhaft kirchlichen<lb/>
Sinn ausgezeichnet hat (Beifall. Zuruf: Nu! Na!), betrachtet es als eine besondre<lb/>
Aufgabe, ihren Mitbürgern neben dem Lichte, das eine vorzüglich geleitete Gas¬<lb/>
anstalt spendet, auch das Licht des Evangeliums zu bieten. Insonderheit wird die<lb/>
städtische Berwnltung nicht müde, die Pflege der kirchlichen Angelegenheiten zu<lb/>
ihren besondern Obliegenheiten zu rechne». (Subrektor halblaut: Aber in die<lb/>
Kirche kommt keiner von den Duckmäusern.) Der städtische Etat setzt eine Summe<lb/>
M,n &#x2014; der städtische Etat, meine Herren, setzt eine erhebliche Summe für kirchliche<lb/>
Zwecke ein. &#x2014; Meine Herren, wir haben aus dem Munde unsers Oberpredigcrs<lb/>
gehört, daß die Mönkebergcr schlechte Christen seien. (Oberprediger: Habe ich<lb/>
nicht gesagt. Scharfe Ecke: Es stimmt aber. Zuruf: Still, keine Beleidigungen.)<lb/>
Ich hoffe, daß, nachdem der Mönkeberg in die Stndtgemeinde Qnakenborn inkom-<lb/>
munalisirt worden ist, die Mönkeberger sich bestreben werden, an Bürgersinn und<lb/>
Gottvertrauen allen andern gleich zu stehen. Meine Herren, die Religion ist das<lb/>
Fundament der bürgerliche» Gesellschaft und des bürgerlichen Wohlstandes. Wie<lb/>
unser hochseliger großer Kaiser gesagt hat: Ich Will, daß dem Volke die Religion<lb/>
erhalten bleibe. Meine Herren, das Volk muß Religion haben. (Der Subrektor:<lb/>
Kinder, schenkt mir schnell einmal ein, jetzt wird der Bürgermeister fromm, darauf<lb/>
muß ich erst einmal trinken.) Meine Herren, nur müssen die Kirche unterstützen,<lb/>
ja, meine Herren, wir müssen, wenn es not thut, auch Kirchen bauen. (Zuruf:<lb/>
Aber nicht gleich.) Qnakenborn, das durch Jnkommuualisiruug des Mönkeberges<lb/>
seiner zukünftigen Größe und Bedeutung erheblich näher gekommen ist, Qnakenborn,<lb/>
das damit an Steuerkraft mächtig gewonnen hat, es wird sich der Verpflichtung<lb/>
nicht entziehen können, wenn es von der Behörde gefordert wird, auch neue Kirchcn-<lb/>
spiele zu gründen. Qnakenborn, die Stadt des Gewerbfleißes, des Bürgersinnes<lb/>
und der Gottesfurcht lebe hoch!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1633" next="#ID_1634"> Nachdem sich der frohe Aufruhr, deu diese Worte hervorgerufen hatten, gelegt<lb/>
hatte, und nachdem sich der Herr Bürgermeister anerkennende Worte beim Herrn<lb/>
Regierungsrat eingeholt hatte° erklang das Redesignal aus einer Region der Fest¬<lb/>
tafel, aus der sonst selten Propheten hervorzutreten pflegten, und es erhob sich<lb/>
Herr Doktor Blütgen, der Archäolog und Kunstverständige des Ortes. Meine<lb/>
Herren, sagte er, es ist der Wunsch ausgesprochen worden, daß auf dem Mönkebcrge<lb/>
eine Kirche gebaut werden möchte. Gestatten Sie mir auf eine Thatsache, die<lb/>
ziemlich unbekannt zu sein scheint, hinzuweisen, daß nämlich der Mönkeberg schon<lb/>
eine Kirche hat. (Zuruf: Jawohl, die Spittelkirche.) Nein, außerdem eine wirkliche<lb/>
Kirche, eine Kapelle, eine Perle frühgotischer Bankunst. Sie wissen, daß sich der<lb/>
Rote Hof, gegenwärtig eine königliche Domäne, aber bis zum Jahre 1729 ein<lb/>
Ursuliueriuncnklvster, an den Mönkeberg anschließt. Die südliche, gegenwärtig nicht<lb/>
mehr benutzte Scheune der Domäne, die wie gesagt vom Mönkeberge nur durch<lb/>
das sogenannte Dreckloch getrennt ist, ist in ihrem Innern eine völlig wohl er¬<lb/>
haltene Kirche. Wenn es nun gelingt, daß diese Kirche von der Domäne abgetrennt<lb/>
wird, wenn die Kapelle freigelegt und in würdiger Weise wiederhergestellt wird,<lb/>
wenn anch ein Kirchweg um das Dreckloch herum gelegt wird, so hat der Monte-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0477] ökizzen aus unserm heutigen Volksleben Der Herr Subrektor hatte recht. Der Herr Bürgermeister war über die An¬ zapfung des Oberpfarrers keineswegs erfreut. Er hatte glücklich seine wohl studirte Rede auf die Ehrengäste vom Stapel gelassen und sollte jetzt unvorbereitet noch einmal loslegeu, das gefiel ihm gar nicht. Aber was konnte es helfen, die Rede des Oberpredigers durfte nicht unerwidert bleiben, und fo klopfte er denu in Gottes Namen ans Glas, räusperte sich nachdrücklich und begann: Meine Herren, unsre Stadt, die sich von jeher durch ihren wahrhaft kirchlichen Sinn ausgezeichnet hat (Beifall. Zuruf: Nu! Na!), betrachtet es als eine besondre Aufgabe, ihren Mitbürgern neben dem Lichte, das eine vorzüglich geleitete Gas¬ anstalt spendet, auch das Licht des Evangeliums zu bieten. Insonderheit wird die städtische Berwnltung nicht müde, die Pflege der kirchlichen Angelegenheiten zu ihren besondern Obliegenheiten zu rechne». (Subrektor halblaut: Aber in die Kirche kommt keiner von den Duckmäusern.) Der städtische Etat setzt eine Summe M,n — der städtische Etat, meine Herren, setzt eine erhebliche Summe für kirchliche Zwecke ein. — Meine Herren, wir haben aus dem Munde unsers Oberpredigcrs gehört, daß die Mönkebergcr schlechte Christen seien. (Oberprediger: Habe ich nicht gesagt. Scharfe Ecke: Es stimmt aber. Zuruf: Still, keine Beleidigungen.) Ich hoffe, daß, nachdem der Mönkeberg in die Stndtgemeinde Qnakenborn inkom- munalisirt worden ist, die Mönkeberger sich bestreben werden, an Bürgersinn und Gottvertrauen allen andern gleich zu stehen. Meine Herren, die Religion ist das Fundament der bürgerliche» Gesellschaft und des bürgerlichen Wohlstandes. Wie unser hochseliger großer Kaiser gesagt hat: Ich Will, daß dem Volke die Religion erhalten bleibe. Meine Herren, das Volk muß Religion haben. (Der Subrektor: Kinder, schenkt mir schnell einmal ein, jetzt wird der Bürgermeister fromm, darauf muß ich erst einmal trinken.) Meine Herren, nur müssen die Kirche unterstützen, ja, meine Herren, wir müssen, wenn es not thut, auch Kirchen bauen. (Zuruf: Aber nicht gleich.) Qnakenborn, das durch Jnkommuualisiruug des Mönkeberges seiner zukünftigen Größe und Bedeutung erheblich näher gekommen ist, Qnakenborn, das damit an Steuerkraft mächtig gewonnen hat, es wird sich der Verpflichtung nicht entziehen können, wenn es von der Behörde gefordert wird, auch neue Kirchcn- spiele zu gründen. Qnakenborn, die Stadt des Gewerbfleißes, des Bürgersinnes und der Gottesfurcht lebe hoch! Nachdem sich der frohe Aufruhr, deu diese Worte hervorgerufen hatten, gelegt hatte, und nachdem sich der Herr Bürgermeister anerkennende Worte beim Herrn Regierungsrat eingeholt hatte° erklang das Redesignal aus einer Region der Fest¬ tafel, aus der sonst selten Propheten hervorzutreten pflegten, und es erhob sich Herr Doktor Blütgen, der Archäolog und Kunstverständige des Ortes. Meine Herren, sagte er, es ist der Wunsch ausgesprochen worden, daß auf dem Mönkebcrge eine Kirche gebaut werden möchte. Gestatten Sie mir auf eine Thatsache, die ziemlich unbekannt zu sein scheint, hinzuweisen, daß nämlich der Mönkeberg schon eine Kirche hat. (Zuruf: Jawohl, die Spittelkirche.) Nein, außerdem eine wirkliche Kirche, eine Kapelle, eine Perle frühgotischer Bankunst. Sie wissen, daß sich der Rote Hof, gegenwärtig eine königliche Domäne, aber bis zum Jahre 1729 ein Ursuliueriuncnklvster, an den Mönkeberg anschließt. Die südliche, gegenwärtig nicht mehr benutzte Scheune der Domäne, die wie gesagt vom Mönkeberge nur durch das sogenannte Dreckloch getrennt ist, ist in ihrem Innern eine völlig wohl er¬ haltene Kirche. Wenn es nun gelingt, daß diese Kirche von der Domäne abgetrennt wird, wenn die Kapelle freigelegt und in würdiger Weise wiederhergestellt wird, wenn anch ein Kirchweg um das Dreckloch herum gelegt wird, so hat der Monte-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/477
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/477>, abgerufen am 28.07.2024.