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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Hochmut des Mystikers sei, der sich durch die vermeintliche Vereinigung mit Gott
über die Versuchung zum Bösen erhaben dünkt, vergißt aber zu bemerken, daß sich
der orthodoxe Calvinist, der sich für einen Auserwählten hält, in derselben Lage
befindet. Natürlich versucht er nun eine "Synthese" der drei Standpunkte, wobei
die Frage nach dem Ursprung des Bösen beantwortet wird. Wenn er sagt: "in
der That muß die Wurzel des Bösen, wenn auch nicht das Böse selbst, in Gott
gesucht werden," so scheint uns das mit seiner Metaphysik nicht zu stimmen, die
als Weltursache den blinden und dummen Willen des Absoluten bezeichnet, der das
Weltelend verschuldet habe, und dem also doch wohl die Rolle des Teufels zufällt.
Interessant ist der Nachweis, wie sich die drei Moralstandpunkte in Kunst und
Wissenschaft geltend machen; in der Kunst erzeugen sie den Naturalismus, das Kunst¬
werk als Bildungsmittel und den unwahren Idealismus. Die nächsten beiden Aufsätze
sind Nietzsche und Stirner gewidmet. Nietzsche wird hart, aber an sich nicht un¬
gerecht beurteilt. An sich, sagen wir, denn eine subjektive Ungerechtigkeit liegt
allerdings in Hartnianns Urteil. Er selbst erfreut sich nämlich einer so glückliche"
Natur, daß er für andre Gift kochen kann, ohne selbst Schaden dabei zu nehmen,
während Nietzsche zu den Unglücklichen gehört, die alles fressen müssen, was in
philosophischen Gifthütten gebraut wird, und daran zu Grunde gehen. Mit dem
Gift meinen wir natürlich nicht die vortrefflichen Gedanken über Moral, Kunst,
Politik, Schule und sonstige Gegenstände, die Hartmann mit seinem gesunden
Menschenverstande und seinem Scharfsinn zu Tage fördert, und deren Wert und
Verdienstlichkeit wir immer anerkannt haben, sondern seinen Pessimismus und sein
"Unbewußtes," die jeden konsequent Denkenden, der sie ernst nimmt, entweder
verrückt oder zum Selbstmörder machen müssen. Wenn Hartmcinn selbst trotz seiner
Grundansicht die gewöhnliche Moral und Lebensweisheit ungefähr mit denselben
Worten predigt wie die Pastoren (in neuerer Zeit hantirt er noch dazu fleißig mit
"Erbsünde" und "Gnade"), so darf man es Nietzsche nicht übel nehmen, daß er
einmal die Vermutung ausgesprochen hat, Hartmann wolle sich wohl über sein
Publikum nur lustig machen. "Die antike Humanität" ist ein Referat über Schneide-
wins gleichnamiges Werk; es schließt mit einer neuen Begründung der bekannten
Forderung Hartmanns, daß, da sich am Gymnasium der lateinische und der griechische
Unterricht zusammen im bisherigen Umfange nicht werden halten können, nicht der
griechische, sondern der lateinische geopfert werden soll. Eine Untersuchung über
Heteronomie und Autonomie hebt mit Recht hervor, daß es in unsrer Zeit, wo so
viele den Glauben an Gott verlieren, gefährlich ist, den Schülern einzuprägen, daß
Gottes Gebot die einzige Grundlage der Moralität sei. In der folgenden Ab¬
handlung über deu Wertbegriff und den Lustwert sind uns einige der ungenauen
psychologischen Beobachtungen aufgefallen, wie man sie bei Hcirtmann häufig findet.
So sieht es bei ihm aus, als ob jede Lust mit einem Katzenjammer gebüßt werden
müßte, und der in unsrer sehr mäßigen Zeit gewöhnliche Fall, daß einer täglich zur
Mahlzeit sein Glas Wein trinkt, ohne irgend welche üble Nachwirkung zu erleiden,
kommt gar nicht zur Geltung. Blumen und Früchte, heißt es S. 145, "außer der
Jahreszeit, in der sie häufig sind, werden sehr viel höher bezahlt, ebenso Nahrungs¬
mittel in einer belagerten Festung; daraus ist zu schließen, daß der Lustgröße, die
man sich durch solche Befriedigungsmittel verschaffen kann, ein höherer Wert beigelegt
wird, wenn sie nnr selten oder nur für wenige Menschen erreichbar ist." Seltne
Früchte und Blumen werden in neun von zehn Fällen nicht der sinnlichen Lust
wegen, sondern aus Eitelkeit teuer bezahlt, und bei den oft ekelhaften Nahrungs¬
mitteln in einer belagerten Festung ist von Lust überhaupt nicht die Rede.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Hochmut des Mystikers sei, der sich durch die vermeintliche Vereinigung mit Gott
über die Versuchung zum Bösen erhaben dünkt, vergißt aber zu bemerken, daß sich
der orthodoxe Calvinist, der sich für einen Auserwählten hält, in derselben Lage
befindet. Natürlich versucht er nun eine „Synthese" der drei Standpunkte, wobei
die Frage nach dem Ursprung des Bösen beantwortet wird. Wenn er sagt: „in
der That muß die Wurzel des Bösen, wenn auch nicht das Böse selbst, in Gott
gesucht werden," so scheint uns das mit seiner Metaphysik nicht zu stimmen, die
als Weltursache den blinden und dummen Willen des Absoluten bezeichnet, der das
Weltelend verschuldet habe, und dem also doch wohl die Rolle des Teufels zufällt.
Interessant ist der Nachweis, wie sich die drei Moralstandpunkte in Kunst und
Wissenschaft geltend machen; in der Kunst erzeugen sie den Naturalismus, das Kunst¬
werk als Bildungsmittel und den unwahren Idealismus. Die nächsten beiden Aufsätze
sind Nietzsche und Stirner gewidmet. Nietzsche wird hart, aber an sich nicht un¬
gerecht beurteilt. An sich, sagen wir, denn eine subjektive Ungerechtigkeit liegt
allerdings in Hartnianns Urteil. Er selbst erfreut sich nämlich einer so glückliche»
Natur, daß er für andre Gift kochen kann, ohne selbst Schaden dabei zu nehmen,
während Nietzsche zu den Unglücklichen gehört, die alles fressen müssen, was in
philosophischen Gifthütten gebraut wird, und daran zu Grunde gehen. Mit dem
Gift meinen wir natürlich nicht die vortrefflichen Gedanken über Moral, Kunst,
Politik, Schule und sonstige Gegenstände, die Hartmann mit seinem gesunden
Menschenverstande und seinem Scharfsinn zu Tage fördert, und deren Wert und
Verdienstlichkeit wir immer anerkannt haben, sondern seinen Pessimismus und sein
„Unbewußtes," die jeden konsequent Denkenden, der sie ernst nimmt, entweder
verrückt oder zum Selbstmörder machen müssen. Wenn Hartmcinn selbst trotz seiner
Grundansicht die gewöhnliche Moral und Lebensweisheit ungefähr mit denselben
Worten predigt wie die Pastoren (in neuerer Zeit hantirt er noch dazu fleißig mit
„Erbsünde" und „Gnade"), so darf man es Nietzsche nicht übel nehmen, daß er
einmal die Vermutung ausgesprochen hat, Hartmann wolle sich wohl über sein
Publikum nur lustig machen. „Die antike Humanität" ist ein Referat über Schneide-
wins gleichnamiges Werk; es schließt mit einer neuen Begründung der bekannten
Forderung Hartmanns, daß, da sich am Gymnasium der lateinische und der griechische
Unterricht zusammen im bisherigen Umfange nicht werden halten können, nicht der
griechische, sondern der lateinische geopfert werden soll. Eine Untersuchung über
Heteronomie und Autonomie hebt mit Recht hervor, daß es in unsrer Zeit, wo so
viele den Glauben an Gott verlieren, gefährlich ist, den Schülern einzuprägen, daß
Gottes Gebot die einzige Grundlage der Moralität sei. In der folgenden Ab¬
handlung über deu Wertbegriff und den Lustwert sind uns einige der ungenauen
psychologischen Beobachtungen aufgefallen, wie man sie bei Hcirtmann häufig findet.
So sieht es bei ihm aus, als ob jede Lust mit einem Katzenjammer gebüßt werden
müßte, und der in unsrer sehr mäßigen Zeit gewöhnliche Fall, daß einer täglich zur
Mahlzeit sein Glas Wein trinkt, ohne irgend welche üble Nachwirkung zu erleiden,
kommt gar nicht zur Geltung. Blumen und Früchte, heißt es S. 145, „außer der
Jahreszeit, in der sie häufig sind, werden sehr viel höher bezahlt, ebenso Nahrungs¬
mittel in einer belagerten Festung; daraus ist zu schließen, daß der Lustgröße, die
man sich durch solche Befriedigungsmittel verschaffen kann, ein höherer Wert beigelegt
wird, wenn sie nnr selten oder nur für wenige Menschen erreichbar ist." Seltne
Früchte und Blumen werden in neun von zehn Fällen nicht der sinnlichen Lust
wegen, sondern aus Eitelkeit teuer bezahlt, und bei den oft ekelhaften Nahrungs¬
mitteln in einer belagerten Festung ist von Lust überhaupt nicht die Rede.


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[0432] Maßgebliches und Unmaßgebliches Hochmut des Mystikers sei, der sich durch die vermeintliche Vereinigung mit Gott über die Versuchung zum Bösen erhaben dünkt, vergißt aber zu bemerken, daß sich der orthodoxe Calvinist, der sich für einen Auserwählten hält, in derselben Lage befindet. Natürlich versucht er nun eine „Synthese" der drei Standpunkte, wobei die Frage nach dem Ursprung des Bösen beantwortet wird. Wenn er sagt: „in der That muß die Wurzel des Bösen, wenn auch nicht das Böse selbst, in Gott gesucht werden," so scheint uns das mit seiner Metaphysik nicht zu stimmen, die als Weltursache den blinden und dummen Willen des Absoluten bezeichnet, der das Weltelend verschuldet habe, und dem also doch wohl die Rolle des Teufels zufällt. Interessant ist der Nachweis, wie sich die drei Moralstandpunkte in Kunst und Wissenschaft geltend machen; in der Kunst erzeugen sie den Naturalismus, das Kunst¬ werk als Bildungsmittel und den unwahren Idealismus. Die nächsten beiden Aufsätze sind Nietzsche und Stirner gewidmet. Nietzsche wird hart, aber an sich nicht un¬ gerecht beurteilt. An sich, sagen wir, denn eine subjektive Ungerechtigkeit liegt allerdings in Hartnianns Urteil. Er selbst erfreut sich nämlich einer so glückliche» Natur, daß er für andre Gift kochen kann, ohne selbst Schaden dabei zu nehmen, während Nietzsche zu den Unglücklichen gehört, die alles fressen müssen, was in philosophischen Gifthütten gebraut wird, und daran zu Grunde gehen. Mit dem Gift meinen wir natürlich nicht die vortrefflichen Gedanken über Moral, Kunst, Politik, Schule und sonstige Gegenstände, die Hartmann mit seinem gesunden Menschenverstande und seinem Scharfsinn zu Tage fördert, und deren Wert und Verdienstlichkeit wir immer anerkannt haben, sondern seinen Pessimismus und sein „Unbewußtes," die jeden konsequent Denkenden, der sie ernst nimmt, entweder verrückt oder zum Selbstmörder machen müssen. Wenn Hartmcinn selbst trotz seiner Grundansicht die gewöhnliche Moral und Lebensweisheit ungefähr mit denselben Worten predigt wie die Pastoren (in neuerer Zeit hantirt er noch dazu fleißig mit „Erbsünde" und „Gnade"), so darf man es Nietzsche nicht übel nehmen, daß er einmal die Vermutung ausgesprochen hat, Hartmann wolle sich wohl über sein Publikum nur lustig machen. „Die antike Humanität" ist ein Referat über Schneide- wins gleichnamiges Werk; es schließt mit einer neuen Begründung der bekannten Forderung Hartmanns, daß, da sich am Gymnasium der lateinische und der griechische Unterricht zusammen im bisherigen Umfange nicht werden halten können, nicht der griechische, sondern der lateinische geopfert werden soll. Eine Untersuchung über Heteronomie und Autonomie hebt mit Recht hervor, daß es in unsrer Zeit, wo so viele den Glauben an Gott verlieren, gefährlich ist, den Schülern einzuprägen, daß Gottes Gebot die einzige Grundlage der Moralität sei. In der folgenden Ab¬ handlung über deu Wertbegriff und den Lustwert sind uns einige der ungenauen psychologischen Beobachtungen aufgefallen, wie man sie bei Hcirtmann häufig findet. So sieht es bei ihm aus, als ob jede Lust mit einem Katzenjammer gebüßt werden müßte, und der in unsrer sehr mäßigen Zeit gewöhnliche Fall, daß einer täglich zur Mahlzeit sein Glas Wein trinkt, ohne irgend welche üble Nachwirkung zu erleiden, kommt gar nicht zur Geltung. Blumen und Früchte, heißt es S. 145, „außer der Jahreszeit, in der sie häufig sind, werden sehr viel höher bezahlt, ebenso Nahrungs¬ mittel in einer belagerten Festung; daraus ist zu schließen, daß der Lustgröße, die man sich durch solche Befriedigungsmittel verschaffen kann, ein höherer Wert beigelegt wird, wenn sie nnr selten oder nur für wenige Menschen erreichbar ist." Seltne Früchte und Blumen werden in neun von zehn Fällen nicht der sinnlichen Lust wegen, sondern aus Eitelkeit teuer bezahlt, und bei den oft ekelhaften Nahrungs¬ mitteln in einer belagerten Festung ist von Lust überhaupt nicht die Rede.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/432>, abgerufen am 01.09.2024.