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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr.

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Die Flucht vom Lande

dein, was sie vorschlugen, das hauptsächlichste nicht durchgeführt, ja kaum versucht
worden ist. Vor allem wurde eine gesteigerte Fürsorge für die Erziehung der
Arbeiterbevölkerung verlangt, und dabei natürlich anch für die Schule und für den
Schulbesuch. Die Errichtung von mehr Schulen wurde gefordert, Aufbesserung
der Lehrergehälter, Verminderung jeder Beeinträchtigung des Schulbesuchs durch
die Heranziehung der Kinder zur Arbeit während der Schulzeit, Einführung von
Handarbeitsunterricht für die Mädchen, Einrichtung von Kleinkinderschulen da, wo
die Mütter regelmäßig ans Arbeit gehen, von Fortbildungsschulen, womöglich mit
obligatorischen Besuch für die jungen Leute mindestens bis zum sechzehnten Lebens¬
jahre. Warm wurde auch den Geistlichen, Patronen und Gcmeindekirchenräten ans
Herz gelegt, den Arbeitern in vollkommnerer Weise den erziehenden Einfluß zu teil
werden zu lassen. Die Landgeistlichen sollten ihnen mehr als bisher als "treue
Seelsorger" und mit praktischem Rat auch für die "realen Verhältnisse des Lebens"
zur Seite stehen, die Arbeitgeber es als Pflicht betrachten, den Kirchenbesuch der
Arbeiter in jeder Beziehung zu erleichtern und zu fördern. Es sei für Volks¬
bibliotheken zu sorgen. Namentlich habe der Arbeitgeber es als seinen "Beruf"
anzuerkennen, daß er auf das Gesinde erziehend einwirke, was aber nicht möglich
sei, wenn er ihm nicht persönlich Teilnahme zuwende und dadurch zeige, daß ihm
das Wohl und das Wehe jedes Einzelnen am Herzen liege. Er müsse in seinem
eignen Familienleben den Arbeitern ein gutes Beispiel geben und darauf auch bei
seine" Beamten halten. Es sei dahin zu streben, daß die Arbeiterfrauen mehr als
bisher dem häuslichen Herde erhalten würden. Eine angemessene Abkürzung der
vielfach üblichen Arbeitszeiten ländlicher Tagelöhner sei für deren materielle, geistige
und sittliche Hebung eine Notwendigkeit. Wenn anch eine direkte Lohnerhöhung
vielen Arbeitgebern zur Zeit unerschwinglich sei, so könne dnrch Tautiemelöhnung
neben einem festen, zum Lebensunterhalt der Arbeiterfamilie ausreichenden Lohnsatz
sür den Arbeiter immerhin die Möglichkeit geschaffen werde", etwas zu sparen.
Auch Akkordlöhnung sei unter Umstände" zu empfehlen. Der Lohn solle teils in
Geld, teils in Naturalien gezahlt werde". Die Wohnungsverhältnisse der Arbeiter
entsprächen im allgemeinen noch keineswegs den Ansprüchen der Humanität und
den Verpflichtungen, die die Arbeitgeber zu tragen hätten. Vieh-, Feuer-, Kranken-
und Altersversicherungsknssen für Arbeiter seien zu schaffen, ebenso Sparkassen usw.
Ganz besonders aber sei dem ländlichen Arbeiter die Möglichkeit zu geben, selbst
Grundeigentum zu erwerben. Die Konferenz beschloß nach dieser Richtung hin,
soweit staatliche Maßnahmen duzn erforderlich schienen, sofort bei der preußischen
und den beiden mecklenburgischen Regierungen vorstellig zu werden. Zum Schluß
-- anch das verdient hervorgehoben zu werden -- richtete die Konferenz an den
Reichskanzler die Bitte um die Errichtung eines "Arbeitsamts" mit den erforder¬
lichen Unterämtern für das Deutsche Reich.

Was mir vor sechsundzwanzig Jahre" dieses Programm ehrlich konservativer,
zumeist als Großgrundbesitzer im praktischen landwirtschaftlichen Erwerbsleben
stehender, hochgebildeter Männer wertvoll gemacht hat und erst recht heute wertvoll
macht, das ist die auf richtigem Verständnis unsrer ländlichen Verhältnisse begründete
Forderung, nicht etwa nur der gewöhnlich mit dem Schlagwort Selbsthilfe be¬
zeichneten Anzahl äußerlicher Maßregeln und Einrichtungen, die die Arbeitgeber
treffen sollten, sondern vor allem der "sozialen Gesinnung," in der die Besitzenden
und Gebildeten auf dem Lande im Osten und Nordosten Deutschlands weit zurück¬
stehen hinter dem Westen und Süden. Da lag der Fehler, dem abgeholfen werden
mußte, und da liegt er leider noch heute. Nur wenn es gelang, den "Herren"


Die Flucht vom Lande

dein, was sie vorschlugen, das hauptsächlichste nicht durchgeführt, ja kaum versucht
worden ist. Vor allem wurde eine gesteigerte Fürsorge für die Erziehung der
Arbeiterbevölkerung verlangt, und dabei natürlich anch für die Schule und für den
Schulbesuch. Die Errichtung von mehr Schulen wurde gefordert, Aufbesserung
der Lehrergehälter, Verminderung jeder Beeinträchtigung des Schulbesuchs durch
die Heranziehung der Kinder zur Arbeit während der Schulzeit, Einführung von
Handarbeitsunterricht für die Mädchen, Einrichtung von Kleinkinderschulen da, wo
die Mütter regelmäßig ans Arbeit gehen, von Fortbildungsschulen, womöglich mit
obligatorischen Besuch für die jungen Leute mindestens bis zum sechzehnten Lebens¬
jahre. Warm wurde auch den Geistlichen, Patronen und Gcmeindekirchenräten ans
Herz gelegt, den Arbeitern in vollkommnerer Weise den erziehenden Einfluß zu teil
werden zu lassen. Die Landgeistlichen sollten ihnen mehr als bisher als „treue
Seelsorger" und mit praktischem Rat auch für die „realen Verhältnisse des Lebens"
zur Seite stehen, die Arbeitgeber es als Pflicht betrachten, den Kirchenbesuch der
Arbeiter in jeder Beziehung zu erleichtern und zu fördern. Es sei für Volks¬
bibliotheken zu sorgen. Namentlich habe der Arbeitgeber es als seinen „Beruf"
anzuerkennen, daß er auf das Gesinde erziehend einwirke, was aber nicht möglich
sei, wenn er ihm nicht persönlich Teilnahme zuwende und dadurch zeige, daß ihm
das Wohl und das Wehe jedes Einzelnen am Herzen liege. Er müsse in seinem
eignen Familienleben den Arbeitern ein gutes Beispiel geben und darauf auch bei
seine» Beamten halten. Es sei dahin zu streben, daß die Arbeiterfrauen mehr als
bisher dem häuslichen Herde erhalten würden. Eine angemessene Abkürzung der
vielfach üblichen Arbeitszeiten ländlicher Tagelöhner sei für deren materielle, geistige
und sittliche Hebung eine Notwendigkeit. Wenn anch eine direkte Lohnerhöhung
vielen Arbeitgebern zur Zeit unerschwinglich sei, so könne dnrch Tautiemelöhnung
neben einem festen, zum Lebensunterhalt der Arbeiterfamilie ausreichenden Lohnsatz
sür den Arbeiter immerhin die Möglichkeit geschaffen werde», etwas zu sparen.
Auch Akkordlöhnung sei unter Umstände» zu empfehlen. Der Lohn solle teils in
Geld, teils in Naturalien gezahlt werde». Die Wohnungsverhältnisse der Arbeiter
entsprächen im allgemeinen noch keineswegs den Ansprüchen der Humanität und
den Verpflichtungen, die die Arbeitgeber zu tragen hätten. Vieh-, Feuer-, Kranken-
und Altersversicherungsknssen für Arbeiter seien zu schaffen, ebenso Sparkassen usw.
Ganz besonders aber sei dem ländlichen Arbeiter die Möglichkeit zu geben, selbst
Grundeigentum zu erwerben. Die Konferenz beschloß nach dieser Richtung hin,
soweit staatliche Maßnahmen duzn erforderlich schienen, sofort bei der preußischen
und den beiden mecklenburgischen Regierungen vorstellig zu werden. Zum Schluß
— anch das verdient hervorgehoben zu werden — richtete die Konferenz an den
Reichskanzler die Bitte um die Errichtung eines „Arbeitsamts" mit den erforder¬
lichen Unterämtern für das Deutsche Reich.

Was mir vor sechsundzwanzig Jahre» dieses Programm ehrlich konservativer,
zumeist als Großgrundbesitzer im praktischen landwirtschaftlichen Erwerbsleben
stehender, hochgebildeter Männer wertvoll gemacht hat und erst recht heute wertvoll
macht, das ist die auf richtigem Verständnis unsrer ländlichen Verhältnisse begründete
Forderung, nicht etwa nur der gewöhnlich mit dem Schlagwort Selbsthilfe be¬
zeichneten Anzahl äußerlicher Maßregeln und Einrichtungen, die die Arbeitgeber
treffen sollten, sondern vor allem der „sozialen Gesinnung," in der die Besitzenden
und Gebildeten auf dem Lande im Osten und Nordosten Deutschlands weit zurück¬
stehen hinter dem Westen und Süden. Da lag der Fehler, dem abgeholfen werden
mußte, und da liegt er leider noch heute. Nur wenn es gelang, den „Herren"


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[0255] Die Flucht vom Lande dein, was sie vorschlugen, das hauptsächlichste nicht durchgeführt, ja kaum versucht worden ist. Vor allem wurde eine gesteigerte Fürsorge für die Erziehung der Arbeiterbevölkerung verlangt, und dabei natürlich anch für die Schule und für den Schulbesuch. Die Errichtung von mehr Schulen wurde gefordert, Aufbesserung der Lehrergehälter, Verminderung jeder Beeinträchtigung des Schulbesuchs durch die Heranziehung der Kinder zur Arbeit während der Schulzeit, Einführung von Handarbeitsunterricht für die Mädchen, Einrichtung von Kleinkinderschulen da, wo die Mütter regelmäßig ans Arbeit gehen, von Fortbildungsschulen, womöglich mit obligatorischen Besuch für die jungen Leute mindestens bis zum sechzehnten Lebens¬ jahre. Warm wurde auch den Geistlichen, Patronen und Gcmeindekirchenräten ans Herz gelegt, den Arbeitern in vollkommnerer Weise den erziehenden Einfluß zu teil werden zu lassen. Die Landgeistlichen sollten ihnen mehr als bisher als „treue Seelsorger" und mit praktischem Rat auch für die „realen Verhältnisse des Lebens" zur Seite stehen, die Arbeitgeber es als Pflicht betrachten, den Kirchenbesuch der Arbeiter in jeder Beziehung zu erleichtern und zu fördern. Es sei für Volks¬ bibliotheken zu sorgen. Namentlich habe der Arbeitgeber es als seinen „Beruf" anzuerkennen, daß er auf das Gesinde erziehend einwirke, was aber nicht möglich sei, wenn er ihm nicht persönlich Teilnahme zuwende und dadurch zeige, daß ihm das Wohl und das Wehe jedes Einzelnen am Herzen liege. Er müsse in seinem eignen Familienleben den Arbeitern ein gutes Beispiel geben und darauf auch bei seine» Beamten halten. Es sei dahin zu streben, daß die Arbeiterfrauen mehr als bisher dem häuslichen Herde erhalten würden. Eine angemessene Abkürzung der vielfach üblichen Arbeitszeiten ländlicher Tagelöhner sei für deren materielle, geistige und sittliche Hebung eine Notwendigkeit. Wenn anch eine direkte Lohnerhöhung vielen Arbeitgebern zur Zeit unerschwinglich sei, so könne dnrch Tautiemelöhnung neben einem festen, zum Lebensunterhalt der Arbeiterfamilie ausreichenden Lohnsatz sür den Arbeiter immerhin die Möglichkeit geschaffen werde», etwas zu sparen. Auch Akkordlöhnung sei unter Umstände» zu empfehlen. Der Lohn solle teils in Geld, teils in Naturalien gezahlt werde». Die Wohnungsverhältnisse der Arbeiter entsprächen im allgemeinen noch keineswegs den Ansprüchen der Humanität und den Verpflichtungen, die die Arbeitgeber zu tragen hätten. Vieh-, Feuer-, Kranken- und Altersversicherungsknssen für Arbeiter seien zu schaffen, ebenso Sparkassen usw. Ganz besonders aber sei dem ländlichen Arbeiter die Möglichkeit zu geben, selbst Grundeigentum zu erwerben. Die Konferenz beschloß nach dieser Richtung hin, soweit staatliche Maßnahmen duzn erforderlich schienen, sofort bei der preußischen und den beiden mecklenburgischen Regierungen vorstellig zu werden. Zum Schluß — anch das verdient hervorgehoben zu werden — richtete die Konferenz an den Reichskanzler die Bitte um die Errichtung eines „Arbeitsamts" mit den erforder¬ lichen Unterämtern für das Deutsche Reich. Was mir vor sechsundzwanzig Jahre» dieses Programm ehrlich konservativer, zumeist als Großgrundbesitzer im praktischen landwirtschaftlichen Erwerbsleben stehender, hochgebildeter Männer wertvoll gemacht hat und erst recht heute wertvoll macht, das ist die auf richtigem Verständnis unsrer ländlichen Verhältnisse begründete Forderung, nicht etwa nur der gewöhnlich mit dem Schlagwort Selbsthilfe be¬ zeichneten Anzahl äußerlicher Maßregeln und Einrichtungen, die die Arbeitgeber treffen sollten, sondern vor allem der „sozialen Gesinnung," in der die Besitzenden und Gebildeten auf dem Lande im Osten und Nordosten Deutschlands weit zurück¬ stehen hinter dem Westen und Süden. Da lag der Fehler, dem abgeholfen werden mußte, und da liegt er leider noch heute. Nur wenn es gelang, den „Herren"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_227635/255>, abgerufen am 04.07.2024.