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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Öffentliche Fernsprechstellen und Telephonkioske
S, Allerlei:
Einlieferung von "Kiosk-lagernden" Briefen und kleinen Paketen
zur Auslieferung in demselben Kiosk.......... 5 Öre (5,(Z Pf-)
zur Auslieferung in einem andern Kiosk.........10 ,,
Einlieferung von Programmen, Zirkularen, Reklamen usw. zur Aus¬
lieferung von einen: oder von allen Kiosken

per 100 Stück ... 2 Kronen (22ö Pf.)

" 1000 " . ! . 5/ " (676 ")
Benutzung des Schreibrnumes mit Zugabe von Papier und Couvert . 10 "
Bestellung von Theater-, .Konzert- usw. Billeter, pro Stück .... 10 "
Verzollung von Postpaketen..............50 "
Beförderung von Briefen zu den Abendschnellzügen nach dem Kontinent,
pro Stück...................5 "
Bestellung oder Herbeischaffung von Droschken........10 "
Bestellung von Paketen zum Weihnachtsabend (Einlieferung schon vom
20. Dezember um gestattet), je nach der Größe und Entfernung . 10 "
oder Is, 20, 25, 50 Öre.

Wie man sieht, sind diese Kopenhagner Telephonkioske, die im Sommer
von 7^/z Uhr morgens bis 10^/z Uhr abends, im Winter von 8 Uhr morgens
bis 10 Uhr abends geöffnet sind, eine ganz vortreffliche und vielseitige Ein¬
richtung, und sie verdienten in Deutschland nachgeahmt zu werden. In
größern Städten würde der Erfolg sicherlich nicht ausbleiben -- aller¬
dings unter der Voraussetzung, daß der Tarif für Lokalgesprüche herab¬
gesetzt würde, und zwar von 25 auf 10 Pfennige. Die Kopenhagner Tele¬
phongesellschaft und die Kioskgesellschaft, die deren Telephone und Leitungen
benutzt, haben sich daher mit einander verabredet, daß sie den Gewinn für
Telephongespräche teilen, also jede 5 Ore für ein Gespräch erhält.

In Deutschland dürfen die Haus- oder Grundbesitzer uur ihren Mietern
die Benutzung ihres Fernsprechers gegen Entgelt gestatten. Es wäre aber
doch wünschenswert, wenn solche öffentlichen Tclephonkioske auch hier zu ähnlichen
Bedingungen errichtet würden, und wenn auch die Seltersbuden, die übrigens
in Stockholm auffallend elegant und geschmackvoll eingerichtet und meist mit
Reichs- und Privattelephon versehen sind, zu öffentlichen Fernsprcchstellen gemacht
werden könnten. Die Postverwaltung würde wahrscheinlich ein besseres Geschäft
dabei machen, als jetzt, wo man für Lokalgespräche 25 Pfennige zahlen muß.
Infolge dessen spricht natürlich niemand, sondern man zieht Postkarten und
Pferdebahnen (10 Pfennige) vor; und nötigenfalls lauft man sich, wenn man
Raucher ist, für 10 Pfennige eine Cigarre oder man trinkt einen Schnitt Bier
und telephonirt umsonst im Cigarrenladen oder im Bierlokal. 10 Pfennige für
ein Gespräch in der Stadt und den nähern Vororten wären aber ganz genug.
Ein höherer Tarif bedeutet eben, wie die Statistik lehrt, Verscheuchung des
Verkehrs: 2^ Gespräche täglich auf jede öffentliche Sprechstelle -- welch
dürftiger Verkehr, welche klägliche Einnahme und Verzinsung der Anlage!


Öffentliche Fernsprechstellen und Telephonkioske
S, Allerlei:
Einlieferung von „Kiosk-lagernden" Briefen und kleinen Paketen
zur Auslieferung in demselben Kiosk.......... 5 Öre (5,(Z Pf-)
zur Auslieferung in einem andern Kiosk.........10 ,,
Einlieferung von Programmen, Zirkularen, Reklamen usw. zur Aus¬
lieferung von einen: oder von allen Kiosken

per 100 Stück ... 2 Kronen (22ö Pf.)

„ 1000 „ . ! . 5/ „ (676 „)
Benutzung des Schreibrnumes mit Zugabe von Papier und Couvert . 10 „
Bestellung von Theater-, .Konzert- usw. Billeter, pro Stück .... 10 „
Verzollung von Postpaketen..............50 „
Beförderung von Briefen zu den Abendschnellzügen nach dem Kontinent,
pro Stück...................5 „
Bestellung oder Herbeischaffung von Droschken........10 „
Bestellung von Paketen zum Weihnachtsabend (Einlieferung schon vom
20. Dezember um gestattet), je nach der Größe und Entfernung . 10 „
oder Is, 20, 25, 50 Öre.

Wie man sieht, sind diese Kopenhagner Telephonkioske, die im Sommer
von 7^/z Uhr morgens bis 10^/z Uhr abends, im Winter von 8 Uhr morgens
bis 10 Uhr abends geöffnet sind, eine ganz vortreffliche und vielseitige Ein¬
richtung, und sie verdienten in Deutschland nachgeahmt zu werden. In
größern Städten würde der Erfolg sicherlich nicht ausbleiben — aller¬
dings unter der Voraussetzung, daß der Tarif für Lokalgesprüche herab¬
gesetzt würde, und zwar von 25 auf 10 Pfennige. Die Kopenhagner Tele¬
phongesellschaft und die Kioskgesellschaft, die deren Telephone und Leitungen
benutzt, haben sich daher mit einander verabredet, daß sie den Gewinn für
Telephongespräche teilen, also jede 5 Ore für ein Gespräch erhält.

In Deutschland dürfen die Haus- oder Grundbesitzer uur ihren Mietern
die Benutzung ihres Fernsprechers gegen Entgelt gestatten. Es wäre aber
doch wünschenswert, wenn solche öffentlichen Tclephonkioske auch hier zu ähnlichen
Bedingungen errichtet würden, und wenn auch die Seltersbuden, die übrigens
in Stockholm auffallend elegant und geschmackvoll eingerichtet und meist mit
Reichs- und Privattelephon versehen sind, zu öffentlichen Fernsprcchstellen gemacht
werden könnten. Die Postverwaltung würde wahrscheinlich ein besseres Geschäft
dabei machen, als jetzt, wo man für Lokalgespräche 25 Pfennige zahlen muß.
Infolge dessen spricht natürlich niemand, sondern man zieht Postkarten und
Pferdebahnen (10 Pfennige) vor; und nötigenfalls lauft man sich, wenn man
Raucher ist, für 10 Pfennige eine Cigarre oder man trinkt einen Schnitt Bier
und telephonirt umsonst im Cigarrenladen oder im Bierlokal. 10 Pfennige für
ein Gespräch in der Stadt und den nähern Vororten wären aber ganz genug.
Ein höherer Tarif bedeutet eben, wie die Statistik lehrt, Verscheuchung des
Verkehrs: 2^ Gespräche täglich auf jede öffentliche Sprechstelle — welch
dürftiger Verkehr, welche klägliche Einnahme und Verzinsung der Anlage!


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[0478] Öffentliche Fernsprechstellen und Telephonkioske S, Allerlei: Einlieferung von „Kiosk-lagernden" Briefen und kleinen Paketen zur Auslieferung in demselben Kiosk.......... 5 Öre (5,(Z Pf-) zur Auslieferung in einem andern Kiosk.........10 ,, Einlieferung von Programmen, Zirkularen, Reklamen usw. zur Aus¬ lieferung von einen: oder von allen Kiosken per 100 Stück ... 2 Kronen (22ö Pf.) „ 1000 „ . ! . 5/ „ (676 „) Benutzung des Schreibrnumes mit Zugabe von Papier und Couvert . 10 „ Bestellung von Theater-, .Konzert- usw. Billeter, pro Stück .... 10 „ Verzollung von Postpaketen..............50 „ Beförderung von Briefen zu den Abendschnellzügen nach dem Kontinent, pro Stück...................5 „ Bestellung oder Herbeischaffung von Droschken........10 „ Bestellung von Paketen zum Weihnachtsabend (Einlieferung schon vom 20. Dezember um gestattet), je nach der Größe und Entfernung . 10 „ oder Is, 20, 25, 50 Öre. Wie man sieht, sind diese Kopenhagner Telephonkioske, die im Sommer von 7^/z Uhr morgens bis 10^/z Uhr abends, im Winter von 8 Uhr morgens bis 10 Uhr abends geöffnet sind, eine ganz vortreffliche und vielseitige Ein¬ richtung, und sie verdienten in Deutschland nachgeahmt zu werden. In größern Städten würde der Erfolg sicherlich nicht ausbleiben — aller¬ dings unter der Voraussetzung, daß der Tarif für Lokalgesprüche herab¬ gesetzt würde, und zwar von 25 auf 10 Pfennige. Die Kopenhagner Tele¬ phongesellschaft und die Kioskgesellschaft, die deren Telephone und Leitungen benutzt, haben sich daher mit einander verabredet, daß sie den Gewinn für Telephongespräche teilen, also jede 5 Ore für ein Gespräch erhält. In Deutschland dürfen die Haus- oder Grundbesitzer uur ihren Mietern die Benutzung ihres Fernsprechers gegen Entgelt gestatten. Es wäre aber doch wünschenswert, wenn solche öffentlichen Tclephonkioske auch hier zu ähnlichen Bedingungen errichtet würden, und wenn auch die Seltersbuden, die übrigens in Stockholm auffallend elegant und geschmackvoll eingerichtet und meist mit Reichs- und Privattelephon versehen sind, zu öffentlichen Fernsprcchstellen gemacht werden könnten. Die Postverwaltung würde wahrscheinlich ein besseres Geschäft dabei machen, als jetzt, wo man für Lokalgespräche 25 Pfennige zahlen muß. Infolge dessen spricht natürlich niemand, sondern man zieht Postkarten und Pferdebahnen (10 Pfennige) vor; und nötigenfalls lauft man sich, wenn man Raucher ist, für 10 Pfennige eine Cigarre oder man trinkt einen Schnitt Bier und telephonirt umsonst im Cigarrenladen oder im Bierlokal. 10 Pfennige für ein Gespräch in der Stadt und den nähern Vororten wären aber ganz genug. Ein höherer Tarif bedeutet eben, wie die Statistik lehrt, Verscheuchung des Verkehrs: 2^ Gespräche täglich auf jede öffentliche Sprechstelle — welch dürftiger Verkehr, welche klägliche Einnahme und Verzinsung der Anlage!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/478>, abgerufen am 08.01.2025.