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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Marineerfahruiigeu aus dem Sezessionskriege ^361^ bis ^865

eher anzugreifen, als das Panzerschiff vollendet wäre. Es fehlte aber damals
an Truppen, um die Forts und Inseln vor Mobilebai zu besetzen, wenn sie
von der Flotte genommen wären. Endlich kamen die von Faragut gewünschten
Monitors Ende Juli, der letzte am 4. August, und mit ihm zugleich kamen
auch Truppen unter General Granger an, die am 4. August auf der großen
Danphininsel westlich vom Südausgange der Bucht gelandet wurden.

Die Konfvderirten hatten inzwischen ihr Panzerrammschiff Tennessee fertig¬
gestellt und in die Nähe der Forts gebracht. Abgesehen vom kleinen Fort
Powell an einer flachen, zum Mississippisund führenden Durchfahrt wurden die
Bucht und der südliche Hauptzngang zur Mobilebai von dem auf der Ostseite
der Einfahrt auf Mohne Point gelegnen sehr starken Fort Morgan und dem
auf der Dauphininsel in fast 6000 Meter Abstand westlich gegenüberliegenden
Fort Gaines geschützt. Das Fahrwasser führte unmittelbar unter den Kanonen
von Fort Morgan vorbei. Eine Minensperre aus mindestens drei Minen¬
reihen, die von Fort Morgan ans das tiefe Fahrwasser nach Fort Gaines
zu schlossen, ließ nur in kaum 100 Meter Abstand vom Fort dicht am Land
eine schmale Durchfahrtslücke offen. Die Konföderirten machten von diesem
Vertcidiguugsmittel in den letzten Jahren des Krieges ausgiebigen Gebrauch,
während ihre Gegner es für eine nicht anständige, hinterlistige Waffe er¬
klärten. Weiter nach Fort Gaines zu, in flachem Wasser, war die Minensperre
dnrch eine Balken- und Pfahlsperre fortgesetzt. An Kriegsfahrzeugen hatten
die Verteidiger unter dem Kommando des Admirals Franklin Buchanan, des
frühern Kommandanten der Merrimac, bei Hamptvn Nvads außer dem starken
aber langsamen und schlechtsteuernden Tennessee noch drei Naddampferkanonen¬
boote, die zwar wenig widerstandsfähig waren, sich aber dennoch, mutig geführt,
am Kampfe der Schiffe beteiligten. Faragut kannte genan die Stärke des
Feindes und auch die Lage der Durchfahrt in der Minensperre. Fort Powell
im Westen der Bucht kam gar nicht, und Fort Gaines mir wenig beim An¬
griff in Betracht, weil letzteres von der eigentlichen Durchfahrt zu weit ablag.

Die Streitkräfte Faraguts bestanden in vier Monitors, sieben Slvops und
Korvetten und sieben kleinen Fahrzeugen, von denen jedoch drei nur armirte
Naddampfer waren. Ebenso wie auf dem Mississippi bei Port Hudson wurden
auf seinen Befehl aus den hölzernen Schiffen Schiffspaare gebildet, indem die
sieben kleinen Fahrzeuge an der dem Hauptfeinde bei der Durchfahrt ab¬
gewandten Seite längsseit der Sloops oder der Korvetten befestigt wurden.
Würde dann die Maschine des großen Schiffes vom Feinde beschädigt, so
konnte das kleine Beischiff seinen Genossen immer noch vorwärts bringen oder
aus dem heftigsten Geschützfeuer herausziehen. Die sonstigen Vorbereitungen
für den Kampf waren ebenso wie vor New Orleans.

Am 5. August, sechs Uhr morgens, beginnt Faragut den Angriff. Voran
sollen die vier Monitors dicht am Lande dnrch die Sperrlücke dampfen,


Marineerfahruiigeu aus dem Sezessionskriege ^361^ bis ^865

eher anzugreifen, als das Panzerschiff vollendet wäre. Es fehlte aber damals
an Truppen, um die Forts und Inseln vor Mobilebai zu besetzen, wenn sie
von der Flotte genommen wären. Endlich kamen die von Faragut gewünschten
Monitors Ende Juli, der letzte am 4. August, und mit ihm zugleich kamen
auch Truppen unter General Granger an, die am 4. August auf der großen
Danphininsel westlich vom Südausgange der Bucht gelandet wurden.

Die Konfvderirten hatten inzwischen ihr Panzerrammschiff Tennessee fertig¬
gestellt und in die Nähe der Forts gebracht. Abgesehen vom kleinen Fort
Powell an einer flachen, zum Mississippisund führenden Durchfahrt wurden die
Bucht und der südliche Hauptzngang zur Mobilebai von dem auf der Ostseite
der Einfahrt auf Mohne Point gelegnen sehr starken Fort Morgan und dem
auf der Dauphininsel in fast 6000 Meter Abstand westlich gegenüberliegenden
Fort Gaines geschützt. Das Fahrwasser führte unmittelbar unter den Kanonen
von Fort Morgan vorbei. Eine Minensperre aus mindestens drei Minen¬
reihen, die von Fort Morgan ans das tiefe Fahrwasser nach Fort Gaines
zu schlossen, ließ nur in kaum 100 Meter Abstand vom Fort dicht am Land
eine schmale Durchfahrtslücke offen. Die Konföderirten machten von diesem
Vertcidiguugsmittel in den letzten Jahren des Krieges ausgiebigen Gebrauch,
während ihre Gegner es für eine nicht anständige, hinterlistige Waffe er¬
klärten. Weiter nach Fort Gaines zu, in flachem Wasser, war die Minensperre
dnrch eine Balken- und Pfahlsperre fortgesetzt. An Kriegsfahrzeugen hatten
die Verteidiger unter dem Kommando des Admirals Franklin Buchanan, des
frühern Kommandanten der Merrimac, bei Hamptvn Nvads außer dem starken
aber langsamen und schlechtsteuernden Tennessee noch drei Naddampferkanonen¬
boote, die zwar wenig widerstandsfähig waren, sich aber dennoch, mutig geführt,
am Kampfe der Schiffe beteiligten. Faragut kannte genan die Stärke des
Feindes und auch die Lage der Durchfahrt in der Minensperre. Fort Powell
im Westen der Bucht kam gar nicht, und Fort Gaines mir wenig beim An¬
griff in Betracht, weil letzteres von der eigentlichen Durchfahrt zu weit ablag.

Die Streitkräfte Faraguts bestanden in vier Monitors, sieben Slvops und
Korvetten und sieben kleinen Fahrzeugen, von denen jedoch drei nur armirte
Naddampfer waren. Ebenso wie auf dem Mississippi bei Port Hudson wurden
auf seinen Befehl aus den hölzernen Schiffen Schiffspaare gebildet, indem die
sieben kleinen Fahrzeuge an der dem Hauptfeinde bei der Durchfahrt ab¬
gewandten Seite längsseit der Sloops oder der Korvetten befestigt wurden.
Würde dann die Maschine des großen Schiffes vom Feinde beschädigt, so
konnte das kleine Beischiff seinen Genossen immer noch vorwärts bringen oder
aus dem heftigsten Geschützfeuer herausziehen. Die sonstigen Vorbereitungen
für den Kampf waren ebenso wie vor New Orleans.

Am 5. August, sechs Uhr morgens, beginnt Faragut den Angriff. Voran
sollen die vier Monitors dicht am Lande dnrch die Sperrlücke dampfen,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/470>, abgerufen am 09.01.2025.