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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Marineerfahrungen ans dem Sezessionskriege ^36^ bis ^365

Merrimac nach der Räumung Norfvlks von den Südstaaten am 10. Mai 1362
verbrannt. Sein Gegner Monitor ging in einem Sturm am 1. Januar 1863
bei Kap Hatteras unter.

Der Einfluß dieses ersten Kampfes zweier Panzerschiffe auf den Schiff¬
bau der Nord- und Südstaaten sowie auf den Panzerschiffbau in Europa ist
bekannt.

Vor New Orleans war die Blockade des Mississippi seit dem Juli 1861
ausgeführt, indem die nordstnatlichen Kriegsschiffe im Fluß etwas oberhalb
der Ausgangsstelle der drei weit in den Golf hinausgeschobnen Mündungs¬
arme, beim Head of the Passes vor Aurer lagen, wodurch sie völlig den
Verkehr sperren konnten. Die von den Südstaaten besetzten, am Fluß gegen
achtzehn Seemeilen oberhalb sich schräg gegenüber liegenden Forts, Fort
Jackson und Fort Philip, waren von New Orleans immer noch etwa sechzig
Seemeilen entfernt. Die Sperrung des Seeverkehrs wurde in New Orleans
sehr hart empfunden, und man baute deshalb, um den Fluß von den Blockade¬
schiffen zu befreien, vielfach durch Umbau von Schleppdampfern, in Eile
teilweis gepanzerte Rammschiffe und bereitete Brander vor, die mit dem Strom
gegen die feindlichen Schiffe treiben sollten. Ein von dem Nammschiff Manassas
und drei Brandern am 13. Oktober 1861 um vier Uhr morgens gegen vier
starke nordstaatliche Kriegsschiffe unternommner, eigentlich mißglückter Angriff
vertrieb diese trotzdem von ihrem Ankerplatz nach den Mündungen des
Stromes. Die Kopflosigkeit und Panik eines Teils der Kommandanten und
Offiziere der Kriegsschiffe bei dieser Gelegenheit wird mit den ähnlichen Vor¬
kommnissen bei der Armee der Nordstaaten in der Verlornen Schlacht bei
Bull Rum verglichen.

Der Gedanke, die Stadt New Orleans zu nehmen, ging von dem da¬
maligen Kommander D. D. Porter aus, der zeitweise ein Blockadeschiff vor
dem Mississippi geführt hatte. Admiral D. G. Farcigut wurde mit der Aufgabe
betraut, die Durchfahrt nach New Orleans zu erzwingen; ihm wurden dazu
vier Dampfsloops, eine Raddampfkorvette, drei Schraubenkorvetten und neun
Kanonenboote zur Verfügung gestellt, die er am 7. April ans dem Mississippi
beisammen hatte. Größere Schiffe, z. B. die Dampffregatte Colorado, zu be¬
nutzen, mußte wegen der geringen Wassertiefe in den Mündungsarmen auf¬
gegeben werden. Zu diesen Schiffen kamen noch zwanzig Schoner unter
Führung des Kommander Porter, von denen jeder mit einem riesigen dreißig-
zölligen Mörser armirt war, und sechs schwer armirte Kanonenboote, darunter
fünf frühere Handelsdampfer, die die Mörserschoner schleppen und schützen
sollten. Die Schiffe wurden zweckmäßig für den Kampf auf dem Fluß mit
seinem schwierigen Fahrwasser und seinen dicht bewaldeten Ufern vorbereitet,
durch Tiefgangsänderungen, Anbringung von Schutz für die Maschinen, Ver¬
minderung der Takelage und Armiruug der Marsen, die Mörserschoner durch


Marineerfahrungen ans dem Sezessionskriege ^36^ bis ^365

Merrimac nach der Räumung Norfvlks von den Südstaaten am 10. Mai 1362
verbrannt. Sein Gegner Monitor ging in einem Sturm am 1. Januar 1863
bei Kap Hatteras unter.

Der Einfluß dieses ersten Kampfes zweier Panzerschiffe auf den Schiff¬
bau der Nord- und Südstaaten sowie auf den Panzerschiffbau in Europa ist
bekannt.

Vor New Orleans war die Blockade des Mississippi seit dem Juli 1861
ausgeführt, indem die nordstnatlichen Kriegsschiffe im Fluß etwas oberhalb
der Ausgangsstelle der drei weit in den Golf hinausgeschobnen Mündungs¬
arme, beim Head of the Passes vor Aurer lagen, wodurch sie völlig den
Verkehr sperren konnten. Die von den Südstaaten besetzten, am Fluß gegen
achtzehn Seemeilen oberhalb sich schräg gegenüber liegenden Forts, Fort
Jackson und Fort Philip, waren von New Orleans immer noch etwa sechzig
Seemeilen entfernt. Die Sperrung des Seeverkehrs wurde in New Orleans
sehr hart empfunden, und man baute deshalb, um den Fluß von den Blockade¬
schiffen zu befreien, vielfach durch Umbau von Schleppdampfern, in Eile
teilweis gepanzerte Rammschiffe und bereitete Brander vor, die mit dem Strom
gegen die feindlichen Schiffe treiben sollten. Ein von dem Nammschiff Manassas
und drei Brandern am 13. Oktober 1861 um vier Uhr morgens gegen vier
starke nordstaatliche Kriegsschiffe unternommner, eigentlich mißglückter Angriff
vertrieb diese trotzdem von ihrem Ankerplatz nach den Mündungen des
Stromes. Die Kopflosigkeit und Panik eines Teils der Kommandanten und
Offiziere der Kriegsschiffe bei dieser Gelegenheit wird mit den ähnlichen Vor¬
kommnissen bei der Armee der Nordstaaten in der Verlornen Schlacht bei
Bull Rum verglichen.

Der Gedanke, die Stadt New Orleans zu nehmen, ging von dem da¬
maligen Kommander D. D. Porter aus, der zeitweise ein Blockadeschiff vor
dem Mississippi geführt hatte. Admiral D. G. Farcigut wurde mit der Aufgabe
betraut, die Durchfahrt nach New Orleans zu erzwingen; ihm wurden dazu
vier Dampfsloops, eine Raddampfkorvette, drei Schraubenkorvetten und neun
Kanonenboote zur Verfügung gestellt, die er am 7. April ans dem Mississippi
beisammen hatte. Größere Schiffe, z. B. die Dampffregatte Colorado, zu be¬
nutzen, mußte wegen der geringen Wassertiefe in den Mündungsarmen auf¬
gegeben werden. Zu diesen Schiffen kamen noch zwanzig Schoner unter
Führung des Kommander Porter, von denen jeder mit einem riesigen dreißig-
zölligen Mörser armirt war, und sechs schwer armirte Kanonenboote, darunter
fünf frühere Handelsdampfer, die die Mörserschoner schleppen und schützen
sollten. Die Schiffe wurden zweckmäßig für den Kampf auf dem Fluß mit
seinem schwierigen Fahrwasser und seinen dicht bewaldeten Ufern vorbereitet,
durch Tiefgangsänderungen, Anbringung von Schutz für die Maschinen, Ver¬
minderung der Takelage und Armiruug der Marsen, die Mörserschoner durch


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[0468] Marineerfahrungen ans dem Sezessionskriege ^36^ bis ^365 Merrimac nach der Räumung Norfvlks von den Südstaaten am 10. Mai 1362 verbrannt. Sein Gegner Monitor ging in einem Sturm am 1. Januar 1863 bei Kap Hatteras unter. Der Einfluß dieses ersten Kampfes zweier Panzerschiffe auf den Schiff¬ bau der Nord- und Südstaaten sowie auf den Panzerschiffbau in Europa ist bekannt. Vor New Orleans war die Blockade des Mississippi seit dem Juli 1861 ausgeführt, indem die nordstnatlichen Kriegsschiffe im Fluß etwas oberhalb der Ausgangsstelle der drei weit in den Golf hinausgeschobnen Mündungs¬ arme, beim Head of the Passes vor Aurer lagen, wodurch sie völlig den Verkehr sperren konnten. Die von den Südstaaten besetzten, am Fluß gegen achtzehn Seemeilen oberhalb sich schräg gegenüber liegenden Forts, Fort Jackson und Fort Philip, waren von New Orleans immer noch etwa sechzig Seemeilen entfernt. Die Sperrung des Seeverkehrs wurde in New Orleans sehr hart empfunden, und man baute deshalb, um den Fluß von den Blockade¬ schiffen zu befreien, vielfach durch Umbau von Schleppdampfern, in Eile teilweis gepanzerte Rammschiffe und bereitete Brander vor, die mit dem Strom gegen die feindlichen Schiffe treiben sollten. Ein von dem Nammschiff Manassas und drei Brandern am 13. Oktober 1861 um vier Uhr morgens gegen vier starke nordstaatliche Kriegsschiffe unternommner, eigentlich mißglückter Angriff vertrieb diese trotzdem von ihrem Ankerplatz nach den Mündungen des Stromes. Die Kopflosigkeit und Panik eines Teils der Kommandanten und Offiziere der Kriegsschiffe bei dieser Gelegenheit wird mit den ähnlichen Vor¬ kommnissen bei der Armee der Nordstaaten in der Verlornen Schlacht bei Bull Rum verglichen. Der Gedanke, die Stadt New Orleans zu nehmen, ging von dem da¬ maligen Kommander D. D. Porter aus, der zeitweise ein Blockadeschiff vor dem Mississippi geführt hatte. Admiral D. G. Farcigut wurde mit der Aufgabe betraut, die Durchfahrt nach New Orleans zu erzwingen; ihm wurden dazu vier Dampfsloops, eine Raddampfkorvette, drei Schraubenkorvetten und neun Kanonenboote zur Verfügung gestellt, die er am 7. April ans dem Mississippi beisammen hatte. Größere Schiffe, z. B. die Dampffregatte Colorado, zu be¬ nutzen, mußte wegen der geringen Wassertiefe in den Mündungsarmen auf¬ gegeben werden. Zu diesen Schiffen kamen noch zwanzig Schoner unter Führung des Kommander Porter, von denen jeder mit einem riesigen dreißig- zölligen Mörser armirt war, und sechs schwer armirte Kanonenboote, darunter fünf frühere Handelsdampfer, die die Mörserschoner schleppen und schützen sollten. Die Schiffe wurden zweckmäßig für den Kampf auf dem Fluß mit seinem schwierigen Fahrwasser und seinen dicht bewaldeten Ufern vorbereitet, durch Tiefgangsänderungen, Anbringung von Schutz für die Maschinen, Ver¬ minderung der Takelage und Armiruug der Marsen, die Mörserschoner durch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/468>, abgerufen am 09.01.2025.