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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Marineerfahrungen aus dem Sezessionskriege ^36^ bis ^365

Am 4. November nachmittags konnte Dupont die kleinern Schiffe über
die Barre schicken und in ruhigem Wasser ankern lassen, am 5. konnte er mit
den beiden Fregatten und den schweren Schiffen folgen und in etwa sechs¬
tausend Meter Abstand von Fort Walker ankern. Am 6. wehte es zu stark,
um etwas vorzunehmen; am 7. um 9 Uhr morgens griff die Kriegsflotte,
in Kiellinie rangirt, an, indem sie zwischen den gegen 4800 Meter von
einander entfernten Forts langsam hindurchdampfte, daun zwei Seemeilen
oberhalb der Forts umdrehte und auf beiden Fahrten die Forts beschoß.
Sechs Kanonenboote begleiteten die Flotte bis zum erstem Drehpunkt inner¬
halb der Forts, worauf sie dort bleiben, die Forts von der Flanke beschießen
und die Durchfahrt für die südstaatlichen armirten Dampfer sperren sollten,
damit diese nicht etwa durchschlüpfen könnten, um die außen auf der Reede
verankerten hilflosen Truppentransporter anzugreifen. Seculum hatten die
Südstaaten nicht in Port Royal, auch keine andern Sperren. Nachdem die
Schiffe dreimal den Hin- und Rückweg zwischen den Forts gemacht hatten,
waren diese kampfunfähig und geräumt, sodaß die Transporter mit dem Aus-
schiffen der Mannschaften beginnen konnten. Port Nohal war genommen, und
die Landtruppen besetzten und befestigten die Umgebung des Hafens, der
während des Krieges in den Händen der Nordstaaten blieb. Dieser wiederum
von der Flotte errungne Sieg hob die dnrch die Mißerfolge an Land gedrückte
Stimmung in deu Nordstaaten und bewies die früher bezweifelte Befähigung
der Flotte zum Küstenkriege. Zugleich wurde dadurch gründlich mit dem
damals überall verbreiteten Glauben aufgeräumt, daß ein Geschütz in fester
Stellung an Land im Küstcnkampf soviel Wirkung habe wie fünf Geschütze
an Bord eines Schiffes. Die Ergebnisse der Beschießung von Alexandrien
1882 haben später ebenfalls zur Verminderung der besonders durch das Gefecht
bei Eckernförde entstcmonen Überschätzung der Küstengeschütze beigetragen. Die
Nordstaaten hatten nnn eine Operationsbasis in Feindesland, die bald zur
bessern Durchführung der Blockade, zur Unterstützung der Wegnahme der
meisten Inseln an der Küste und als Stützpunkt für die Unternehmungen gegen
Charleston benutzt wurde.

Bei dem erfolgreichen Kampfe der von deu Südstaaten in Norfolk zu
einem Panzerkasemattschiff umgebauten, früher nordstaatlichen Fregatte Mer-
rimae mit der Unionflotte bei Hmnptou Roads, am 8. März 1862, haben die
Küstenbefestigungen der Nordstaaten bei Newport News Point sehr zum Nach¬
teil der Besatzung des Merrimac und der beiden südstaatlichen Kanonenboote
eingegriffen. Der Versuch der Südstaaten, mit dein Merrimac die Blockade
der Chesapecikebai und der Hampton Roads, von innen ausgehend, zu brechen
und das Schiff weiter gegen die Holzschisfe der Union zu verwenden, wurde
durch die Ankunft des Monitor am 8. März abends und den unentschieden
Kampf mit diesem am 9. März für immer vereitelt. Infolge dessen wurde


Marineerfahrungen aus dem Sezessionskriege ^36^ bis ^365

Am 4. November nachmittags konnte Dupont die kleinern Schiffe über
die Barre schicken und in ruhigem Wasser ankern lassen, am 5. konnte er mit
den beiden Fregatten und den schweren Schiffen folgen und in etwa sechs¬
tausend Meter Abstand von Fort Walker ankern. Am 6. wehte es zu stark,
um etwas vorzunehmen; am 7. um 9 Uhr morgens griff die Kriegsflotte,
in Kiellinie rangirt, an, indem sie zwischen den gegen 4800 Meter von
einander entfernten Forts langsam hindurchdampfte, daun zwei Seemeilen
oberhalb der Forts umdrehte und auf beiden Fahrten die Forts beschoß.
Sechs Kanonenboote begleiteten die Flotte bis zum erstem Drehpunkt inner¬
halb der Forts, worauf sie dort bleiben, die Forts von der Flanke beschießen
und die Durchfahrt für die südstaatlichen armirten Dampfer sperren sollten,
damit diese nicht etwa durchschlüpfen könnten, um die außen auf der Reede
verankerten hilflosen Truppentransporter anzugreifen. Seculum hatten die
Südstaaten nicht in Port Royal, auch keine andern Sperren. Nachdem die
Schiffe dreimal den Hin- und Rückweg zwischen den Forts gemacht hatten,
waren diese kampfunfähig und geräumt, sodaß die Transporter mit dem Aus-
schiffen der Mannschaften beginnen konnten. Port Nohal war genommen, und
die Landtruppen besetzten und befestigten die Umgebung des Hafens, der
während des Krieges in den Händen der Nordstaaten blieb. Dieser wiederum
von der Flotte errungne Sieg hob die dnrch die Mißerfolge an Land gedrückte
Stimmung in deu Nordstaaten und bewies die früher bezweifelte Befähigung
der Flotte zum Küstenkriege. Zugleich wurde dadurch gründlich mit dem
damals überall verbreiteten Glauben aufgeräumt, daß ein Geschütz in fester
Stellung an Land im Küstcnkampf soviel Wirkung habe wie fünf Geschütze
an Bord eines Schiffes. Die Ergebnisse der Beschießung von Alexandrien
1882 haben später ebenfalls zur Verminderung der besonders durch das Gefecht
bei Eckernförde entstcmonen Überschätzung der Küstengeschütze beigetragen. Die
Nordstaaten hatten nnn eine Operationsbasis in Feindesland, die bald zur
bessern Durchführung der Blockade, zur Unterstützung der Wegnahme der
meisten Inseln an der Küste und als Stützpunkt für die Unternehmungen gegen
Charleston benutzt wurde.

Bei dem erfolgreichen Kampfe der von deu Südstaaten in Norfolk zu
einem Panzerkasemattschiff umgebauten, früher nordstaatlichen Fregatte Mer-
rimae mit der Unionflotte bei Hmnptou Roads, am 8. März 1862, haben die
Küstenbefestigungen der Nordstaaten bei Newport News Point sehr zum Nach¬
teil der Besatzung des Merrimac und der beiden südstaatlichen Kanonenboote
eingegriffen. Der Versuch der Südstaaten, mit dein Merrimac die Blockade
der Chesapecikebai und der Hampton Roads, von innen ausgehend, zu brechen
und das Schiff weiter gegen die Holzschisfe der Union zu verwenden, wurde
durch die Ankunft des Monitor am 8. März abends und den unentschieden
Kampf mit diesem am 9. März für immer vereitelt. Infolge dessen wurde


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[0467] Marineerfahrungen aus dem Sezessionskriege ^36^ bis ^365 Am 4. November nachmittags konnte Dupont die kleinern Schiffe über die Barre schicken und in ruhigem Wasser ankern lassen, am 5. konnte er mit den beiden Fregatten und den schweren Schiffen folgen und in etwa sechs¬ tausend Meter Abstand von Fort Walker ankern. Am 6. wehte es zu stark, um etwas vorzunehmen; am 7. um 9 Uhr morgens griff die Kriegsflotte, in Kiellinie rangirt, an, indem sie zwischen den gegen 4800 Meter von einander entfernten Forts langsam hindurchdampfte, daun zwei Seemeilen oberhalb der Forts umdrehte und auf beiden Fahrten die Forts beschoß. Sechs Kanonenboote begleiteten die Flotte bis zum erstem Drehpunkt inner¬ halb der Forts, worauf sie dort bleiben, die Forts von der Flanke beschießen und die Durchfahrt für die südstaatlichen armirten Dampfer sperren sollten, damit diese nicht etwa durchschlüpfen könnten, um die außen auf der Reede verankerten hilflosen Truppentransporter anzugreifen. Seculum hatten die Südstaaten nicht in Port Royal, auch keine andern Sperren. Nachdem die Schiffe dreimal den Hin- und Rückweg zwischen den Forts gemacht hatten, waren diese kampfunfähig und geräumt, sodaß die Transporter mit dem Aus- schiffen der Mannschaften beginnen konnten. Port Nohal war genommen, und die Landtruppen besetzten und befestigten die Umgebung des Hafens, der während des Krieges in den Händen der Nordstaaten blieb. Dieser wiederum von der Flotte errungne Sieg hob die dnrch die Mißerfolge an Land gedrückte Stimmung in deu Nordstaaten und bewies die früher bezweifelte Befähigung der Flotte zum Küstenkriege. Zugleich wurde dadurch gründlich mit dem damals überall verbreiteten Glauben aufgeräumt, daß ein Geschütz in fester Stellung an Land im Küstcnkampf soviel Wirkung habe wie fünf Geschütze an Bord eines Schiffes. Die Ergebnisse der Beschießung von Alexandrien 1882 haben später ebenfalls zur Verminderung der besonders durch das Gefecht bei Eckernförde entstcmonen Überschätzung der Küstengeschütze beigetragen. Die Nordstaaten hatten nnn eine Operationsbasis in Feindesland, die bald zur bessern Durchführung der Blockade, zur Unterstützung der Wegnahme der meisten Inseln an der Küste und als Stützpunkt für die Unternehmungen gegen Charleston benutzt wurde. Bei dem erfolgreichen Kampfe der von deu Südstaaten in Norfolk zu einem Panzerkasemattschiff umgebauten, früher nordstaatlichen Fregatte Mer- rimae mit der Unionflotte bei Hmnptou Roads, am 8. März 1862, haben die Küstenbefestigungen der Nordstaaten bei Newport News Point sehr zum Nach¬ teil der Besatzung des Merrimac und der beiden südstaatlichen Kanonenboote eingegriffen. Der Versuch der Südstaaten, mit dein Merrimac die Blockade der Chesapecikebai und der Hampton Roads, von innen ausgehend, zu brechen und das Schiff weiter gegen die Holzschisfe der Union zu verwenden, wurde durch die Ankunft des Monitor am 8. März abends und den unentschieden Kampf mit diesem am 9. März für immer vereitelt. Infolge dessen wurde

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/467>, abgerufen am 09.01.2025.