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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Marineerfcchrungen aus dein Sezessionskriege ^86^ bis 1^365

waren die Forts Hcitteras, Fort Clark und Fort Ocracoke gebaut. Die Wasser¬
tiefe von nur vierzehn Fuß bei Hochwasser auf der vor der Haupteinfahrt bei
Fort Hatteras liegenden äußern, und von gewöhnlich acht Fuß auf der innern
Barre gestattet großen Schiffen nicht das Einlaufen; aber kleinere Fahrzeuge
finden innerhalb der Einfahrt sichern Ankerplatz. In den beiden Sunden und
den breiten darin mündenden Läufen des Noanoke-, Pamlieo- und Neuseflusses
waren bekannte Schlupfwinkel der kleinen Kaper und Blockadebrecher.

Am 26. August 1861 ankerte unter dem Kommando des Commodore String-
ham eine von Hampton Nvads kommende Flotte drei Seemeilen vor der Hatteras-
einfahrt. Diese Flotte bestand aus zwei Fregatten, zwei Korvetten, einem armirten
Zollkreuzer, einem Kanonenboot, einem Schleppdampfer, zwei Transportdampfern,
die 860 Mann Landtruppen und eine Haubitzenbatterie an Bord hatten, und einigen
schönern mit eisernen Brcmdnngsbooten an Bord zum Landen der Truppen.
Am 28. morgens wurden unter Deckung durch die Kanonen der kleinen Fahr¬
zeuge zweiundeinehalbe Seemeilen oberhalb vom Hatterasfort Truppen ge¬
landet, was aber trotz der Brandungsboote wegen der starken Brandung nur
für 420 Mann mit zwei Haubitzen gelang. Auch wurden die Brandnngsboote
dabei untauglich, sodciß die gekanteten Truppen, meist mit nasser Munition
und ohne Proviant, vom Verkehr mit den Schiffen abgeschnitten waren.
Glücklicherweise beschäftigten die andern Schiffe die Besatzung der Forts derart,
daß die Truppen nicht angegriffen wurden. Die Schiffe, zu denen noch eine
Segelfregatte hinzugekommen war, die dann während des Kampfes von einer
Dampffregatte geschleppt wurde, gingen Anker ans und beschaffen die Forts
im Vorbeidmnpfcn auf einem Kurse, der in der Form einer gestreckten Ellipse den
Schiffen Gelegenheit zur Verwendung ihrer Breitseiten gab. Mittags war
Fort Hatteras sast zum Schweigen gebracht, und nachmittags konnte das ge¬
räumte Fort Clark von den Landungstruppen besetzt werden. Am 29. August
morgens wurde nochmals das Feuer auf das noch vom Feind gehaltne und
in der Nacht ausgebesserte Fort Hatteras eröffnet, das dann um elf Uhr die
Flagge herunterholte. Die Landnngstrnppen waren ohne Nutzen gewesen und
wären in eine üble Lage gekommen, wenn die Schiffe den Feind nicht von
ihnen abgezogen hätten. Der Feind verlor 615 Mann an Gefangnen und
24 an Toten und Verwundeten. Fort Oeraeoke wurde als unhaltbar geräumt;
seine Geschütze und seine Munition wurden am 16. September von einem Fahr¬
zeuge der Nordstaaten zerstört. Fort Hatteras und die Nehrung wurde von den
Nordstaaten besetzt gehalten und Kanonenboote und kleinere Fahrzeuge dort
stationirt, sodciß die Seezugänge zum Pamlieo- und Albemarlcsund von nun
an geschlossen waren. Die Gewinnung der Einfahrt von Hatteras zum
Pamlicvsund durch die Flotte war der erste kriegerische Erfolg, den die Nord¬
staaten hatten, während ihre Armeen zuerst stets unglücklich kämpften.

Bei der Wichtigkeit des Besitzes des Albemarlesundes, der wegen seiner


Marineerfcchrungen aus dein Sezessionskriege ^86^ bis 1^365

waren die Forts Hcitteras, Fort Clark und Fort Ocracoke gebaut. Die Wasser¬
tiefe von nur vierzehn Fuß bei Hochwasser auf der vor der Haupteinfahrt bei
Fort Hatteras liegenden äußern, und von gewöhnlich acht Fuß auf der innern
Barre gestattet großen Schiffen nicht das Einlaufen; aber kleinere Fahrzeuge
finden innerhalb der Einfahrt sichern Ankerplatz. In den beiden Sunden und
den breiten darin mündenden Läufen des Noanoke-, Pamlieo- und Neuseflusses
waren bekannte Schlupfwinkel der kleinen Kaper und Blockadebrecher.

Am 26. August 1861 ankerte unter dem Kommando des Commodore String-
ham eine von Hampton Nvads kommende Flotte drei Seemeilen vor der Hatteras-
einfahrt. Diese Flotte bestand aus zwei Fregatten, zwei Korvetten, einem armirten
Zollkreuzer, einem Kanonenboot, einem Schleppdampfer, zwei Transportdampfern,
die 860 Mann Landtruppen und eine Haubitzenbatterie an Bord hatten, und einigen
schönern mit eisernen Brcmdnngsbooten an Bord zum Landen der Truppen.
Am 28. morgens wurden unter Deckung durch die Kanonen der kleinen Fahr¬
zeuge zweiundeinehalbe Seemeilen oberhalb vom Hatterasfort Truppen ge¬
landet, was aber trotz der Brandungsboote wegen der starken Brandung nur
für 420 Mann mit zwei Haubitzen gelang. Auch wurden die Brandnngsboote
dabei untauglich, sodciß die gekanteten Truppen, meist mit nasser Munition
und ohne Proviant, vom Verkehr mit den Schiffen abgeschnitten waren.
Glücklicherweise beschäftigten die andern Schiffe die Besatzung der Forts derart,
daß die Truppen nicht angegriffen wurden. Die Schiffe, zu denen noch eine
Segelfregatte hinzugekommen war, die dann während des Kampfes von einer
Dampffregatte geschleppt wurde, gingen Anker ans und beschaffen die Forts
im Vorbeidmnpfcn auf einem Kurse, der in der Form einer gestreckten Ellipse den
Schiffen Gelegenheit zur Verwendung ihrer Breitseiten gab. Mittags war
Fort Hatteras sast zum Schweigen gebracht, und nachmittags konnte das ge¬
räumte Fort Clark von den Landungstruppen besetzt werden. Am 29. August
morgens wurde nochmals das Feuer auf das noch vom Feind gehaltne und
in der Nacht ausgebesserte Fort Hatteras eröffnet, das dann um elf Uhr die
Flagge herunterholte. Die Landnngstrnppen waren ohne Nutzen gewesen und
wären in eine üble Lage gekommen, wenn die Schiffe den Feind nicht von
ihnen abgezogen hätten. Der Feind verlor 615 Mann an Gefangnen und
24 an Toten und Verwundeten. Fort Oeraeoke wurde als unhaltbar geräumt;
seine Geschütze und seine Munition wurden am 16. September von einem Fahr¬
zeuge der Nordstaaten zerstört. Fort Hatteras und die Nehrung wurde von den
Nordstaaten besetzt gehalten und Kanonenboote und kleinere Fahrzeuge dort
stationirt, sodciß die Seezugänge zum Pamlieo- und Albemarlcsund von nun
an geschlossen waren. Die Gewinnung der Einfahrt von Hatteras zum
Pamlicvsund durch die Flotte war der erste kriegerische Erfolg, den die Nord¬
staaten hatten, während ihre Armeen zuerst stets unglücklich kämpften.

Bei der Wichtigkeit des Besitzes des Albemarlesundes, der wegen seiner


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[0464] Marineerfcchrungen aus dein Sezessionskriege ^86^ bis 1^365 waren die Forts Hcitteras, Fort Clark und Fort Ocracoke gebaut. Die Wasser¬ tiefe von nur vierzehn Fuß bei Hochwasser auf der vor der Haupteinfahrt bei Fort Hatteras liegenden äußern, und von gewöhnlich acht Fuß auf der innern Barre gestattet großen Schiffen nicht das Einlaufen; aber kleinere Fahrzeuge finden innerhalb der Einfahrt sichern Ankerplatz. In den beiden Sunden und den breiten darin mündenden Läufen des Noanoke-, Pamlieo- und Neuseflusses waren bekannte Schlupfwinkel der kleinen Kaper und Blockadebrecher. Am 26. August 1861 ankerte unter dem Kommando des Commodore String- ham eine von Hampton Nvads kommende Flotte drei Seemeilen vor der Hatteras- einfahrt. Diese Flotte bestand aus zwei Fregatten, zwei Korvetten, einem armirten Zollkreuzer, einem Kanonenboot, einem Schleppdampfer, zwei Transportdampfern, die 860 Mann Landtruppen und eine Haubitzenbatterie an Bord hatten, und einigen schönern mit eisernen Brcmdnngsbooten an Bord zum Landen der Truppen. Am 28. morgens wurden unter Deckung durch die Kanonen der kleinen Fahr¬ zeuge zweiundeinehalbe Seemeilen oberhalb vom Hatterasfort Truppen ge¬ landet, was aber trotz der Brandungsboote wegen der starken Brandung nur für 420 Mann mit zwei Haubitzen gelang. Auch wurden die Brandnngsboote dabei untauglich, sodciß die gekanteten Truppen, meist mit nasser Munition und ohne Proviant, vom Verkehr mit den Schiffen abgeschnitten waren. Glücklicherweise beschäftigten die andern Schiffe die Besatzung der Forts derart, daß die Truppen nicht angegriffen wurden. Die Schiffe, zu denen noch eine Segelfregatte hinzugekommen war, die dann während des Kampfes von einer Dampffregatte geschleppt wurde, gingen Anker ans und beschaffen die Forts im Vorbeidmnpfcn auf einem Kurse, der in der Form einer gestreckten Ellipse den Schiffen Gelegenheit zur Verwendung ihrer Breitseiten gab. Mittags war Fort Hatteras sast zum Schweigen gebracht, und nachmittags konnte das ge¬ räumte Fort Clark von den Landungstruppen besetzt werden. Am 29. August morgens wurde nochmals das Feuer auf das noch vom Feind gehaltne und in der Nacht ausgebesserte Fort Hatteras eröffnet, das dann um elf Uhr die Flagge herunterholte. Die Landnngstrnppen waren ohne Nutzen gewesen und wären in eine üble Lage gekommen, wenn die Schiffe den Feind nicht von ihnen abgezogen hätten. Der Feind verlor 615 Mann an Gefangnen und 24 an Toten und Verwundeten. Fort Oeraeoke wurde als unhaltbar geräumt; seine Geschütze und seine Munition wurden am 16. September von einem Fahr¬ zeuge der Nordstaaten zerstört. Fort Hatteras und die Nehrung wurde von den Nordstaaten besetzt gehalten und Kanonenboote und kleinere Fahrzeuge dort stationirt, sodciß die Seezugänge zum Pamlieo- und Albemarlcsund von nun an geschlossen waren. Die Gewinnung der Einfahrt von Hatteras zum Pamlicvsund durch die Flotte war der erste kriegerische Erfolg, den die Nord¬ staaten hatten, während ihre Armeen zuerst stets unglücklich kämpften. Bei der Wichtigkeit des Besitzes des Albemarlesundes, der wegen seiner

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/464>, abgerufen am 09.01.2025.