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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Zur Reform des Postpaketportos

40,8 Pfg. (24 kr.), 51 Pfg. (30 kr.), sodaß namentlich bei den höhern Ge¬
wichtsstufen in den Fernzonen das Porto ein wenig teurer ist als das deutsche.
Aber andre, allerdings meist kleine Länder haben eine sehr viel billigere Paket¬
portotaxe.

Man würde vielleicht einwenden, daß wegen des Größenunterschieds der
Pvstgebiete eine Vergleichung nicht zulässig sei. Aber ganz abgesehen davon, daß
die Entfernung, also die Eiscnbcihnsahrt, im heutigen PostVerkehr fast gar keine
Rolle mehr spielt, wäre dieser Einwand auch deshalb schon hinfällig, weil
von den deutschen Paketen 82 Prozent, d. h. über ^/g, in die 1. bis 3. Zone
fallen, also die Entfernung von 371 Kilometern, die auch in mehreren der
kleinen Länder vorkommt, nicht überschreiten.

Wir werden unten in der vergleichenden Portozusammenstellnng zum Über¬
fluß, um nur ja nicht illoyal zu erscheinen, noch die Preise der einzelnen,
einander einigermaßen entsprechenden Zonen neben einander halten (z. B. die
der Schweiz und die in Deutschland).

Übrigens sei auch darauf hingewiesen, daß in einem kleinen Lande mit
lebhaftem Verkehr die Eisenbahnpostwagen oft leichter überfüllt werden können
als in einem großen, wo die Sendungen sich mehr verteilen. In der Schweiz
besteht außerdem noch das System der Privatbahnen, die ja doch Entschädigung
fordern. Trotz alledem hat sie uns in Bezug auf Billigkeit der Posttaxe" weit
überflügelt, woran allerdings vielleicht der Artikel 36 der Schweizer Verfassung
mit schuld ist, der "möglichst billige" gleiche Grundsätze der Tarife vorschreibt.
Ein ähnlicher Artikel (45) ist auch in der deutschen Reichsverfassung vorhanden,
aber nicht für das Postwesen, sondern nur sür das Eisenbahnwesen; darin wird
"möglichste Gleichmäßigkeit und Herabsetzung der Tarife" versprochen. An die
Ausführung dieses Artikels scheint in Deutschland aber niemand zu denken, ob¬
wohl sich in vielen Nachbarländern drei- bis viermal billigere Pcrsonentarife
als vollkommen "möglich" und sogar als finanziell vorteilhaft erwiesen haben.

Aus der nachstehenden Prcistabelle, die der Vergleichung halber einheitlich
in deutsche Reichspfennige übersetzt ist und neben dem eigentlichen Porto auch
das noch zu entrichtende Bestellgeld angiebt, kann man nun ersehen, wie das
Paketporto in einigen Ländern noch viel billiger ist als in Deutschland. Dem
Nvrmalwerte entsprechend wurde hierbei der österreichische Gulden mit 1 Mark
70 Pfennigen, der holländische Gulden mit 1 Mark 68,7 Pfennigen, der Franken
mit 81 Pfennigen und die dänische Krone mit 1 Mark 12,5 Pfennigen an¬
genommen und berechnet. In Dänemark, Holland und meistenteils auch in
der Schweiz wird trotz des billigen Portos ein Bestellgeld gar nicht erhoben.
In Deutschland ist das Paketbestellgeld bekanntlich folgendes:

^-"L^" Le^Z^S^
erster Klasse Postanstalten Hamburg, Leipzig usw.)
für Mete bis 5 KZ einschließlich 10 Pfg. ö Pfg. 15 Pfg.
für schwerere Pakete .... 15" " 10 " 20 "

Zur Reform des Postpaketportos

40,8 Pfg. (24 kr.), 51 Pfg. (30 kr.), sodaß namentlich bei den höhern Ge¬
wichtsstufen in den Fernzonen das Porto ein wenig teurer ist als das deutsche.
Aber andre, allerdings meist kleine Länder haben eine sehr viel billigere Paket¬
portotaxe.

Man würde vielleicht einwenden, daß wegen des Größenunterschieds der
Pvstgebiete eine Vergleichung nicht zulässig sei. Aber ganz abgesehen davon, daß
die Entfernung, also die Eiscnbcihnsahrt, im heutigen PostVerkehr fast gar keine
Rolle mehr spielt, wäre dieser Einwand auch deshalb schon hinfällig, weil
von den deutschen Paketen 82 Prozent, d. h. über ^/g, in die 1. bis 3. Zone
fallen, also die Entfernung von 371 Kilometern, die auch in mehreren der
kleinen Länder vorkommt, nicht überschreiten.

Wir werden unten in der vergleichenden Portozusammenstellnng zum Über¬
fluß, um nur ja nicht illoyal zu erscheinen, noch die Preise der einzelnen,
einander einigermaßen entsprechenden Zonen neben einander halten (z. B. die
der Schweiz und die in Deutschland).

Übrigens sei auch darauf hingewiesen, daß in einem kleinen Lande mit
lebhaftem Verkehr die Eisenbahnpostwagen oft leichter überfüllt werden können
als in einem großen, wo die Sendungen sich mehr verteilen. In der Schweiz
besteht außerdem noch das System der Privatbahnen, die ja doch Entschädigung
fordern. Trotz alledem hat sie uns in Bezug auf Billigkeit der Posttaxe» weit
überflügelt, woran allerdings vielleicht der Artikel 36 der Schweizer Verfassung
mit schuld ist, der „möglichst billige" gleiche Grundsätze der Tarife vorschreibt.
Ein ähnlicher Artikel (45) ist auch in der deutschen Reichsverfassung vorhanden,
aber nicht für das Postwesen, sondern nur sür das Eisenbahnwesen; darin wird
„möglichste Gleichmäßigkeit und Herabsetzung der Tarife" versprochen. An die
Ausführung dieses Artikels scheint in Deutschland aber niemand zu denken, ob¬
wohl sich in vielen Nachbarländern drei- bis viermal billigere Pcrsonentarife
als vollkommen „möglich" und sogar als finanziell vorteilhaft erwiesen haben.

Aus der nachstehenden Prcistabelle, die der Vergleichung halber einheitlich
in deutsche Reichspfennige übersetzt ist und neben dem eigentlichen Porto auch
das noch zu entrichtende Bestellgeld angiebt, kann man nun ersehen, wie das
Paketporto in einigen Ländern noch viel billiger ist als in Deutschland. Dem
Nvrmalwerte entsprechend wurde hierbei der österreichische Gulden mit 1 Mark
70 Pfennigen, der holländische Gulden mit 1 Mark 68,7 Pfennigen, der Franken
mit 81 Pfennigen und die dänische Krone mit 1 Mark 12,5 Pfennigen an¬
genommen und berechnet. In Dänemark, Holland und meistenteils auch in
der Schweiz wird trotz des billigen Portos ein Bestellgeld gar nicht erhoben.
In Deutschland ist das Paketbestellgeld bekanntlich folgendes:

^-»L^" Le^Z^S^
erster Klasse Postanstalten Hamburg, Leipzig usw.)
für Mete bis 5 KZ einschließlich 10 Pfg. ö Pfg. 15 Pfg.
für schwerere Pakete .... 15» „ 10 „ 20 „

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[0265] Zur Reform des Postpaketportos 40,8 Pfg. (24 kr.), 51 Pfg. (30 kr.), sodaß namentlich bei den höhern Ge¬ wichtsstufen in den Fernzonen das Porto ein wenig teurer ist als das deutsche. Aber andre, allerdings meist kleine Länder haben eine sehr viel billigere Paket¬ portotaxe. Man würde vielleicht einwenden, daß wegen des Größenunterschieds der Pvstgebiete eine Vergleichung nicht zulässig sei. Aber ganz abgesehen davon, daß die Entfernung, also die Eiscnbcihnsahrt, im heutigen PostVerkehr fast gar keine Rolle mehr spielt, wäre dieser Einwand auch deshalb schon hinfällig, weil von den deutschen Paketen 82 Prozent, d. h. über ^/g, in die 1. bis 3. Zone fallen, also die Entfernung von 371 Kilometern, die auch in mehreren der kleinen Länder vorkommt, nicht überschreiten. Wir werden unten in der vergleichenden Portozusammenstellnng zum Über¬ fluß, um nur ja nicht illoyal zu erscheinen, noch die Preise der einzelnen, einander einigermaßen entsprechenden Zonen neben einander halten (z. B. die der Schweiz und die in Deutschland). Übrigens sei auch darauf hingewiesen, daß in einem kleinen Lande mit lebhaftem Verkehr die Eisenbahnpostwagen oft leichter überfüllt werden können als in einem großen, wo die Sendungen sich mehr verteilen. In der Schweiz besteht außerdem noch das System der Privatbahnen, die ja doch Entschädigung fordern. Trotz alledem hat sie uns in Bezug auf Billigkeit der Posttaxe» weit überflügelt, woran allerdings vielleicht der Artikel 36 der Schweizer Verfassung mit schuld ist, der „möglichst billige" gleiche Grundsätze der Tarife vorschreibt. Ein ähnlicher Artikel (45) ist auch in der deutschen Reichsverfassung vorhanden, aber nicht für das Postwesen, sondern nur sür das Eisenbahnwesen; darin wird „möglichste Gleichmäßigkeit und Herabsetzung der Tarife" versprochen. An die Ausführung dieses Artikels scheint in Deutschland aber niemand zu denken, ob¬ wohl sich in vielen Nachbarländern drei- bis viermal billigere Pcrsonentarife als vollkommen „möglich" und sogar als finanziell vorteilhaft erwiesen haben. Aus der nachstehenden Prcistabelle, die der Vergleichung halber einheitlich in deutsche Reichspfennige übersetzt ist und neben dem eigentlichen Porto auch das noch zu entrichtende Bestellgeld angiebt, kann man nun ersehen, wie das Paketporto in einigen Ländern noch viel billiger ist als in Deutschland. Dem Nvrmalwerte entsprechend wurde hierbei der österreichische Gulden mit 1 Mark 70 Pfennigen, der holländische Gulden mit 1 Mark 68,7 Pfennigen, der Franken mit 81 Pfennigen und die dänische Krone mit 1 Mark 12,5 Pfennigen an¬ genommen und berechnet. In Dänemark, Holland und meistenteils auch in der Schweiz wird trotz des billigen Portos ein Bestellgeld gar nicht erhoben. In Deutschland ist das Paketbestellgeld bekanntlich folgendes: ^-»L^" Le^Z^S^ erster Klasse Postanstalten Hamburg, Leipzig usw.) für Mete bis 5 KZ einschließlich 10 Pfg. ö Pfg. 15 Pfg. für schwerere Pakete .... 15» „ 10 „ 20 „

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/265>, abgerufen am 09.01.2025.