Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr.Freiwillige Sammlungen bei der Post Kreaturen Veranlassung, hier in engern, dort in weitern Kreisen die Untergebnen Es würde hier zu weit führen, über die zahlreichen, mehr oder minder Herr von Stephan nahm endlich Veranlassung, gegen den Mißbrauch, der mit Einer Gelegenheit, die Gebefrendigkeit der Postbeamten in Anspruch zu nehmen, Die Postbeamten hatten gehofft, daß nach dem erwähnten Erlaß die Zeit der Statt dessen wird wieder der amtliche Apparat in Bewegung gesetzt und die Freiwillige Sammlungen bei der Post Kreaturen Veranlassung, hier in engern, dort in weitern Kreisen die Untergebnen Es würde hier zu weit führen, über die zahlreichen, mehr oder minder Herr von Stephan nahm endlich Veranlassung, gegen den Mißbrauch, der mit Einer Gelegenheit, die Gebefrendigkeit der Postbeamten in Anspruch zu nehmen, Die Postbeamten hatten gehofft, daß nach dem erwähnten Erlaß die Zeit der Statt dessen wird wieder der amtliche Apparat in Bewegung gesetzt und die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0095" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/225681"/> <fw type="header" place="top"> Freiwillige Sammlungen bei der Post</fw><lb/> <p xml:id="ID_220" prev="#ID_219"> Kreaturen Veranlassung, hier in engern, dort in weitern Kreisen die Untergebnen<lb/> zur Stiftung von Geschenken anzuregen. Mehrfach ist dies bei Gelegenheit von<lb/> silbernen Hochzeiten geschehen, einmal wurde sogar der Tochter eines Oberpost¬<lb/> direktors zu ihrer Hochzeit ein aus „freiwilligen" Gaben beschaffter Silberkasten<lb/> gespendet.</p><lb/> <p xml:id="ID_221"> Es würde hier zu weit führen, über die zahlreichen, mehr oder minder<lb/> drastischen Hilfsmittel zu berichten, die zwar nicht überall, aber doch auch in nicht<lb/> ganz vereinzelten Fällen angewendet worden sind, um den Opfermut der Einzelnen<lb/> anzustacheln und zu erhöhen.</p><lb/> <p xml:id="ID_222"> Herr von Stephan nahm endlich Veranlassung, gegen den Mißbrauch, der mit<lb/> solchen Sammlungen getrieben wurde, einzuschreiten. In einem Erlaß vom Jahre<lb/> 1893 wird den Oberpostdirektionen eröffnet, daß es der Auffassung Sr. Excellenz<lb/> nicht entspreche, wenn aktiven Beamten zum funfzigjährigen Dienstjubiläum kost¬<lb/> spielige Ehrengaben dargebracht würden. Als ganz ungehörig aber müsse die<lb/> Widmung von Geschenken zur fünfundzwanzigjährigen Wiederkehr des Tages, an<lb/> dem ein Beamter in den Dienst getreten sei, bezeichnet werden. Dieser Erlaß<lb/> wurde von den Beamten freudig begrüßt.</p><lb/> <p xml:id="ID_223"> Einer Gelegenheit, die Gebefrendigkeit der Postbeamten in Anspruch zu nehmen,<lb/> haben wir noch nicht gedacht, der „Ehrungen" für Verstorbne. Die Verkehrs¬<lb/> zeitung berichtet, daß aus „kleinen freiwillige»" Beiträgen der Beamten und Unter-<lb/> beamten „in treuer Verehrung und Dankbarkeit" Grabdenkmäler für die Ober¬<lb/> postdirektoren von Berlin (1891) und Frankfurt am Main (189ö) gestiftet worden<lb/> seien. Hat man je davon gehört, daß nach dem Tode verdienter Generale,<lb/> Minister und andrer hoher Verwaltnngschefs bei den Untergebnen Sammlungen<lb/> zur Beschaffung von Grabdenkmälern veranstaltet worden seien? Es scheint das<lb/> wirklich nur eine Eigentümlichkeit der Post zu sein. Ob aber die Liebe und Ver¬<lb/> ehrung, die die Postbeamten nach gewissen Darstellungen gegen ihre Vorgesetzten<lb/> hegen, wirklich echter und heißer ist als anderwärts, weil sie sich bei jeder Gelegen¬<lb/> heit in Geschenken Luft macht, darf wohl bezweifelt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_224"> Die Postbeamten hatten gehofft, daß nach dem erwähnten Erlaß die Zeit der<lb/> „freiwilligen" Sammlungen bei der Post endgiltig vorüber sein werde. Leider<lb/> hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Eben sammelt man wieder, und zwar diesmal,<lb/> wie die Verkehrszeitnng meldet, zu einem Grabdenkmal für den Urheber des er¬<lb/> wähnten Erlasses, den verstorbnen ersten Generalpostmeister des deutschen Reichs.<lb/> Außerdem soll, wenn die Spenden, wie man zu hoffen scheint, einen hohen Betrag<lb/> erreichen, im Lichthof des neuen Postmnsenms sein Standbild in Marmor auf¬<lb/> gestellt und eine Stiftung zur Erinnerung an ihn begründet oder eine vorhandne<lb/> Stiftung erweitert werde». In dem Aufruf, unter dem die Namen des stellver¬<lb/> tretenden Chefs der Postverwaltung und die von fünf Direktoren und Räten des<lb/> Reichspostamts stehen, ist vorsichtigerweise gesagt, daß jede Einwirkung auf Mit¬<lb/> arbeiter und Untergebne vermieden werde» solle, und daß der Hauptwert der<lb/> Spenden in ihrer unbedingten Freiwilligkeit liege. Dann hätte man sich aber mit<lb/> dem Abdruck des Ausrufs in der Verkehrszeitnng und in andern Zeitungen be¬<lb/> gnügen und es jedem Beamten überlassen sollen, für sich allein oder vereint mit<lb/> Mitarbeitern Beitrüge an die Sammelstelle einzusenden.</p><lb/> <p xml:id="ID_225" next="#ID_226"> Statt dessen wird wieder der amtliche Apparat in Bewegung gesetzt und die<lb/> Mitwirkung der Postanswlten bei der Sammlung in Anspruch genommen. Der<lb/> Aufruf wird sämtlichen Beamten und Unterbeamten vorgelegt, die dann die Wahl<lb/> haben, entweder die Höhe des Beitrags oder nur den Vermerk der Kenntnisnahme</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0095]
Freiwillige Sammlungen bei der Post
Kreaturen Veranlassung, hier in engern, dort in weitern Kreisen die Untergebnen
zur Stiftung von Geschenken anzuregen. Mehrfach ist dies bei Gelegenheit von
silbernen Hochzeiten geschehen, einmal wurde sogar der Tochter eines Oberpost¬
direktors zu ihrer Hochzeit ein aus „freiwilligen" Gaben beschaffter Silberkasten
gespendet.
Es würde hier zu weit führen, über die zahlreichen, mehr oder minder
drastischen Hilfsmittel zu berichten, die zwar nicht überall, aber doch auch in nicht
ganz vereinzelten Fällen angewendet worden sind, um den Opfermut der Einzelnen
anzustacheln und zu erhöhen.
Herr von Stephan nahm endlich Veranlassung, gegen den Mißbrauch, der mit
solchen Sammlungen getrieben wurde, einzuschreiten. In einem Erlaß vom Jahre
1893 wird den Oberpostdirektionen eröffnet, daß es der Auffassung Sr. Excellenz
nicht entspreche, wenn aktiven Beamten zum funfzigjährigen Dienstjubiläum kost¬
spielige Ehrengaben dargebracht würden. Als ganz ungehörig aber müsse die
Widmung von Geschenken zur fünfundzwanzigjährigen Wiederkehr des Tages, an
dem ein Beamter in den Dienst getreten sei, bezeichnet werden. Dieser Erlaß
wurde von den Beamten freudig begrüßt.
Einer Gelegenheit, die Gebefrendigkeit der Postbeamten in Anspruch zu nehmen,
haben wir noch nicht gedacht, der „Ehrungen" für Verstorbne. Die Verkehrs¬
zeitung berichtet, daß aus „kleinen freiwillige»" Beiträgen der Beamten und Unter-
beamten „in treuer Verehrung und Dankbarkeit" Grabdenkmäler für die Ober¬
postdirektoren von Berlin (1891) und Frankfurt am Main (189ö) gestiftet worden
seien. Hat man je davon gehört, daß nach dem Tode verdienter Generale,
Minister und andrer hoher Verwaltnngschefs bei den Untergebnen Sammlungen
zur Beschaffung von Grabdenkmälern veranstaltet worden seien? Es scheint das
wirklich nur eine Eigentümlichkeit der Post zu sein. Ob aber die Liebe und Ver¬
ehrung, die die Postbeamten nach gewissen Darstellungen gegen ihre Vorgesetzten
hegen, wirklich echter und heißer ist als anderwärts, weil sie sich bei jeder Gelegen¬
heit in Geschenken Luft macht, darf wohl bezweifelt werden.
Die Postbeamten hatten gehofft, daß nach dem erwähnten Erlaß die Zeit der
„freiwilligen" Sammlungen bei der Post endgiltig vorüber sein werde. Leider
hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Eben sammelt man wieder, und zwar diesmal,
wie die Verkehrszeitnng meldet, zu einem Grabdenkmal für den Urheber des er¬
wähnten Erlasses, den verstorbnen ersten Generalpostmeister des deutschen Reichs.
Außerdem soll, wenn die Spenden, wie man zu hoffen scheint, einen hohen Betrag
erreichen, im Lichthof des neuen Postmnsenms sein Standbild in Marmor auf¬
gestellt und eine Stiftung zur Erinnerung an ihn begründet oder eine vorhandne
Stiftung erweitert werde». In dem Aufruf, unter dem die Namen des stellver¬
tretenden Chefs der Postverwaltung und die von fünf Direktoren und Räten des
Reichspostamts stehen, ist vorsichtigerweise gesagt, daß jede Einwirkung auf Mit¬
arbeiter und Untergebne vermieden werde» solle, und daß der Hauptwert der
Spenden in ihrer unbedingten Freiwilligkeit liege. Dann hätte man sich aber mit
dem Abdruck des Ausrufs in der Verkehrszeitnng und in andern Zeitungen be¬
gnügen und es jedem Beamten überlassen sollen, für sich allein oder vereint mit
Mitarbeitern Beitrüge an die Sammelstelle einzusenden.
Statt dessen wird wieder der amtliche Apparat in Bewegung gesetzt und die
Mitwirkung der Postanswlten bei der Sammlung in Anspruch genommen. Der
Aufruf wird sämtlichen Beamten und Unterbeamten vorgelegt, die dann die Wahl
haben, entweder die Höhe des Beitrags oder nur den Vermerk der Kenntnisnahme
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