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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

auch noch mit zur Natur, da auch das Göttliche, das uns geschaffen hat, mit zur
Natur gerechnet werden muß. Wo findet sich deun um Gleichheit in der Natur?
Sehen wir sie uus daraufhin nur einmal flüchtig an. Im Pflanzenreiche giebt es
keine zwei Exemplare derselben Spezies, z. B. keine zwei Gänseblumen, die gleich
wären; sie sind es nur für den blöden Blick des Kindes, das sich auf der Wiese
einen Strauß pflückt. Ja, nicht einmal dieselben Teile derselben Pflanze sind ein¬
ander gleich. Man findet keine zwei gleichen Blätter auf einem Baum. Sie sind
nur gleich für den oberflächlichsten Betrachter, aber ganz verschieden sür den, der
die Augen aufthut. Die muß mau allerdings zuweilen aufthun, wenn man in der
Welt etwas sehen oder gar etwas begreifen will. So treffen wir auch in der Natur
keine kongrueuteu Dreiecke an, nur in der Mathematik, einem künstlichen System. Aber
auch in der Mathematik sind solche Dreiecke nur gleich, wenn sie gedacht, aber nicht,
wenn sie gezeichnet werden. Sobald zwei ideale gleiche Dreiecke Natur annehmen
durch Zeichnung, werden sie sofort ungleich. Und wenn wir nun gar das Pflanzen¬
reich als Ganzes betrachten, wie man etwa die Menschheit als Ganzes betrachtet, wo
findet sich da Gleichheit? Da steht zum Beispiel die Gänseblume am Fuße eines
Eichbaums, und auf diesem Eichbaum lebt ein schmarotzendes Schlinggewächs, das
dem mächtigen Stamm allmählich die Lebenssäfte nimmt. Da saugt denn in der
schönen Natur zur Abwechslung einmal der Schwache den Starken ans. Dn lieber
Gott, die schöne Natur wäre gar nicht zum Ansehen, wenn ihre Geschöpfe gleich
wären! Das, was uns die Pflanzen- und Tierwelt so anmutig, so reiz- und
stimmungsvoll macht, das ist ja die Ungleichheit. Selbst das Grün der Pflanzen-
Welt ist nicht gleich, es giebt hundertfache Abtönungen dieses Grüns. Das Urgrün,
das in sich gleiche Grün, wo ist es, was ist es, und wie entsteht es? Mit dem
schönen griechischen Namen, den wir dafür erfunden haben, ist nichts bewiesen.
Und dann im Tierreich, wo ist die Gleichheit? Man braucht gar nicht einmal an
die Raubtiere zu denken, die über ihre Nebentiere herfallen und sie verspeisen.
Diese radikale Raubtierphilosophie findet einen lyrischen Widerhall in dem sinnigen
Sprüchlein: Was ist der Lebenszweck auf Erden? Fressen und Gefressenwerden.
Auch unter den Raubtieren selbst, wo ist da Gleichheit? Ist der eine Tiger
ebenso stark, ebenso schlan und ebenso schön wie der andre? Finden sich nicht
nnter einer Elefantenherde, einer Stranßenkolonie, unter Störchen, Eidergänsen,
Schwalben bevorzugte Exemplare, die die Führung übernehmen? Es giebt sogar
schlaue und dumme Füchse. Bei den Ameisen und Bienen sehen wir es klar und
deutlich, daß es auch im Tierreich Herren und Knechte giebt. Und es wäre doch
sehr leichtfertig, anzunehmen, daß da, wo wir einen solchen Unterschied nicht sehen,
auch keiner vorhanden sei. Eine Herde wilder Pferde wird gerade so gut ihre
Über-, Mit- und Nebenpferde haben, wie wir von Über-, Mit- und Nebenmenschen
reden. Und wenn wir bei den Heringen bis jetzt von einer feinern Gesellschafts¬
ordnung wie bei den Bieuen und Ameisen noch nichts bemerkt haben, so wäre es
jedenfalls voreilig, zu behaupten, sie hätten keine solche Ordnung. Wir befassen
uus mit dem Hering hauptsächlich, wenn er sich im Salze und wir uus im
Thräne befinden; da können wir freilich keine soziologischen Studien machen. Selbst
im Mineralreich, dessen Lebensfunktionen uns am dunkelsten sind, und das wir in
unsrer Beschränktheit tot nennen, giebt es Rangunterschiede. Ich denke natürlich
nicht an die Wertschätzung, die wir den verschiednen Mineralien beilegen, wonach
uns ein Zwanzigmarkstück als etwas "Höheres" erscheint als ein Nickelstttck, oder
wenn wir von einem Edelstein entzückter sind als von einem Kiesel. Aber die
Widerstandsfähigkeit, daS, was wir Härte nennen, ist bei den Mineralien grünt-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

auch noch mit zur Natur, da auch das Göttliche, das uns geschaffen hat, mit zur
Natur gerechnet werden muß. Wo findet sich deun um Gleichheit in der Natur?
Sehen wir sie uus daraufhin nur einmal flüchtig an. Im Pflanzenreiche giebt es
keine zwei Exemplare derselben Spezies, z. B. keine zwei Gänseblumen, die gleich
wären; sie sind es nur für den blöden Blick des Kindes, das sich auf der Wiese
einen Strauß pflückt. Ja, nicht einmal dieselben Teile derselben Pflanze sind ein¬
ander gleich. Man findet keine zwei gleichen Blätter auf einem Baum. Sie sind
nur gleich für den oberflächlichsten Betrachter, aber ganz verschieden sür den, der
die Augen aufthut. Die muß mau allerdings zuweilen aufthun, wenn man in der
Welt etwas sehen oder gar etwas begreifen will. So treffen wir auch in der Natur
keine kongrueuteu Dreiecke an, nur in der Mathematik, einem künstlichen System. Aber
auch in der Mathematik sind solche Dreiecke nur gleich, wenn sie gedacht, aber nicht,
wenn sie gezeichnet werden. Sobald zwei ideale gleiche Dreiecke Natur annehmen
durch Zeichnung, werden sie sofort ungleich. Und wenn wir nun gar das Pflanzen¬
reich als Ganzes betrachten, wie man etwa die Menschheit als Ganzes betrachtet, wo
findet sich da Gleichheit? Da steht zum Beispiel die Gänseblume am Fuße eines
Eichbaums, und auf diesem Eichbaum lebt ein schmarotzendes Schlinggewächs, das
dem mächtigen Stamm allmählich die Lebenssäfte nimmt. Da saugt denn in der
schönen Natur zur Abwechslung einmal der Schwache den Starken ans. Dn lieber
Gott, die schöne Natur wäre gar nicht zum Ansehen, wenn ihre Geschöpfe gleich
wären! Das, was uns die Pflanzen- und Tierwelt so anmutig, so reiz- und
stimmungsvoll macht, das ist ja die Ungleichheit. Selbst das Grün der Pflanzen-
Welt ist nicht gleich, es giebt hundertfache Abtönungen dieses Grüns. Das Urgrün,
das in sich gleiche Grün, wo ist es, was ist es, und wie entsteht es? Mit dem
schönen griechischen Namen, den wir dafür erfunden haben, ist nichts bewiesen.
Und dann im Tierreich, wo ist die Gleichheit? Man braucht gar nicht einmal an
die Raubtiere zu denken, die über ihre Nebentiere herfallen und sie verspeisen.
Diese radikale Raubtierphilosophie findet einen lyrischen Widerhall in dem sinnigen
Sprüchlein: Was ist der Lebenszweck auf Erden? Fressen und Gefressenwerden.
Auch unter den Raubtieren selbst, wo ist da Gleichheit? Ist der eine Tiger
ebenso stark, ebenso schlan und ebenso schön wie der andre? Finden sich nicht
nnter einer Elefantenherde, einer Stranßenkolonie, unter Störchen, Eidergänsen,
Schwalben bevorzugte Exemplare, die die Führung übernehmen? Es giebt sogar
schlaue und dumme Füchse. Bei den Ameisen und Bienen sehen wir es klar und
deutlich, daß es auch im Tierreich Herren und Knechte giebt. Und es wäre doch
sehr leichtfertig, anzunehmen, daß da, wo wir einen solchen Unterschied nicht sehen,
auch keiner vorhanden sei. Eine Herde wilder Pferde wird gerade so gut ihre
Über-, Mit- und Nebenpferde haben, wie wir von Über-, Mit- und Nebenmenschen
reden. Und wenn wir bei den Heringen bis jetzt von einer feinern Gesellschafts¬
ordnung wie bei den Bieuen und Ameisen noch nichts bemerkt haben, so wäre es
jedenfalls voreilig, zu behaupten, sie hätten keine solche Ordnung. Wir befassen
uus mit dem Hering hauptsächlich, wenn er sich im Salze und wir uus im
Thräne befinden; da können wir freilich keine soziologischen Studien machen. Selbst
im Mineralreich, dessen Lebensfunktionen uns am dunkelsten sind, und das wir in
unsrer Beschränktheit tot nennen, giebt es Rangunterschiede. Ich denke natürlich
nicht an die Wertschätzung, die wir den verschiednen Mineralien beilegen, wonach
uns ein Zwanzigmarkstück als etwas „Höheres" erscheint als ein Nickelstttck, oder
wenn wir von einem Edelstein entzückter sind als von einem Kiesel. Aber die
Widerstandsfähigkeit, daS, was wir Härte nennen, ist bei den Mineralien grünt-


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[0484] Maßgebliches und Unmaßgebliches auch noch mit zur Natur, da auch das Göttliche, das uns geschaffen hat, mit zur Natur gerechnet werden muß. Wo findet sich deun um Gleichheit in der Natur? Sehen wir sie uus daraufhin nur einmal flüchtig an. Im Pflanzenreiche giebt es keine zwei Exemplare derselben Spezies, z. B. keine zwei Gänseblumen, die gleich wären; sie sind es nur für den blöden Blick des Kindes, das sich auf der Wiese einen Strauß pflückt. Ja, nicht einmal dieselben Teile derselben Pflanze sind ein¬ ander gleich. Man findet keine zwei gleichen Blätter auf einem Baum. Sie sind nur gleich für den oberflächlichsten Betrachter, aber ganz verschieden sür den, der die Augen aufthut. Die muß mau allerdings zuweilen aufthun, wenn man in der Welt etwas sehen oder gar etwas begreifen will. So treffen wir auch in der Natur keine kongrueuteu Dreiecke an, nur in der Mathematik, einem künstlichen System. Aber auch in der Mathematik sind solche Dreiecke nur gleich, wenn sie gedacht, aber nicht, wenn sie gezeichnet werden. Sobald zwei ideale gleiche Dreiecke Natur annehmen durch Zeichnung, werden sie sofort ungleich. Und wenn wir nun gar das Pflanzen¬ reich als Ganzes betrachten, wie man etwa die Menschheit als Ganzes betrachtet, wo findet sich da Gleichheit? Da steht zum Beispiel die Gänseblume am Fuße eines Eichbaums, und auf diesem Eichbaum lebt ein schmarotzendes Schlinggewächs, das dem mächtigen Stamm allmählich die Lebenssäfte nimmt. Da saugt denn in der schönen Natur zur Abwechslung einmal der Schwache den Starken ans. Dn lieber Gott, die schöne Natur wäre gar nicht zum Ansehen, wenn ihre Geschöpfe gleich wären! Das, was uns die Pflanzen- und Tierwelt so anmutig, so reiz- und stimmungsvoll macht, das ist ja die Ungleichheit. Selbst das Grün der Pflanzen- Welt ist nicht gleich, es giebt hundertfache Abtönungen dieses Grüns. Das Urgrün, das in sich gleiche Grün, wo ist es, was ist es, und wie entsteht es? Mit dem schönen griechischen Namen, den wir dafür erfunden haben, ist nichts bewiesen. Und dann im Tierreich, wo ist die Gleichheit? Man braucht gar nicht einmal an die Raubtiere zu denken, die über ihre Nebentiere herfallen und sie verspeisen. Diese radikale Raubtierphilosophie findet einen lyrischen Widerhall in dem sinnigen Sprüchlein: Was ist der Lebenszweck auf Erden? Fressen und Gefressenwerden. Auch unter den Raubtieren selbst, wo ist da Gleichheit? Ist der eine Tiger ebenso stark, ebenso schlan und ebenso schön wie der andre? Finden sich nicht nnter einer Elefantenherde, einer Stranßenkolonie, unter Störchen, Eidergänsen, Schwalben bevorzugte Exemplare, die die Führung übernehmen? Es giebt sogar schlaue und dumme Füchse. Bei den Ameisen und Bienen sehen wir es klar und deutlich, daß es auch im Tierreich Herren und Knechte giebt. Und es wäre doch sehr leichtfertig, anzunehmen, daß da, wo wir einen solchen Unterschied nicht sehen, auch keiner vorhanden sei. Eine Herde wilder Pferde wird gerade so gut ihre Über-, Mit- und Nebenpferde haben, wie wir von Über-, Mit- und Nebenmenschen reden. Und wenn wir bei den Heringen bis jetzt von einer feinern Gesellschafts¬ ordnung wie bei den Bieuen und Ameisen noch nichts bemerkt haben, so wäre es jedenfalls voreilig, zu behaupten, sie hätten keine solche Ordnung. Wir befassen uus mit dem Hering hauptsächlich, wenn er sich im Salze und wir uus im Thräne befinden; da können wir freilich keine soziologischen Studien machen. Selbst im Mineralreich, dessen Lebensfunktionen uns am dunkelsten sind, und das wir in unsrer Beschränktheit tot nennen, giebt es Rangunterschiede. Ich denke natürlich nicht an die Wertschätzung, die wir den verschiednen Mineralien beilegen, wonach uns ein Zwanzigmarkstück als etwas „Höheres" erscheint als ein Nickelstttck, oder wenn wir von einem Edelstein entzückter sind als von einem Kiesel. Aber die Widerstandsfähigkeit, daS, was wir Härte nennen, ist bei den Mineralien grünt-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_225585/484>, abgerufen am 24.07.2024.