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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.

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Litteratur

dein eigentümlichen Verhältnis zu der einige Jahre ältern, sich mehrfach dem
Bräutigam überlegen erweisenden Braut. Höchst erbaulich ist auch die behaglich
motivirende Erzählung vou seiner Berufswahl, mit einer auffallenden Parallele zu
dem zweiten Leipziger Briefe des jungen Goethe. Platter erzählt: "So bewegt
mich much nit wenig dvhiu, daß ich v. Sebastianum Sinkeler, v. Eucharins Holtzach
gesach in schenketen (kamelhäreueu) Rücken, mit Samnad breit unten, herumb-
ziechen und bey den Leuten groß Ansechen haben"; Goethe schreibt, vielleicht aller¬
dings dem gestrengen Vater gegenüber mit einer unbewußten Zurnckversetzung ans
eine kindlichere Stufe, als fie ihm damals natürlich war: "Sie können nicht glauben
was es eine schöne fache um einen Professor ist. Ich dium ganz entzückt geweßen
da ich einige von diesen leuten in ihrer Herrlichkeit sah. nil istiZ sxiouclictius
Arnims av Iwnoratius. Ooulorum ^r>linia.us aoie-in nu wilri pgrstrinxik autoritics,
A'1ol'i"a.us earum, ut multos praoter bonorv8 i?iokoLSurao g.Iios sitiam."


Rückerts Werke. Herausgegeben von Georg Ellinger. Kritisch durchgesehene und er¬
läuterte Ausgabe. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut, i). I.

Diese zweibändige Auswahl aus Rückerts Dichtungen beschränkt sich mit Fug
und Recht in der Hauptsache aus die Lyrik, episches bringt sie nur wenig, drama¬
tisches gar nicht. Innerhalb der Lyrik freilich auszuwählen wird jedem, der dazu
geführt worden ist, mit Rückert in ein persönliches Verhältnis zu treten, sich auch
immer wieder als persönliche Aufgabe aufdrängen; Rückert hat das selbst schon in
dem hübschen Verschen ausgesprochen:

Die Elliugersche Auswahl hätte vielleicht noch etwas energischer auf das gerichtet
sein können, was Rückert wirklich von seinem Innersten und Besten gegeben hat,
und weniger auf die herkömmlichen Gruppencinteiluugeu einzugehen brauchen. Die
Sorgfalt der Wiedergabe aber und die Ausstattung der beiden Bände verdienen
alles Lob. Den ersten schmücken ein Stahlstichporträt des Dichters nach einer
römischen Federzeichnung Schmorrs von Carolsfeld von 1318 und eine faksimilirtc
Manuskriptseite der Weisheit des Brcihmanen.


Italienische Bücher.

Unter den kürzlich im Verlage von Ulrieo Höpli in
Mailand erschienenen Werken zeichnet sich Pietro Orsis Lisvg stmig. et'Italia, vor
ähnlichen die Geschichte der Halbinsel darstellende" Büchern durch klare Darstellung,
verständige Gruppirung und große Zuverlässigkeit in allen zur Besprechung kom¬
menden Einzelheiten aus. Was die uuter dem Titel Ssgui Asi tsmpi und Uscii-
t^ioni vaga.bvnciv vereinigten geistvollen und anregenden Abhandlungen Gaetcino


Litteratur

dein eigentümlichen Verhältnis zu der einige Jahre ältern, sich mehrfach dem
Bräutigam überlegen erweisenden Braut. Höchst erbaulich ist auch die behaglich
motivirende Erzählung vou seiner Berufswahl, mit einer auffallenden Parallele zu
dem zweiten Leipziger Briefe des jungen Goethe. Platter erzählt: „So bewegt
mich much nit wenig dvhiu, daß ich v. Sebastianum Sinkeler, v. Eucharins Holtzach
gesach in schenketen (kamelhäreueu) Rücken, mit Samnad breit unten, herumb-
ziechen und bey den Leuten groß Ansechen haben"; Goethe schreibt, vielleicht aller¬
dings dem gestrengen Vater gegenüber mit einer unbewußten Zurnckversetzung ans
eine kindlichere Stufe, als fie ihm damals natürlich war: „Sie können nicht glauben
was es eine schöne fache um einen Professor ist. Ich dium ganz entzückt geweßen
da ich einige von diesen leuten in ihrer Herrlichkeit sah. nil istiZ sxiouclictius
Arnims av Iwnoratius. Ooulorum ^r>linia.us aoie-in nu wilri pgrstrinxik autoritics,
A'1ol'i»a.us earum, ut multos praoter bonorv8 i?iokoLSurao g.Iios sitiam."


Rückerts Werke. Herausgegeben von Georg Ellinger. Kritisch durchgesehene und er¬
läuterte Ausgabe. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut, i). I.

Diese zweibändige Auswahl aus Rückerts Dichtungen beschränkt sich mit Fug
und Recht in der Hauptsache aus die Lyrik, episches bringt sie nur wenig, drama¬
tisches gar nicht. Innerhalb der Lyrik freilich auszuwählen wird jedem, der dazu
geführt worden ist, mit Rückert in ein persönliches Verhältnis zu treten, sich auch
immer wieder als persönliche Aufgabe aufdrängen; Rückert hat das selbst schon in
dem hübschen Verschen ausgesprochen:

Die Elliugersche Auswahl hätte vielleicht noch etwas energischer auf das gerichtet
sein können, was Rückert wirklich von seinem Innersten und Besten gegeben hat,
und weniger auf die herkömmlichen Gruppencinteiluugeu einzugehen brauchen. Die
Sorgfalt der Wiedergabe aber und die Ausstattung der beiden Bände verdienen
alles Lob. Den ersten schmücken ein Stahlstichporträt des Dichters nach einer
römischen Federzeichnung Schmorrs von Carolsfeld von 1318 und eine faksimilirtc
Manuskriptseite der Weisheit des Brcihmanen.


Italienische Bücher.

Unter den kürzlich im Verlage von Ulrieo Höpli in
Mailand erschienenen Werken zeichnet sich Pietro Orsis Lisvg stmig. et'Italia, vor
ähnlichen die Geschichte der Halbinsel darstellende» Büchern durch klare Darstellung,
verständige Gruppirung und große Zuverlässigkeit in allen zur Besprechung kom¬
menden Einzelheiten aus. Was die uuter dem Titel Ssgui Asi tsmpi und Uscii-
t^ioni vaga.bvnciv vereinigten geistvollen und anregenden Abhandlungen Gaetcino


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[0651] Litteratur dein eigentümlichen Verhältnis zu der einige Jahre ältern, sich mehrfach dem Bräutigam überlegen erweisenden Braut. Höchst erbaulich ist auch die behaglich motivirende Erzählung vou seiner Berufswahl, mit einer auffallenden Parallele zu dem zweiten Leipziger Briefe des jungen Goethe. Platter erzählt: „So bewegt mich much nit wenig dvhiu, daß ich v. Sebastianum Sinkeler, v. Eucharins Holtzach gesach in schenketen (kamelhäreueu) Rücken, mit Samnad breit unten, herumb- ziechen und bey den Leuten groß Ansechen haben"; Goethe schreibt, vielleicht aller¬ dings dem gestrengen Vater gegenüber mit einer unbewußten Zurnckversetzung ans eine kindlichere Stufe, als fie ihm damals natürlich war: „Sie können nicht glauben was es eine schöne fache um einen Professor ist. Ich dium ganz entzückt geweßen da ich einige von diesen leuten in ihrer Herrlichkeit sah. nil istiZ sxiouclictius Arnims av Iwnoratius. Ooulorum ^r>linia.us aoie-in nu wilri pgrstrinxik autoritics, A'1ol'i»a.us earum, ut multos praoter bonorv8 i?iokoLSurao g.Iios sitiam." Rückerts Werke. Herausgegeben von Georg Ellinger. Kritisch durchgesehene und er¬ läuterte Ausgabe. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut, i). I. Diese zweibändige Auswahl aus Rückerts Dichtungen beschränkt sich mit Fug und Recht in der Hauptsache aus die Lyrik, episches bringt sie nur wenig, drama¬ tisches gar nicht. Innerhalb der Lyrik freilich auszuwählen wird jedem, der dazu geführt worden ist, mit Rückert in ein persönliches Verhältnis zu treten, sich auch immer wieder als persönliche Aufgabe aufdrängen; Rückert hat das selbst schon in dem hübschen Verschen ausgesprochen: Die Elliugersche Auswahl hätte vielleicht noch etwas energischer auf das gerichtet sein können, was Rückert wirklich von seinem Innersten und Besten gegeben hat, und weniger auf die herkömmlichen Gruppencinteiluugeu einzugehen brauchen. Die Sorgfalt der Wiedergabe aber und die Ausstattung der beiden Bände verdienen alles Lob. Den ersten schmücken ein Stahlstichporträt des Dichters nach einer römischen Federzeichnung Schmorrs von Carolsfeld von 1318 und eine faksimilirtc Manuskriptseite der Weisheit des Brcihmanen. Italienische Bücher. Unter den kürzlich im Verlage von Ulrieo Höpli in Mailand erschienenen Werken zeichnet sich Pietro Orsis Lisvg stmig. et'Italia, vor ähnlichen die Geschichte der Halbinsel darstellende» Büchern durch klare Darstellung, verständige Gruppirung und große Zuverlässigkeit in allen zur Besprechung kom¬ menden Einzelheiten aus. Was die uuter dem Titel Ssgui Asi tsmpi und Uscii- t^ioni vaga.bvnciv vereinigten geistvollen und anregenden Abhandlungen Gaetcino

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/651>, abgerufen am 23.07.2024.