Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Midaskinder

unter denen, die dem Schönen gedient hatten, unter den Frauen, die ihm be¬
gegneten, und bald fand er das eine Merkmal, bald das andre, an denen er die
Midaskinder erkannte, Vater und Mutter waren es; ob auch die Schwestern? Es
war ihm sehr wahrscheinlich, aber jetzt am ersten Juni war er dessen nicht ganz
sicher, er wollte zusehen, wenn er nach Hause kam. Sicher war, daß alle Midas¬
kinder kindliche Menschen waren, auch die großen, scharfen Geister, die das Kind,
das sie lieb hatten, züchtigten. Gut waren sie alle, sie horchten auf die Rufe, die
aus fremden Seelen kamen ("aber es ist gar nicht nötig, daß sie gutmütig sind
-- schrieb er einmal in sein Notizbuch; der Schrift nach ist es im Anfang seiner
Universitätserfahrungen niedergeschrieben --, Gutmütigkeit horcht auf die Rufe aus
fremden Appetiten, wie eine Taute, die ein Nichtchen besser behandeln will als seine
"Nabeneltern," Auch ist drei niemals gerade, auch wenn man es zugiebt, wie diese
Sorte es thut und sich zur Tugend anrechnet.") Alle sind unwiderstehlich zum
Lieben, zum Schönen, zum Guten erzogen. Alle nehmen sie das Oberflächliche,
das schmutzige und das Erbärmliche als das, was es ist, etwas, das sie nicht
aufhalten darf, sich am großen zu erquicken, etwas, für das ihnen ihre Seele, ihre
Augen, ihre Zeit zu kostbar ist. Alle üben die gleiche Wirkung auf die Umgebung
aus, sie beleben und erheben das Unsterbliche, Sehnsüchtige und Suchende in ihrer
Umgebung, Schwache werden stark bet ihnen, Verirrte stehen mit einem Schlage,
ohne es zu wisse", wie? auf dem rechten Wege, ("Du brauchst nur an den Vater
und an die Mutter zu denken! Wie die "gebildete" Base aus Eschwege langsam
Stück für Stück abthat, eine lustige Geschichte" -- schade, daß das Notizbuch sie
nicht erzählt.) Alle siud lauter. Lauter ist ein tiefer Begriff -- rein, unschuldig
kommt nicht dagegen auf, Midaskinder sind lauter, sie sind bemüht um die Un¬
schuld der Sinne, des Denkens, des Urteilens, des Wollens, des Sprechens, der
Handlungsweise -- da ist Lauterkeit. "Heiliges Ziel!" schrieb der junge Wandrer
auf seiner Wallfahrt nach dem Montsnlvatsch des Gemüts.

Das waren die Offenbarungen, die ihm bis jetzt die alte Sage aufgeschlossen hatte.

Womöglich dasselbe Buch, wenn es anging mich in Schweinsleder gebunden,
zu erwerben, war selbstverständlich sein Wunsch gewesen. Aber er hatte es in dem
bunten Haufen gut gehaltener alter Werke und sehr mißhandelter neuerer Werke
nicht gefunden, dafür hatte er ein andres, ähnliches, nicht weniger pedantisches und die
Anmut der Antike verschnörkeludes erwerben können, und nun lag es da und gab ihm
alle Auskunft, die ihm das beste Buch unsrer Tage nicht so gut hätte geben können.
Den" die Unbeholfenheit des alten Ausdrucks, die Art der Freude am seltsamen,
Unglaublichen und Wunderbaren, wie sie der Bauer hat, das Ungelöste dieser alten
Sprache, wo Reichtum des Gefühls verstummt, weil dieses uoch nicht gelernt hat,
zu sprechen, das zog ihn ganz mächtig an. Er legte die Hand zärtlich auf das alte
Buch, und seine Gedanken glitten von ihm hinüber zu den andern Schätzen, die er
im Dunkel des kleinen Hauses am Lindenplatze sehnsüchtig gemustert hatte. Es
war eine Welt voll Lebe", Sinn und suchender Geistesarbeit, wenn man sie an
ihrem eignen Puls ergriff und sie nicht an dem Pulsschlag unsrer Zeit maß. "Vom
Volksliede mit seineu Blumen, Rosmarin, Muskate", Gelbveigeleiu und dem stolzen
Türkenbund muß man hinüber zu den Kräuterbüchern, die ich gerne alle an mich
genommen hätte, da erst sieht man, was in der Seele dieser unbeholfnen Kräuter¬
männer mitklang, wenn sie ihre scheinbar so armselige" Beschreibungen entwarfen."

Und nun klang ans einmal das lebendige Volkslied hinein in seine Träume,
und er horchte hin, das Auge nicht erhebend, denn er wollte das Lied, nicht den
Sänger. Drüben saug das Dienstmädchen des Nachbarhauses ein Lied für sich hin,


Midaskinder

unter denen, die dem Schönen gedient hatten, unter den Frauen, die ihm be¬
gegneten, und bald fand er das eine Merkmal, bald das andre, an denen er die
Midaskinder erkannte, Vater und Mutter waren es; ob auch die Schwestern? Es
war ihm sehr wahrscheinlich, aber jetzt am ersten Juni war er dessen nicht ganz
sicher, er wollte zusehen, wenn er nach Hause kam. Sicher war, daß alle Midas¬
kinder kindliche Menschen waren, auch die großen, scharfen Geister, die das Kind,
das sie lieb hatten, züchtigten. Gut waren sie alle, sie horchten auf die Rufe, die
aus fremden Seelen kamen („aber es ist gar nicht nötig, daß sie gutmütig sind
— schrieb er einmal in sein Notizbuch; der Schrift nach ist es im Anfang seiner
Universitätserfahrungen niedergeschrieben —, Gutmütigkeit horcht auf die Rufe aus
fremden Appetiten, wie eine Taute, die ein Nichtchen besser behandeln will als seine
»Nabeneltern,« Auch ist drei niemals gerade, auch wenn man es zugiebt, wie diese
Sorte es thut und sich zur Tugend anrechnet.") Alle sind unwiderstehlich zum
Lieben, zum Schönen, zum Guten erzogen. Alle nehmen sie das Oberflächliche,
das schmutzige und das Erbärmliche als das, was es ist, etwas, das sie nicht
aufhalten darf, sich am großen zu erquicken, etwas, für das ihnen ihre Seele, ihre
Augen, ihre Zeit zu kostbar ist. Alle üben die gleiche Wirkung auf die Umgebung
aus, sie beleben und erheben das Unsterbliche, Sehnsüchtige und Suchende in ihrer
Umgebung, Schwache werden stark bet ihnen, Verirrte stehen mit einem Schlage,
ohne es zu wisse», wie? auf dem rechten Wege, („Du brauchst nur an den Vater
und an die Mutter zu denken! Wie die »gebildete« Base aus Eschwege langsam
Stück für Stück abthat, eine lustige Geschichte" — schade, daß das Notizbuch sie
nicht erzählt.) Alle siud lauter. Lauter ist ein tiefer Begriff — rein, unschuldig
kommt nicht dagegen auf, Midaskinder sind lauter, sie sind bemüht um die Un¬
schuld der Sinne, des Denkens, des Urteilens, des Wollens, des Sprechens, der
Handlungsweise — da ist Lauterkeit. „Heiliges Ziel!" schrieb der junge Wandrer
auf seiner Wallfahrt nach dem Montsnlvatsch des Gemüts.

Das waren die Offenbarungen, die ihm bis jetzt die alte Sage aufgeschlossen hatte.

Womöglich dasselbe Buch, wenn es anging mich in Schweinsleder gebunden,
zu erwerben, war selbstverständlich sein Wunsch gewesen. Aber er hatte es in dem
bunten Haufen gut gehaltener alter Werke und sehr mißhandelter neuerer Werke
nicht gefunden, dafür hatte er ein andres, ähnliches, nicht weniger pedantisches und die
Anmut der Antike verschnörkeludes erwerben können, und nun lag es da und gab ihm
alle Auskunft, die ihm das beste Buch unsrer Tage nicht so gut hätte geben können.
Den» die Unbeholfenheit des alten Ausdrucks, die Art der Freude am seltsamen,
Unglaublichen und Wunderbaren, wie sie der Bauer hat, das Ungelöste dieser alten
Sprache, wo Reichtum des Gefühls verstummt, weil dieses uoch nicht gelernt hat,
zu sprechen, das zog ihn ganz mächtig an. Er legte die Hand zärtlich auf das alte
Buch, und seine Gedanken glitten von ihm hinüber zu den andern Schätzen, die er
im Dunkel des kleinen Hauses am Lindenplatze sehnsüchtig gemustert hatte. Es
war eine Welt voll Lebe», Sinn und suchender Geistesarbeit, wenn man sie an
ihrem eignen Puls ergriff und sie nicht an dem Pulsschlag unsrer Zeit maß. „Vom
Volksliede mit seineu Blumen, Rosmarin, Muskate», Gelbveigeleiu und dem stolzen
Türkenbund muß man hinüber zu den Kräuterbüchern, die ich gerne alle an mich
genommen hätte, da erst sieht man, was in der Seele dieser unbeholfnen Kräuter¬
männer mitklang, wenn sie ihre scheinbar so armselige» Beschreibungen entwarfen."

Und nun klang ans einmal das lebendige Volkslied hinein in seine Träume,
und er horchte hin, das Auge nicht erhebend, denn er wollte das Lied, nicht den
Sänger. Drüben saug das Dienstmädchen des Nachbarhauses ein Lied für sich hin,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0050" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/224978"/>
            <fw type="header" place="top"> Midaskinder</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_132" prev="#ID_131"> unter denen, die dem Schönen gedient hatten, unter den Frauen, die ihm be¬<lb/>
gegneten, und bald fand er das eine Merkmal, bald das andre, an denen er die<lb/>
Midaskinder erkannte, Vater und Mutter waren es; ob auch die Schwestern? Es<lb/>
war ihm sehr wahrscheinlich, aber jetzt am ersten Juni war er dessen nicht ganz<lb/>
sicher, er wollte zusehen, wenn er nach Hause kam. Sicher war, daß alle Midas¬<lb/>
kinder kindliche Menschen waren, auch die großen, scharfen Geister, die das Kind,<lb/>
das sie lieb hatten, züchtigten. Gut waren sie alle, sie horchten auf die Rufe, die<lb/>
aus fremden Seelen kamen (&#x201E;aber es ist gar nicht nötig, daß sie gutmütig sind<lb/>
&#x2014; schrieb er einmal in sein Notizbuch; der Schrift nach ist es im Anfang seiner<lb/>
Universitätserfahrungen niedergeschrieben &#x2014;, Gutmütigkeit horcht auf die Rufe aus<lb/>
fremden Appetiten, wie eine Taute, die ein Nichtchen besser behandeln will als seine<lb/>
»Nabeneltern,« Auch ist drei niemals gerade, auch wenn man es zugiebt, wie diese<lb/>
Sorte es thut und sich zur Tugend anrechnet.") Alle sind unwiderstehlich zum<lb/>
Lieben, zum Schönen, zum Guten erzogen. Alle nehmen sie das Oberflächliche,<lb/>
das schmutzige und das Erbärmliche als das, was es ist, etwas, das sie nicht<lb/>
aufhalten darf, sich am großen zu erquicken, etwas, für das ihnen ihre Seele, ihre<lb/>
Augen, ihre Zeit zu kostbar ist. Alle üben die gleiche Wirkung auf die Umgebung<lb/>
aus, sie beleben und erheben das Unsterbliche, Sehnsüchtige und Suchende in ihrer<lb/>
Umgebung, Schwache werden stark bet ihnen, Verirrte stehen mit einem Schlage,<lb/>
ohne es zu wisse», wie? auf dem rechten Wege, (&#x201E;Du brauchst nur an den Vater<lb/>
und an die Mutter zu denken! Wie die »gebildete« Base aus Eschwege langsam<lb/>
Stück für Stück abthat, eine lustige Geschichte" &#x2014; schade, daß das Notizbuch sie<lb/>
nicht erzählt.) Alle siud lauter. Lauter ist ein tiefer Begriff &#x2014; rein, unschuldig<lb/>
kommt nicht dagegen auf, Midaskinder sind lauter, sie sind bemüht um die Un¬<lb/>
schuld der Sinne, des Denkens, des Urteilens, des Wollens, des Sprechens, der<lb/>
Handlungsweise &#x2014; da ist Lauterkeit. &#x201E;Heiliges Ziel!" schrieb der junge Wandrer<lb/>
auf seiner Wallfahrt nach dem Montsnlvatsch des Gemüts.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_133"> Das waren die Offenbarungen, die ihm bis jetzt die alte Sage aufgeschlossen hatte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_134"> Womöglich dasselbe Buch, wenn es anging mich in Schweinsleder gebunden,<lb/>
zu erwerben, war selbstverständlich sein Wunsch gewesen. Aber er hatte es in dem<lb/>
bunten Haufen gut gehaltener alter Werke und sehr mißhandelter neuerer Werke<lb/>
nicht gefunden, dafür hatte er ein andres, ähnliches, nicht weniger pedantisches und die<lb/>
Anmut der Antike verschnörkeludes erwerben können, und nun lag es da und gab ihm<lb/>
alle Auskunft, die ihm das beste Buch unsrer Tage nicht so gut hätte geben können.<lb/>
Den» die Unbeholfenheit des alten Ausdrucks, die Art der Freude am seltsamen,<lb/>
Unglaublichen und Wunderbaren, wie sie der Bauer hat, das Ungelöste dieser alten<lb/>
Sprache, wo Reichtum des Gefühls verstummt, weil dieses uoch nicht gelernt hat,<lb/>
zu sprechen, das zog ihn ganz mächtig an. Er legte die Hand zärtlich auf das alte<lb/>
Buch, und seine Gedanken glitten von ihm hinüber zu den andern Schätzen, die er<lb/>
im Dunkel des kleinen Hauses am Lindenplatze sehnsüchtig gemustert hatte. Es<lb/>
war eine Welt voll Lebe», Sinn und suchender Geistesarbeit, wenn man sie an<lb/>
ihrem eignen Puls ergriff und sie nicht an dem Pulsschlag unsrer Zeit maß. &#x201E;Vom<lb/>
Volksliede mit seineu Blumen, Rosmarin, Muskate», Gelbveigeleiu und dem stolzen<lb/>
Türkenbund muß man hinüber zu den Kräuterbüchern, die ich gerne alle an mich<lb/>
genommen hätte, da erst sieht man, was in der Seele dieser unbeholfnen Kräuter¬<lb/>
männer mitklang, wenn sie ihre scheinbar so armselige» Beschreibungen entwarfen."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_135" next="#ID_136"> Und nun klang ans einmal das lebendige Volkslied hinein in seine Träume,<lb/>
und er horchte hin, das Auge nicht erhebend, denn er wollte das Lied, nicht den<lb/>
Sänger. Drüben saug das Dienstmädchen des Nachbarhauses ein Lied für sich hin,</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0050] Midaskinder unter denen, die dem Schönen gedient hatten, unter den Frauen, die ihm be¬ gegneten, und bald fand er das eine Merkmal, bald das andre, an denen er die Midaskinder erkannte, Vater und Mutter waren es; ob auch die Schwestern? Es war ihm sehr wahrscheinlich, aber jetzt am ersten Juni war er dessen nicht ganz sicher, er wollte zusehen, wenn er nach Hause kam. Sicher war, daß alle Midas¬ kinder kindliche Menschen waren, auch die großen, scharfen Geister, die das Kind, das sie lieb hatten, züchtigten. Gut waren sie alle, sie horchten auf die Rufe, die aus fremden Seelen kamen („aber es ist gar nicht nötig, daß sie gutmütig sind — schrieb er einmal in sein Notizbuch; der Schrift nach ist es im Anfang seiner Universitätserfahrungen niedergeschrieben —, Gutmütigkeit horcht auf die Rufe aus fremden Appetiten, wie eine Taute, die ein Nichtchen besser behandeln will als seine »Nabeneltern,« Auch ist drei niemals gerade, auch wenn man es zugiebt, wie diese Sorte es thut und sich zur Tugend anrechnet.") Alle sind unwiderstehlich zum Lieben, zum Schönen, zum Guten erzogen. Alle nehmen sie das Oberflächliche, das schmutzige und das Erbärmliche als das, was es ist, etwas, das sie nicht aufhalten darf, sich am großen zu erquicken, etwas, für das ihnen ihre Seele, ihre Augen, ihre Zeit zu kostbar ist. Alle üben die gleiche Wirkung auf die Umgebung aus, sie beleben und erheben das Unsterbliche, Sehnsüchtige und Suchende in ihrer Umgebung, Schwache werden stark bet ihnen, Verirrte stehen mit einem Schlage, ohne es zu wisse», wie? auf dem rechten Wege, („Du brauchst nur an den Vater und an die Mutter zu denken! Wie die »gebildete« Base aus Eschwege langsam Stück für Stück abthat, eine lustige Geschichte" — schade, daß das Notizbuch sie nicht erzählt.) Alle siud lauter. Lauter ist ein tiefer Begriff — rein, unschuldig kommt nicht dagegen auf, Midaskinder sind lauter, sie sind bemüht um die Un¬ schuld der Sinne, des Denkens, des Urteilens, des Wollens, des Sprechens, der Handlungsweise — da ist Lauterkeit. „Heiliges Ziel!" schrieb der junge Wandrer auf seiner Wallfahrt nach dem Montsnlvatsch des Gemüts. Das waren die Offenbarungen, die ihm bis jetzt die alte Sage aufgeschlossen hatte. Womöglich dasselbe Buch, wenn es anging mich in Schweinsleder gebunden, zu erwerben, war selbstverständlich sein Wunsch gewesen. Aber er hatte es in dem bunten Haufen gut gehaltener alter Werke und sehr mißhandelter neuerer Werke nicht gefunden, dafür hatte er ein andres, ähnliches, nicht weniger pedantisches und die Anmut der Antike verschnörkeludes erwerben können, und nun lag es da und gab ihm alle Auskunft, die ihm das beste Buch unsrer Tage nicht so gut hätte geben können. Den» die Unbeholfenheit des alten Ausdrucks, die Art der Freude am seltsamen, Unglaublichen und Wunderbaren, wie sie der Bauer hat, das Ungelöste dieser alten Sprache, wo Reichtum des Gefühls verstummt, weil dieses uoch nicht gelernt hat, zu sprechen, das zog ihn ganz mächtig an. Er legte die Hand zärtlich auf das alte Buch, und seine Gedanken glitten von ihm hinüber zu den andern Schätzen, die er im Dunkel des kleinen Hauses am Lindenplatze sehnsüchtig gemustert hatte. Es war eine Welt voll Lebe», Sinn und suchender Geistesarbeit, wenn man sie an ihrem eignen Puls ergriff und sie nicht an dem Pulsschlag unsrer Zeit maß. „Vom Volksliede mit seineu Blumen, Rosmarin, Muskate», Gelbveigeleiu und dem stolzen Türkenbund muß man hinüber zu den Kräuterbüchern, die ich gerne alle an mich genommen hätte, da erst sieht man, was in der Seele dieser unbeholfnen Kräuter¬ männer mitklang, wenn sie ihre scheinbar so armselige» Beschreibungen entwarfen." Und nun klang ans einmal das lebendige Volkslied hinein in seine Träume, und er horchte hin, das Auge nicht erhebend, denn er wollte das Lied, nicht den Sänger. Drüben saug das Dienstmädchen des Nachbarhauses ein Lied für sich hin,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/50
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/50>, abgerufen am 23.07.2024.