Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.Apotheken oder Winkelaxotheken? In welchem Maße man bei uns in Deutschland am Ende der fünfziger Apotheken oder Mnkelapotheken? urch die Manchesterlehre, die in deu siebziger Jahren durch Apotheken oder Winkelaxotheken? In welchem Maße man bei uns in Deutschland am Ende der fünfziger Apotheken oder Mnkelapotheken? urch die Manchesterlehre, die in deu siebziger Jahren durch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0339" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/225267"/> <fw type="header" place="top"> Apotheken oder Winkelaxotheken?</fw><lb/> <p xml:id="ID_1112"> In welchem Maße man bei uns in Deutschland am Ende der fünfziger<lb/> und am Anfange der sechziger Jahre mit der Stimmung oder dem Verhalten<lb/> der englischen Regierung rechnete, in welchen Kreisen man ihr Wohlwollen<lb/> nötig zu haben glaubte und auch wohl geradezu zu gewinnen suchte, das ist<lb/> jetzt längst bekannt und zuletzt unter anderm in einer bekannten Biographie<lb/> des Prinzen Albert und in den Memoiren seines Bruders, des Herzogs von<lb/> Koburg, mit vielen Zeugnissen belegt worden. Mit dieser Zeitrichtung hängt<lb/> es ja zusammen, daß der Verfasser unsers Buches überhaupt nach Deutschland<lb/> kam. Ihre Anhänger, die gleich ihm den Ritter von Bunsen für einen „fähigen<lb/> und erfahrnen Staatsmann" ansahen, sind unter uns jedenfalls nicht mehr<lb/> zahlreich. Und alle übrigen, die froh sind, dnß die Zeit vorüber ist, werden<lb/> in ihrer Freude nicht gestört durch die Erinnerung an die Art, wie Crowe<lb/> die ihm zugewiesene Aufgabe angriff. Denn er war für Deutschland nicht<lb/> nur ein wohlwollender Beobachter, sondern, was mehr ist, ein verständnisvoller<lb/> und voraussehender. Seine Aufzeichnungen haben als zeitgeschichtliche Dokumente<lb/> selbständigen Wert. Besonders hervorgehoben zu werden verdienen noch die<lb/> Worte, die ihm, als er eben in Deutschland eingetroffen war, sein Vater<lb/> schrieb: Europa würde in seiner Erstarrung verharren und so lange Rückschritte<lb/> machen, bis Deutschland in politischer Beziehung die Initiative ergriffe. Alle<lb/> andern Länder würden Europa bloß falsch leiten, Deutschland allein könne<lb/> Europa retten. Aber würde Deutschland den Mut haben? Doch man dürfe<lb/> seine Hoffnungen nicht lediglich auf die Regierungen und die Diplomatie setzen.<lb/> Deutschland, durch eine große Volksbewegung, aber ohne Aufstände aus dem<lb/> Schlafe erweckt und unter einem Führer, dem es vertraue, zu neuem Leben<lb/> angefacht, würde den nötigen Impuls geben, und wenn Preußen bereit wäre,<lb/> diese Rolle zu übernehmen, so würde eine neue Ära anbrechen. Ich erkannte<lb/> bald, setzt der Sohn hinzu, daß die Aussichten ans eine neue Ära stark ver¬<lb/> dunkelt, wenn auch nicht ganz hoffnungslos waren.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Apotheken oder Mnkelapotheken?</head><lb/> <p xml:id="ID_1113" next="#ID_1114"> urch die Manchesterlehre, die in deu siebziger Jahren durch<lb/> englisches Geld und englische Federn verbreitet wurde, ist jene<lb/> unheilvolle Wirkung auf die Gesetzgebung ausgeübt worden,<lb/> infolge deren jedermann sich Baumeister nennen und die Thätig¬<lb/> keit eines solchen ausüben, jedermann den Arzt spielen darf, wenn<lb/> er nur seine Gewerbesteuer bezahlt. Dieser Lehre zuliebe wollte man damals<lb/> auch das Apothekergewerbe für jedermann freigeben. Da dies nun nicht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0339]
Apotheken oder Winkelaxotheken?
In welchem Maße man bei uns in Deutschland am Ende der fünfziger
und am Anfange der sechziger Jahre mit der Stimmung oder dem Verhalten
der englischen Regierung rechnete, in welchen Kreisen man ihr Wohlwollen
nötig zu haben glaubte und auch wohl geradezu zu gewinnen suchte, das ist
jetzt längst bekannt und zuletzt unter anderm in einer bekannten Biographie
des Prinzen Albert und in den Memoiren seines Bruders, des Herzogs von
Koburg, mit vielen Zeugnissen belegt worden. Mit dieser Zeitrichtung hängt
es ja zusammen, daß der Verfasser unsers Buches überhaupt nach Deutschland
kam. Ihre Anhänger, die gleich ihm den Ritter von Bunsen für einen „fähigen
und erfahrnen Staatsmann" ansahen, sind unter uns jedenfalls nicht mehr
zahlreich. Und alle übrigen, die froh sind, dnß die Zeit vorüber ist, werden
in ihrer Freude nicht gestört durch die Erinnerung an die Art, wie Crowe
die ihm zugewiesene Aufgabe angriff. Denn er war für Deutschland nicht
nur ein wohlwollender Beobachter, sondern, was mehr ist, ein verständnisvoller
und voraussehender. Seine Aufzeichnungen haben als zeitgeschichtliche Dokumente
selbständigen Wert. Besonders hervorgehoben zu werden verdienen noch die
Worte, die ihm, als er eben in Deutschland eingetroffen war, sein Vater
schrieb: Europa würde in seiner Erstarrung verharren und so lange Rückschritte
machen, bis Deutschland in politischer Beziehung die Initiative ergriffe. Alle
andern Länder würden Europa bloß falsch leiten, Deutschland allein könne
Europa retten. Aber würde Deutschland den Mut haben? Doch man dürfe
seine Hoffnungen nicht lediglich auf die Regierungen und die Diplomatie setzen.
Deutschland, durch eine große Volksbewegung, aber ohne Aufstände aus dem
Schlafe erweckt und unter einem Führer, dem es vertraue, zu neuem Leben
angefacht, würde den nötigen Impuls geben, und wenn Preußen bereit wäre,
diese Rolle zu übernehmen, so würde eine neue Ära anbrechen. Ich erkannte
bald, setzt der Sohn hinzu, daß die Aussichten ans eine neue Ära stark ver¬
dunkelt, wenn auch nicht ganz hoffnungslos waren.
Apotheken oder Mnkelapotheken?
urch die Manchesterlehre, die in deu siebziger Jahren durch
englisches Geld und englische Federn verbreitet wurde, ist jene
unheilvolle Wirkung auf die Gesetzgebung ausgeübt worden,
infolge deren jedermann sich Baumeister nennen und die Thätig¬
keit eines solchen ausüben, jedermann den Arzt spielen darf, wenn
er nur seine Gewerbesteuer bezahlt. Dieser Lehre zuliebe wollte man damals
auch das Apothekergewerbe für jedermann freigeben. Da dies nun nicht
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