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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.

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<Lecil Rhodes

alt sind. Na, da bin ich eins mit Rhodes. Ich denke, es ist ein ausge¬
zeichneter Streich. Wir kommen nicht hierher, um zu arbeiten. Das ist alles
sehr schön in England, aber wir sind hergekommen, Geld zu machen, und wie
können wirs machen, wenn wir nicht die Niggers sür uns Schuften lassen oder
ein Syndikat gründen? Er sitzt den Niggers im Nacken, der Rhodes! Man
kann mit den Niggers anstellen, was man will, solange man nur ihn nicht in
Angelegenheiten bringt." Daß Rhodes wirklich für das Prügeln sei, dafür liegt
kein Beweis vor. Aber daß die Neger nicht besser als wie Sklaven behandelt
werden, ist durch das Zeugnis zweier seiner Freunde, Louw und Venter, be¬
wiesen. Diese Behandlung und die periodischen Viehkonfiskationen, auch vor
dem Auftreten der Rinderpest, waren genug, die Eingebornen zum Aufstand
gegen den Segen der "Zivilisation" zu bringen; nun ist er ihnen aber durch
die Maximgeschütze von neuem auferlegt worden.

Rhodes hat für das englische Volk eine weite und wertvolle Strecke
Landes erworben, aber der Land- und Goldhunger hat ihn getrieben, auch an
ältere verbriefte Rechte Hand anzulegen, und da ist er gescheitert. Um sich die
Unterstützung seiner Landsleute und der heimischen Negierung zu sichern, er¬
klärt er sich für einen Imperialisten, dem nichts so sehr als die Größe des
britischen Reiches am Herzen liegt. Aber bei näherer Betrachtung steigen ge¬
wichtige Zweifel an seiner Ehrlichkeit auf. Derselbe Maun, der sich jahrelang
auf die Partikularistischen Holländer in der Kapkolonie stützte, der dann in
frevelhafter Weise ein selbständiges befreundetes Staatswesen im Frieden über¬
fiel, um eine Union von Südafrika, wie er es nennt, herbeizuführen, derselbe
Mann, der in Afrika partikularistisch und unionistisch sein kann, gab auch
seinerzeit dem verstorbnen Parnell die Summe von 10000 Pfund Sterling
für die Zwecke der irischen Home Rule-Partei, die eine vollständige Trennung
Irlands von dem Vereinigten Königreiche anstrebt. Dort eine Verschwörung
für Einheit, hier eine Verschwörung für Auflösung der Einheit. Dabei reden
die Boeren holländisch und die Mehrzahl der Iren englisch. Wie reimt sich
das zusammen? Welches ist das wahre Gesicht des "recht ehrenwerten" Cecil
Rhodes?

Wenn wir offen unsre Meinung sagen sollen, wir glauben nicht, daß es
Rhodes mit der imperialistischen Idee je Ernst gewesen sei. Der Napoleon
von Afrika befreundet sich nicht zu einem solche Zwecke mit Iren und Holländern.
Sollte nicht sein Ehrgeiz über die Würde eines Mitgliedes des geheimen Rath
oder eines Lords hinausgehen? Man denke sich, die Revolution in Johannis-
burg wäre geglückt, Jameson hätte mit seiner wohlbewaffneten Truppe den
Ausschlag gegeben, das Arsenal von Prätoria eingenommen und Krügers Ne¬
gierung durch eine andre, Rhodes ergebne, ersetzt, so hätte Rhodes Nhodesia
und das Transvaal zu seiner persönlichen Verfügung gehabt. Er brauchte
nur zu wollen, und die Republik der vereinigten Staaten von Südafrika war


<Lecil Rhodes

alt sind. Na, da bin ich eins mit Rhodes. Ich denke, es ist ein ausge¬
zeichneter Streich. Wir kommen nicht hierher, um zu arbeiten. Das ist alles
sehr schön in England, aber wir sind hergekommen, Geld zu machen, und wie
können wirs machen, wenn wir nicht die Niggers sür uns Schuften lassen oder
ein Syndikat gründen? Er sitzt den Niggers im Nacken, der Rhodes! Man
kann mit den Niggers anstellen, was man will, solange man nur ihn nicht in
Angelegenheiten bringt." Daß Rhodes wirklich für das Prügeln sei, dafür liegt
kein Beweis vor. Aber daß die Neger nicht besser als wie Sklaven behandelt
werden, ist durch das Zeugnis zweier seiner Freunde, Louw und Venter, be¬
wiesen. Diese Behandlung und die periodischen Viehkonfiskationen, auch vor
dem Auftreten der Rinderpest, waren genug, die Eingebornen zum Aufstand
gegen den Segen der „Zivilisation" zu bringen; nun ist er ihnen aber durch
die Maximgeschütze von neuem auferlegt worden.

Rhodes hat für das englische Volk eine weite und wertvolle Strecke
Landes erworben, aber der Land- und Goldhunger hat ihn getrieben, auch an
ältere verbriefte Rechte Hand anzulegen, und da ist er gescheitert. Um sich die
Unterstützung seiner Landsleute und der heimischen Negierung zu sichern, er¬
klärt er sich für einen Imperialisten, dem nichts so sehr als die Größe des
britischen Reiches am Herzen liegt. Aber bei näherer Betrachtung steigen ge¬
wichtige Zweifel an seiner Ehrlichkeit auf. Derselbe Maun, der sich jahrelang
auf die Partikularistischen Holländer in der Kapkolonie stützte, der dann in
frevelhafter Weise ein selbständiges befreundetes Staatswesen im Frieden über¬
fiel, um eine Union von Südafrika, wie er es nennt, herbeizuführen, derselbe
Mann, der in Afrika partikularistisch und unionistisch sein kann, gab auch
seinerzeit dem verstorbnen Parnell die Summe von 10000 Pfund Sterling
für die Zwecke der irischen Home Rule-Partei, die eine vollständige Trennung
Irlands von dem Vereinigten Königreiche anstrebt. Dort eine Verschwörung
für Einheit, hier eine Verschwörung für Auflösung der Einheit. Dabei reden
die Boeren holländisch und die Mehrzahl der Iren englisch. Wie reimt sich
das zusammen? Welches ist das wahre Gesicht des „recht ehrenwerten" Cecil
Rhodes?

Wenn wir offen unsre Meinung sagen sollen, wir glauben nicht, daß es
Rhodes mit der imperialistischen Idee je Ernst gewesen sei. Der Napoleon
von Afrika befreundet sich nicht zu einem solche Zwecke mit Iren und Holländern.
Sollte nicht sein Ehrgeiz über die Würde eines Mitgliedes des geheimen Rath
oder eines Lords hinausgehen? Man denke sich, die Revolution in Johannis-
burg wäre geglückt, Jameson hätte mit seiner wohlbewaffneten Truppe den
Ausschlag gegeben, das Arsenal von Prätoria eingenommen und Krügers Ne¬
gierung durch eine andre, Rhodes ergebne, ersetzt, so hätte Rhodes Nhodesia
und das Transvaal zu seiner persönlichen Verfügung gehabt. Er brauchte
nur zu wollen, und die Republik der vereinigten Staaten von Südafrika war


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/180>, abgerufen am 23.07.2024.