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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.

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Lecil Rhodes

als schaden. Es liegt nicht im Interesse der Reichsregierung, ihm auf den
Leib zu rücken; dafür ist er zu mächtig. Als die Seele dreier Gesellschaften
wie De Beers, Goldfelder und Chartered Company ist er eine Macht, der die
gesamte englische Regierung nicht gewachsen ist. Er hat bewiesen, daß es ihm
auf Geld nicht ankommt, wenn er etwas ausführen will, und er hat ein Ein¬
kommen, das sich auf viele Millionen Mark jährlich beläuft. Von den Gold¬
feldern allein hat er als Direktor in einem Jahre zwischen sechs und acht
Millionen Mark bezogen. Überdies glaubt er an sich selbst und ist nicht wählerisch
in seinen Mitteln. Was ihm widersteht, muß nieder, gleichviel wie.

Einen nicht geringen Teil seiner Erfolge verdankt er der Freiheit, die er
seinen Helfern in der Ausführung seiner Pläne läßt. Er giebt die Grund¬
züge, die Einzelheiten werden von andern besorgt. Dieses Vertrauen hatte ihm
den großen Einfluß bei allen seinen Untergebnen und auch bei den Afrikanern
verschafft. Seine gewinnende Persönlichkeit, wie Schreiner sagt, war es, die
ihm die Holländer geneigt machte.

Im allgemeinen ist dieses Verfahren richtig, aber es hat auch seine
Schattenseiten. Für Jcimesons Zug wurde es verhängnisvoll, und auch in
der Verwaltung von Rhodesia brachte es Mängel mit sich, die zu der großen
Erhebung der Matabele und Maschona im vorigen Jahre führten. Per¬
sönlich hat Rhodes immer gut mit den Eingebornen gestanden, es scheint auch,
er will sie gut behandelt sehen. Aber als Kapminister hatte er seinen Sitz
fern von dem Gebiete der Gesellschaft, und die untergeordneten Organe ließen
die Ansiedler machen, was sie wollten. Die Schwarzen wurden kaum wie
Menschen behandelt. Bei Ausbruch des Aufstands liefen häßliche Gerüchte
um von Thaten englischer Ansiedler, die an Leist in Kamerun erinnern. Wie
man in Afrika über Rhodes in Bezug auf Eingeborne denkt, geht aus einem
vor kurzem erschienenen Buche von Olive Schreiner, der Schwester des er¬
wähnten Generalanwalts, hervor/") Darin spricht sich ein Soldat folgender¬
maßen über Rhodes aus: "Es heißt, als er Premierminister da unten in der
Kolonie war, versuchte er ein Gesetz durchzubringen, das einem Herrn das
Recht gab, seine Diener zu peitschen; aber die andern Engländer wollten es
nicht zulassen. Doch hier kann er thun, was er will. Das ist der Grund,
daß manche Leute ihn nicht fortgeschickt sehen wollen. Sie sagen: wenn wir
die britische Regierung hierher kriegen, dann wollen sie den Niggers Land zum
Leben geben, ihnen eine Stimme geben, sie zivilisiren und erziehen und all das
Zeug; aber Cecil Rhodes, der hält sie zur Arbeit. "Ich ziehe Land den
Niggers vor," sagt er. Es heißt, er will sie verteilen und auf unserm Lande
arbeiten lassen, ob sie wollen oder nicht, gerade so gut wie Sklaven halten,
verstehen Sie; und man hat nicht die Schererei, für sie zu sorgen, wenn sie



"Irooxvr ?sehr IllllKst ok NasIioll!Üa.niZ, Olivo Loin'euior. I^vnäon, 1897.
Lecil Rhodes

als schaden. Es liegt nicht im Interesse der Reichsregierung, ihm auf den
Leib zu rücken; dafür ist er zu mächtig. Als die Seele dreier Gesellschaften
wie De Beers, Goldfelder und Chartered Company ist er eine Macht, der die
gesamte englische Regierung nicht gewachsen ist. Er hat bewiesen, daß es ihm
auf Geld nicht ankommt, wenn er etwas ausführen will, und er hat ein Ein¬
kommen, das sich auf viele Millionen Mark jährlich beläuft. Von den Gold¬
feldern allein hat er als Direktor in einem Jahre zwischen sechs und acht
Millionen Mark bezogen. Überdies glaubt er an sich selbst und ist nicht wählerisch
in seinen Mitteln. Was ihm widersteht, muß nieder, gleichviel wie.

Einen nicht geringen Teil seiner Erfolge verdankt er der Freiheit, die er
seinen Helfern in der Ausführung seiner Pläne läßt. Er giebt die Grund¬
züge, die Einzelheiten werden von andern besorgt. Dieses Vertrauen hatte ihm
den großen Einfluß bei allen seinen Untergebnen und auch bei den Afrikanern
verschafft. Seine gewinnende Persönlichkeit, wie Schreiner sagt, war es, die
ihm die Holländer geneigt machte.

Im allgemeinen ist dieses Verfahren richtig, aber es hat auch seine
Schattenseiten. Für Jcimesons Zug wurde es verhängnisvoll, und auch in
der Verwaltung von Rhodesia brachte es Mängel mit sich, die zu der großen
Erhebung der Matabele und Maschona im vorigen Jahre führten. Per¬
sönlich hat Rhodes immer gut mit den Eingebornen gestanden, es scheint auch,
er will sie gut behandelt sehen. Aber als Kapminister hatte er seinen Sitz
fern von dem Gebiete der Gesellschaft, und die untergeordneten Organe ließen
die Ansiedler machen, was sie wollten. Die Schwarzen wurden kaum wie
Menschen behandelt. Bei Ausbruch des Aufstands liefen häßliche Gerüchte
um von Thaten englischer Ansiedler, die an Leist in Kamerun erinnern. Wie
man in Afrika über Rhodes in Bezug auf Eingeborne denkt, geht aus einem
vor kurzem erschienenen Buche von Olive Schreiner, der Schwester des er¬
wähnten Generalanwalts, hervor/") Darin spricht sich ein Soldat folgender¬
maßen über Rhodes aus: „Es heißt, als er Premierminister da unten in der
Kolonie war, versuchte er ein Gesetz durchzubringen, das einem Herrn das
Recht gab, seine Diener zu peitschen; aber die andern Engländer wollten es
nicht zulassen. Doch hier kann er thun, was er will. Das ist der Grund,
daß manche Leute ihn nicht fortgeschickt sehen wollen. Sie sagen: wenn wir
die britische Regierung hierher kriegen, dann wollen sie den Niggers Land zum
Leben geben, ihnen eine Stimme geben, sie zivilisiren und erziehen und all das
Zeug; aber Cecil Rhodes, der hält sie zur Arbeit. »Ich ziehe Land den
Niggers vor,« sagt er. Es heißt, er will sie verteilen und auf unserm Lande
arbeiten lassen, ob sie wollen oder nicht, gerade so gut wie Sklaven halten,
verstehen Sie; und man hat nicht die Schererei, für sie zu sorgen, wenn sie



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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/179>, abgerufen am 23.07.2024.