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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

die Kenntnis der Gärtnerei als Hciuptteil dieser Ausbildung. Die jungen Mädchen
erhalten in einem der Anstalt gehörigen Gcirtchen praktische Anleitung in Blumen-,
Obst- und Gemüsezucht, womit theoretische Unterweisung Hand in Hand geht. Und
damit sie das Gelernte auch sofort wieder lehrend üben, arbeiten in dem Gcirtchen
unter ihrer -- gleichfalls beaufsichtigte" -- Anleitung die Zöglinge des Volks¬
kindergartens. Und die Kleinen geben sich dieser Arbeit mit begeisterter Liebe hin.

Nun bedeute man, welche Wohlthat hiermit zugleich dem Leibe dieser an Lust
und Licht im Elternhnuse meist dnrbendeu Kinder erwiesen wird! Namentlich für
die Großstadt kauu die Aufmerksamkeit der Menschenfreunde nicht dringend genng
hierauf gelenkt werden. Schafft Gartenplätze für die "Kindergärten," zumal für
die Volkskindergärten, die Kinderhorte und die Volksschulen. Das ist mehr wert
als alle "Fericukolouien," deren Vorteile doch dnrch mancherlei Nachteile aufgewogen
werden, ja es würde sie überflüssig machen. Schafft Gärten und lehrt die Kleinen
Blumen pflegen. Ihr stählt dadurch ihren Leib und gebt ihnen Gesundheit. Ihr
stählt ihren Charakter und gebt ihnen einen Halt fürs Leben. Ihr bildet ihre Hand
aus, sowohl nach der Seite der Kraft wie nach der der Geschicklichkeit. Ihr schuld
ihr Temperament, denn Ungeduld, wildes, rauhes, übereiltes Wesen, Achtlosigkeit,
Vergeßlichkeit -- das alles sind Schwächen, die das Kind ablegen muß, Wenn seine
Pflanzen gedeihen sollen. Ihr arbeitet dem menschlichen Zerstöruugstrieb entgegen,
den die jammervolle Lehrmethode unsrer Botanik geradezu fördert. Ihr weckt
ihren Schönheitssinn und erzieht ihren Geschmack. Auch diese ästhetische Seite der
Gärtnerei unterschätze man ja nicht. Auch der gute Geschmack kann auf das Denken
und Handeln des Menschen oersittlichend einwirken.

Wir Deutschen sind geneigt, diesen Gewinn gering anzuschlagen, weil wir ihn
zu wenig kennen. Wir sollten hier bei den Engländern in die Schule gehen. Es
scheint fast, als ob diesen die Liebe zu deu Blumen, wie ja der Natur überhaupt,
eingeboren wäre. Nirgends aber mutet sie uns rührender an, als da, wo man sie
kaum erwarten sollte, bei den Fabrikarbeitern Englands. In Nottingham hat fast
jeder Arbeiter vor der Stadt ein winziges Stückchen Land, auf dem er Blume" zieht,
und manchmal recht seltne. An den Markttagen, besonders um die Mittagspause,
kann man Scharen von Arbeitern nach dem Blumenmnrlt ziehen sehen, um die dort
ausgestellte" Blume" z" bewundern. Und es geht wohl keiner davon, der nicht
eine Blume im Knopfloch trüge. Ist es nicht, als ob das bischen Poesie, das
die Mühsal und Not des Lebeus, der harte Kampf ums Dasei" noch übrig läßt,
sich bei diesen Armen in die Liebe zu deu Blumen flüchtete, da es um doch ein¬
mal aus der Menschenbrust uicht vertrieben werden will? Sicher wäre es eine
schöne Aufgabe, ihm diese Freistätte zu erhalten; es wäre mich bei uns nicht schwer.
Man sehe nur, mit welcher Sehnsucht, welcher Teilnahme sich Frnneu und Kiuder
aus dem Volke der Schönheit zuwenden, die ihnen aus deu Schaufenstern unsrer
Blumculädeu entgcgeublüht. So andächtig verklärte Augen wie vor den Blumen-
wnndern unsrer Großstädte sah ich nur uoch einmal: es war bei deu raxgvä se-book
ebilclrM, den zerlumpten kleinen Straßenbuben in London vor den Bildern in der
L. L. Ries Nativnalgalerie.


Zur Kunstgeschichte.

Die jüngste der Historischen Wissenschaften, die Kunst¬
geschichte, hat gleich bei ihrem ersten Auftreten, und so oft sie größere Ansprüche
erhob, deu Vorwurf hinnehmen müssen, sie sei keine rechte Wissenschaft, sei so eine
Art von problematischer Rat"r, weder gesonnen, sich mit exakter Geschichtsforschung
zu begnügen, noch imstande, ihr gerecht zu werde". Etwas Richtiges lag in dem
Vorwurf: wer sich mit K""stgeschichte befaßte, war i" der Regel von lebhafter Freude


Maßgebliches und Unmaßgebliches

die Kenntnis der Gärtnerei als Hciuptteil dieser Ausbildung. Die jungen Mädchen
erhalten in einem der Anstalt gehörigen Gcirtchen praktische Anleitung in Blumen-,
Obst- und Gemüsezucht, womit theoretische Unterweisung Hand in Hand geht. Und
damit sie das Gelernte auch sofort wieder lehrend üben, arbeiten in dem Gcirtchen
unter ihrer — gleichfalls beaufsichtigte» — Anleitung die Zöglinge des Volks¬
kindergartens. Und die Kleinen geben sich dieser Arbeit mit begeisterter Liebe hin.

Nun bedeute man, welche Wohlthat hiermit zugleich dem Leibe dieser an Lust
und Licht im Elternhnuse meist dnrbendeu Kinder erwiesen wird! Namentlich für
die Großstadt kauu die Aufmerksamkeit der Menschenfreunde nicht dringend genng
hierauf gelenkt werden. Schafft Gartenplätze für die „Kindergärten," zumal für
die Volkskindergärten, die Kinderhorte und die Volksschulen. Das ist mehr wert
als alle „Fericukolouien," deren Vorteile doch dnrch mancherlei Nachteile aufgewogen
werden, ja es würde sie überflüssig machen. Schafft Gärten und lehrt die Kleinen
Blumen pflegen. Ihr stählt dadurch ihren Leib und gebt ihnen Gesundheit. Ihr
stählt ihren Charakter und gebt ihnen einen Halt fürs Leben. Ihr bildet ihre Hand
aus, sowohl nach der Seite der Kraft wie nach der der Geschicklichkeit. Ihr schuld
ihr Temperament, denn Ungeduld, wildes, rauhes, übereiltes Wesen, Achtlosigkeit,
Vergeßlichkeit — das alles sind Schwächen, die das Kind ablegen muß, Wenn seine
Pflanzen gedeihen sollen. Ihr arbeitet dem menschlichen Zerstöruugstrieb entgegen,
den die jammervolle Lehrmethode unsrer Botanik geradezu fördert. Ihr weckt
ihren Schönheitssinn und erzieht ihren Geschmack. Auch diese ästhetische Seite der
Gärtnerei unterschätze man ja nicht. Auch der gute Geschmack kann auf das Denken
und Handeln des Menschen oersittlichend einwirken.

Wir Deutschen sind geneigt, diesen Gewinn gering anzuschlagen, weil wir ihn
zu wenig kennen. Wir sollten hier bei den Engländern in die Schule gehen. Es
scheint fast, als ob diesen die Liebe zu deu Blumen, wie ja der Natur überhaupt,
eingeboren wäre. Nirgends aber mutet sie uns rührender an, als da, wo man sie
kaum erwarten sollte, bei den Fabrikarbeitern Englands. In Nottingham hat fast
jeder Arbeiter vor der Stadt ein winziges Stückchen Land, auf dem er Blume» zieht,
und manchmal recht seltne. An den Markttagen, besonders um die Mittagspause,
kann man Scharen von Arbeitern nach dem Blumenmnrlt ziehen sehen, um die dort
ausgestellte» Blume» z» bewundern. Und es geht wohl keiner davon, der nicht
eine Blume im Knopfloch trüge. Ist es nicht, als ob das bischen Poesie, das
die Mühsal und Not des Lebeus, der harte Kampf ums Dasei» noch übrig läßt,
sich bei diesen Armen in die Liebe zu deu Blumen flüchtete, da es um doch ein¬
mal aus der Menschenbrust uicht vertrieben werden will? Sicher wäre es eine
schöne Aufgabe, ihm diese Freistätte zu erhalten; es wäre mich bei uns nicht schwer.
Man sehe nur, mit welcher Sehnsucht, welcher Teilnahme sich Frnneu und Kiuder
aus dem Volke der Schönheit zuwenden, die ihnen aus deu Schaufenstern unsrer
Blumculädeu entgcgeublüht. So andächtig verklärte Augen wie vor den Blumen-
wnndern unsrer Großstädte sah ich nur uoch einmal: es war bei deu raxgvä se-book
ebilclrM, den zerlumpten kleinen Straßenbuben in London vor den Bildern in der
L. L. Ries Nativnalgalerie.


Zur Kunstgeschichte.

Die jüngste der Historischen Wissenschaften, die Kunst¬
geschichte, hat gleich bei ihrem ersten Auftreten, und so oft sie größere Ansprüche
erhob, deu Vorwurf hinnehmen müssen, sie sei keine rechte Wissenschaft, sei so eine
Art von problematischer Rat»r, weder gesonnen, sich mit exakter Geschichtsforschung
zu begnügen, noch imstande, ihr gerecht zu werde». Etwas Richtiges lag in dem
Vorwurf: wer sich mit K»»stgeschichte befaßte, war i» der Regel von lebhafter Freude


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[0165] Maßgebliches und Unmaßgebliches die Kenntnis der Gärtnerei als Hciuptteil dieser Ausbildung. Die jungen Mädchen erhalten in einem der Anstalt gehörigen Gcirtchen praktische Anleitung in Blumen-, Obst- und Gemüsezucht, womit theoretische Unterweisung Hand in Hand geht. Und damit sie das Gelernte auch sofort wieder lehrend üben, arbeiten in dem Gcirtchen unter ihrer — gleichfalls beaufsichtigte» — Anleitung die Zöglinge des Volks¬ kindergartens. Und die Kleinen geben sich dieser Arbeit mit begeisterter Liebe hin. Nun bedeute man, welche Wohlthat hiermit zugleich dem Leibe dieser an Lust und Licht im Elternhnuse meist dnrbendeu Kinder erwiesen wird! Namentlich für die Großstadt kauu die Aufmerksamkeit der Menschenfreunde nicht dringend genng hierauf gelenkt werden. Schafft Gartenplätze für die „Kindergärten," zumal für die Volkskindergärten, die Kinderhorte und die Volksschulen. Das ist mehr wert als alle „Fericukolouien," deren Vorteile doch dnrch mancherlei Nachteile aufgewogen werden, ja es würde sie überflüssig machen. Schafft Gärten und lehrt die Kleinen Blumen pflegen. Ihr stählt dadurch ihren Leib und gebt ihnen Gesundheit. Ihr stählt ihren Charakter und gebt ihnen einen Halt fürs Leben. Ihr bildet ihre Hand aus, sowohl nach der Seite der Kraft wie nach der der Geschicklichkeit. Ihr schuld ihr Temperament, denn Ungeduld, wildes, rauhes, übereiltes Wesen, Achtlosigkeit, Vergeßlichkeit — das alles sind Schwächen, die das Kind ablegen muß, Wenn seine Pflanzen gedeihen sollen. Ihr arbeitet dem menschlichen Zerstöruugstrieb entgegen, den die jammervolle Lehrmethode unsrer Botanik geradezu fördert. Ihr weckt ihren Schönheitssinn und erzieht ihren Geschmack. Auch diese ästhetische Seite der Gärtnerei unterschätze man ja nicht. Auch der gute Geschmack kann auf das Denken und Handeln des Menschen oersittlichend einwirken. Wir Deutschen sind geneigt, diesen Gewinn gering anzuschlagen, weil wir ihn zu wenig kennen. Wir sollten hier bei den Engländern in die Schule gehen. Es scheint fast, als ob diesen die Liebe zu deu Blumen, wie ja der Natur überhaupt, eingeboren wäre. Nirgends aber mutet sie uns rührender an, als da, wo man sie kaum erwarten sollte, bei den Fabrikarbeitern Englands. In Nottingham hat fast jeder Arbeiter vor der Stadt ein winziges Stückchen Land, auf dem er Blume» zieht, und manchmal recht seltne. An den Markttagen, besonders um die Mittagspause, kann man Scharen von Arbeitern nach dem Blumenmnrlt ziehen sehen, um die dort ausgestellte» Blume» z» bewundern. Und es geht wohl keiner davon, der nicht eine Blume im Knopfloch trüge. Ist es nicht, als ob das bischen Poesie, das die Mühsal und Not des Lebeus, der harte Kampf ums Dasei» noch übrig läßt, sich bei diesen Armen in die Liebe zu deu Blumen flüchtete, da es um doch ein¬ mal aus der Menschenbrust uicht vertrieben werden will? Sicher wäre es eine schöne Aufgabe, ihm diese Freistätte zu erhalten; es wäre mich bei uns nicht schwer. Man sehe nur, mit welcher Sehnsucht, welcher Teilnahme sich Frnneu und Kiuder aus dem Volke der Schönheit zuwenden, die ihnen aus deu Schaufenstern unsrer Blumculädeu entgcgeublüht. So andächtig verklärte Augen wie vor den Blumen- wnndern unsrer Großstädte sah ich nur uoch einmal: es war bei deu raxgvä se-book ebilclrM, den zerlumpten kleinen Straßenbuben in London vor den Bildern in der L. L. Ries Nativnalgalerie. Zur Kunstgeschichte. Die jüngste der Historischen Wissenschaften, die Kunst¬ geschichte, hat gleich bei ihrem ersten Auftreten, und so oft sie größere Ansprüche erhob, deu Vorwurf hinnehmen müssen, sie sei keine rechte Wissenschaft, sei so eine Art von problematischer Rat»r, weder gesonnen, sich mit exakter Geschichtsforschung zu begnügen, noch imstande, ihr gerecht zu werde». Etwas Richtiges lag in dem Vorwurf: wer sich mit K»»stgeschichte befaßte, war i» der Regel von lebhafter Freude

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/165>, abgerufen am 23.07.2024.