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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßliches

schaft, jenen bessern Tagen, infolge des bis dahin auf ihr lastenden Druckes an Leib
und Seele verkümmert, begegnen, oder ob sie, von der Last wenigstens teilweise
befreit, als eine Generation freier, energicvvller, selbstbewußter Persönlichkeiten in
das verheißne und langersehnte Land eintreten würde/' Von diesem "letztern" Ge¬
sichtspunkte aus eröffne sich für alle "wirklichen, wahren Volksfreunde," ebenso wie
für "jene Parteien, die ihre Sonderinteressen hinter die Interessen der Gesamtheit
zu stellen gewohnt seien, "ein weites fruchtbares Feld der bis zu einem gewissen
Punkte gemeinsamen Thätigkeit": das "große, noch ziemlich jungfräuliche Gebiet der
Sozialreform im eigentlichen Sinne des Worts, das Gebiet des thatkräftigen und
wirksamen Arbeiterschutzes," Der Verfasser betont, daß er absichtlich sage: "bis zu
einem gewissen Punkte," denn die Verschiedenheit der "letzten Ziele," die die poli¬
tischen Parteien verfolgten, werde sich auch bei der Behandlung der Fragen des
Arbeiterschutzes vielfach geltend machen; und zwar werde es sich hierbei nicht bloß
um das "Mehr oder Weniger" handeln, sondern auch grundsätzlich würden die
Parteien oft auseinander gehen. Der Arbeiterschutz als "letztes Ziel" einer Sozial¬
reform und der Arbeiterschutz als "Mittel" zur Sammlung und Vorbereitung der
Arbeiterklasse für die erhoffte neue Ordnung der Dinge seien eben zwei ganz ver-
schiedne Dinge. Nichtsdestoweniger soll mau also "bis zu einem gewissen Punkte"
gemeinsam Hand in Hand marschiren.

Wir sind der Ansicht, daß sich die für die Kulturentwicklung des Volks Ver¬
antwortlicher Schichten der Gesellschaft und die Staatsgewalt jetzt durchaus über
diese Frage klar werde" müssen. Wir müssen uns über die Frage entscheiden, ob
eine solche Strategie mit dem Gemeinwohl, mit der Fürsorge für die Wohlfahrt
aller Staatsbürger anch in den spätern Geschlechteric vereinbar ist oder nicht, und
müssen darnach handeln. Erkennt man, wie anch Dr. Reichesberg es thut, daß die
Ziele der Sozialdemokratie mit der "Aufhebung des modernen Staats" zusammen¬
fallen, und hält man die Erhaltung dieses Staats für nötig, so muß die Bundes-
genossenschaft, die den Sozialdemokraten, wenn auch nnr bis zu einem gewissen
Pnnkte, geleistet wird und thatsächlich die Erreichung ihrer Ziele fördert, wenigstens
als ein so gewagtes Manöver erscheinen, daß der seiner Verantwortlichkeit gegen
die Gesamtheit sich bewußte gebildete Mann und vor allein die zur Erhaltung des
Staats verpflichteten öffentlichen Gewalten es nur dann gut heißen konnten, wenn
gegen seine Staats- und gemeingefährlichen Folgen unzweifelhafte Bürgschaften gegeben
wären. Zu meinen, daß deshalb, weil anch die Sozialdemokraten an der Hebung
der arbeitenden Klasse wegen ihrer ans den Umsturz gerichtete" Bestrebungen
Interesse habe", die Arbeit "Hand in Hand" mit dieser Partei etwas ungefährliches
sei, wäre jedenfalls verkehrt. Schon die Möglichkeit, daß die arbeitenden Klassen
durch deu gemeinsamen Marsch den Fahnen der Sozialdemokratie für den ent-
scheidenden Schlag viel mehr verpflichtet werden könnten, als der Partei der
bürgerlichen Sozinlrcformcr, sollte dem gesunden Menschenverstande als eine sehr
große Gefahr erscheinen. Unter allen Umständen aber hätte eine Partei, die an¬
giebt, die Grundlage der bestehenden Staatsordnung in keiner Weise antasten lassen
zu wollen, und sich trotzdem entschließt, mit der Sozialdemokratie Hand in Hand
zu marschiren, nicht nur der Staatsgewalt und den gebildeten Klassen, sondern
vor allem mich den Arbeitermassen jeden Zweifel darüber zu nehmen, daß und
inwiefern ihre Ziele und ihr praktisches Handeln mit der Erhaltung des modernen
Staats vereinbar und von denen der Sozialdemokratie verschieden seien. Diesen
Nachweis zu erbringen ist dem Verfasser nicht gelungen; im Gegenteil machen die
von ihm den "Vertretern der bürgerlichen Sozialreform" zugewiesenen Bestrebungen
den Eindruck völliger Ziellosigkeit. Dem Arbcitcrschntz, der Sozialreform, die man


Maßgebliches und Unmaßliches

schaft, jenen bessern Tagen, infolge des bis dahin auf ihr lastenden Druckes an Leib
und Seele verkümmert, begegnen, oder ob sie, von der Last wenigstens teilweise
befreit, als eine Generation freier, energicvvller, selbstbewußter Persönlichkeiten in
das verheißne und langersehnte Land eintreten würde/' Von diesem „letztern" Ge¬
sichtspunkte aus eröffne sich für alle „wirklichen, wahren Volksfreunde," ebenso wie
für „jene Parteien, die ihre Sonderinteressen hinter die Interessen der Gesamtheit
zu stellen gewohnt seien, „ein weites fruchtbares Feld der bis zu einem gewissen
Punkte gemeinsamen Thätigkeit": das „große, noch ziemlich jungfräuliche Gebiet der
Sozialreform im eigentlichen Sinne des Worts, das Gebiet des thatkräftigen und
wirksamen Arbeiterschutzes," Der Verfasser betont, daß er absichtlich sage: „bis zu
einem gewissen Punkte," denn die Verschiedenheit der „letzten Ziele," die die poli¬
tischen Parteien verfolgten, werde sich auch bei der Behandlung der Fragen des
Arbeiterschutzes vielfach geltend machen; und zwar werde es sich hierbei nicht bloß
um das „Mehr oder Weniger" handeln, sondern auch grundsätzlich würden die
Parteien oft auseinander gehen. Der Arbeiterschutz als „letztes Ziel" einer Sozial¬
reform und der Arbeiterschutz als „Mittel" zur Sammlung und Vorbereitung der
Arbeiterklasse für die erhoffte neue Ordnung der Dinge seien eben zwei ganz ver-
schiedne Dinge. Nichtsdestoweniger soll mau also „bis zu einem gewissen Punkte"
gemeinsam Hand in Hand marschiren.

Wir sind der Ansicht, daß sich die für die Kulturentwicklung des Volks Ver¬
antwortlicher Schichten der Gesellschaft und die Staatsgewalt jetzt durchaus über
diese Frage klar werde» müssen. Wir müssen uns über die Frage entscheiden, ob
eine solche Strategie mit dem Gemeinwohl, mit der Fürsorge für die Wohlfahrt
aller Staatsbürger anch in den spätern Geschlechteric vereinbar ist oder nicht, und
müssen darnach handeln. Erkennt man, wie anch Dr. Reichesberg es thut, daß die
Ziele der Sozialdemokratie mit der „Aufhebung des modernen Staats" zusammen¬
fallen, und hält man die Erhaltung dieses Staats für nötig, so muß die Bundes-
genossenschaft, die den Sozialdemokraten, wenn auch nnr bis zu einem gewissen
Pnnkte, geleistet wird und thatsächlich die Erreichung ihrer Ziele fördert, wenigstens
als ein so gewagtes Manöver erscheinen, daß der seiner Verantwortlichkeit gegen
die Gesamtheit sich bewußte gebildete Mann und vor allein die zur Erhaltung des
Staats verpflichteten öffentlichen Gewalten es nur dann gut heißen konnten, wenn
gegen seine Staats- und gemeingefährlichen Folgen unzweifelhafte Bürgschaften gegeben
wären. Zu meinen, daß deshalb, weil anch die Sozialdemokraten an der Hebung
der arbeitenden Klasse wegen ihrer ans den Umsturz gerichtete» Bestrebungen
Interesse habe», die Arbeit „Hand in Hand" mit dieser Partei etwas ungefährliches
sei, wäre jedenfalls verkehrt. Schon die Möglichkeit, daß die arbeitenden Klassen
durch deu gemeinsamen Marsch den Fahnen der Sozialdemokratie für den ent-
scheidenden Schlag viel mehr verpflichtet werden könnten, als der Partei der
bürgerlichen Sozinlrcformcr, sollte dem gesunden Menschenverstande als eine sehr
große Gefahr erscheinen. Unter allen Umständen aber hätte eine Partei, die an¬
giebt, die Grundlage der bestehenden Staatsordnung in keiner Weise antasten lassen
zu wollen, und sich trotzdem entschließt, mit der Sozialdemokratie Hand in Hand
zu marschiren, nicht nur der Staatsgewalt und den gebildeten Klassen, sondern
vor allem mich den Arbeitermassen jeden Zweifel darüber zu nehmen, daß und
inwiefern ihre Ziele und ihr praktisches Handeln mit der Erhaltung des modernen
Staats vereinbar und von denen der Sozialdemokratie verschieden seien. Diesen
Nachweis zu erbringen ist dem Verfasser nicht gelungen; im Gegenteil machen die
von ihm den „Vertretern der bürgerlichen Sozialreform" zugewiesenen Bestrebungen
den Eindruck völliger Ziellosigkeit. Dem Arbcitcrschntz, der Sozialreform, die man


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/157>, abgerufen am 23.07.2024.