Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Erfindungen der Neuzeit bloß von den einzelnen Personen abhängen, deren Namen
mit diesen Erfindungen verknüpft sind, und ohne sie immer unterblieben wären. Die
gewaltige That der Abschüttlung des napoleonischen Jochs wurde vollführt, ohne
daß die Geschichte einen der dabei mitwirkenden Männer mit dem Namen des
Großen geschmückt hätte! Ja die Siege wurden errungen über das erste Feld Herrn¬
genie und diplomatische Genie des Zeitalters. Wenn unerträgliche Zustände nach
Abhilfe schreien, wenn brutale Unterdrückung und unerhörte Ungerechtigkeit die
Völker aufs tiefste empört und unersättliche Eroberungssucht unnatürliche Staaten-
gcbilde geschaffen hat, so wird die Kraft zur Befreiung gefunden, wenn auch die Be¬
wegung nicht in einem einzelnen Mann ihren Mittelpunkt findet, nicht ein einziger
gewaltig hervorragt. Auch ist wohl jeder deutsche Vnterlnndsfreund davon über¬
zeugt, daß die Einigung Deutschlands einmal kommen mußte. Aber daß sie sich so
rasch und vollständig vollzog, daß es gelang, das deutsche Staatsschiff durch so
viele Gefahren glücklich hindurchzustenern, war das Verdienst einer genialen Staats¬
mannskunst. Es ist anch selbstverständlich, daß der große Mann nicht ein Allschöpfer
ist, der aus dein Nichts Zustände, Verhältnisse hervorzaubern könnte, die ohne sein
Zuthun vorhanden find, und deren er zur Ausführung seines Werkes bedarf. Der
preußische Schulmeister und viele andre und vieles andre mehr haben zu den
deutschen Siegen mitgeholfen. Wir denken nicht so gering von dem deutschen Volke,
daß wir glauben sollten, sein Emporkommen und Erstarken haben ganz ausschlie߬
lich davon abgehangen, ob einige außerordentlich befähigte Männer seine Führer
waren, wie auch in Zukunft das Bestehen des deutschen Reichs nur gesichert sei,
wenn immer Männer von gleicher Begabung seine Geschicke leiten. Wir sehen in
der Verschiebung des Machtverhältnisses zwischen Deutschland und Frankreich einen
geschichtlichen Vorgang, der durch mancherlei Ursachen veranlaßt worden ist und nicht
mehr dauernd rückgängig gemacht werden kann. Wir glauben und hoffen, daß die Über¬
legenheit Deutschlands über Frankreich verbürgt ist durch etwas, was bleibt, was
die einzelnen Personen überdauert, durch eine Überlegenheit des Volkstums, zu der
die Überlegenheit der Volkszahl als weitere Bürgschaft gegen die von deu Revnnche-
pläueu der westlichen Nachbarn drohende Gefahr hinzukommt.

Es heißt der Größe nicht zu nahe treten, wenn man annimmt, daß ein Zu¬
sammenwirken vieler Kräfte und ein Zusammentreffen glücklicher Umstände die Aus¬
führung des von dem großen Manne geplanten Werkes erleichert. Der preußisch¬
deutschen Staatskunst und Heerleitnng ist die Verblendung der Gegner, die Unter¬
schätzung der Tüchtigkeit unsers Heeres und der im deutschen Volke schlummernden
Kraft, ist Leichtsinn, Unfähigkeit und Kraftlosigkeit der Gegner, find Fehler der Be¬
rechnung, ungeschicktes Operiren, das spekuliren auf Bündnisse, die nicht zustande
kamen, zur Hilfe gekommen.

Rechnen wir das alles zusammen, so ergiebt sich als Bedingung für die Wirk¬
samkeit der geschichtlichen Größe, daß sie in den Nahmen der Zeitgeschichte hinein¬
paßt, ihr Eingreifen in die Geschichte zur rechten Zeit und am rechten Ort statt¬
finden, daß die Zeitverhältnisse hindrängen auf das von ihr vorbereitete Werk,
sodaß ihre Thätigkeit gewissermaßen als das Pflücken einer reifen Frucht erscheint.
Die Frage ist vielleicht müßig, ob el" einzelner großer Mann in einer frühern Zeit
schon die Einigung Deutschlands hätte durchführen können. Wir glauben aber diese
Frage, wenn sie gestellt wird, verneinen zu müssen. Welche Vorwürfe auch der
preußischen Politik der frühern Jahre mit Recht gemacht werden können, die später
vollführte Aufgabe war viel zu groß und gewaltig, als daß sie viel früher, mit
ungenügenden Mitteln und bei ungenügender Vorbereitung, bei der damaligen Haltung
übelgesinnter Mächte und der Isolirung und dem ganzen Zustande Preußens so


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Erfindungen der Neuzeit bloß von den einzelnen Personen abhängen, deren Namen
mit diesen Erfindungen verknüpft sind, und ohne sie immer unterblieben wären. Die
gewaltige That der Abschüttlung des napoleonischen Jochs wurde vollführt, ohne
daß die Geschichte einen der dabei mitwirkenden Männer mit dem Namen des
Großen geschmückt hätte! Ja die Siege wurden errungen über das erste Feld Herrn¬
genie und diplomatische Genie des Zeitalters. Wenn unerträgliche Zustände nach
Abhilfe schreien, wenn brutale Unterdrückung und unerhörte Ungerechtigkeit die
Völker aufs tiefste empört und unersättliche Eroberungssucht unnatürliche Staaten-
gcbilde geschaffen hat, so wird die Kraft zur Befreiung gefunden, wenn auch die Be¬
wegung nicht in einem einzelnen Mann ihren Mittelpunkt findet, nicht ein einziger
gewaltig hervorragt. Auch ist wohl jeder deutsche Vnterlnndsfreund davon über¬
zeugt, daß die Einigung Deutschlands einmal kommen mußte. Aber daß sie sich so
rasch und vollständig vollzog, daß es gelang, das deutsche Staatsschiff durch so
viele Gefahren glücklich hindurchzustenern, war das Verdienst einer genialen Staats¬
mannskunst. Es ist anch selbstverständlich, daß der große Mann nicht ein Allschöpfer
ist, der aus dein Nichts Zustände, Verhältnisse hervorzaubern könnte, die ohne sein
Zuthun vorhanden find, und deren er zur Ausführung seines Werkes bedarf. Der
preußische Schulmeister und viele andre und vieles andre mehr haben zu den
deutschen Siegen mitgeholfen. Wir denken nicht so gering von dem deutschen Volke,
daß wir glauben sollten, sein Emporkommen und Erstarken haben ganz ausschlie߬
lich davon abgehangen, ob einige außerordentlich befähigte Männer seine Führer
waren, wie auch in Zukunft das Bestehen des deutschen Reichs nur gesichert sei,
wenn immer Männer von gleicher Begabung seine Geschicke leiten. Wir sehen in
der Verschiebung des Machtverhältnisses zwischen Deutschland und Frankreich einen
geschichtlichen Vorgang, der durch mancherlei Ursachen veranlaßt worden ist und nicht
mehr dauernd rückgängig gemacht werden kann. Wir glauben und hoffen, daß die Über¬
legenheit Deutschlands über Frankreich verbürgt ist durch etwas, was bleibt, was
die einzelnen Personen überdauert, durch eine Überlegenheit des Volkstums, zu der
die Überlegenheit der Volkszahl als weitere Bürgschaft gegen die von deu Revnnche-
pläueu der westlichen Nachbarn drohende Gefahr hinzukommt.

Es heißt der Größe nicht zu nahe treten, wenn man annimmt, daß ein Zu¬
sammenwirken vieler Kräfte und ein Zusammentreffen glücklicher Umstände die Aus¬
führung des von dem großen Manne geplanten Werkes erleichert. Der preußisch¬
deutschen Staatskunst und Heerleitnng ist die Verblendung der Gegner, die Unter¬
schätzung der Tüchtigkeit unsers Heeres und der im deutschen Volke schlummernden
Kraft, ist Leichtsinn, Unfähigkeit und Kraftlosigkeit der Gegner, find Fehler der Be¬
rechnung, ungeschicktes Operiren, das spekuliren auf Bündnisse, die nicht zustande
kamen, zur Hilfe gekommen.

Rechnen wir das alles zusammen, so ergiebt sich als Bedingung für die Wirk¬
samkeit der geschichtlichen Größe, daß sie in den Nahmen der Zeitgeschichte hinein¬
paßt, ihr Eingreifen in die Geschichte zur rechten Zeit und am rechten Ort statt¬
finden, daß die Zeitverhältnisse hindrängen auf das von ihr vorbereitete Werk,
sodaß ihre Thätigkeit gewissermaßen als das Pflücken einer reifen Frucht erscheint.
Die Frage ist vielleicht müßig, ob el» einzelner großer Mann in einer frühern Zeit
schon die Einigung Deutschlands hätte durchführen können. Wir glauben aber diese
Frage, wenn sie gestellt wird, verneinen zu müssen. Welche Vorwürfe auch der
preußischen Politik der frühern Jahre mit Recht gemacht werden können, die später
vollführte Aufgabe war viel zu groß und gewaltig, als daß sie viel früher, mit
ungenügenden Mitteln und bei ungenügender Vorbereitung, bei der damaligen Haltung
übelgesinnter Mächte und der Isolirung und dem ganzen Zustande Preußens so


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0112" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/225040"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_341" prev="#ID_340"> Erfindungen der Neuzeit bloß von den einzelnen Personen abhängen, deren Namen<lb/>
mit diesen Erfindungen verknüpft sind, und ohne sie immer unterblieben wären. Die<lb/>
gewaltige That der Abschüttlung des napoleonischen Jochs wurde vollführt, ohne<lb/>
daß die Geschichte einen der dabei mitwirkenden Männer mit dem Namen des<lb/>
Großen geschmückt hätte! Ja die Siege wurden errungen über das erste Feld Herrn¬<lb/>
genie und diplomatische Genie des Zeitalters. Wenn unerträgliche Zustände nach<lb/>
Abhilfe schreien, wenn brutale Unterdrückung und unerhörte Ungerechtigkeit die<lb/>
Völker aufs tiefste empört und unersättliche Eroberungssucht unnatürliche Staaten-<lb/>
gcbilde geschaffen hat, so wird die Kraft zur Befreiung gefunden, wenn auch die Be¬<lb/>
wegung nicht in einem einzelnen Mann ihren Mittelpunkt findet, nicht ein einziger<lb/>
gewaltig hervorragt. Auch ist wohl jeder deutsche Vnterlnndsfreund davon über¬<lb/>
zeugt, daß die Einigung Deutschlands einmal kommen mußte. Aber daß sie sich so<lb/>
rasch und vollständig vollzog, daß es gelang, das deutsche Staatsschiff durch so<lb/>
viele Gefahren glücklich hindurchzustenern, war das Verdienst einer genialen Staats¬<lb/>
mannskunst. Es ist anch selbstverständlich, daß der große Mann nicht ein Allschöpfer<lb/>
ist, der aus dein Nichts Zustände, Verhältnisse hervorzaubern könnte, die ohne sein<lb/>
Zuthun vorhanden find, und deren er zur Ausführung seines Werkes bedarf. Der<lb/>
preußische Schulmeister und viele andre und vieles andre mehr haben zu den<lb/>
deutschen Siegen mitgeholfen. Wir denken nicht so gering von dem deutschen Volke,<lb/>
daß wir glauben sollten, sein Emporkommen und Erstarken haben ganz ausschlie߬<lb/>
lich davon abgehangen, ob einige außerordentlich befähigte Männer seine Führer<lb/>
waren, wie auch in Zukunft das Bestehen des deutschen Reichs nur gesichert sei,<lb/>
wenn immer Männer von gleicher Begabung seine Geschicke leiten. Wir sehen in<lb/>
der Verschiebung des Machtverhältnisses zwischen Deutschland und Frankreich einen<lb/>
geschichtlichen Vorgang, der durch mancherlei Ursachen veranlaßt worden ist und nicht<lb/>
mehr dauernd rückgängig gemacht werden kann. Wir glauben und hoffen, daß die Über¬<lb/>
legenheit Deutschlands über Frankreich verbürgt ist durch etwas, was bleibt, was<lb/>
die einzelnen Personen überdauert, durch eine Überlegenheit des Volkstums, zu der<lb/>
die Überlegenheit der Volkszahl als weitere Bürgschaft gegen die von deu Revnnche-<lb/>
pläueu der westlichen Nachbarn drohende Gefahr hinzukommt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_342"> Es heißt der Größe nicht zu nahe treten, wenn man annimmt, daß ein Zu¬<lb/>
sammenwirken vieler Kräfte und ein Zusammentreffen glücklicher Umstände die Aus¬<lb/>
führung des von dem großen Manne geplanten Werkes erleichert. Der preußisch¬<lb/>
deutschen Staatskunst und Heerleitnng ist die Verblendung der Gegner, die Unter¬<lb/>
schätzung der Tüchtigkeit unsers Heeres und der im deutschen Volke schlummernden<lb/>
Kraft, ist Leichtsinn, Unfähigkeit und Kraftlosigkeit der Gegner, find Fehler der Be¬<lb/>
rechnung, ungeschicktes Operiren, das spekuliren auf Bündnisse, die nicht zustande<lb/>
kamen, zur Hilfe gekommen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_343" next="#ID_344"> Rechnen wir das alles zusammen, so ergiebt sich als Bedingung für die Wirk¬<lb/>
samkeit der geschichtlichen Größe, daß sie in den Nahmen der Zeitgeschichte hinein¬<lb/>
paßt, ihr Eingreifen in die Geschichte zur rechten Zeit und am rechten Ort statt¬<lb/>
finden, daß die Zeitverhältnisse hindrängen auf das von ihr vorbereitete Werk,<lb/>
sodaß ihre Thätigkeit gewissermaßen als das Pflücken einer reifen Frucht erscheint.<lb/>
Die Frage ist vielleicht müßig, ob el» einzelner großer Mann in einer frühern Zeit<lb/>
schon die Einigung Deutschlands hätte durchführen können. Wir glauben aber diese<lb/>
Frage, wenn sie gestellt wird, verneinen zu müssen. Welche Vorwürfe auch der<lb/>
preußischen Politik der frühern Jahre mit Recht gemacht werden können, die später<lb/>
vollführte Aufgabe war viel zu groß und gewaltig, als daß sie viel früher, mit<lb/>
ungenügenden Mitteln und bei ungenügender Vorbereitung, bei der damaligen Haltung<lb/>
übelgesinnter Mächte und der Isolirung und dem ganzen Zustande Preußens so</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0112] Maßgebliches und Unmaßgebliches Erfindungen der Neuzeit bloß von den einzelnen Personen abhängen, deren Namen mit diesen Erfindungen verknüpft sind, und ohne sie immer unterblieben wären. Die gewaltige That der Abschüttlung des napoleonischen Jochs wurde vollführt, ohne daß die Geschichte einen der dabei mitwirkenden Männer mit dem Namen des Großen geschmückt hätte! Ja die Siege wurden errungen über das erste Feld Herrn¬ genie und diplomatische Genie des Zeitalters. Wenn unerträgliche Zustände nach Abhilfe schreien, wenn brutale Unterdrückung und unerhörte Ungerechtigkeit die Völker aufs tiefste empört und unersättliche Eroberungssucht unnatürliche Staaten- gcbilde geschaffen hat, so wird die Kraft zur Befreiung gefunden, wenn auch die Be¬ wegung nicht in einem einzelnen Mann ihren Mittelpunkt findet, nicht ein einziger gewaltig hervorragt. Auch ist wohl jeder deutsche Vnterlnndsfreund davon über¬ zeugt, daß die Einigung Deutschlands einmal kommen mußte. Aber daß sie sich so rasch und vollständig vollzog, daß es gelang, das deutsche Staatsschiff durch so viele Gefahren glücklich hindurchzustenern, war das Verdienst einer genialen Staats¬ mannskunst. Es ist anch selbstverständlich, daß der große Mann nicht ein Allschöpfer ist, der aus dein Nichts Zustände, Verhältnisse hervorzaubern könnte, die ohne sein Zuthun vorhanden find, und deren er zur Ausführung seines Werkes bedarf. Der preußische Schulmeister und viele andre und vieles andre mehr haben zu den deutschen Siegen mitgeholfen. Wir denken nicht so gering von dem deutschen Volke, daß wir glauben sollten, sein Emporkommen und Erstarken haben ganz ausschlie߬ lich davon abgehangen, ob einige außerordentlich befähigte Männer seine Führer waren, wie auch in Zukunft das Bestehen des deutschen Reichs nur gesichert sei, wenn immer Männer von gleicher Begabung seine Geschicke leiten. Wir sehen in der Verschiebung des Machtverhältnisses zwischen Deutschland und Frankreich einen geschichtlichen Vorgang, der durch mancherlei Ursachen veranlaßt worden ist und nicht mehr dauernd rückgängig gemacht werden kann. Wir glauben und hoffen, daß die Über¬ legenheit Deutschlands über Frankreich verbürgt ist durch etwas, was bleibt, was die einzelnen Personen überdauert, durch eine Überlegenheit des Volkstums, zu der die Überlegenheit der Volkszahl als weitere Bürgschaft gegen die von deu Revnnche- pläueu der westlichen Nachbarn drohende Gefahr hinzukommt. Es heißt der Größe nicht zu nahe treten, wenn man annimmt, daß ein Zu¬ sammenwirken vieler Kräfte und ein Zusammentreffen glücklicher Umstände die Aus¬ führung des von dem großen Manne geplanten Werkes erleichert. Der preußisch¬ deutschen Staatskunst und Heerleitnng ist die Verblendung der Gegner, die Unter¬ schätzung der Tüchtigkeit unsers Heeres und der im deutschen Volke schlummernden Kraft, ist Leichtsinn, Unfähigkeit und Kraftlosigkeit der Gegner, find Fehler der Be¬ rechnung, ungeschicktes Operiren, das spekuliren auf Bündnisse, die nicht zustande kamen, zur Hilfe gekommen. Rechnen wir das alles zusammen, so ergiebt sich als Bedingung für die Wirk¬ samkeit der geschichtlichen Größe, daß sie in den Nahmen der Zeitgeschichte hinein¬ paßt, ihr Eingreifen in die Geschichte zur rechten Zeit und am rechten Ort statt¬ finden, daß die Zeitverhältnisse hindrängen auf das von ihr vorbereitete Werk, sodaß ihre Thätigkeit gewissermaßen als das Pflücken einer reifen Frucht erscheint. Die Frage ist vielleicht müßig, ob el» einzelner großer Mann in einer frühern Zeit schon die Einigung Deutschlands hätte durchführen können. Wir glauben aber diese Frage, wenn sie gestellt wird, verneinen zu müssen. Welche Vorwürfe auch der preußischen Politik der frühern Jahre mit Recht gemacht werden können, die später vollführte Aufgabe war viel zu groß und gewaltig, als daß sie viel früher, mit ungenügenden Mitteln und bei ungenügender Vorbereitung, bei der damaligen Haltung übelgesinnter Mächte und der Isolirung und dem ganzen Zustande Preußens so

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/112
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/112>, abgerufen am 23.07.2024.