Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr.Unsre Postdampferlinien barer Dampferlinien nach China, Japan und Australien werde zur wesentlichen Wohl selten hat eine rein wirtschaftliche Gesetzesvorlage das Interesse der Unsre Postdampferlinien barer Dampferlinien nach China, Japan und Australien werde zur wesentlichen Wohl selten hat eine rein wirtschaftliche Gesetzesvorlage das Interesse der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0067" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/224313"/> <fw type="header" place="top"> Unsre Postdampferlinien</fw><lb/> <p xml:id="ID_184" prev="#ID_183"> barer Dampferlinien nach China, Japan und Australien werde zur wesentlichen<lb/> Erweiterung des Absatzmarktes für deutsche Erzeugnisse in diesen Ländern<lb/> führen. Darüber hinaus würden die Dampferlinien die Träger der sichern<lb/> und regelmäßigen Verbindungen sein, die deutschem Gewerbfleiß, deutschem<lb/> Einfluß und deutscher Gesittung auch jenseits der Meere weite Gebiete er¬<lb/> schlossen. Der Vorsprung, den andre Nationen im Dampfschiffwesen erlangt<lb/> Hütten, lasse sich durch Anwendung der auch von ihnen zur Hebung der See¬<lb/> schiffahrt gebrauchten Mittel wieder einholen. Zweifellos seien die Vorteile,<lb/> die die englischen und französischen Dampfschiffnnternehmungen dem heimischen<lb/> Handel und Gewerbe zugeführt hätten, ohne staatliche Beihilfe nicht erreichbar<lb/> gewesen. Neben der postalischen und handelspolitischen Seite des Gegen¬<lb/> stands dürfe auch seine Bedeutung für die Kriegsmarine nicht außer Acht ge¬<lb/> lassen werden. Es entspreche nicht den Interessen des deutschen Reichs, daß<lb/> die Verbindung der im Auslande stationirten Kriegsschiffe mit der Heimat<lb/> durch die Pvstdampfer andrer Staaten unterhalten werde. Die hierinliegenden<lb/> Mißstündc würden bei Einrichtung deutscher Postdampferlinien, denen auch die<lb/> Beförderung des zum Ersatz bestimmten Marinematerials und der Ablösungs¬<lb/> mannschaften übertragen werden könne, wegfallen. Überdies würden die deutschen<lb/> Pvstdampfer eine Pflanzstätte bilden, der Kriegsmarine bewährte Schiffs¬<lb/> mannschaften zuzuführen; auch könnten sie im Falle chies Krieges die Kriegs¬<lb/> marine als Kreuzer oder Avisos wirksam unterstützen. Endlich sei von der<lb/> Erbauung der für die Pvstdampferlinien notwendigen Schiffe eine kräftige An¬<lb/> regung der deutschen Schiffbauthätigkeit zu erwarten. An diese Ausführungen<lb/> schlössen sich noch die Angabe der von den. Postdampfern cmzulaufeuden See¬<lb/> häfen, eine Berechnung der geforderten Summe von 4000000 Mark und die<lb/> Bestimmungen, die in die mit den Unternehmern abzuschließenden Verträge<lb/> aufzunehmen sein würden. ^ ,.</p><lb/> <p xml:id="ID_185" next="#ID_186"> Wohl selten hat eine rein wirtschaftliche Gesetzesvorlage das Interesse der<lb/> Öffentlichkeit in gleichem Maße erregt, wie der Entwurf dieses Dampfer¬<lb/> subventionsgesetzes. In der Presse wurde die Sache aufs eingehendste erörtert,<lb/> und zwar meist in beifälligem Sinne; dem Reichskanzler gingen fortwährend<lb/> Zustimmungserklärungen zu, darunter sogar solche von der hessischen Fort¬<lb/> schrittspartei in Darmstadt und der deutsch-freisinnigen Partei in Würzburg.<lb/> Selbst Zeitungen, die glaubten, auf Grund politischer Doktrinen die unmittel¬<lb/> bare Förderung von Privatunternehmungen durch den Staat verwerfen zu<lb/> müssen, konnten ihren Widerspruch aus die Dauer nicht aufrecht erhalten<lb/> und beschränkten sich schließlich darauf, die geforderte Summe als unzureichend<lb/> zu bezeichnen. Dennoch war der Reichskanzler der Ansicht, daß die Vorlage<lb/> bei dem damaligen Reichstage nicht durchzusetzen sein würde; es ergiebt sich<lb/> das aus einem von ihm an den Vorsitzenden des deutschen Kolonialvereins, den<lb/> Fürsten Hohenlohe-Lmigeuburg, unter dem 4. Mai 1884 gerichteten Schreiben,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0067]
Unsre Postdampferlinien
barer Dampferlinien nach China, Japan und Australien werde zur wesentlichen
Erweiterung des Absatzmarktes für deutsche Erzeugnisse in diesen Ländern
führen. Darüber hinaus würden die Dampferlinien die Träger der sichern
und regelmäßigen Verbindungen sein, die deutschem Gewerbfleiß, deutschem
Einfluß und deutscher Gesittung auch jenseits der Meere weite Gebiete er¬
schlossen. Der Vorsprung, den andre Nationen im Dampfschiffwesen erlangt
Hütten, lasse sich durch Anwendung der auch von ihnen zur Hebung der See¬
schiffahrt gebrauchten Mittel wieder einholen. Zweifellos seien die Vorteile,
die die englischen und französischen Dampfschiffnnternehmungen dem heimischen
Handel und Gewerbe zugeführt hätten, ohne staatliche Beihilfe nicht erreichbar
gewesen. Neben der postalischen und handelspolitischen Seite des Gegen¬
stands dürfe auch seine Bedeutung für die Kriegsmarine nicht außer Acht ge¬
lassen werden. Es entspreche nicht den Interessen des deutschen Reichs, daß
die Verbindung der im Auslande stationirten Kriegsschiffe mit der Heimat
durch die Pvstdampfer andrer Staaten unterhalten werde. Die hierinliegenden
Mißstündc würden bei Einrichtung deutscher Postdampferlinien, denen auch die
Beförderung des zum Ersatz bestimmten Marinematerials und der Ablösungs¬
mannschaften übertragen werden könne, wegfallen. Überdies würden die deutschen
Pvstdampfer eine Pflanzstätte bilden, der Kriegsmarine bewährte Schiffs¬
mannschaften zuzuführen; auch könnten sie im Falle chies Krieges die Kriegs¬
marine als Kreuzer oder Avisos wirksam unterstützen. Endlich sei von der
Erbauung der für die Pvstdampferlinien notwendigen Schiffe eine kräftige An¬
regung der deutschen Schiffbauthätigkeit zu erwarten. An diese Ausführungen
schlössen sich noch die Angabe der von den. Postdampfern cmzulaufeuden See¬
häfen, eine Berechnung der geforderten Summe von 4000000 Mark und die
Bestimmungen, die in die mit den Unternehmern abzuschließenden Verträge
aufzunehmen sein würden. ^ ,.
Wohl selten hat eine rein wirtschaftliche Gesetzesvorlage das Interesse der
Öffentlichkeit in gleichem Maße erregt, wie der Entwurf dieses Dampfer¬
subventionsgesetzes. In der Presse wurde die Sache aufs eingehendste erörtert,
und zwar meist in beifälligem Sinne; dem Reichskanzler gingen fortwährend
Zustimmungserklärungen zu, darunter sogar solche von der hessischen Fort¬
schrittspartei in Darmstadt und der deutsch-freisinnigen Partei in Würzburg.
Selbst Zeitungen, die glaubten, auf Grund politischer Doktrinen die unmittel¬
bare Förderung von Privatunternehmungen durch den Staat verwerfen zu
müssen, konnten ihren Widerspruch aus die Dauer nicht aufrecht erhalten
und beschränkten sich schließlich darauf, die geforderte Summe als unzureichend
zu bezeichnen. Dennoch war der Reichskanzler der Ansicht, daß die Vorlage
bei dem damaligen Reichstage nicht durchzusetzen sein würde; es ergiebt sich
das aus einem von ihm an den Vorsitzenden des deutschen Kolonialvereins, den
Fürsten Hohenlohe-Lmigeuburg, unter dem 4. Mai 1884 gerichteten Schreiben,
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