Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr.Die nioderne tribrmicia potest"s einem Entschlüsse anders zu bestimmen, als durch wohlerwogne sachliche Grunde, Die moderne trikumti^ potesws inige Vorgänge aus der jüngsten Vergangenheit machen es einer Die nioderne tribrmicia potest»s einem Entschlüsse anders zu bestimmen, als durch wohlerwogne sachliche Grunde, Die moderne trikumti^ potesws inige Vorgänge aus der jüngsten Vergangenheit machen es einer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0524" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/224770"/> <fw type="header" place="top"> Die nioderne tribrmicia potest»s</fw><lb/> <p xml:id="ID_1569" prev="#ID_1568"> einem Entschlüsse anders zu bestimmen, als durch wohlerwogne sachliche Grunde,<lb/> und stets, auch von Dingen, die seinem im wesentlichen militärischen Bildungs¬<lb/> gange ganz fern lagen, suchte er sich durch unermüdliche Arbeit eine selbständige<lb/> Ansicht zu verschaffe». Mit merkwürdigem, unfehlbaren Takte sprach er öffent¬<lb/> lich in seiner schlichten, bestimmten Weise über jede Sache und zu jedem immer<lb/> das, was gerade gesagt werden mußte. Er verstand aufs würdigste und<lb/> glänzendste zu repräsentiren, aber für sich lebte er in seinem schmucklosen Palais<lb/> in streng soldatischer Einfachheit, schlief bis in sein höchstes Alter im schmalen<lb/> eisernen Feldbett und war vom frühen Morgen an in Uniform. Denn immer<lb/> blieb er doch durch und durch Soldat, und wenn der alte Herr, den Kopf<lb/> etwas vorgeneigt, aber straff im Sattel bis in seine letzten Jahre — er ritt<lb/> noch mit fünfundachtzig Jahren Galopp — die Reihen seiner Regimenter<lb/> musterte, dann war es jedem einzelnen Manne, als wenn dies blaue Auge sich<lb/> gerade auf ihn richtete und ihm durch und durch schaute. Und doch strahlten<lb/> diese Augen wieder von Milde und Güte und guter Laune; niemals hat er<lb/> jemanden wissentlich gekränkt, wohl aber zahllose Kränkungen verziehen, und<lb/> mit seinem Humor wußte er eine komische Situation aufzufassen. So war er<lb/> der Kaiser, der dem deutschen Wesen am meisten entsprach, kein stolzer, herrsch¬<lb/> gieriger Despot und keine geniale Natur, aber eine durch und dnrch harmo¬<lb/> nische, herzensgute und die Herzen unwiderstehlich gewinnende Persönlichkeit.<lb/> In seiner ehrwürdigen Gestalt verkörpert sich uns die ganze große Zeit der<lb/> Wiedergeburt unsers Volkes. Möge daher das Bild Kaiser Wilhelms des Sieg¬<lb/> reichen in seinem milden, erwärmenden Glänze unsern Nachkommen leuchten<lb/> bis in die fernste Zukunft!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die moderne trikumti^ potesws</head><lb/> <p xml:id="ID_1570" next="#ID_1571"> inige Vorgänge aus der jüngsten Vergangenheit machen es einer<lb/> politischen Zeitschrift zur Pflicht, klar zu eiuer der wichtigste»<lb/> staatlichen Fragen Stellung zu nehmen. Wir können es dabei<lb/> nur beklagen, daß leidenschaftslos sachliche Erörterungen in den<lb/> wichtigsten politischen Zeitfragen so außerordentlich selten ge¬<lb/> worden sind. Eine Einigung über die praktisch zunächst zu ergreifenden Ma߬<lb/> regeln würde oft leichter sein, wenn die theoretische Erörterung der Endziele<lb/> beiseite bliebe und man den Gründen des Gegners gerecht zu werden suchte.<lb/> Wir können es nicht für gesund halten, wenn bei jeder Meimmgsverschieden-<lb/> he.it das Geschrei: Offiziös! Reptil! oder Umstürzler! Ordnungsfeind! erschallt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0524]
Die nioderne tribrmicia potest»s
einem Entschlüsse anders zu bestimmen, als durch wohlerwogne sachliche Grunde,
und stets, auch von Dingen, die seinem im wesentlichen militärischen Bildungs¬
gange ganz fern lagen, suchte er sich durch unermüdliche Arbeit eine selbständige
Ansicht zu verschaffe». Mit merkwürdigem, unfehlbaren Takte sprach er öffent¬
lich in seiner schlichten, bestimmten Weise über jede Sache und zu jedem immer
das, was gerade gesagt werden mußte. Er verstand aufs würdigste und
glänzendste zu repräsentiren, aber für sich lebte er in seinem schmucklosen Palais
in streng soldatischer Einfachheit, schlief bis in sein höchstes Alter im schmalen
eisernen Feldbett und war vom frühen Morgen an in Uniform. Denn immer
blieb er doch durch und durch Soldat, und wenn der alte Herr, den Kopf
etwas vorgeneigt, aber straff im Sattel bis in seine letzten Jahre — er ritt
noch mit fünfundachtzig Jahren Galopp — die Reihen seiner Regimenter
musterte, dann war es jedem einzelnen Manne, als wenn dies blaue Auge sich
gerade auf ihn richtete und ihm durch und durch schaute. Und doch strahlten
diese Augen wieder von Milde und Güte und guter Laune; niemals hat er
jemanden wissentlich gekränkt, wohl aber zahllose Kränkungen verziehen, und
mit seinem Humor wußte er eine komische Situation aufzufassen. So war er
der Kaiser, der dem deutschen Wesen am meisten entsprach, kein stolzer, herrsch¬
gieriger Despot und keine geniale Natur, aber eine durch und dnrch harmo¬
nische, herzensgute und die Herzen unwiderstehlich gewinnende Persönlichkeit.
In seiner ehrwürdigen Gestalt verkörpert sich uns die ganze große Zeit der
Wiedergeburt unsers Volkes. Möge daher das Bild Kaiser Wilhelms des Sieg¬
reichen in seinem milden, erwärmenden Glänze unsern Nachkommen leuchten
bis in die fernste Zukunft!
Die moderne trikumti^ potesws
inige Vorgänge aus der jüngsten Vergangenheit machen es einer
politischen Zeitschrift zur Pflicht, klar zu eiuer der wichtigste»
staatlichen Fragen Stellung zu nehmen. Wir können es dabei
nur beklagen, daß leidenschaftslos sachliche Erörterungen in den
wichtigsten politischen Zeitfragen so außerordentlich selten ge¬
worden sind. Eine Einigung über die praktisch zunächst zu ergreifenden Ma߬
regeln würde oft leichter sein, wenn die theoretische Erörterung der Endziele
beiseite bliebe und man den Gründen des Gegners gerecht zu werden suchte.
Wir können es nicht für gesund halten, wenn bei jeder Meimmgsverschieden-
he.it das Geschrei: Offiziös! Reptil! oder Umstürzler! Ordnungsfeind! erschallt.
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