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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Bibliophile

noch immer die schätzbarste Grundlage aller märchenvergleichenden Studien.
Durch einen Neudruck dieses Bandes, der nun nach Ablauf der dreißigjährigen
Schutzfrist ohne weiteres gestattet ist, würde daher der Wissenschaft ein großer
Dienst geleistet werden.^) Bon den hohen Preisen einiger "Urika," besonders
früherer Zeit, will ich uoch einige Beispiele geben. Hierher gehören vor
allem die schon in der Liste der teuersten Bücher angeführten Werke, wie
das Olties as ig, Ltunts Leinairiö und die IMga-ux ach inazurs ein tsmxs; von
sonstigen:

"oläsmM, Vicar ot >VaIMelä (1766), kostete ursprünglich S Pfund Sterling,
jetzt 94 Pfund Sterling ^ 1880 Mark.

<Ä-!^ lAvg')'(17S1), kostete ursprünglich 6 Pence, jetzt 74 Pfund Sterling
1480 Mark.

UcmtescMLu, Isroxls as 6uiäo (1794), ursprünglich ein Paar Franks,
jetzt 14000 Franks.

LusoMs Kg.ut,lor, Naäomoissllö as U^uxin (1835), ursprünglich etwa 5 Franks,
jetzt 1600 Franks.

Schillers Räuber (1781) 200 Mark.

Ähnlich werden mit dein zehn- bis zwanzigfachen des ursprünglichen
Wertes bezahlt die ersten Ausgaben der französischen Romantiker, Chateaubriand,
Lamartine, Victor Hugo, auch neuere Schriftsteller wie Balzac, Zola, Goncourt
u. c>. So wurde neulich für die erste Ausgabe des Romans Illsreso Laquiu
vom Jahre 1867, eines der Erstlingswerke Zolas, von dem es übrigens eine
Reihe unveränderter späterer Drucke giebt, neunzig Franks gezahlt. Der
ursprüngliche Preis betrug drei Franks.

Sehr gesucht sind auch, ganz unabhängig von ihrem Inhalte, Bücher,
die in berühmten Druckereien hergestellt worden sind. Die berühmtesten sind
die von Manutius in Italien, die von Elzevier in Holland, die von Stephanus
in Frankreich, die von Caxton in England, die von Koberger in Deutschland.
Die Mauritius haben dadurch große Berühmtheit erlangt, daß eine große
Zahl der Uclitionvs xrirnzixos in ihren Druckereien in Venedig hergestellt
wurde. Nach dem Begründer des Geschlechtes, Aldus Manutius, nennt man
diese Drucke Aldiuen. Noch bekannter ist wohl der Name der Elzevier, die
von 1592 bis 1681 zuerst in Leyden, dann in Amsterdam thätig gewesen sind.
Wegen des handlichen kleinen Formats, wie wegen der schönen Ausstattung in
Bezug auf Druck und Papier erfreuten und erfreuen sich ihre Erzeugnisse
großer Beliebtheit. Es giebt Sammler, die darnach trachten, alle Druckwerke,
die jemals aus den Pressen dieser Familie hervorgegangen sind, in ihrem
Besitz zu vereinigen. Dabei werdeu sür inhaltlich ganz wertlose Bücher
fabelhafte Preise gezahlt. Bezeichnend hierfür ist ein Beispiel, das Mtthlbrccht



Vor wenigen Tngen ist im Verlag von Phil. Recken" jun. ein Neudruck erschienen.
Grenzboten IV 18S6 12
Bibliophile

noch immer die schätzbarste Grundlage aller märchenvergleichenden Studien.
Durch einen Neudruck dieses Bandes, der nun nach Ablauf der dreißigjährigen
Schutzfrist ohne weiteres gestattet ist, würde daher der Wissenschaft ein großer
Dienst geleistet werden.^) Bon den hohen Preisen einiger „Urika," besonders
früherer Zeit, will ich uoch einige Beispiele geben. Hierher gehören vor
allem die schon in der Liste der teuersten Bücher angeführten Werke, wie
das Olties as ig, Ltunts Leinairiö und die IMga-ux ach inazurs ein tsmxs; von
sonstigen:

«oläsmM, Vicar ot >VaIMelä (1766), kostete ursprünglich S Pfund Sterling,
jetzt 94 Pfund Sterling ^ 1880 Mark.

<Ä-!^ lAvg')'(17S1), kostete ursprünglich 6 Pence, jetzt 74 Pfund Sterling
1480 Mark.

UcmtescMLu, Isroxls as 6uiäo (1794), ursprünglich ein Paar Franks,
jetzt 14000 Franks.

LusoMs Kg.ut,lor, Naäomoissllö as U^uxin (1835), ursprünglich etwa 5 Franks,
jetzt 1600 Franks.

Schillers Räuber (1781) 200 Mark.

Ähnlich werden mit dein zehn- bis zwanzigfachen des ursprünglichen
Wertes bezahlt die ersten Ausgaben der französischen Romantiker, Chateaubriand,
Lamartine, Victor Hugo, auch neuere Schriftsteller wie Balzac, Zola, Goncourt
u. c>. So wurde neulich für die erste Ausgabe des Romans Illsreso Laquiu
vom Jahre 1867, eines der Erstlingswerke Zolas, von dem es übrigens eine
Reihe unveränderter späterer Drucke giebt, neunzig Franks gezahlt. Der
ursprüngliche Preis betrug drei Franks.

Sehr gesucht sind auch, ganz unabhängig von ihrem Inhalte, Bücher,
die in berühmten Druckereien hergestellt worden sind. Die berühmtesten sind
die von Manutius in Italien, die von Elzevier in Holland, die von Stephanus
in Frankreich, die von Caxton in England, die von Koberger in Deutschland.
Die Mauritius haben dadurch große Berühmtheit erlangt, daß eine große
Zahl der Uclitionvs xrirnzixos in ihren Druckereien in Venedig hergestellt
wurde. Nach dem Begründer des Geschlechtes, Aldus Manutius, nennt man
diese Drucke Aldiuen. Noch bekannter ist wohl der Name der Elzevier, die
von 1592 bis 1681 zuerst in Leyden, dann in Amsterdam thätig gewesen sind.
Wegen des handlichen kleinen Formats, wie wegen der schönen Ausstattung in
Bezug auf Druck und Papier erfreuten und erfreuen sich ihre Erzeugnisse
großer Beliebtheit. Es giebt Sammler, die darnach trachten, alle Druckwerke,
die jemals aus den Pressen dieser Familie hervorgegangen sind, in ihrem
Besitz zu vereinigen. Dabei werdeu sür inhaltlich ganz wertlose Bücher
fabelhafte Preise gezahlt. Bezeichnend hierfür ist ein Beispiel, das Mtthlbrccht



Vor wenigen Tngen ist im Verlag von Phil. Recken» jun. ein Neudruck erschienen.
Grenzboten IV 18S6 12
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/97>, abgerufen am 08.01.2025.