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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

ähnliche Bedeutung, wie der Suezkanal für Europa und Fndicu." Mein dürfe
von einer organischen Gemeinschaft der Bevölkerungen beider Reiche diesen Projekten
gegenüber sprechen. Die Berechtigung dazu sei gegeben "in dem mitteleuropäischen
Überlandweg gegenüber dem Seeweg vom Schwarzen dnrch das Mittelländische
Meer zu deu Nordseehäfen; in dem kontinentalen Handelssystem Europas, das eine
wechselvolle und im Mittelalter ruhmreiche Geschichte hat, gegenüber dem ozeanischen,
das nach einer die letzten drei Jahrhunderte anhaltenden rein-atlantischen Richtung
durch die Erbauung des Suezkanals den ersten Schritt zur teilweise:? Wiederein-
lenknng nach der Mitte strebender Richtung jWiedereinlenkung in die . . . Nichtung?s
erlebt hat. . . . Wenn man in allen handelsgcschichtlichen Darstellungen, zum Teil
freilich auch mit Übertreibung und Einseitigkeit, darlegt, wie die Entdeckung des
Seewegs nach Ostindien mächtig fördernd auf die peripherischen Staaten Europas:
Portugal, Spanien, Frankreich, Holland und England, sowie in hohem Grade
verödend auf die in ihrem Übcrlandverkehr nach dem Orient brach gelegten mittel¬
europäischen Gebiete und Städte wie Köln, Magdeburg, Leipzig, Prag, Nürnberg,
Frankfurt, Augsburg wirkte, fo sollte man doch auch die praktische Lehre ziehen,
daß eine mit modernen Verkehrsmitteln herbeigeführte neue Belebung des Über-
landverkehrs dieser Gegenden, wenn nicht nach dem Orient, so doch nach dem Süd-
osten Europas in diesen weit von den Meeresküsten abgelegnen Binnculttuderu
eine ähnliche Erhöhung der Betriebsamkeit verursachen müßte, wie wir sie als eine
wesentliche Wirkung dieses Verkehrs im Mittelalter bewundern." Der Regierungsrat
Schromm aus Wien bat, die Zusammenkünfte "nicht als einen Kongreß zu gestalten,
damit sie uicht auf das politische Gebiet übergreifen. In einem französischen
Fnchblatt, im -smirrml av Irs-nspoit, sei bereits der Idee des Dr. Zöpfel unter¬
schoben ^so!^ worden, daß sie auf einen Dreibnndkongreß hinausgehe; es werde
daher nichts übrig bleiben, als diesem einen Zweibundkongreß entgegenzustellen."

Bei dem Zwange zur Bescheidenheit, dem wir Deutschen nun einmal unter¬
liegen, wird sich allerdings der Verband vor dem Blümchen Riihrmichnichtan,
genannt auswärtige Politik, in Acht nehmen müssen. Glücklicherweise ergeben sich
jedoch die politischen Wirkungen wirtschaftlicher Umwälzungen von selbst. Die
Geldwirtschaft ist es nach Lamprecht gewesen, die schon im Mittelalter eine Ein¬
heit der Nation, wenn auch uoch nicht des Staates, begründet hat. "Waren
bisher die Stämme die eigentlichen Rahmen der nationalen Gliederung gewesen,
hatten neben und unter ihnen nur noch die isolirten Organisationen großer Grund-
herrschaften wahrhaft fruchtbar bestanden: jetzt verwischten der zunehmende Verkehr,
die Thatsache zahlreicher Ortsveränderungen einer großen Anzahl von Volksgenossen,
die über das Gesamtgebiet des Reichs hinweggrcifenden Rechtsbeziehungen des Handcls-
standes immer mehr die Stammesgrenzen und öffneten die Grundherrschaften den
allgemeinsten Einflüssen. Und über die Änderung und Zerstörung des Bestehenden
hinweg erwuchsen neue, die Gesamtuation einigende Elemente. An Stelle der agrarischen
Ständebildung, die stets einen landsmannschaftlichen Charakter behalten hatte, trat eine
neue Gliederung nicht eines Stammes oder einiger Stämme, souderu der ganzen Nation
nach Berufen: neben den Landmann trat der Ritter, der Kaufmann, der Hand¬
werker; und er genoß wesentlich gleichen Rechtes und gleichen Ansehens, mochte er
im Süden oder Norden des Vaterlandes ansässig sein oder vorübergehend sich auf¬
halten." So also entstand zunächst ein Nationalbewußtsein, von Nationalstaaten
aber, und überhaupt von großen Staaten, kann immer erst dann die Rede sein,
wenn die durchgeführte Geldwirtschaft die Anstellung von besoldeten Beamten mög¬
lich macht. Und wer wüßte nicht, welche ungeheure Verschiebung der Machtver-


Grcnzlwtcn III 1396 V4
Maßgebliches und Unmaßgebliches

ähnliche Bedeutung, wie der Suezkanal für Europa und Fndicu." Mein dürfe
von einer organischen Gemeinschaft der Bevölkerungen beider Reiche diesen Projekten
gegenüber sprechen. Die Berechtigung dazu sei gegeben „in dem mitteleuropäischen
Überlandweg gegenüber dem Seeweg vom Schwarzen dnrch das Mittelländische
Meer zu deu Nordseehäfen; in dem kontinentalen Handelssystem Europas, das eine
wechselvolle und im Mittelalter ruhmreiche Geschichte hat, gegenüber dem ozeanischen,
das nach einer die letzten drei Jahrhunderte anhaltenden rein-atlantischen Richtung
durch die Erbauung des Suezkanals den ersten Schritt zur teilweise:? Wiederein-
lenknng nach der Mitte strebender Richtung jWiedereinlenkung in die . . . Nichtung?s
erlebt hat. . . . Wenn man in allen handelsgcschichtlichen Darstellungen, zum Teil
freilich auch mit Übertreibung und Einseitigkeit, darlegt, wie die Entdeckung des
Seewegs nach Ostindien mächtig fördernd auf die peripherischen Staaten Europas:
Portugal, Spanien, Frankreich, Holland und England, sowie in hohem Grade
verödend auf die in ihrem Übcrlandverkehr nach dem Orient brach gelegten mittel¬
europäischen Gebiete und Städte wie Köln, Magdeburg, Leipzig, Prag, Nürnberg,
Frankfurt, Augsburg wirkte, fo sollte man doch auch die praktische Lehre ziehen,
daß eine mit modernen Verkehrsmitteln herbeigeführte neue Belebung des Über-
landverkehrs dieser Gegenden, wenn nicht nach dem Orient, so doch nach dem Süd-
osten Europas in diesen weit von den Meeresküsten abgelegnen Binnculttuderu
eine ähnliche Erhöhung der Betriebsamkeit verursachen müßte, wie wir sie als eine
wesentliche Wirkung dieses Verkehrs im Mittelalter bewundern." Der Regierungsrat
Schromm aus Wien bat, die Zusammenkünfte „nicht als einen Kongreß zu gestalten,
damit sie uicht auf das politische Gebiet übergreifen. In einem französischen
Fnchblatt, im -smirrml av Irs-nspoit, sei bereits der Idee des Dr. Zöpfel unter¬
schoben ^so!^ worden, daß sie auf einen Dreibnndkongreß hinausgehe; es werde
daher nichts übrig bleiben, als diesem einen Zweibundkongreß entgegenzustellen."

Bei dem Zwange zur Bescheidenheit, dem wir Deutschen nun einmal unter¬
liegen, wird sich allerdings der Verband vor dem Blümchen Riihrmichnichtan,
genannt auswärtige Politik, in Acht nehmen müssen. Glücklicherweise ergeben sich
jedoch die politischen Wirkungen wirtschaftlicher Umwälzungen von selbst. Die
Geldwirtschaft ist es nach Lamprecht gewesen, die schon im Mittelalter eine Ein¬
heit der Nation, wenn auch uoch nicht des Staates, begründet hat. „Waren
bisher die Stämme die eigentlichen Rahmen der nationalen Gliederung gewesen,
hatten neben und unter ihnen nur noch die isolirten Organisationen großer Grund-
herrschaften wahrhaft fruchtbar bestanden: jetzt verwischten der zunehmende Verkehr,
die Thatsache zahlreicher Ortsveränderungen einer großen Anzahl von Volksgenossen,
die über das Gesamtgebiet des Reichs hinweggrcifenden Rechtsbeziehungen des Handcls-
standes immer mehr die Stammesgrenzen und öffneten die Grundherrschaften den
allgemeinsten Einflüssen. Und über die Änderung und Zerstörung des Bestehenden
hinweg erwuchsen neue, die Gesamtuation einigende Elemente. An Stelle der agrarischen
Ständebildung, die stets einen landsmannschaftlichen Charakter behalten hatte, trat eine
neue Gliederung nicht eines Stammes oder einiger Stämme, souderu der ganzen Nation
nach Berufen: neben den Landmann trat der Ritter, der Kaufmann, der Hand¬
werker; und er genoß wesentlich gleichen Rechtes und gleichen Ansehens, mochte er
im Süden oder Norden des Vaterlandes ansässig sein oder vorübergehend sich auf¬
halten." So also entstand zunächst ein Nationalbewußtsein, von Nationalstaaten
aber, und überhaupt von großen Staaten, kann immer erst dann die Rede sein,
wenn die durchgeführte Geldwirtschaft die Anstellung von besoldeten Beamten mög¬
lich macht. Und wer wüßte nicht, welche ungeheure Verschiebung der Machtver-


Grcnzlwtcn III 1396 V4
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[0433] Maßgebliches und Unmaßgebliches ähnliche Bedeutung, wie der Suezkanal für Europa und Fndicu." Mein dürfe von einer organischen Gemeinschaft der Bevölkerungen beider Reiche diesen Projekten gegenüber sprechen. Die Berechtigung dazu sei gegeben „in dem mitteleuropäischen Überlandweg gegenüber dem Seeweg vom Schwarzen dnrch das Mittelländische Meer zu deu Nordseehäfen; in dem kontinentalen Handelssystem Europas, das eine wechselvolle und im Mittelalter ruhmreiche Geschichte hat, gegenüber dem ozeanischen, das nach einer die letzten drei Jahrhunderte anhaltenden rein-atlantischen Richtung durch die Erbauung des Suezkanals den ersten Schritt zur teilweise:? Wiederein- lenknng nach der Mitte strebender Richtung jWiedereinlenkung in die . . . Nichtung?s erlebt hat. . . . Wenn man in allen handelsgcschichtlichen Darstellungen, zum Teil freilich auch mit Übertreibung und Einseitigkeit, darlegt, wie die Entdeckung des Seewegs nach Ostindien mächtig fördernd auf die peripherischen Staaten Europas: Portugal, Spanien, Frankreich, Holland und England, sowie in hohem Grade verödend auf die in ihrem Übcrlandverkehr nach dem Orient brach gelegten mittel¬ europäischen Gebiete und Städte wie Köln, Magdeburg, Leipzig, Prag, Nürnberg, Frankfurt, Augsburg wirkte, fo sollte man doch auch die praktische Lehre ziehen, daß eine mit modernen Verkehrsmitteln herbeigeführte neue Belebung des Über- landverkehrs dieser Gegenden, wenn nicht nach dem Orient, so doch nach dem Süd- osten Europas in diesen weit von den Meeresküsten abgelegnen Binnculttuderu eine ähnliche Erhöhung der Betriebsamkeit verursachen müßte, wie wir sie als eine wesentliche Wirkung dieses Verkehrs im Mittelalter bewundern." Der Regierungsrat Schromm aus Wien bat, die Zusammenkünfte „nicht als einen Kongreß zu gestalten, damit sie uicht auf das politische Gebiet übergreifen. In einem französischen Fnchblatt, im -smirrml av Irs-nspoit, sei bereits der Idee des Dr. Zöpfel unter¬ schoben ^so!^ worden, daß sie auf einen Dreibnndkongreß hinausgehe; es werde daher nichts übrig bleiben, als diesem einen Zweibundkongreß entgegenzustellen." Bei dem Zwange zur Bescheidenheit, dem wir Deutschen nun einmal unter¬ liegen, wird sich allerdings der Verband vor dem Blümchen Riihrmichnichtan, genannt auswärtige Politik, in Acht nehmen müssen. Glücklicherweise ergeben sich jedoch die politischen Wirkungen wirtschaftlicher Umwälzungen von selbst. Die Geldwirtschaft ist es nach Lamprecht gewesen, die schon im Mittelalter eine Ein¬ heit der Nation, wenn auch uoch nicht des Staates, begründet hat. „Waren bisher die Stämme die eigentlichen Rahmen der nationalen Gliederung gewesen, hatten neben und unter ihnen nur noch die isolirten Organisationen großer Grund- herrschaften wahrhaft fruchtbar bestanden: jetzt verwischten der zunehmende Verkehr, die Thatsache zahlreicher Ortsveränderungen einer großen Anzahl von Volksgenossen, die über das Gesamtgebiet des Reichs hinweggrcifenden Rechtsbeziehungen des Handcls- standes immer mehr die Stammesgrenzen und öffneten die Grundherrschaften den allgemeinsten Einflüssen. Und über die Änderung und Zerstörung des Bestehenden hinweg erwuchsen neue, die Gesamtuation einigende Elemente. An Stelle der agrarischen Ständebildung, die stets einen landsmannschaftlichen Charakter behalten hatte, trat eine neue Gliederung nicht eines Stammes oder einiger Stämme, souderu der ganzen Nation nach Berufen: neben den Landmann trat der Ritter, der Kaufmann, der Hand¬ werker; und er genoß wesentlich gleichen Rechtes und gleichen Ansehens, mochte er im Süden oder Norden des Vaterlandes ansässig sein oder vorübergehend sich auf¬ halten." So also entstand zunächst ein Nationalbewußtsein, von Nationalstaaten aber, und überhaupt von großen Staaten, kann immer erst dann die Rede sein, wenn die durchgeführte Geldwirtschaft die Anstellung von besoldeten Beamten mög¬ lich macht. Und wer wüßte nicht, welche ungeheure Verschiebung der Machtver- Grcnzlwtcn III 1396 V4

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222941/433>, abgerufen am 01.09.2024.