Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr.Die Haustiere und das Wirtschaftsleben der Völker Nomadenvölker aber kann natürlich auf die Lebensweise der Bewohner des Das indische Vuddhaideal soll nach Seite 428 "direkt aus dem griechischen Es wäre nicht zu verwundern, wenn Fachleute in einem Werke, dem eine Grenzboten III 189662
Die Haustiere und das Wirtschaftsleben der Völker Nomadenvölker aber kann natürlich auf die Lebensweise der Bewohner des Das indische Vuddhaideal soll nach Seite 428 „direkt aus dem griechischen Es wäre nicht zu verwundern, wenn Fachleute in einem Werke, dem eine Grenzboten III 189662
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0417" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223359"/> <fw type="header" place="top"> Die Haustiere und das Wirtschaftsleben der Völker</fw><lb/> <p xml:id="ID_1185" prev="#ID_1184"> Nomadenvölker aber kann natürlich auf die Lebensweise der Bewohner des<lb/> innern und des südöstlichen Chinas nicht den geringsten Einfluß üben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1186"> Das indische Vuddhaideal soll nach Seite 428 „direkt aus dem griechischen<lb/> Apollo" hervorgegangen sein. Kann es aber zwei unähnlichere Wesen geben,<lb/> als den holden Gott der Musen und den indischen Buddha, mag man darunter<lb/> den asketischen Mönch verstehen oder den unförmlichen Götzen, der in der<lb/> Volksreligion daraus geworden ist? Der Abschnitt Seite 431 bis 432 über<lb/> Palästina ist unklar; man wird nicht klug daraus: soll hier die der biblischen<lb/> Erzählung entstammende Meinung, daß die Juden ursprünglich Nomaden ge¬<lb/> wesen seien, bewiesen oder widerlegt werden? In dem Abschnitt über die<lb/> Maultiere sieht es so aus, als ob heutzutage in Deutschland gar keine mehr<lb/> vorkämen; aber in den deutschösterreichischen Bergen, die doch wohl geographisch<lb/> bei Deutschland bleiben werden, werden hie und da für Touristen welche ver¬<lb/> wendet. Übrigens ist die Anekdote von Kaiser Heinrich II. ungenau wieder¬<lb/> gegeben. Es heißt da, er habe sich den geschmacklosen Witz gemacht, „einem<lb/> Bischof, der kein Latein verstand, in sein Brevier statt tamulis ot lginulalius<lb/> unus se mulAvus schreiben" zu lassen. Der Bischof war Meinwerk von Pader-<lb/> born, ein Mann, dem weltliche Geschäfte den Kopf so einnahmen, daß er beim<lb/> Gebet und Gottesdienst immer sehr zerstreut war und oft Unsinn las und<lb/> sang. Da ließ Heinrich einmal am Tage vor einer Seelenmesse in den Ge¬<lb/> beten des Meßbuchs die Silbe Ä in den genannten Wörtern wegkratzen, und<lb/> Meinwerk betete richtig ster die Maulesel und Mauleselinnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1187"> Es wäre nicht zu verwundern, wenn Fachleute in einem Werke, dem eine<lb/> Litteratur von gewaltigem Umfange zu Grunde liegt, noch viele kleine oder<lb/> große Schnitzer entdeckten; aber das würde den Wert der Arbeit, der in der<lb/> Eröffnung ganz neuer Gesichtspunkte für die Betrachtung des Wirtschafts¬<lb/> lebens liegt, nnr wenig beeinträchtigen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 189662</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0417]
Die Haustiere und das Wirtschaftsleben der Völker
Nomadenvölker aber kann natürlich auf die Lebensweise der Bewohner des
innern und des südöstlichen Chinas nicht den geringsten Einfluß üben.
Das indische Vuddhaideal soll nach Seite 428 „direkt aus dem griechischen
Apollo" hervorgegangen sein. Kann es aber zwei unähnlichere Wesen geben,
als den holden Gott der Musen und den indischen Buddha, mag man darunter
den asketischen Mönch verstehen oder den unförmlichen Götzen, der in der
Volksreligion daraus geworden ist? Der Abschnitt Seite 431 bis 432 über
Palästina ist unklar; man wird nicht klug daraus: soll hier die der biblischen
Erzählung entstammende Meinung, daß die Juden ursprünglich Nomaden ge¬
wesen seien, bewiesen oder widerlegt werden? In dem Abschnitt über die
Maultiere sieht es so aus, als ob heutzutage in Deutschland gar keine mehr
vorkämen; aber in den deutschösterreichischen Bergen, die doch wohl geographisch
bei Deutschland bleiben werden, werden hie und da für Touristen welche ver¬
wendet. Übrigens ist die Anekdote von Kaiser Heinrich II. ungenau wieder¬
gegeben. Es heißt da, er habe sich den geschmacklosen Witz gemacht, „einem
Bischof, der kein Latein verstand, in sein Brevier statt tamulis ot lginulalius
unus se mulAvus schreiben" zu lassen. Der Bischof war Meinwerk von Pader-
born, ein Mann, dem weltliche Geschäfte den Kopf so einnahmen, daß er beim
Gebet und Gottesdienst immer sehr zerstreut war und oft Unsinn las und
sang. Da ließ Heinrich einmal am Tage vor einer Seelenmesse in den Ge¬
beten des Meßbuchs die Silbe Ä in den genannten Wörtern wegkratzen, und
Meinwerk betete richtig ster die Maulesel und Mauleselinnen.
Es wäre nicht zu verwundern, wenn Fachleute in einem Werke, dem eine
Litteratur von gewaltigem Umfange zu Grunde liegt, noch viele kleine oder
große Schnitzer entdeckten; aber das würde den Wert der Arbeit, der in der
Eröffnung ganz neuer Gesichtspunkte für die Betrachtung des Wirtschafts¬
lebens liegt, nnr wenig beeinträchtigen.
Grenzboten III 189662
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