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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr.

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Litteratur

die Ansicht vertreten wird, die Markgenossenschaften seien erst im Mittelalter nach
und nach ans dem Zusammenschluß der von den ersten germanischen Ansiedlern
ganz nach Belieben angelegten Einzelhöfe entstanden, tritt Maurer im Anschluß an
Hanffer, Schlegel, Olufsen mit Entschiedenheit dafür ein, daß die Mark auf die
ersten Ansiedlungen der germanischen Stämme zurückzuführen sei." D. h. also,
das Ausiedlungswerk war bei den Germanen wie bei allen übrigen Völkern nicht
Privatsnche einzelner, sondern Stammesangelegcnheit; sie erfolgte geschlechterweise,
das besetzte Territorium war Eigentum der Gcschlechtsgenossenschaft, seine Verteilung
und Bewirtschaftung sowie die Wohnungsanlage wurde von der ganzen Genossen¬
schaft bestimmt nud geleitet. Nach Maurers Zeit haben das die Forschungen
Morgans besonders klar gemacht. "Heute wissen wir, daß überall ans der Erde
die ältesten territorialgcnossenschaftlichcu Organisationen auf geschlcchterrechtlicher
Verfassung beruhen." Für die Peruaner hat das der Herausgeber, Cunow, in
einer besondern Schrift nachgewiesen,*) Als den Hauptirrtum Maurers bezeichnet
er dessen Auffassung der Hundertschaft als einer "bloß kriegerischen Abteilung."
Zwar erkannte Maurer, daß sie mit der Markverfassuug zusammenhänge, aber erst
Thudichum und Lamprecht haben nachgewiesen, daß die Hundertschaft nichts andres
ist als die Geschlechts- oder Markengeuossenschaft selbst. Als einen Irrtum von
untergeordneter Bedeutung hebt Cuuow hervor, daß Maurer die Kämpe oder Ge¬
wannen mit den Zeigen oder Öfchen gleichsetzt; diese beiden Ausdrücke bezeichnen
in Süddeutschland die wirtschaftliche Einteilung in drei oder vier Felder nach dem
Drei- oder Vierfeldersystem. Kämpe oder Gewannen (das Hinzugewonnene) sind,
wie Lamprecht in feinem Werke: Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter gezeigt
hat, die durch neue Rodungen der Ackerfläche hinzugefügten Streifen, in deren
jedem jeder Markgenosse seinen Anteil bekam, sodaß jeder sowohl in den nähern
wie in den entferntem Streifen Ackcrflecke hatte. Mit der Bewirtschaftungsnrt
hängt diese Verteilungsart gar nicht zusammen. "Bei einer Einteilung der Feld¬
mark in zehn oder zwölf Gewannen kann die Dreifelderwirtschaft, bei einer Ein¬
teilung in zwanzig, dreißig Gewannen die Zweifelderwirtschaft angewendet werden."


Die Weltordnung von Otto Bülow, Ingenieur. Zweiter Band: Die soziale Frage.
Braunschweig, Albert Limbach, 1800

Das Buch macht den Eindruck des überspannten, Überschwänglichen, Mystischen
und ist voller Symbolik. Es beruht auf dem von Anfang bis zu Ende durch¬
geführten Gegensatze von Sonne nud Erde, Himmel und Holle, Berg und Thal,
Süd und Nord, Weib und Mann. In einer Zeit, wo der Okkultismus blüht und
die Mystik von neuem auflebt, wird es dem Verfasser um Lesern und Verehrern
nicht fehlen, und weil sein Buch einer Zeitströmung angehört, so wollen wir zu
deren Charakteristik ein paar Proben daraus mitteilen. "Die Wissenschaft verirrte
sich in ihrem Drange nach Erkenntnis stetig mehr in die Nockfalten der Natur, zer-



Die soziale Verfassung des Jnkareichs, Eine Untersuchung des altperuanischen
AgrartommuniSmus. Stuttgart, I. 5z. W, Dietz, 18!"", Darnach hat diese Agrnrverfassung schon
lange vor der Unterjochung der peruanischen Stämme durch die Inkas bestanden. In der Be¬
urteilung deS Inkareiches/dessen Verfassung so sehr überschätzt worden ist, kommt Cunow un¬
gefähr zu demselben Ergebnis wie Friedrich Rahel, der in Petermcmns Mitteilungen, Heft 5>
dieses Jahres, schreibt: "Wenn wir sagen, das Reich der Inka umfaßte auf der Stufe kriegerischer
Ausbreitung, die es bei der Ankunft des Pizarro erstiegen hatte, noch nicht soviel Raum wie
das römische zur Zeit des Augustus, so müssen nur hinzufügen: eS war nichts als ein lockres
Bündel von zusnmmenerobertcn Tributnrstantcn, ohne festen oder alten Zusammenhang, kaum
eine Generation alt und bereits im Zerbröckeln, "och ehe die Spanier es wie ein Kartenhaus
umwarfen."
Litteratur

die Ansicht vertreten wird, die Markgenossenschaften seien erst im Mittelalter nach
und nach ans dem Zusammenschluß der von den ersten germanischen Ansiedlern
ganz nach Belieben angelegten Einzelhöfe entstanden, tritt Maurer im Anschluß an
Hanffer, Schlegel, Olufsen mit Entschiedenheit dafür ein, daß die Mark auf die
ersten Ansiedlungen der germanischen Stämme zurückzuführen sei." D. h. also,
das Ausiedlungswerk war bei den Germanen wie bei allen übrigen Völkern nicht
Privatsnche einzelner, sondern Stammesangelegcnheit; sie erfolgte geschlechterweise,
das besetzte Territorium war Eigentum der Gcschlechtsgenossenschaft, seine Verteilung
und Bewirtschaftung sowie die Wohnungsanlage wurde von der ganzen Genossen¬
schaft bestimmt nud geleitet. Nach Maurers Zeit haben das die Forschungen
Morgans besonders klar gemacht. „Heute wissen wir, daß überall ans der Erde
die ältesten territorialgcnossenschaftlichcu Organisationen auf geschlcchterrechtlicher
Verfassung beruhen." Für die Peruaner hat das der Herausgeber, Cunow, in
einer besondern Schrift nachgewiesen,*) Als den Hauptirrtum Maurers bezeichnet
er dessen Auffassung der Hundertschaft als einer „bloß kriegerischen Abteilung."
Zwar erkannte Maurer, daß sie mit der Markverfassuug zusammenhänge, aber erst
Thudichum und Lamprecht haben nachgewiesen, daß die Hundertschaft nichts andres
ist als die Geschlechts- oder Markengeuossenschaft selbst. Als einen Irrtum von
untergeordneter Bedeutung hebt Cuuow hervor, daß Maurer die Kämpe oder Ge¬
wannen mit den Zeigen oder Öfchen gleichsetzt; diese beiden Ausdrücke bezeichnen
in Süddeutschland die wirtschaftliche Einteilung in drei oder vier Felder nach dem
Drei- oder Vierfeldersystem. Kämpe oder Gewannen (das Hinzugewonnene) sind,
wie Lamprecht in feinem Werke: Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter gezeigt
hat, die durch neue Rodungen der Ackerfläche hinzugefügten Streifen, in deren
jedem jeder Markgenosse seinen Anteil bekam, sodaß jeder sowohl in den nähern
wie in den entferntem Streifen Ackcrflecke hatte. Mit der Bewirtschaftungsnrt
hängt diese Verteilungsart gar nicht zusammen. „Bei einer Einteilung der Feld¬
mark in zehn oder zwölf Gewannen kann die Dreifelderwirtschaft, bei einer Ein¬
teilung in zwanzig, dreißig Gewannen die Zweifelderwirtschaft angewendet werden."


Die Weltordnung von Otto Bülow, Ingenieur. Zweiter Band: Die soziale Frage.
Braunschweig, Albert Limbach, 1800

Das Buch macht den Eindruck des überspannten, Überschwänglichen, Mystischen
und ist voller Symbolik. Es beruht auf dem von Anfang bis zu Ende durch¬
geführten Gegensatze von Sonne nud Erde, Himmel und Holle, Berg und Thal,
Süd und Nord, Weib und Mann. In einer Zeit, wo der Okkultismus blüht und
die Mystik von neuem auflebt, wird es dem Verfasser um Lesern und Verehrern
nicht fehlen, und weil sein Buch einer Zeitströmung angehört, so wollen wir zu
deren Charakteristik ein paar Proben daraus mitteilen. „Die Wissenschaft verirrte
sich in ihrem Drange nach Erkenntnis stetig mehr in die Nockfalten der Natur, zer-



Die soziale Verfassung des Jnkareichs, Eine Untersuchung des altperuanischen
AgrartommuniSmus. Stuttgart, I. 5z. W, Dietz, 18!»«, Darnach hat diese Agrnrverfassung schon
lange vor der Unterjochung der peruanischen Stämme durch die Inkas bestanden. In der Be¬
urteilung deS Inkareiches/dessen Verfassung so sehr überschätzt worden ist, kommt Cunow un¬
gefähr zu demselben Ergebnis wie Friedrich Rahel, der in Petermcmns Mitteilungen, Heft 5>
dieses Jahres, schreibt: „Wenn wir sagen, das Reich der Inka umfaßte auf der Stufe kriegerischer
Ausbreitung, die es bei der Ankunft des Pizarro erstiegen hatte, noch nicht soviel Raum wie
das römische zur Zeit des Augustus, so müssen nur hinzufügen: eS war nichts als ein lockres
Bündel von zusnmmenerobertcn Tributnrstantcn, ohne festen oder alten Zusammenhang, kaum
eine Generation alt und bereits im Zerbröckeln, »och ehe die Spanier es wie ein Kartenhaus
umwarfen."
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[0199] Litteratur die Ansicht vertreten wird, die Markgenossenschaften seien erst im Mittelalter nach und nach ans dem Zusammenschluß der von den ersten germanischen Ansiedlern ganz nach Belieben angelegten Einzelhöfe entstanden, tritt Maurer im Anschluß an Hanffer, Schlegel, Olufsen mit Entschiedenheit dafür ein, daß die Mark auf die ersten Ansiedlungen der germanischen Stämme zurückzuführen sei." D. h. also, das Ausiedlungswerk war bei den Germanen wie bei allen übrigen Völkern nicht Privatsnche einzelner, sondern Stammesangelegcnheit; sie erfolgte geschlechterweise, das besetzte Territorium war Eigentum der Gcschlechtsgenossenschaft, seine Verteilung und Bewirtschaftung sowie die Wohnungsanlage wurde von der ganzen Genossen¬ schaft bestimmt nud geleitet. Nach Maurers Zeit haben das die Forschungen Morgans besonders klar gemacht. „Heute wissen wir, daß überall ans der Erde die ältesten territorialgcnossenschaftlichcu Organisationen auf geschlcchterrechtlicher Verfassung beruhen." Für die Peruaner hat das der Herausgeber, Cunow, in einer besondern Schrift nachgewiesen,*) Als den Hauptirrtum Maurers bezeichnet er dessen Auffassung der Hundertschaft als einer „bloß kriegerischen Abteilung." Zwar erkannte Maurer, daß sie mit der Markverfassuug zusammenhänge, aber erst Thudichum und Lamprecht haben nachgewiesen, daß die Hundertschaft nichts andres ist als die Geschlechts- oder Markengeuossenschaft selbst. Als einen Irrtum von untergeordneter Bedeutung hebt Cuuow hervor, daß Maurer die Kämpe oder Ge¬ wannen mit den Zeigen oder Öfchen gleichsetzt; diese beiden Ausdrücke bezeichnen in Süddeutschland die wirtschaftliche Einteilung in drei oder vier Felder nach dem Drei- oder Vierfeldersystem. Kämpe oder Gewannen (das Hinzugewonnene) sind, wie Lamprecht in feinem Werke: Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter gezeigt hat, die durch neue Rodungen der Ackerfläche hinzugefügten Streifen, in deren jedem jeder Markgenosse seinen Anteil bekam, sodaß jeder sowohl in den nähern wie in den entferntem Streifen Ackcrflecke hatte. Mit der Bewirtschaftungsnrt hängt diese Verteilungsart gar nicht zusammen. „Bei einer Einteilung der Feld¬ mark in zehn oder zwölf Gewannen kann die Dreifelderwirtschaft, bei einer Ein¬ teilung in zwanzig, dreißig Gewannen die Zweifelderwirtschaft angewendet werden." Die Weltordnung von Otto Bülow, Ingenieur. Zweiter Band: Die soziale Frage. Braunschweig, Albert Limbach, 1800 Das Buch macht den Eindruck des überspannten, Überschwänglichen, Mystischen und ist voller Symbolik. Es beruht auf dem von Anfang bis zu Ende durch¬ geführten Gegensatze von Sonne nud Erde, Himmel und Holle, Berg und Thal, Süd und Nord, Weib und Mann. In einer Zeit, wo der Okkultismus blüht und die Mystik von neuem auflebt, wird es dem Verfasser um Lesern und Verehrern nicht fehlen, und weil sein Buch einer Zeitströmung angehört, so wollen wir zu deren Charakteristik ein paar Proben daraus mitteilen. „Die Wissenschaft verirrte sich in ihrem Drange nach Erkenntnis stetig mehr in die Nockfalten der Natur, zer- Die soziale Verfassung des Jnkareichs, Eine Untersuchung des altperuanischen AgrartommuniSmus. Stuttgart, I. 5z. W, Dietz, 18!»«, Darnach hat diese Agrnrverfassung schon lange vor der Unterjochung der peruanischen Stämme durch die Inkas bestanden. In der Be¬ urteilung deS Inkareiches/dessen Verfassung so sehr überschätzt worden ist, kommt Cunow un¬ gefähr zu demselben Ergebnis wie Friedrich Rahel, der in Petermcmns Mitteilungen, Heft 5> dieses Jahres, schreibt: „Wenn wir sagen, das Reich der Inka umfaßte auf der Stufe kriegerischer Ausbreitung, die es bei der Ankunft des Pizarro erstiegen hatte, noch nicht soviel Raum wie das römische zur Zeit des Augustus, so müssen nur hinzufügen: eS war nichts als ein lockres Bündel von zusnmmenerobertcn Tributnrstantcn, ohne festen oder alten Zusammenhang, kaum eine Generation alt und bereits im Zerbröckeln, »och ehe die Spanier es wie ein Kartenhaus umwarfen."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222941/199>, abgerufen am 24.11.2024.