Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Von binnen durch Pauls eignen Artikel "binnen" erwiesen, auch landen hat es
gegeben, ein bekanntes altes Volkslied beginnt: Nun laube, Linde, laube!

Unter Blöße bemerkt Paul: "Ursprünglich ein Ausdruck der Fechtersprache
ist "eine Blöße geben", "eine Stelle ungedeckt lassen", vgl. im eigentlichen Sinne
"indessen sieht Sylvan, daß Raufbold Blöße giebt" Zacharici; jetzt oft, eigentlich ver¬
kehrt "sich eine Blöße geben."" Bei den Worten "eigentlich verkehrt" verläßt ihn
einmal seine psychologische Feinfühligkeit; er übersieht, daß "eine Blöße geben"
ebenso gut als ein Begriff des Nutzens wie des Schadens aufgefaßt werdeu kann,
je nachdem man die Partei des Gegners nimmt oder dessen, der die Blöße giebt.
"Sich eine Blöße geben" ist aus dem Sinne dessen, der sie giebt, ganz richtig
gesagt, nur sich freilich nicht als äg-divus eommoäi (damit man selbst hineinsticht),
sondern inoommocli aufzufassen, genau wie bei "sich schaden."

Der Artikel über einlegen vermutet: "Ehre einlegen" (schon bei Luther Wohl
übertragen von "Wein einlegen" ^in den Kellers u. dergl.). Liegt es nicht näher, an
einen Satz zu erinnern wie "Ich legte meine Ehre hinein, die Sache ordentlich zu
macheu" und wie bei aufhören an ein leises Verschieben des Wortsinns auf eine
nächstgelegne Handlung zu denken, in diesem Falle das siegreiche Wiedergewinnen
der eingelegten, nun noch erhöhten Ehre? -- Zu flicken bemerkt Paul: ""Einem
etwas am Zeuge flicken," "ihm etwas anhaben", wohl eigentlich "eine schadhafte (des
Funkens bedürftige) Stelle Herausfinden,"" Flicken heißt aber "eigentlich" nicht
herausfinden, sondern: durch Draufsetzen eines Fleckens ausbessern. Dafür nun,
daß sich die Bedeutungen ausbessern, säubern und tadeln berühren, dienen zum
Beweise aufmutzen, herunterputzen, einen Wischer geben usw.; vom "tadeln" ist es
aber nicht mehr weit zu der Bedeutung: einem etwas anhaben.

Der Name Pauls bürgt dafür, daß nichts in den Erklärungen für sicher aus¬
gegeben wird, was nicht die Wissenschaft thatsächlich festgestellt hat. Namentlich
vorsichtig zeigt sich Paul bildlichen Ausdrücken gegenüber, deren Deutung ihm noch
nicht ausgemacht zu sein scheint. Er bekennt: "Nicht klar ist, warum der Teil des
Schlüssels, mittelst dessen das Schloß bewegt wird, Bart heißt." Wie mancher
Würde vielleicht schnell in dem Herunterhängen das tsrtium oomparationis erblicken
und sich mit der Annahme eines oberflächlich vergleichenden Witzes als Erklärung
begnügen! Die naheliegende Erklärung von bestechen, daß es nämlich aus der
alten Redensart "mit dem silbernen Spieß stechen," d. h. "mit Silber verwunden,
widerstandsunfähig machen," entstanden sei, hat er nicht gewagt, aufzunehmen, lieber
erklärt er die Entstehung des Ausdrucks als "noch nicht befriedigend gedeutet."
Auch bei der Wendung "ans Brett kommen," d. i. "zu Ansehen und Einfluß ge¬
langen," fragt er: woher? Die Erklärung Zarnckcs, der aus Brettspiel, und
E. Müllers, der an das schwarze Brett dachte, haben ihn ebenso wenig überzeugt,
wie die, zu der bereits der alte Agricola auffordert, daß nämlich Brett--Tisch
sei und die Wendung eigentlich bedeute "sich mit an den Tisch, wohl gar oben
"n, setzen dürfen," während gewöhnliches Volk gar nicht oder doch mindestens
unten am Tische saß. Zu Bock bemerkt Paul: "Unklar ist, wie "einen Bock schießen"
zu der Bedeutung, "einen Fehler machen" und "Bock" überhaupt zu der Bedeu¬
tung "Fehler" kommt." Fehler selbst ist aber eigentlich bloß Fehlschuß. Damit
fällt die eine Unklarheit weg, die andre wird so lange bestehen bleiben, als nicht
nachgewiesen ist, welcher psychologische Vorgang auch sonst komische oder verhaßte
Tiere zur spöttischen Bezeichnung von Fehlern (in unserm Sinne) gebrauchen ließ,
warum z. B. der Pariser einen falschen Ton auf einem Blasinstrumeut van-^ra
nennt, der Engländer düll sagt, wie wir Bock und Pudel und wie in der Zimme-


Grenzvoten III 1896 18
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Von binnen durch Pauls eignen Artikel „binnen" erwiesen, auch landen hat es
gegeben, ein bekanntes altes Volkslied beginnt: Nun laube, Linde, laube!

Unter Blöße bemerkt Paul: „Ursprünglich ein Ausdruck der Fechtersprache
ist »eine Blöße geben«, »eine Stelle ungedeckt lassen«, vgl. im eigentlichen Sinne
»indessen sieht Sylvan, daß Raufbold Blöße giebt« Zacharici; jetzt oft, eigentlich ver¬
kehrt »sich eine Blöße geben.«" Bei den Worten „eigentlich verkehrt" verläßt ihn
einmal seine psychologische Feinfühligkeit; er übersieht, daß »eine Blöße geben«
ebenso gut als ein Begriff des Nutzens wie des Schadens aufgefaßt werdeu kann,
je nachdem man die Partei des Gegners nimmt oder dessen, der die Blöße giebt.
»Sich eine Blöße geben« ist aus dem Sinne dessen, der sie giebt, ganz richtig
gesagt, nur sich freilich nicht als äg-divus eommoäi (damit man selbst hineinsticht),
sondern inoommocli aufzufassen, genau wie bei „sich schaden."

Der Artikel über einlegen vermutet: »Ehre einlegen« (schon bei Luther Wohl
übertragen von »Wein einlegen« ^in den Kellers u. dergl.). Liegt es nicht näher, an
einen Satz zu erinnern wie „Ich legte meine Ehre hinein, die Sache ordentlich zu
macheu" und wie bei aufhören an ein leises Verschieben des Wortsinns auf eine
nächstgelegne Handlung zu denken, in diesem Falle das siegreiche Wiedergewinnen
der eingelegten, nun noch erhöhten Ehre? — Zu flicken bemerkt Paul: „»Einem
etwas am Zeuge flicken,« »ihm etwas anhaben«, wohl eigentlich »eine schadhafte (des
Funkens bedürftige) Stelle Herausfinden,«" Flicken heißt aber „eigentlich" nicht
herausfinden, sondern: durch Draufsetzen eines Fleckens ausbessern. Dafür nun,
daß sich die Bedeutungen ausbessern, säubern und tadeln berühren, dienen zum
Beweise aufmutzen, herunterputzen, einen Wischer geben usw.; vom „tadeln" ist es
aber nicht mehr weit zu der Bedeutung: einem etwas anhaben.

Der Name Pauls bürgt dafür, daß nichts in den Erklärungen für sicher aus¬
gegeben wird, was nicht die Wissenschaft thatsächlich festgestellt hat. Namentlich
vorsichtig zeigt sich Paul bildlichen Ausdrücken gegenüber, deren Deutung ihm noch
nicht ausgemacht zu sein scheint. Er bekennt: „Nicht klar ist, warum der Teil des
Schlüssels, mittelst dessen das Schloß bewegt wird, Bart heißt." Wie mancher
Würde vielleicht schnell in dem Herunterhängen das tsrtium oomparationis erblicken
und sich mit der Annahme eines oberflächlich vergleichenden Witzes als Erklärung
begnügen! Die naheliegende Erklärung von bestechen, daß es nämlich aus der
alten Redensart „mit dem silbernen Spieß stechen," d. h. „mit Silber verwunden,
widerstandsunfähig machen," entstanden sei, hat er nicht gewagt, aufzunehmen, lieber
erklärt er die Entstehung des Ausdrucks als „noch nicht befriedigend gedeutet."
Auch bei der Wendung „ans Brett kommen," d. i. „zu Ansehen und Einfluß ge¬
langen," fragt er: woher? Die Erklärung Zarnckcs, der aus Brettspiel, und
E. Müllers, der an das schwarze Brett dachte, haben ihn ebenso wenig überzeugt,
wie die, zu der bereits der alte Agricola auffordert, daß nämlich Brett—Tisch
sei und die Wendung eigentlich bedeute „sich mit an den Tisch, wohl gar oben
"n, setzen dürfen," während gewöhnliches Volk gar nicht oder doch mindestens
unten am Tische saß. Zu Bock bemerkt Paul: „Unklar ist, wie »einen Bock schießen«
zu der Bedeutung, »einen Fehler machen« und »Bock« überhaupt zu der Bedeu¬
tung »Fehler« kommt." Fehler selbst ist aber eigentlich bloß Fehlschuß. Damit
fällt die eine Unklarheit weg, die andre wird so lange bestehen bleiben, als nicht
nachgewiesen ist, welcher psychologische Vorgang auch sonst komische oder verhaßte
Tiere zur spöttischen Bezeichnung von Fehlern (in unserm Sinne) gebrauchen ließ,
warum z. B. der Pariser einen falschen Ton auf einem Blasinstrumeut van-^ra
nennt, der Engländer düll sagt, wie wir Bock und Pudel und wie in der Zimme-


Grenzvoten III 1896 18
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0145" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223087"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_460" prev="#ID_459"> Von binnen durch Pauls eignen Artikel &#x201E;binnen" erwiesen, auch landen hat es<lb/>
gegeben, ein bekanntes altes Volkslied beginnt: Nun laube, Linde, laube!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_461"> Unter Blöße bemerkt Paul: &#x201E;Ursprünglich ein Ausdruck der Fechtersprache<lb/>
ist »eine Blöße geben«, »eine Stelle ungedeckt lassen«, vgl. im eigentlichen Sinne<lb/>
»indessen sieht Sylvan, daß Raufbold Blöße giebt« Zacharici; jetzt oft, eigentlich ver¬<lb/>
kehrt »sich eine Blöße geben.«" Bei den Worten &#x201E;eigentlich verkehrt" verläßt ihn<lb/>
einmal seine psychologische Feinfühligkeit; er übersieht, daß »eine Blöße geben«<lb/>
ebenso gut als ein Begriff des Nutzens wie des Schadens aufgefaßt werdeu kann,<lb/>
je nachdem man die Partei des Gegners nimmt oder dessen, der die Blöße giebt.<lb/>
»Sich eine Blöße geben« ist aus dem Sinne dessen, der sie giebt, ganz richtig<lb/>
gesagt, nur sich freilich nicht als äg-divus eommoäi (damit man selbst hineinsticht),<lb/>
sondern inoommocli aufzufassen, genau wie bei &#x201E;sich schaden."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_462"> Der Artikel über einlegen vermutet: »Ehre einlegen« (schon bei Luther Wohl<lb/>
übertragen von »Wein einlegen« ^in den Kellers u. dergl.). Liegt es nicht näher, an<lb/>
einen Satz zu erinnern wie &#x201E;Ich legte meine Ehre hinein, die Sache ordentlich zu<lb/>
macheu" und wie bei aufhören an ein leises Verschieben des Wortsinns auf eine<lb/>
nächstgelegne Handlung zu denken, in diesem Falle das siegreiche Wiedergewinnen<lb/>
der eingelegten, nun noch erhöhten Ehre? &#x2014; Zu flicken bemerkt Paul: &#x201E;»Einem<lb/>
etwas am Zeuge flicken,« »ihm etwas anhaben«, wohl eigentlich »eine schadhafte (des<lb/>
Funkens bedürftige) Stelle Herausfinden,«" Flicken heißt aber &#x201E;eigentlich" nicht<lb/>
herausfinden, sondern: durch Draufsetzen eines Fleckens ausbessern. Dafür nun,<lb/>
daß sich die Bedeutungen ausbessern, säubern und tadeln berühren, dienen zum<lb/>
Beweise aufmutzen, herunterputzen, einen Wischer geben usw.; vom &#x201E;tadeln" ist es<lb/>
aber nicht mehr weit zu der Bedeutung: einem etwas anhaben.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_463" next="#ID_464"> Der Name Pauls bürgt dafür, daß nichts in den Erklärungen für sicher aus¬<lb/>
gegeben wird, was nicht die Wissenschaft thatsächlich festgestellt hat. Namentlich<lb/>
vorsichtig zeigt sich Paul bildlichen Ausdrücken gegenüber, deren Deutung ihm noch<lb/>
nicht ausgemacht zu sein scheint. Er bekennt: &#x201E;Nicht klar ist, warum der Teil des<lb/>
Schlüssels, mittelst dessen das Schloß bewegt wird, Bart heißt." Wie mancher<lb/>
Würde vielleicht schnell in dem Herunterhängen das tsrtium oomparationis erblicken<lb/>
und sich mit der Annahme eines oberflächlich vergleichenden Witzes als Erklärung<lb/>
begnügen! Die naheliegende Erklärung von bestechen, daß es nämlich aus der<lb/>
alten Redensart &#x201E;mit dem silbernen Spieß stechen," d. h. &#x201E;mit Silber verwunden,<lb/>
widerstandsunfähig machen," entstanden sei, hat er nicht gewagt, aufzunehmen, lieber<lb/>
erklärt er die Entstehung des Ausdrucks als &#x201E;noch nicht befriedigend gedeutet."<lb/>
Auch bei der Wendung &#x201E;ans Brett kommen," d. i. &#x201E;zu Ansehen und Einfluß ge¬<lb/>
langen," fragt er: woher? Die Erklärung Zarnckcs, der aus Brettspiel, und<lb/>
E. Müllers, der an das schwarze Brett dachte, haben ihn ebenso wenig überzeugt,<lb/>
wie die, zu der bereits der alte Agricola auffordert, daß nämlich Brett&#x2014;Tisch<lb/>
sei und die Wendung eigentlich bedeute &#x201E;sich mit an den Tisch, wohl gar oben<lb/>
"n, setzen dürfen," während gewöhnliches Volk gar nicht oder doch mindestens<lb/>
unten am Tische saß. Zu Bock bemerkt Paul: &#x201E;Unklar ist, wie »einen Bock schießen«<lb/>
zu der Bedeutung, »einen Fehler machen« und »Bock« überhaupt zu der Bedeu¬<lb/>
tung »Fehler« kommt." Fehler selbst ist aber eigentlich bloß Fehlschuß. Damit<lb/>
fällt die eine Unklarheit weg, die andre wird so lange bestehen bleiben, als nicht<lb/>
nachgewiesen ist, welcher psychologische Vorgang auch sonst komische oder verhaßte<lb/>
Tiere zur spöttischen Bezeichnung von Fehlern (in unserm Sinne) gebrauchen ließ,<lb/>
warum z. B. der Pariser einen falschen Ton auf einem Blasinstrumeut van-^ra<lb/>
nennt, der Engländer düll sagt, wie wir Bock und Pudel und wie in der Zimme-</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzvoten III 1896 18</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0145] Maßgebliches und Unmaßgebliches Von binnen durch Pauls eignen Artikel „binnen" erwiesen, auch landen hat es gegeben, ein bekanntes altes Volkslied beginnt: Nun laube, Linde, laube! Unter Blöße bemerkt Paul: „Ursprünglich ein Ausdruck der Fechtersprache ist »eine Blöße geben«, »eine Stelle ungedeckt lassen«, vgl. im eigentlichen Sinne »indessen sieht Sylvan, daß Raufbold Blöße giebt« Zacharici; jetzt oft, eigentlich ver¬ kehrt »sich eine Blöße geben.«" Bei den Worten „eigentlich verkehrt" verläßt ihn einmal seine psychologische Feinfühligkeit; er übersieht, daß »eine Blöße geben« ebenso gut als ein Begriff des Nutzens wie des Schadens aufgefaßt werdeu kann, je nachdem man die Partei des Gegners nimmt oder dessen, der die Blöße giebt. »Sich eine Blöße geben« ist aus dem Sinne dessen, der sie giebt, ganz richtig gesagt, nur sich freilich nicht als äg-divus eommoäi (damit man selbst hineinsticht), sondern inoommocli aufzufassen, genau wie bei „sich schaden." Der Artikel über einlegen vermutet: »Ehre einlegen« (schon bei Luther Wohl übertragen von »Wein einlegen« ^in den Kellers u. dergl.). Liegt es nicht näher, an einen Satz zu erinnern wie „Ich legte meine Ehre hinein, die Sache ordentlich zu macheu" und wie bei aufhören an ein leises Verschieben des Wortsinns auf eine nächstgelegne Handlung zu denken, in diesem Falle das siegreiche Wiedergewinnen der eingelegten, nun noch erhöhten Ehre? — Zu flicken bemerkt Paul: „»Einem etwas am Zeuge flicken,« »ihm etwas anhaben«, wohl eigentlich »eine schadhafte (des Funkens bedürftige) Stelle Herausfinden,«" Flicken heißt aber „eigentlich" nicht herausfinden, sondern: durch Draufsetzen eines Fleckens ausbessern. Dafür nun, daß sich die Bedeutungen ausbessern, säubern und tadeln berühren, dienen zum Beweise aufmutzen, herunterputzen, einen Wischer geben usw.; vom „tadeln" ist es aber nicht mehr weit zu der Bedeutung: einem etwas anhaben. Der Name Pauls bürgt dafür, daß nichts in den Erklärungen für sicher aus¬ gegeben wird, was nicht die Wissenschaft thatsächlich festgestellt hat. Namentlich vorsichtig zeigt sich Paul bildlichen Ausdrücken gegenüber, deren Deutung ihm noch nicht ausgemacht zu sein scheint. Er bekennt: „Nicht klar ist, warum der Teil des Schlüssels, mittelst dessen das Schloß bewegt wird, Bart heißt." Wie mancher Würde vielleicht schnell in dem Herunterhängen das tsrtium oomparationis erblicken und sich mit der Annahme eines oberflächlich vergleichenden Witzes als Erklärung begnügen! Die naheliegende Erklärung von bestechen, daß es nämlich aus der alten Redensart „mit dem silbernen Spieß stechen," d. h. „mit Silber verwunden, widerstandsunfähig machen," entstanden sei, hat er nicht gewagt, aufzunehmen, lieber erklärt er die Entstehung des Ausdrucks als „noch nicht befriedigend gedeutet." Auch bei der Wendung „ans Brett kommen," d. i. „zu Ansehen und Einfluß ge¬ langen," fragt er: woher? Die Erklärung Zarnckcs, der aus Brettspiel, und E. Müllers, der an das schwarze Brett dachte, haben ihn ebenso wenig überzeugt, wie die, zu der bereits der alte Agricola auffordert, daß nämlich Brett—Tisch sei und die Wendung eigentlich bedeute „sich mit an den Tisch, wohl gar oben "n, setzen dürfen," während gewöhnliches Volk gar nicht oder doch mindestens unten am Tische saß. Zu Bock bemerkt Paul: „Unklar ist, wie »einen Bock schießen« zu der Bedeutung, »einen Fehler machen« und »Bock« überhaupt zu der Bedeu¬ tung »Fehler« kommt." Fehler selbst ist aber eigentlich bloß Fehlschuß. Damit fällt die eine Unklarheit weg, die andre wird so lange bestehen bleiben, als nicht nachgewiesen ist, welcher psychologische Vorgang auch sonst komische oder verhaßte Tiere zur spöttischen Bezeichnung von Fehlern (in unserm Sinne) gebrauchen ließ, warum z. B. der Pariser einen falschen Ton auf einem Blasinstrumeut van-^ra nennt, der Engländer düll sagt, wie wir Bock und Pudel und wie in der Zimme- Grenzvoten III 1896 18

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222941
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222941/145
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222941/145>, abgerufen am 01.09.2024.