Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr.Der Zwischenhandel beim Einzelhcmsirer), oder er kann bei gleichem Kapital mehr Artikel führen Für die oben geschilderten Fabriken fällt also der Hausir- und Jahr¬ Sobald die Detailgeschäfte ihrer Natur nach notwendigerweise so dezen- Ein Agent als Vermittler zwischen dem Produzenten und dem Detail¬ Ich gebe ein paar Beispiele. In einer großen Stadt wird ein Kaufmann Der Zwischenhandel beim Einzelhcmsirer), oder er kann bei gleichem Kapital mehr Artikel führen Für die oben geschilderten Fabriken fällt also der Hausir- und Jahr¬ Sobald die Detailgeschäfte ihrer Natur nach notwendigerweise so dezen- Ein Agent als Vermittler zwischen dem Produzenten und dem Detail¬ Ich gebe ein paar Beispiele. In einer großen Stadt wird ein Kaufmann <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0066" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/222370"/> <fw type="header" place="top"> Der Zwischenhandel</fw><lb/> <p xml:id="ID_208" prev="#ID_207"> beim Einzelhcmsirer), oder er kann bei gleichem Kapital mehr Artikel führen<lb/> (so der „Marktfahrer"), oder er sendet als kleinkapitalistischer Unternehmer<lb/> mehrere Einzelhcmsirer selbst aus (so die meisten der slowakischen Topfbinder).</p><lb/> <p xml:id="ID_209"> Für die oben geschilderten Fabriken fällt also der Hausir- und Jahr¬<lb/> marktshandel als Absatzform zur Zeit völlig weg; sie sind genötigt, an den<lb/> selbständigen Zwischenhändler zu verkaufen, der seinerseits die Produkte der<lb/> verschiedensten Unternehmungen in seinem Geschäft vereinigt. Hier schiebt sich<lb/> nun zwischen Produktionsort und Absatzort ein drittes Glied ein: der Grossist.<lb/> Warum? Im Interesse des Produzenten nicht, da dieser bei direktem Absatz<lb/> an den Detaillisten sich mit diesem (oder dem Konsumenten) in den Gewinn<lb/> teilen könnte, den jetzt der Grossist einsteckt; ebenso wenig natürlich und aus<lb/> gleichen Gründen im Interesse des Detaillisten. Es entsteht also die Frage:<lb/> Wann und warum ist der Grossist notwendig?</p><lb/> <p xml:id="ID_210"> Sobald die Detailgeschäfte ihrer Natur nach notwendigerweise so dezen-<lb/> tralisirt sind, daß das Aufsuchen jedes einzelnen durch Reisende oder die Ver¬<lb/> sendung der Ware an sie unmittelbar vom Erzeugungsorte aus die Ware in<lb/> höherm Grade verteuern würde, als es das Einschieben einer besondern Mittels¬<lb/> person zur Erfüllung dieser beiden Aufgaben thut. Und zwar giebt es zwei<lb/> verschiedne Arten solcher Mittelspersonen, den Agenten und den Engrossorti-<lb/> menter.</p><lb/> <p xml:id="ID_211"> Ein Agent als Vermittler zwischen dem Produzenten und dem Detail¬<lb/> listen tritt in zwei Fällen ein; erstens: für alle Warenarten, bei denen die Detail-<lb/> geschüfte, mögen sie noch so sehr dczentrnlisirt sein, doch immerhin noch auf<lb/> einem verhältnismäßig engen Raume, z. B. innerhalb einer großen Stadt, zu¬<lb/> sammenliegen. Zweitens: für eine bestimmte Warengattung von hohem spezi¬<lb/> fischen Wert, die an weit zerstreuten Orten an vereinzelte Konsumenten abzu¬<lb/> setzen ist. Denn nur wertvolle Waren halten die Verteuerung ans, die da¬<lb/> durch entsteht, daß ihretwegen eine Person die Detailgeschäfte in den kleinen<lb/> und kleinsten Orten eines Bezirks bereist.</p><lb/> <p xml:id="ID_212" next="#ID_213"> Ich gebe ein paar Beispiele. In einer großen Stadt wird ein Kaufmann<lb/> davou leben können, daß er als Agent einer leistungsfähigen Kammfabrik an<lb/> alle, auch die kleinsten Detaillisten des Orts und auch in den kleinsten Mengen<lb/> deren Ware absetzt. Die Fabrik gewährt ihm eine Vergütung von 3 bis<lb/> 5 Prozent des Umsatzes und hat dafür die Gewähr, daß er in seinem eignen<lb/> Interesse so viel als möglich von ihrer Ware verkauft. Die Fracht für diesen<lb/> Absatz in kleinsten Mengen verbilligt sich dadurch, daß man an den Agenten<lb/> ja immer größere Sendungen auf einmal machen kann. Für den zweiten oben<lb/> erwähnten Fall giebt der Handel mit seidnen Bändern ein Beispiel. Der<lb/> Agent wird hier alle Putzmacherinnen und andre Detaillisteu mehrerer Kreise<lb/> oder eines Negieruugsbezirks besuchen können, ohne daß die an sich wertvolle<lb/> Ware dadurch allzu sehr verteuert würde. Die Fabrik aber erspart sich einen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0066]
Der Zwischenhandel
beim Einzelhcmsirer), oder er kann bei gleichem Kapital mehr Artikel führen
(so der „Marktfahrer"), oder er sendet als kleinkapitalistischer Unternehmer
mehrere Einzelhcmsirer selbst aus (so die meisten der slowakischen Topfbinder).
Für die oben geschilderten Fabriken fällt also der Hausir- und Jahr¬
marktshandel als Absatzform zur Zeit völlig weg; sie sind genötigt, an den
selbständigen Zwischenhändler zu verkaufen, der seinerseits die Produkte der
verschiedensten Unternehmungen in seinem Geschäft vereinigt. Hier schiebt sich
nun zwischen Produktionsort und Absatzort ein drittes Glied ein: der Grossist.
Warum? Im Interesse des Produzenten nicht, da dieser bei direktem Absatz
an den Detaillisten sich mit diesem (oder dem Konsumenten) in den Gewinn
teilen könnte, den jetzt der Grossist einsteckt; ebenso wenig natürlich und aus
gleichen Gründen im Interesse des Detaillisten. Es entsteht also die Frage:
Wann und warum ist der Grossist notwendig?
Sobald die Detailgeschäfte ihrer Natur nach notwendigerweise so dezen-
tralisirt sind, daß das Aufsuchen jedes einzelnen durch Reisende oder die Ver¬
sendung der Ware an sie unmittelbar vom Erzeugungsorte aus die Ware in
höherm Grade verteuern würde, als es das Einschieben einer besondern Mittels¬
person zur Erfüllung dieser beiden Aufgaben thut. Und zwar giebt es zwei
verschiedne Arten solcher Mittelspersonen, den Agenten und den Engrossorti-
menter.
Ein Agent als Vermittler zwischen dem Produzenten und dem Detail¬
listen tritt in zwei Fällen ein; erstens: für alle Warenarten, bei denen die Detail-
geschüfte, mögen sie noch so sehr dczentrnlisirt sein, doch immerhin noch auf
einem verhältnismäßig engen Raume, z. B. innerhalb einer großen Stadt, zu¬
sammenliegen. Zweitens: für eine bestimmte Warengattung von hohem spezi¬
fischen Wert, die an weit zerstreuten Orten an vereinzelte Konsumenten abzu¬
setzen ist. Denn nur wertvolle Waren halten die Verteuerung ans, die da¬
durch entsteht, daß ihretwegen eine Person die Detailgeschäfte in den kleinen
und kleinsten Orten eines Bezirks bereist.
Ich gebe ein paar Beispiele. In einer großen Stadt wird ein Kaufmann
davou leben können, daß er als Agent einer leistungsfähigen Kammfabrik an
alle, auch die kleinsten Detaillisten des Orts und auch in den kleinsten Mengen
deren Ware absetzt. Die Fabrik gewährt ihm eine Vergütung von 3 bis
5 Prozent des Umsatzes und hat dafür die Gewähr, daß er in seinem eignen
Interesse so viel als möglich von ihrer Ware verkauft. Die Fracht für diesen
Absatz in kleinsten Mengen verbilligt sich dadurch, daß man an den Agenten
ja immer größere Sendungen auf einmal machen kann. Für den zweiten oben
erwähnten Fall giebt der Handel mit seidnen Bändern ein Beispiel. Der
Agent wird hier alle Putzmacherinnen und andre Detaillisteu mehrerer Kreise
oder eines Negieruugsbezirks besuchen können, ohne daß die an sich wertvolle
Ware dadurch allzu sehr verteuert würde. Die Fabrik aber erspart sich einen
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