Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Landwirtschaftliche Reinertrage

Es ist bei der Behandlung dieser Frage doppelt nötig, sich streng auf
thatsächlicher Grundlage zu halten, und dabei geht es natürlich nicht ohne
einige Zahlen ab. In Bezug auf die thatsächlichen Unterlagen ist in den kürz¬
lich veröffentlichten Ergebnissen neuer sachkundiger Spezialforschungen ein sehr
wertvolles Material geboten, dem ich um so lieber folge, als es von einer
Seite stammt, die den landwirtschaftlichen Notstand vollständig anerkennt und
auf nichts weniger ausgeht, als die landwirtschaftlichen Reinertrage besser er¬
scheinen zu lassen, als sie sind.

Die von dem preußischen Geheimen Oberregierungsrat Thiel heraus¬
gegebnen Landwirtschastlichcn Jahrbücher bringen in ihrem neuesten Hefte
(Band XXV, Heft 1) drei Aufsätze, die ganz unabhängig von einander die
Frage des Reinertrags für zwölf Wirtschaften auf Grund neuerdings ver¬
anstaltete Feststellungen behandeln. Von diesen zwölf Wirtschaften liegen sechs,
und zwar zwei Rittergüter, zwei Bauerngüter und zwei kleinbäuerliche Stellen,
im Regierungsbezirk Liegnitz, drei, ein Rittergut, ein Bauerngut und eine
Stelle, im Regierungsbezirk Vreslau. Zwei weitere Wirtschaften, eine so¬
genannte Halbkätnerstelle und ein Halbbauernhof, liegen im hannoverschen Kreise
Peine. Bei der zwölften Wirtschaft, einem Großbetriebe, ist die Lage nicht
angegeben, der Name des Verfassers, der sie behandelt hat, dentet aber auf
Hannover, jedenfalls ist die Wirtschaft nicht im Osten zu suchen. Es liegt
sonach das Material vor für vier Großbetriebe, vier Mittelbetriebe und vier
Kleinbetriebe.

Die festgestellten Reinertrage für je einen Hektar der landwirtschaftlich be¬
nutzten Fläche sind bei diesen zwölf Wirtschaften folgende:

Kleinbäuerliche Stelle im Kreise Neumarkt, Regierungsbezirk Breslau136 "
118 "
Hnlbbauernhof im Kreise Peine............103 "
Bauerngut im Kreise Neumarkt, Regierungsbezirk Breslau , . .,
"0 "
Bauerngut im Kreise Liegnitz.............85 "
76 "
Großbetrieb ohne Angabe der Lage.........."6 "
Kleinbäuerliche Stelle im Kreise Glogau, Regierungsbezirk Liegnitz.W "
50 "
Rittergut im Kreise Glognu, Regierungsbezirk Liegnitz.....87 "

Das sind in der That sehr merkwürdige Zahlen! Nicht nur der große Unter¬
schied in der Höhe der Reinertrage bei den verschiednen Wirtschaften, auch die
Höhe des Reinertrags überhaupt in der gegenwärtigen Notstandzeit ist beinahe
überraschend.

Bleiben wir zunächst bei Schlesien. Alle nenn schlesischen Wirtschaften


Landwirtschaftliche Reinertrage

Es ist bei der Behandlung dieser Frage doppelt nötig, sich streng auf
thatsächlicher Grundlage zu halten, und dabei geht es natürlich nicht ohne
einige Zahlen ab. In Bezug auf die thatsächlichen Unterlagen ist in den kürz¬
lich veröffentlichten Ergebnissen neuer sachkundiger Spezialforschungen ein sehr
wertvolles Material geboten, dem ich um so lieber folge, als es von einer
Seite stammt, die den landwirtschaftlichen Notstand vollständig anerkennt und
auf nichts weniger ausgeht, als die landwirtschaftlichen Reinertrage besser er¬
scheinen zu lassen, als sie sind.

Die von dem preußischen Geheimen Oberregierungsrat Thiel heraus¬
gegebnen Landwirtschastlichcn Jahrbücher bringen in ihrem neuesten Hefte
(Band XXV, Heft 1) drei Aufsätze, die ganz unabhängig von einander die
Frage des Reinertrags für zwölf Wirtschaften auf Grund neuerdings ver¬
anstaltete Feststellungen behandeln. Von diesen zwölf Wirtschaften liegen sechs,
und zwar zwei Rittergüter, zwei Bauerngüter und zwei kleinbäuerliche Stellen,
im Regierungsbezirk Liegnitz, drei, ein Rittergut, ein Bauerngut und eine
Stelle, im Regierungsbezirk Vreslau. Zwei weitere Wirtschaften, eine so¬
genannte Halbkätnerstelle und ein Halbbauernhof, liegen im hannoverschen Kreise
Peine. Bei der zwölften Wirtschaft, einem Großbetriebe, ist die Lage nicht
angegeben, der Name des Verfassers, der sie behandelt hat, dentet aber auf
Hannover, jedenfalls ist die Wirtschaft nicht im Osten zu suchen. Es liegt
sonach das Material vor für vier Großbetriebe, vier Mittelbetriebe und vier
Kleinbetriebe.

Die festgestellten Reinertrage für je einen Hektar der landwirtschaftlich be¬
nutzten Fläche sind bei diesen zwölf Wirtschaften folgende:

Kleinbäuerliche Stelle im Kreise Neumarkt, Regierungsbezirk Breslau136 „
118 „
Hnlbbauernhof im Kreise Peine............103 „
Bauerngut im Kreise Neumarkt, Regierungsbezirk Breslau , . .,
»0 „
Bauerngut im Kreise Liegnitz.............85 „
76 „
Großbetrieb ohne Angabe der Lage..........»6 „
Kleinbäuerliche Stelle im Kreise Glogau, Regierungsbezirk Liegnitz.W „
50 „
Rittergut im Kreise Glognu, Regierungsbezirk Liegnitz.....87 „

Das sind in der That sehr merkwürdige Zahlen! Nicht nur der große Unter¬
schied in der Höhe der Reinertrage bei den verschiednen Wirtschaften, auch die
Höhe des Reinertrags überhaupt in der gegenwärtigen Notstandzeit ist beinahe
überraschend.

Bleiben wir zunächst bei Schlesien. Alle nenn schlesischen Wirtschaften


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0167" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/222471"/>
          <fw type="header" place="top"> Landwirtschaftliche Reinertrage</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_463"> Es ist bei der Behandlung dieser Frage doppelt nötig, sich streng auf<lb/>
thatsächlicher Grundlage zu halten, und dabei geht es natürlich nicht ohne<lb/>
einige Zahlen ab. In Bezug auf die thatsächlichen Unterlagen ist in den kürz¬<lb/>
lich veröffentlichten Ergebnissen neuer sachkundiger Spezialforschungen ein sehr<lb/>
wertvolles Material geboten, dem ich um so lieber folge, als es von einer<lb/>
Seite stammt, die den landwirtschaftlichen Notstand vollständig anerkennt und<lb/>
auf nichts weniger ausgeht, als die landwirtschaftlichen Reinertrage besser er¬<lb/>
scheinen zu lassen, als sie sind.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_464"> Die von dem preußischen Geheimen Oberregierungsrat Thiel heraus¬<lb/>
gegebnen Landwirtschastlichcn Jahrbücher bringen in ihrem neuesten Hefte<lb/>
(Band XXV, Heft 1) drei Aufsätze, die ganz unabhängig von einander die<lb/>
Frage des Reinertrags für zwölf Wirtschaften auf Grund neuerdings ver¬<lb/>
anstaltete Feststellungen behandeln. Von diesen zwölf Wirtschaften liegen sechs,<lb/>
und zwar zwei Rittergüter, zwei Bauerngüter und zwei kleinbäuerliche Stellen,<lb/>
im Regierungsbezirk Liegnitz, drei, ein Rittergut, ein Bauerngut und eine<lb/>
Stelle, im Regierungsbezirk Vreslau. Zwei weitere Wirtschaften, eine so¬<lb/>
genannte Halbkätnerstelle und ein Halbbauernhof, liegen im hannoverschen Kreise<lb/>
Peine. Bei der zwölften Wirtschaft, einem Großbetriebe, ist die Lage nicht<lb/>
angegeben, der Name des Verfassers, der sie behandelt hat, dentet aber auf<lb/>
Hannover, jedenfalls ist die Wirtschaft nicht im Osten zu suchen. Es liegt<lb/>
sonach das Material vor für vier Großbetriebe, vier Mittelbetriebe und vier<lb/>
Kleinbetriebe.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_465"> Die festgestellten Reinertrage für je einen Hektar der landwirtschaftlich be¬<lb/>
nutzten Fläche sind bei diesen zwölf Wirtschaften folgende:</p><lb/>
          <list>
            <item/>
            <item> Kleinbäuerliche Stelle im Kreise Neumarkt, Regierungsbezirk Breslau136 &#x201E;</item>
            <item> 118 &#x201E;</item>
            <item> Hnlbbauernhof im Kreise Peine............103 &#x201E;</item>
            <item> Bauerngut im Kreise Neumarkt, Regierungsbezirk Breslau  ,  . .,</item>
            <item> »0 &#x201E;</item>
            <item> Bauerngut im Kreise Liegnitz.............85 &#x201E;</item>
            <item> 76 &#x201E;</item>
            <item> Großbetrieb   ohne Angabe der Lage..........»6 &#x201E;</item>
            <item> Kleinbäuerliche Stelle im Kreise Glogau, Regierungsbezirk Liegnitz.W &#x201E;</item>
            <item> 50 &#x201E;</item>
            <item> Rittergut im Kreise Glognu, Regierungsbezirk Liegnitz.....87 &#x201E;</item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_466"> Das sind in der That sehr merkwürdige Zahlen! Nicht nur der große Unter¬<lb/>
schied in der Höhe der Reinertrage bei den verschiednen Wirtschaften, auch die<lb/>
Höhe des Reinertrags überhaupt in der gegenwärtigen Notstandzeit ist beinahe<lb/>
überraschend.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_467" next="#ID_468"> Bleiben wir zunächst bei Schlesien.  Alle nenn schlesischen Wirtschaften</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0167] Landwirtschaftliche Reinertrage Es ist bei der Behandlung dieser Frage doppelt nötig, sich streng auf thatsächlicher Grundlage zu halten, und dabei geht es natürlich nicht ohne einige Zahlen ab. In Bezug auf die thatsächlichen Unterlagen ist in den kürz¬ lich veröffentlichten Ergebnissen neuer sachkundiger Spezialforschungen ein sehr wertvolles Material geboten, dem ich um so lieber folge, als es von einer Seite stammt, die den landwirtschaftlichen Notstand vollständig anerkennt und auf nichts weniger ausgeht, als die landwirtschaftlichen Reinertrage besser er¬ scheinen zu lassen, als sie sind. Die von dem preußischen Geheimen Oberregierungsrat Thiel heraus¬ gegebnen Landwirtschastlichcn Jahrbücher bringen in ihrem neuesten Hefte (Band XXV, Heft 1) drei Aufsätze, die ganz unabhängig von einander die Frage des Reinertrags für zwölf Wirtschaften auf Grund neuerdings ver¬ anstaltete Feststellungen behandeln. Von diesen zwölf Wirtschaften liegen sechs, und zwar zwei Rittergüter, zwei Bauerngüter und zwei kleinbäuerliche Stellen, im Regierungsbezirk Liegnitz, drei, ein Rittergut, ein Bauerngut und eine Stelle, im Regierungsbezirk Vreslau. Zwei weitere Wirtschaften, eine so¬ genannte Halbkätnerstelle und ein Halbbauernhof, liegen im hannoverschen Kreise Peine. Bei der zwölften Wirtschaft, einem Großbetriebe, ist die Lage nicht angegeben, der Name des Verfassers, der sie behandelt hat, dentet aber auf Hannover, jedenfalls ist die Wirtschaft nicht im Osten zu suchen. Es liegt sonach das Material vor für vier Großbetriebe, vier Mittelbetriebe und vier Kleinbetriebe. Die festgestellten Reinertrage für je einen Hektar der landwirtschaftlich be¬ nutzten Fläche sind bei diesen zwölf Wirtschaften folgende: Kleinbäuerliche Stelle im Kreise Neumarkt, Regierungsbezirk Breslau136 „ 118 „ Hnlbbauernhof im Kreise Peine............103 „ Bauerngut im Kreise Neumarkt, Regierungsbezirk Breslau , . ., »0 „ Bauerngut im Kreise Liegnitz.............85 „ 76 „ Großbetrieb ohne Angabe der Lage..........»6 „ Kleinbäuerliche Stelle im Kreise Glogau, Regierungsbezirk Liegnitz.W „ 50 „ Rittergut im Kreise Glognu, Regierungsbezirk Liegnitz.....87 „ Das sind in der That sehr merkwürdige Zahlen! Nicht nur der große Unter¬ schied in der Höhe der Reinertrage bei den verschiednen Wirtschaften, auch die Höhe des Reinertrags überhaupt in der gegenwärtigen Notstandzeit ist beinahe überraschend. Bleiben wir zunächst bei Schlesien. Alle nenn schlesischen Wirtschaften

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222303
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222303/167
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222303/167>, abgerufen am 22.07.2024.