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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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Englands Macht

fünfzehn Stück davon. Obwohl Armstrong die Konstruktion als fehlerhaft be¬
zeichnete, mußte er doch die Kanonen anfertigen. Noch nach der Anfertigung
warnte ein Direktor der Armstrongwerke vor ihrem Gebrauch. Trotzdem kamen
vier auf den großen Panzer "Collingwood." Schon beim zweite" Schuß mit
nur halber Ladung sprang eins der Geschütze. Dennoch sind vier der Ge¬
schütze für den "Collingwood" bereitgestellt, also für ein Kriegsschiff der bri¬
tischen Flotte. Der "Ajax" und der "Agamemnon," zwei große Panzerschiffe,
liefen 1883 vom Stapel, Sie waren erbaut für große Angriffskraft und
Schnelligkeit. Bei der Erprobung fand sich, daß sie dem Steuer nicht folgten,
sobald sie mehr als acht Meilen in der Stunde laufen sollten. Der "Colling¬
wood" von der sogenannten Admiralsklasse ist so unrichtig gepanzert, das; er
an einem halben Dutzend Punkten zum Sinken getroffen werden kann. Dazu
sind, wie gesagt, seine Kanonen so schlecht, daß sie schon bei halber Ladung
springen, unmöglich also mit Vertrauen und Erfolg von den Matrosen bedient
werden können." Noch schlechter als "Collingwood" sollen die Panzerschiffe
"Victoria" und "Sans Pareil" sein. So rechnet Churchill der Admiralität
nach, daß sie in dreizehn Jahren achtzehn Schiffe gebaut hat, die für ihren
Zweck, den Krieg, unbrauchbar sind. Ich kann hier nicht auf alle weitern
Anklagen eingehen, die Churchill noch gegen die Marinebehörden seines Vater-
landes nnsspricht, z. B. die, daß die Kohlenstationen im Auslande schlecht ein¬
gerichtet seien, daß man Verpflegungsgegenstände, wie Büchsenfleisch nach
Australien, Zucker und Nun nach Jamaika, Thee nach Hongkong von Eng¬
land ans an die dort stationirten Schiffe sende, während doch diese Dinge an
Ort und Stelle billiger zu beziehen seien, mir eins noch will ich nach Chur¬
chills Angabe" erzählen: "Als die französische und die englische Flotte l881
vor Alexandria lagen, überließ die französische den Engländern das Bombar¬
dement der Stadt. Die englischen Schiffe "Alexandra," "Temeraire" und
"Monarch," alle drei schwere Kriegsschiffe, feuerten eine Anzahl von Granaten
aus ihren elfzöllige" Kanonen. Was war ihre Lage nachher? Gesetzt, der fran¬
zösische Admiral hätte sich der Landung der Engländer widersetzen wollen, die
Engländer Hütten ihm ohne weiteres "achgebe" müsse"; de"" sie hatte" für
jede ihrer schweren elfzöllige" Kanonen nur noch zehn Schuß, und was das
Schlimmste war, in dem großen englischen Arsenal der Insel Malta befand
sich auch nicht der geringste Vorrat mehr an Munition für diese Geschütze.
Außerdem hatten die Granaten so schlechte, unzuverlässige Zünder, daß ein
großer Teil der Geschosse nicht zersprang."

Die oben aufgeführten Kriegsschiffe befinden sich, wenn auch teilweise
umgebaut, uoch heute in der englischen Kriegsmarine, wie man sich im
Jahrgange 189L des Gothaischen Kalenders überzeugen kann. Die Stärke
der britischen Flotte wird dort anf 212 neuere und 235 ältere Schiffe an¬
gegeben, aber ausschließlich Torpedoboote und armirte Handelsdampfer ver-


Englands Macht

fünfzehn Stück davon. Obwohl Armstrong die Konstruktion als fehlerhaft be¬
zeichnete, mußte er doch die Kanonen anfertigen. Noch nach der Anfertigung
warnte ein Direktor der Armstrongwerke vor ihrem Gebrauch. Trotzdem kamen
vier auf den großen Panzer »Collingwood.« Schon beim zweite» Schuß mit
nur halber Ladung sprang eins der Geschütze. Dennoch sind vier der Ge¬
schütze für den »Collingwood« bereitgestellt, also für ein Kriegsschiff der bri¬
tischen Flotte. Der »Ajax« und der »Agamemnon,« zwei große Panzerschiffe,
liefen 1883 vom Stapel, Sie waren erbaut für große Angriffskraft und
Schnelligkeit. Bei der Erprobung fand sich, daß sie dem Steuer nicht folgten,
sobald sie mehr als acht Meilen in der Stunde laufen sollten. Der »Colling¬
wood« von der sogenannten Admiralsklasse ist so unrichtig gepanzert, das; er
an einem halben Dutzend Punkten zum Sinken getroffen werden kann. Dazu
sind, wie gesagt, seine Kanonen so schlecht, daß sie schon bei halber Ladung
springen, unmöglich also mit Vertrauen und Erfolg von den Matrosen bedient
werden können." Noch schlechter als „Collingwood" sollen die Panzerschiffe
„Victoria" und „Sans Pareil" sein. So rechnet Churchill der Admiralität
nach, daß sie in dreizehn Jahren achtzehn Schiffe gebaut hat, die für ihren
Zweck, den Krieg, unbrauchbar sind. Ich kann hier nicht auf alle weitern
Anklagen eingehen, die Churchill noch gegen die Marinebehörden seines Vater-
landes nnsspricht, z. B. die, daß die Kohlenstationen im Auslande schlecht ein¬
gerichtet seien, daß man Verpflegungsgegenstände, wie Büchsenfleisch nach
Australien, Zucker und Nun nach Jamaika, Thee nach Hongkong von Eng¬
land ans an die dort stationirten Schiffe sende, während doch diese Dinge an
Ort und Stelle billiger zu beziehen seien, mir eins noch will ich nach Chur¬
chills Angabe» erzählen: „Als die französische und die englische Flotte l881
vor Alexandria lagen, überließ die französische den Engländern das Bombar¬
dement der Stadt. Die englischen Schiffe »Alexandra,« »Temeraire« und
»Monarch,« alle drei schwere Kriegsschiffe, feuerten eine Anzahl von Granaten
aus ihren elfzöllige» Kanonen. Was war ihre Lage nachher? Gesetzt, der fran¬
zösische Admiral hätte sich der Landung der Engländer widersetzen wollen, die
Engländer Hütten ihm ohne weiteres »achgebe» müsse»; de»» sie hatte» für
jede ihrer schweren elfzöllige» Kanonen nur noch zehn Schuß, und was das
Schlimmste war, in dem großen englischen Arsenal der Insel Malta befand
sich auch nicht der geringste Vorrat mehr an Munition für diese Geschütze.
Außerdem hatten die Granaten so schlechte, unzuverlässige Zünder, daß ein
großer Teil der Geschosse nicht zersprang."

Die oben aufgeführten Kriegsschiffe befinden sich, wenn auch teilweise
umgebaut, uoch heute in der englischen Kriegsmarine, wie man sich im
Jahrgange 189L des Gothaischen Kalenders überzeugen kann. Die Stärke
der britischen Flotte wird dort anf 212 neuere und 235 ältere Schiffe an¬
gegeben, aber ausschließlich Torpedoboote und armirte Handelsdampfer ver-


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[0555] Englands Macht fünfzehn Stück davon. Obwohl Armstrong die Konstruktion als fehlerhaft be¬ zeichnete, mußte er doch die Kanonen anfertigen. Noch nach der Anfertigung warnte ein Direktor der Armstrongwerke vor ihrem Gebrauch. Trotzdem kamen vier auf den großen Panzer »Collingwood.« Schon beim zweite» Schuß mit nur halber Ladung sprang eins der Geschütze. Dennoch sind vier der Ge¬ schütze für den »Collingwood« bereitgestellt, also für ein Kriegsschiff der bri¬ tischen Flotte. Der »Ajax« und der »Agamemnon,« zwei große Panzerschiffe, liefen 1883 vom Stapel, Sie waren erbaut für große Angriffskraft und Schnelligkeit. Bei der Erprobung fand sich, daß sie dem Steuer nicht folgten, sobald sie mehr als acht Meilen in der Stunde laufen sollten. Der »Colling¬ wood« von der sogenannten Admiralsklasse ist so unrichtig gepanzert, das; er an einem halben Dutzend Punkten zum Sinken getroffen werden kann. Dazu sind, wie gesagt, seine Kanonen so schlecht, daß sie schon bei halber Ladung springen, unmöglich also mit Vertrauen und Erfolg von den Matrosen bedient werden können." Noch schlechter als „Collingwood" sollen die Panzerschiffe „Victoria" und „Sans Pareil" sein. So rechnet Churchill der Admiralität nach, daß sie in dreizehn Jahren achtzehn Schiffe gebaut hat, die für ihren Zweck, den Krieg, unbrauchbar sind. Ich kann hier nicht auf alle weitern Anklagen eingehen, die Churchill noch gegen die Marinebehörden seines Vater- landes nnsspricht, z. B. die, daß die Kohlenstationen im Auslande schlecht ein¬ gerichtet seien, daß man Verpflegungsgegenstände, wie Büchsenfleisch nach Australien, Zucker und Nun nach Jamaika, Thee nach Hongkong von Eng¬ land ans an die dort stationirten Schiffe sende, während doch diese Dinge an Ort und Stelle billiger zu beziehen seien, mir eins noch will ich nach Chur¬ chills Angabe» erzählen: „Als die französische und die englische Flotte l881 vor Alexandria lagen, überließ die französische den Engländern das Bombar¬ dement der Stadt. Die englischen Schiffe »Alexandra,« »Temeraire« und »Monarch,« alle drei schwere Kriegsschiffe, feuerten eine Anzahl von Granaten aus ihren elfzöllige» Kanonen. Was war ihre Lage nachher? Gesetzt, der fran¬ zösische Admiral hätte sich der Landung der Engländer widersetzen wollen, die Engländer Hütten ihm ohne weiteres »achgebe» müsse»; de»» sie hatte» für jede ihrer schweren elfzöllige» Kanonen nur noch zehn Schuß, und was das Schlimmste war, in dem großen englischen Arsenal der Insel Malta befand sich auch nicht der geringste Vorrat mehr an Munition für diese Geschütze. Außerdem hatten die Granaten so schlechte, unzuverlässige Zünder, daß ein großer Teil der Geschosse nicht zersprang." Die oben aufgeführten Kriegsschiffe befinden sich, wenn auch teilweise umgebaut, uoch heute in der englischen Kriegsmarine, wie man sich im Jahrgange 189L des Gothaischen Kalenders überzeugen kann. Die Stärke der britischen Flotte wird dort anf 212 neuere und 235 ältere Schiffe an¬ gegeben, aber ausschließlich Torpedoboote und armirte Handelsdampfer ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/555>, abgerufen am 23.11.2024.